
Rallye-WM: Türkei | 06.06.2008
"Ich mag es, wenn es rutscht und marschiert"
Andreas Aigner spricht im motorline.cc-Interview über seinen zweiten Saisonsieg bei der Akropolis-Rallye und sein Ziel, den WM-Titel in der PWRC.
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Red Bull Rallye Team
Andreas Aigner und sein Co-Pilot Klaus Wicha konnten bei der knüppelharten Akropolis-Rallye bereits ihren zweiten Saisonsieg in der PWRC erringen. Das Red Bull Rallye Team rund um Mastermind Raimund Baumschlager feierte dank des zweiten Rangs von Bernardo Sousa einen Doppelsieg und konnte damit das beste Ergebnis in der Teamgeschichte erzielen. Aigner führt in der PWRC nun mit 20 Punkten - vor Jari Ketomaa mit 14, Juho Hänninen mit 12 sowie Sousa mit 10 Zählern. In einer Woche (13. bis 15. Juni) wird in der Türkei bereits die nächste PWRC-Rallye in Angriff genommen. motorline.cc bat Andi Aigner zum Interview.
Andi, gratulation zu deinem tollen Sieg bei der Akropolis-Rallye - viele haben von der härtesten Rallye des Jahres gesprochen.
In diesem Jahr was das sicher die härteste Rallye - für das Material, für das Auto und auch für die Fahrer. Die Argentinien-Rallye war sicher auch hart für die Fahrer - aber von der Belastung des Materials her war Griechenland sicher die mit Abstand härteste Rallye.
Man hat den Eindruck, dass du dich derzeit in Bestform befindest...
Naja, Bestform würde ich jetzt nicht unbedingt sagen - es ist halt auch so, dass zum einen das Auto perfekt läuft und zum anderen liegen mir solche Bedingungen wie sie in Griechenland vorherrschten ganz besonders gut. Je weniger Grip es gibt, je rutschiger es ist, desto mehr taugt es mir. Ich mag das, wenn es rutscht und marschiert.
In der Türkei, wo in einer Woche der nächste PWRC-Lauf stattfindet, kommt es ganz gern zu Wetterkapriolen - das müsste dir dann ja entgegenkommen?
Wie du schon sagst, kommt es in der Türkei auf das Wetter an. Die Prüfungen dort sind nicht ganz so hart wie jene in Griechenland, aber sie liegen mir ganz gut, wir waren dort auch immer schnell unterwegs. 2006, mit dem Skoda Fabia WRC war es richtig schlammig, lehmig. Wenn es dort wieder so stark regnen sollte und es wieder so schlammig werden sollte, dann wird das mit den harten Einheitsreifen quasi Argentinien zum Quadrat. Da wird man sich dann vielleicht auch etwas überlegen müssen - dass man vielleicht die Reifen von Hand aus nachschneiden darf, denn sonst wird das recht kritisch.
Du führst nun in der PWRC-Wertung mit sechs Punkten Vorsprung - jetzt peilst du den PWRC-Titel an, nicht wahr?
Im Grunde genommen peilen wir schon seit zwei Jahren den PWRC-Titel an, aber erst jetzt sieht es besonders gut für uns aus. Denn zuvor mussten wir immer einen Rückstand aufholen - jetzt sind wir in der Lage, dass wir nicht andauernd nur puschen müssen. Jetzt verfügen wir über einen Punktepolster, was natürlich weitaus angenehmer ist. Wir müssen in der Türkei nicht unbedingt gewinnen - es wären auch acht oder sechs Punkte erfreulich, klarerweise wären zehn Punkte noch erfreulicher.
Zumal deine direkten Gegner in der Meisterschaft, Jari Ketomaa und Juho Hänninen die Türkei als eines von jeweils zwei Streichresultaten nominiert haben...
Das ist richtig - sie fahren beide nicht in der Türkei. Wir haben uns für Finnland und Japan als Streichresultate entschieden - wobei wir in Finnland trotzdem fahren werden, aber eben ohne Punkteberechtigung. Darauf freue ich mich schon riesig, in Finnland möchte ich einfach so viel wie möglich lernen. In Finnland fahren die Finnen einfach in einer eigenen Liga und Japan ist für mich komplett neu - daher war es richtig, diese beiden Rallyes als Streichresultate zu nominieren.
Im Fahrerlager wird von einem Red Bull Juniorteam in der WRC gemunkelt, Sébastien Ogier wird genannt und auch von dir ist die Rede. Gibt es schon konkrete Überlegungen für 2009?
Nein, mein Plan ist jetzt einmal, den PWRC-Titel zu gewinnen. Über die kommende Saison mache ich mir noch keine Gedanken, das ist im Juni eines Jahres auch noch nicht notwendig. Jetzt fahren wir in die Türkei und dort wollen wir das bestmögliche Resultat erzielen, sodass wir über die Sommerpause einen guten Stand haben. Dann kommt Finnland als Vorbereitung für die Neuseeland-Rallye - und am Ende der Saison werden wir hoffentlich etwas zu feiern haben. Diese Überlegungen, was wir im nächsten Jahr machen werden, die werden erst später angestellt.
Du möchtest künftig auch dein Wissen weitergeben, nicht wahr?
Ja, ich absolviere gerade eine Ausbildung zum Fahrinstruktor, ab dem 24. Lebensjahr kann man dann selbst eigene Kurse abhalten. Mir taugt der Gedanke, dass ich meine Erfahrungen, die ich gemacht habe, an andere weitergeben kann. Man freut sich, wenn man anderen Menschen helfen kann und es ist vielleicht auch von der Glaubwürdigkeit her so, dass die Leute eher auf jemanden hören, wenn so ein Rallyepilot etwas sagt. Und wenn ich damit zur Verbesserung der Fahrsicherheit beitragen kann, dann taugt mir das schon sehr.
Der Automobilweltverband FIA kämpft zurzeit mit Problemen wegen Präsident Max Mosley - nach dessen Wiederwahl drohen manche Automobilklubs mit dem Austritt. Was sagst du dazu?
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass sich da großartig etwas ändern wird. Das ist ein kurzfristiger Aufruhr - aber ich glaube nicht, dass es darüber hinaus Konsequenzen geben wird.
Angeblich leidet ja bereits das Image des Motorsports wegen Max Mosley. Hast du die Erfahrung gemacht, dass dein Image als Motorsportler leidet? Dass du beispielsweise jemandem erklärt hast, dass du Motorsport betreibst und sich derjenige dankend abgewandt hat?
(lacht) Nein, das ist bisher nicht vorgekommen. Das ist einfach eine politische Angelegenheit - aber das wird sich wieder beruhigen.