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Dakar-Rallye 2014

Führungswechsel vor Finaltag

Stephane Peterhansel übernimmt mit dem tagesssieg gegen die Anordnung des Teams die Gesamtführung. Er meint aber: „Roma hätte vorbeifahren können“.

Foto: x-Raid

Von wegen Stallorder bei X-raid: Einen Tag nachdem er sich nur widerwillig an die Anweisung von Teamchef Sven Quandt gehalten hatte, setzte Dakar-Rekordsieger Stephane Peterhansel (Mini) auf der zwölften Etappe von El Salvador nach La Serena seinen eigenen Kopf durch.

Der Franzose holte sich auf der 349 Kilometer langen Sonderprüfung, die wieder einmal lange Zeit von Nasser Al-Attiyah dominiert wurde, die Bestzeit und damit den Tagessieg. Al-Attiyah, der das Geschehen bis zum letzten Checkpoint im Griff hatte, lief mit 3:38 Minuten Rückstand als Zweiter ein.

Wichtiger allerdings, dass Joan "Nani" Roma, der als Gesamtführender in die Etappe gestartet war, mit einem Rückstand von 5:58 Minuten auf Peterhansel nur Dritter wurde. Somit gibt es vor der Schlussetappe der Rallye Dakar 2014 doch noch einmal einen Wechsel an der Spitze des Gesamtklassements: Peterhansel geht mit 26 Sekunden Vorsprung auf Roma in das letzte Teilstück bis nach Valparaiso.

"Ich weiß nicht was los war", zuckt Peterhansel angesprochen auf die Vorkommnisse auf Etappe zwölf mit den Schultern. "Vorne waren die Jungs nicht allzu schnell. Irgendwann traf ich auf Nani und habe ihn überholt. Er war sehr langsam unterwegs. Ich glaube, er hatte einen Platten. Kurz vor dem Ziel habe ich auf einer Düne angehalten und ihm ein Zeichen gegeben, dass er vorbeifahren könne. Das tat er nicht, weil er wohl nicht als Erster über die Düne fahren wollte. So fuhr ich halt allein ins Ziel."

Die Reaktion von Roma lässt nicht lange auf sich warten: "Ich hatte schon nach 20 Kilometern einen Reifenschaden. Das ging schon mal gut los. Anschließend versuchte ich, die Konzentration aufrechtzuerhalten. Als es in die Dünen ging, lag ich hinter Nasser. Plötzlich gab es da eine nicht überwindbare Düne. Ich umfuhr sie. Bei dieser Gelegenheit kam Stephane vorbei. Das meinte ich gestern, als ich sagte, es gibt keine Anweisungen. Wir werden sehen, was morgen passiert. Noch ist alles drin. Wir reden von einem Abstand von etwas mehr als 20 Sekunden. Wir werden sehen, wie es ausgeht."

Orlando Terranova in einem weiteren X-raid-Mini lag beim letzten Checkpoint noch hinter Al-Attiyah und Peterhansel an dritter Stelle, erreichte das Etappenziel aber mit deutlichem Rückstand außerhalb der Top 5. "Kurz vor dem Ziel haben wir einen Wegpunkt verpasst und mussten umkehren. Zudem hatten wir kurz darauf noch zwei Reifenschäden. Unterm Strich haben wir viel Zeit verloren. So etwas kann vorkommen", meint der Argentinier, der am Donnerstag noch den Tagessieg abgestaubt hatte.

So wurde Toyota-Pilot Giniel de Viliers auf Etappe zwölf als einmal mehr bester Nicht-Mini-Fahrer Vierter vor Krzysztof Holowczyc, der seinen X-raid-Mini trotz eines Reifenschadens bei Kilometer 128 letztlich als Fünfter ins Ziel brachte. Damit verlor der Pole jedoch seinen vierten Gesamtrang an de Villiers. SMG-Buggy-Pilot Ronan Chabot beendete die vorletzte Etappe als Sechster.

An der Spitze ist aufgrund der jüngsten Vorkommnisse auf jeden Fall für Spannung gesorgt: Holt sich Roma seinen zweiten Dakar-Sieg nach dem Triumph in der Motorrad-Wertung im Jahr 2004 oder aber bringt Peterhansel seinen denkbar knappen Vorsprung von 26 Sekunden ins Ziel und krönt sich zum zwölften Mal als Sieger der Rallye Dakar?

Ergebnis der 12. Etappe (Top 10):
01. Peterhansel/Cottret (Mini) - 3:38:19 Stunden
02. Al-Attiyah/Cruz (Mini) +3:38 Minuten
03. Roma/Perin (Mini) +5:58
04. De Villiers/von Zitzewitz (Toyota) +10:48
05. Holowczyc/Zhiltsow (Mini) +14:06
06. Chabot/Pillot (SMG-Buggy) +18:24
07. Garafulic/Picard (Mini) +25:26
08. Alvarez/Graue (Ford) +26:15
09. Terranova/Fiuza (Mini) +29:50
10. Lavieille/Garcin (Haval) +31:09

Gesamtwertung nach 12 von 13 Etappen (Top 10):
01. Peterhansel/Cottret (Mini) - 48:45:45 Stunden
02. Roma/Perin (Mini) +26 Sekunden
03. Al-Attiyah/Cruz (Mini) +54:07 Minuten
04. De Villiers/von Zitzewitz (Toyota) +1:21:13 Stunden
05. Terranova/Fiuza (Mini) +1:27:57
06. Holowczyc/Zhiltsow (Mini) +3:57:25
07. Dabrowski/Czachor (Toyota) +5:26:09
08. Lavieille/Garcin (Haval) +5:34:59
09. Kaczmarski/Palmeiro (Mini) +6:55:33
10. Wasiljew/Jewtschenkow (Mini) +7:00:59

Bikes: Despres mit Tagessieg

Die Rallye Dakar biegt auf die Zielgerade ein. Am Freitag, dem vorletzten Tag der Rallye, standen 699 Kilometer von El Salvador nach La Serena auf dem Programm. Die Stoppuhren für die als Etappe zwölf in die Wertung eingehende Schleife wurden allerdings schon bei Kilometer 350 wie geplant angehalten. Der Rest der Etappe ist als Verbindungsstück ausgeschrieben.

In der Motorrad-Wertung bekam der Führende Marc Coma, der die Donnerstagsetappe für sich entschieden hatte, nachträglich eine 15-Minuten-Zeitstrafe aufgebrummt. Grund: An der KTM des Spaniers wurde beim abendlichen Service in El Salvador der Motor gewechselt. Somit verringerte sich Comas Vorsprung auf Joan Barreda-Bort (Honda) von 52 auf 37 Minuten.

Mit dieser Ausgangslage führte Coma das Fahrerfeld in die vorletzte Etappe. Auf dieser ließ es der Spitzenreiter dann vergleichsweise ruhig angehen und überließ Cyril Despres (Yamaha) die Führungsarbeit. Der Franzose, dem durch die Zeitstrafe Comas nachträglich der Sieg auf Etappe elf zugesprochen wurde, fuhr zu einem weiteren Tagessieg.

Auf dem Weg dorthin ließ sich Despres auch vom Verpassen eines Wegpunkts und anschließender Suche dieses Punkts nicht beirren. Coma, den Despres im Schlepptau hatte, verpasste den Wegpunkt ebenfalls, fand aber gemeinsam mit Despres wieder den rechten Weg und so kamen die beiden auf den Plätzen eins und zwei ins Ziel.

"Eine tolle Etappe", bemerkt Sieger Despres. "Anfangs recht schnell und mit einigen Steinen versehen. Im letzten Teil war die Navigation dann nicht einfach", spricht der Yamaha-Pilot auf den tückischen Dünengürtel kurz vor dem Etappenziel an, auf dem er sich gemeinsam mit Coma kurzerhand verfuhr. Egal: "Insgesamt habe ich den Tag sehr genossen. Das ist das Wichtigste", so der Tagessieger.

Coma kam unterm Strich mit einem Rückstand von 2:17 Minuten auf Despres als Zweiter ins Ziel. Damit hat der Spanier seinen vierten Dakar-Sieg so gut wie in der Tasche. Verfolger Barreda-Bort nämlich verlor bei Kilometer 264 aufgrund eines technischen Defekts an seiner Honda haufenweise Zeit.

"Ich hatte Probleme mit der Elektrik. Das Motorrad lief nicht sauber und dann gab auch noch die Batterie ihren Geist auf. Jetzt ist alles verloren", bemerkt der vierfache Etappensieger ernüchtert. Mit einem Rückstand von zweieinhalb Stunden auf Sieger Despres schleppte Barreda-Bort seine waidwunde Honda doch noch ins Ziel, allerdings außerhalb der Top 60 der Tageswertung.

Für Spitzenreiter Coma sind derartige Vorkommnisse keine Überraschung. "Wir wissen aus der Vergangenheit, dass diese Etappe normalerweise die entscheidende ist. Ich bin angekommen und daher bin ich natürlich zufrieden", kommentiert der KTM-Pilot. Das Verpassen des Wegpunkts mit Despres bezeichnet er als "kleinen Fehler" und richtet seinen Blick nach vorn: "Morgen stehen noch einmal 150 Kilometer auf dem Programm. Das ist eine ganze Menge. Ich muss mich schon seit Tagen beherrschen und konzentriert bleiben. So werde ich es auch morgen handhaben."

Hinter Despres und Coma landeten Olivier Pain (Yamaha), Helder Rodrigues (Honda) und Jordi Viladoms (KTM) auf den Plätzen drei bis fünf der Tageswertung. Dahinter Daniel Gouet (Honda), Kuba Przygonski (KTM) und Überraschungsmann David Casteu. Der französische KTM-Pilot war nach einem vorangegangenen Sturz mit gebrochenem Schlüsselbein unterwegs, ließ sich davon aber nicht beirren und beendete die Etappe als Achter.

Vor der Schlussetappe beträgt Comas Vorsprung an der Spitze der Gesamtwertung nun satte zwei Stunden auf den neuen Zweitplatzierten Viladoms. Dieser hat die Hoffnung, den Dakar-Sieg noch abzustauben, nicht aufgegeben. "Man kann bei einer noch anstehenden Etappe niemals sagen, es ist vorbei. Noch sind ein paar Kilometer zurückzulegen."

"So oder so bin ich aber natürlich zufrieden mit dem, was wir bisher erreicht haben. Ich weiß nicht, was bei Joan los war. Ich sah nur, wie er sein Motorrad am Pistenrand reparierte", spricht Viladoms auf das Pech des tagelang auf Platz zwei liegenden Honda-Pilot Barreda-Bort an. Dieser muss sich den Traum vom Podestplatz bei der Dakar 2014 abschminken.

Ganz anders Despres: Der Franzose rückte durch die technischen Probleme bei Barreda-Bort und dank seines eigenen Tagessieges auf Gesamtrang vier hinter Yamaha-Kollege Pain nach vorn. Vom Podest trennen den fünffachen Dakar-Sieger jetzt nur noch vier Minuten. Sollte es Despres doch noch schaffen, seine seit 2003 bestehende Serie von Podestplätzen fortzusetzen? Die letzte Etappe bis nach Valparaiso wird es zeigen.

Ergebnis der 12. Etappe (Top 10):
01. Cyril Despres (Yamaha) - 3:58:18 Stunden
02. Marc Coma (KTM) +2:17 Minuten
03. Olivier Pain (Yamaha) +5:53
04. Helder Rodrigues (Honda) +7:21
05. Jordi Viladoms (KTM) +9:10
06. Daniel Gouet (Honda) +9:52
07. Kuba Przygonski (KTM) +10:45
08. David Casteu (KTM) +11:03
09. Ivan Jakes (KTM) +12:04
10. Javier Pizzolito (Honda) +12:49

Gesamtwertung nach 12 von 13 Etappen (Top 10):
01. Marc Coma (KTM) - 52:40:16 Stunden
02. Jordi Viladoms (KTM) +1:59:49 Stunden
03. Olivier Pain (Yamaha) +2:10:16
04. Cyril Despres (Yamaha) +2:14:01
05. Helder Rodrigues (Honda) +2:30:39
06. Kuba Przygonski (KTM) +2:37:23
07. Joan Barreda-Bort (Honda) +3:04:54
08. Daniel Gouet (Honda) +3:17:10
09. Stefan Svitko (KTM) +3:52:45
10. David Casteu (KTM) +4:01:42

Quads: Casale auf der Siegerstraße

Seit dem Jahr 2009 gastiert die Rallye Dakar in Südamerika und seitdem gibt es die Quad-Wertung. Die bisherigen Sieger: Josef Machacek aus der Tschechischen Repbulik (2009) sowie je zweimal die Patronelli-Brüder aus Argentinien: Marcos Patronelli siegte in den Jahren 2010 und 2013, Bruder Alejandro Patronelli in den Jahren 2011 und 2012.

Bei der diesjährigen Ausgabe deutet vor der Schlussetappe alles auf einen Sieg des chilenischen Yamaha-Piloten Ignacio Casale hin. Auf der zwölften und vorletzten Etappe holte dieser sich bereits den sechsten Tagessieg und geht nun mit einem beruhigenden Polster von 1:23 Stunden auf Markenkollege Rafal Sonik in den Schlusstag.

Auf den Plätzen zwei und drei der zwölften Etappe liefen Sebastian Husseini (Honda) und Sergej Karjakin (Yamaha) ein. Husseini ist Platz drei in der Gesamtwertung so gut wie sicher.

Ergebnis der 12. Etappe (Top 5):
01. Ignacio Casale (Yamaha) - 5:05:08 Stunden
02. Sebastian Husseini (Honda) +5:05 Minuten
03. Sergej Karjakin (Yamaha) +17:13
04. Rafal Sonik (Yamaha) +19:10
02. Victor Manuel Gallegos Lozic (Honda) +24:42

Gesamtwertung nach 12 von 13 Etappen (Top 5):
01. Ignacio Casale (Yamaha) - 66:16:27 Stunden
02. Rafal Sonik (Yamaha) +1:23:42 Stunden
03. Sebastian Husseini (Honda) +5:39:30
04. Mohammed Abu-Issa (Honda) +9:56:06
05. Victor Manuel Gallegos Lozic (Honda) +10:19:00

Trucks: Karginow kaum einzuholen

Das in der Truck-Wertung tobende Duell um den Gesamtsieg zwischen Andrej Kargniow (Kamaz) und Gerard de Rooy (Iveco) tobte auch im Kampf um den Sieg auf der zwölften und vorletzten Etappe. Der Russe und der Niederländer wechselten sich zwischen El Salvador und La Serena mehrfach an der Spitze der Zeitenliste ab.

Unterm Strich hatte Verfolger de Rooy knapp die Nase vorn und holte sich seinen zweiten Tagessieg bei der diesjährigen Ausgabe. Im Kampf um den Gesamtsieg hat dennoch Karginow die besten Karten. Der Russe kam am Freitag nur 31 Sekunden hinter de Rooy ins Ziel, geht mit einem Vorsprung von 7:25 Minuten in die Schlussetappe am Samstag und steht somit kurz vor seinem ersten Dakar-Sieg.

Platz drei in der Gesamtwertung ist Karginows Landsmann und Kamaz-Markenkollege Eduard Nikolaew kaum noch zu nehmen, zumal Verfolger Ales Loprais (Tatra) heute nach 168 Kilometern stehenblieb. Die Schlussetappe nach Valparaiso führt am Samstag über 157 Wertungskilometer.

Ergebnis der 12. Etappe (Top 5):
01. De Rooy/Colsoul/Rodewald (Iveco) - 4:10:24 Stunden
02. Karginow/Mokeew/Dewjatkin (Kamaz) +31 Sekunden
03. Nikolaew/Jakowlew/Rjbakow (Kamaz) +3:18 Minuten
04. Schibalow/Amatitsch/Khisamiew (Kamaz) +10:39
05. Sotnikow/Mitsjukaew/Aferin (Kamaz) +11:30

Gesamtwertung nach 12 von 13 Etappen (Top 5):
01. Karginow/Mokeew/Dewjatkin (Kamaz) - 52:36:12 Stunden
02. De Rooy/Colsoul/Rodewald (Iveco) +7:25 Minuten
03. Nikolaew/Jakowlew/Rjbakow (Kamaz) +1:38:38 Stunden
04. Sotnikow/Mitsjukaew/Aferin (Kamaz) +3:21:18
05. Schibalow/Amatitsch/Khisamiew (Kamaz) +4:40:51

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