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Rallye-WM: Akropolis

Total verrückter Samstagvormittag!

Chaos auf SP 9: Sordo & Henning Solberg out! Petter Solberg nach Gutschrift Zweiter vor Ogier. PWRC: Athanassoulas führt, Probleme bei Sandell.

Michael Noir Trawniczek

Am Freitagabend standen die Zeichen gut für einen Citroen-Doppelsieg – Ford-Pilot Mikko Hirvonen war nach dem Latvala-Crash auf der letzten Prüfung des Tages der unglückliche Rallye-Leader, mit nur drei Sekunden Vorsprung auf Dani Sordo wusste er, dass er als „Straßenfeger“ am Samstag eigentlich nur verlieren kann. Doch es kam ganz anders…

Die knüppelharte Akropolis-Rallye mit ihren tückischen Schotterprüfungen und den versteckten großen Steinen wirft einen nach dem anderen ab. Die hohen Temperaturen belasten zudem die Piloten, in den Cockpits hat es bis zu 50 Grad Celsius – da unterlaufen auch den weltbesten Rallyepiloten Fehler…

Loeb: „Der Wagen ist zerstört!“

Gleich auf der ersten Prüfung des Tages, nach nur acht Kilometern kam der Citroen C4 WRC auf einer Hochgeschwindigkeitspassage im sechsten Gang von der Strecke ab. Bei dem heftigen Crash flog das Auto weit von der Strecke und überschlug sich mehrmals. Es gab einen schweren Einschlag auf der Fahrerseite, dabei wurde ein Rad ausgerissen. Glücklicherweise blieben Loeb und sein Co-Pilot Daniel Elena unverletzt.

Loeb erklärte: „Es war meine Schuld. In einer Highspeed-Rechtskurve bin ich zu viel gedriftet, ich traf mit dem linken Vorderrad einen Stein, der C4 wurde in die Luft geschleudert, wir haben uns fünf oder sechs Mal überschlagen. Der Wagen ist zerstört – wir haben keine Chance, die Rallye fortzusetzen. Aber wir sind okay, das ist das Wichtigste!“ Erstmals seit Schweden 2008 wird Loeb damit nicht ins Ziel kommen.

SP 8: Novikov Schnellster, Solberg holt auf

Auf der mit 26,28 km längsten Prüfung des Tages, SP 8 „Ghymno“, durfte sich Citroen Junior Evgeny Novikov über seine zweite SP-Bestzeit freuen – schon am Freitag schnappte er sich die erste Bestzeit seiner WRC-Karriere, fiel jedoch auf der nächsten SP mit völlig zerstörten Vorderreifen weit zurück.

Die zweitschnellste Zeit markierte Petter Solberg im privaten Citroen Xsara WRC, der damit auf das Führungsduo Hirvonen/Sordo rund 17 Sekunden aufholen konnte. Solberg jubelte im Zielraum der SP 8: „Das ist eine gute SP-Zeit. Ich habe viel riskiert, weißt du? Ich habe nicht an die Reifen oder an die nächste Prüfung gedacht, ich habe einfach Vollgas gegeben. Jetzt ist ein Podestplatz möglich.“

Mikko Hirvonen konnte auch als „Straßenfeger“ seine Führung verteidigen, mit exakt drei Sekunden Vorsprung auf Dani Sordo. Dabei ist Hirvonen nicht auf Angriff gefahren: „Ich bin es ruhig angegangen, ich wollte meine Reifen nicht zerstören, da wir noch eine Prüfung zu fahren haben.“ Sordo sprang im Zielraum gleich einmal aus dem Auto, um seine Reifen zu inspizieren: „Es ist schwierig, ein gutes Feeling zu haben, wenn du ständig auf deine Reifen aufpassen musst. Die Strecken sind so hart und ich möchte meine Reifen nicht zerstören.“

Die Reihung lautet nach SP 8: Mikko Hirvonen, Dani Sordo, Petter Solberg, Sébastien Ogier, Henning Solberg, Federico Villagra, Conrad Rautenbach und Mads Östberg in den Top 8. Der am Freitag verunfallte Jari Matti Latvala konnte sich vorarbeiten und lag als Neunter nur mehr rund zwölf Sekunden hinter Östberg. Evgeny Novikov und Khalid Al-Quassimi belegten die Ränge zehn und elf.

SP 9: Totales Chaos

Auf der letzten Prüfung vor dem Mittagsservice, der 24,15 km langen SP „Kefelari“ gab es die nächsten Opfer dieser knallharten Akropolis-Rallye.

Unglaublich: Der auf Platz zwei gelegene Dani Sordo und der fünftplatzierte Henning Solberg trafen vier Kilometer nach dem Start den gleichen Stein, beide stoppten auf der Prüfung.

Mikko Hirvonen hat den Ausfall des vor ihm fahrenden Sordo registriert, doch verlangsamt hat er nicht: „Nein, ich habe gepuscht. Ich habe versucht, den Rhythmus zu halten und vorwärts zu kommen.“ Heraus kam dabei die Bestzeit auf SP 9. Hirvonen scheint nach dem Ausfall der beiden Citroen der sichere Sieger zu sein, doch der Ford-Pilot winkt ab: „Sicher, Loeb und Sordo sind out, aber es ist noch ein weiter Weg zu absolvieren und es ist so rutschig hier.“

Im Service erklärte er: „Es ist schwierig, aber es lief alles nach Plan. Ich habe auf den ersten beiden Prüfungen die Reifen geschont, um auf der dritten SP anzugreifen. Wir haben aber noch einen weiten Weg vor uns, die Taktik spielt jetzt eigentlich keine Rolle mehr.“

Solberg erhielt Hirvonen-Zeit

Nach dem Ausfall von Sordo erhielt der hinter ihm gestartete Petter Solberg die gelben Flaggen angezeigt, was bedeutete, dass Solberg den Rest der Prüfung in neutralisierter Geschwindigkeit absolvierte. So verlor der private Xsara-Pilot beinahe vier Minuten.

Nach SP 8 lagen Solberg und Mills 24,8 Sekunden zurück. Exakt diese 24,8 Sekunden liegt Solberg nun auch als Zweiter zurück – denn die Kommissare haben Solberg die Hirvonen-Zeit gutgeschrieben. Co-Pilot Phill Mills goutiert diese Zeit nicht: „Wir waren davor schneller! Das ist nicht wirklich fair, denn wir wollten weitere zehn Sekunden gutmachen.“ Dennoch: Solberg mit 24,8 Sekunden Rückstand Zweiter – da ist noch alles möglich, vor allem auf den ultraharten Akropolis-Prüfungen!

Citroen Junior Sébastien Ogier rückte vor auf Rang drei, er liegt etwas mehr als eine Minute hinter Solberg und schüttelte im Zielraum der SP 9 den Kopf: „Es sind so viele Fahrer abgeflogen, weil die Prüfungen so rutschig sind – das ist natürlich gut für uns, aber wir müssen aufpassen.“

Doch von hinten droht - vorerst - nur geringe Gefahr, denn Mads Östberg rückte bereits wieder auf Rang vier vor, allerdings fehlen ihm 1:17 Minuten auf Ogier. Der Adapta Subaru-Pilot zeigte sich ebenfalls überrascht über seine Platzierung und die Vorkommnisse auf SP 9: „Ich kann es nicht glauben, ich habe probiert, Novikov hinter mir zu lassen, die Startposition hilft uns sehr. Wir puschen wirklich hart und wir haben Freude daran.“

Nach all den Ausfällen konnte auch Jari Matti Latvala wieder vorrücken, er belegt Platz fünf und liegt nur noch 14,5 Sekunden hinter Östberg. Der Ford-Pilot erklärte knochentrocken: „Ein interessanter Morgen, gestern war ich sehr enttäuscht. Aber ich wusste, dass sehr viel passieren kann.“ Östberg jedoch versichert: „Ich werde hart daran arbeiten, Jari Matti hinter mir zu halten!“ Allerdings kann Latvala vom Potential her sogar noch einen Podestplatz erringen, er müsste dann aber mehr als eine Minute gutmachen...

Nur zwölf Sekunden hinter Latvala liegt Munchi’s Ford-Pilot Federico Villagra auf Rang sechs. Villagra gab zu Protokoll: „Die Prüfungen sind sehr rau und wir müssen auf die Steine aufpassen.“

11,5 Sekunden hinter ihm lauert Citroen Junior Conrad Rautenbach auf Rang sieben, sein Stallkollege Evgeny Novikov rangiert auf Platz acht. Der junge Russe erklärte: „Wir hatten Problem mit dem linken Stoßdämpfer und sind sehr vorsichtig gefahren.“ Knapp dahinter Khalid Al-Quassimi auf Rang neun, der dritte Ford-Werkspilot vermeldete ein „Problem mit dem rechten Reifen“.

PWRC: Immer noch führt Athanassoulas

In der PWRC führt immer noch der sensationelle Lokalmatador Lambros Athanassoulas auf seinem privaten Skoda Fabia Super 2000. Der Grieche hat jedoch seinen größten Gegner verloren…

Markenkollege Patrik Sandell hatte gleich am Morgen Pech mit der Technik. Wie motorline.cc vom Red Bull Rallye Team erfahren hat, war ein Kurbelwellensensor defekt, weshalb sich der Skoda Fabia ausschaltete. Nachdem man den Wagen wieder flott bekam, wurde man auch noch mit einer Zeitstrafe belegt, weil man zu spät zur Zeitkontrolle erschien. Doch der Rückstand betrug allein auf SP 7 rund 26 Minuten.

Weil in Griechenland alles möglich ist, setzte man alles daran, um wenigstens im Rennen zu bleiben. Auch wenn sich der Rückstand in der Folge auf den Prüfungen 8 und 9 um weitere 3:28 respektive 1:15 Minuten auf insgesamt 32:40 Minuten vergrößerte, möchte das Team die Rallye unbedingt fortsetzen. Derzeit sind jedoch noch 16 Fahrer in der Wertung – Sandell belegt Rang 16…

Für den führenden Athanassoulas ergibt sich somit ein Polster von rund 50 Sekunden auf den neuen Zweiten, Nasser Al-Attiyah, der erklärte: „Wir haben gedacht, dass es heute ein leichter Tag sein wird, aber es war ein Wahnsinn. Wir haben mit dem Heck einen Stein getroffen, ich musste ständig aufpassen. Für den Nachmittag erhalten wir eine neue Radaufhängung, die den Belastungen besser standhalten sollte.“

Nur 3,5 Sekunden hinter dem Subaru-Piloten liegt Armindo Araujo im Mitsubishi Lancer Evo IX auf Rang drei. Markenkollege Toshihiro Arai liegt als Vierter nur 8,5 Sekunden hinter Araujo. Martin Prokop fehlen auf Rang fünf bereits rund 45 Sekunden auf den Japaner.

Die spektakuläre Schlacht geht weiter

Am Nachmittag werden ab 14.50 Uhr Ortszeit (13.50 Uhr MESZ) die drei Prüfungen ein zweites Mal befahren – man kann davon ausgehen, dass es auf den bereits zerfurchten Strecken zu weiteren Zwischenfällen kommen wird….

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