MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Selbst ist die Frau

Jutta Kleinschmidt und Bruno Saby treten heuer für Volkswagen bei der Dakar-Rallye an, die Logistik des Team ist eine besondere Herausforderung.

motorline.cc

Während Rundstrecken-Rennfahrer im Winter in aller Regel ein klein wenig ausspannen und sich zwischen einzelnen Trainings-Einheiten auf Weihnachten freuen dürfen, beginnt für eine andere Spezies von Motorsportlern buchstäblich harte Knochenarbeit:

Jutta Kleinschmidt und Beifahrerin Fabrizia Pons sowie Bruno Saby und Copilot Matthew Stevenson, die Marathon-Werkspiloten von Volkswagen, bereiten sich intensiv auf die Rallye Dakar (1.-18. Januar 2004) vor – nicht nur körperlich beim Fitness-Programm.

Im Dezember lernt das Cockpit-Quartett den Race-Touareg erstmals aus einer ganz neuen Perspektive kennen. Nach erfolgreichen Abstimmungsarbeiten und 4.300 Test-Kilometern im November in Marokko bauen die Piloten und Beifahrer ihre beiden Einsatzfahrzeuge unter kundiger Anleitung der Ingenieure, Techniker und Mechaniker des Werksteams von Volkswagen in Wolfsburg selbst mit auf.

Hintergrund der Übung: Um für alle Eventualitäten der insgesamt mehr als 11.000 Kilometer langen Rallye Dakar gewappnet zu sein, müssen die Fahrer und ihre Navigatoren den Race-Touareg in allen Details kennen und im Ernstfall selbst reparieren können. Tagesabschnitte von teilweise mehr als 1.000 Kilometern, so genannte Marathon-Etappen über zwei Tage ohne Begleit-Service, all dies unter härtesten Bedingungen in der Wüste oder im Busch – der Kampf um Sekunden kann schnell zum Kampf ums Ankommen werden.

Bereits bei der Konzeption des Race-Touareg hat Konstruktionsleiter Eduard Weidl deshalb auf hohe Service-Freundlichkeit geachtet. Viele identische Teile oder Baugruppen reduzieren die Zahl der Ersatzteile, modernste Verschluss- und Flanschsysteme vereinfachen die Reparatur und verkürzen Tauschzeiten.

Davon profitieren natürlich nicht nur die vier Piloten, wenn sie selbst Hand anlegen müssen. Abends kümmert sich eine versierte Service-Mannschaft um die Wartung der beiden Race-Touareg, die im Lauf der Rallye 5.424 Kilometer an Spezialprüfungen absolvieren. Damit bewältigen die beiden Rallye-Fahrzeuge in nur 18 Tagen eine Distanz, die die summierte Länge aller Formel-1-Rennen einer Saison deutlich übertrifft.

Eine logistische Herausforderung

43 Mitarbeiter umfasst die Mannschaft von Volkswagen – von den Mechanikern bis zu Motorsport-Direktor Kris Nissen, die beiden Fahrer und ihre Copiloten eingeschlossen. Für die präzise Koordination des Einsatzes zeichnet Paco Crous verantwortlich. Der Logistiker spanischer Herkunft, der schon 16 Ausgaben der Rallye Dakar als Koordinator für unterschiedlichste Teams erlebt hat, disponiert mit seinen Mitarbeitern neben dem Personal auch das gesamte Material, darunter alleine eine Flotte von insgesamt 14 Fahrzeugen.

So werden die beiden Race-Touareg von Jutta Kleinschmidt und Bruno Saby von zwei im Wettbewerb eingeschriebenen Race-Trucks begleitet. Diese in einer eigenen Lkw-Wertung startenden Nutzfahrzeuge sind die einzige Hilfe, auf die die Piloten während einer Spezialprüfung zurückgreifen können.

Sie sind von kaum zu überschätzender Bedeutung, wie Werkspilotin Jutta Kleinschmidt im Januar 2003 erlebte. Damals bewahrte sie der von Franz Echter, Johannes Lehrer und Detlef Ruf gesteuerte Race-Truck auf der elften Etappe vor einem drohenden Ausfall und ermöglichte Jutta Kleinschmidt und Fabrizia Pons somit Gesamtrang acht sowie Platz zwei in der Klasse für zweiradangetriebene Fahrzeuge hinter ihren Volkswagen-Teamkollegen.

Insbesondere auf den so genannten Marathon-Etappen, die in diesem Jahr am 8./9. Januar und am 15./16. Januar auf dem Programm stehen, wächst die Bedeutung der Race-Trucks nochmals. Dann nämlich steuert der Begleit-Tross ein anderes Etappenziel an – die Rallye-Fahrzeuge mit Race-Trucks einerseits und das restliche Team andererseits bleiben für zwei Tage und eine Nacht getrennt.

Selbsthilfe ist für die Rallye-Piloten die einzige Form von Service. Neben diesen vier im Wettbewerb eingeschriebenen Fahrzeugen – zwei Race-Touareg und den beiden zweiachsigen Race-Trucks – umfasst das Aufgebot von Volkswagen auch drei Service-Lastwagen, die mit technischem Material ausgestattet sind.

Zwei weitere Nutzfahrzeuge – die Support-Trucks mit Doppelkabine – transportieren logistisch notwendiges und persönliches Ausrüstungsmaterial der Teammitglieder. Fünf Touareg Competition schließlich, die das übrige Teampersonal zum Transport nutzt, komplettieren das technische Aufgebot von Volkswagen.

Dass den Begleit-Mannschaften dabei eine keineswegs leichtere Aufgabe zufällt als den Piloten des Race-Touareg, verdeutlichen die Distanzen der Etappen sieben bis zehn: 3093 Kilometer warten an den vier Tagen auf Jutta Kleinschmidt und Bruno Saby, während die Service-Mannschaft in dieser Zeit 3850 Kilometer absolvieren muss.

Wenn also am 1. Januar in Clermont-Ferrand die Startflagge fällt, beginnen sowohl für die Rallyepiloten als auch das Begleit-Team von Volkswagen 18 aufregende Tage bei der härtesten Rallye der Welt.

News aus anderen Motorline-Channels:

Dakar-Rallye 2004

- special features -

Weitere Artikel:

Die Formel-1-Kommission hat erneut über Änderungen am Motorenreglement 2026 diskutiert - Welche Entscheidungen am Donnerstag außerdem getroffen wurden

GP von Saudi Arabien: Bericht

Piastri gewinnt vor Verstappen!

Max Verstappen liefert beim Rennen in Dschidda mehr Gegenwehr als erwartet, wegen einer Zeitstrafe ist er aber gegen Oscar Piastri letztendlich chancenlos

GP von Saudi-Arabien: Freies Training

McLaren gibt Ton an - Crash von Tsunoda

Lando Norris sichert sich die Bestzeit im zweiten Freien Training in Dschidda, Max Verstappen landet auf P3, Yuki Tsunoda kurz vor Ende der Session in der Mauer

Rallycross Melk: Vorschau

Rallycross: Saisonstart in Melk

Die Rallycross-Staatsmeisterschaft startet mit dem Rennen am 26. und 27. April in die neue Saison. Abermals wird das hochklassige Feld der FIA Zentraleuropa-Meisterschaft mit an der Startline stehen. Eine Premiere feiert die neue Klasse der Histo-RX.

Rechbergrennen: Bericht

Der Rechberg lebt…und bebt

Der Rechberg lebt…und bebt…auch bei der 51. Auflage. Kevin Petit und Reto Meisel sind die Dominatoren des Berg-Klassikers. Christoph Lampert bester Österreicher. Neuer Streckenrekord und Höchstleistungen im Almenland.