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Hart, härter, Akropolis

Die Prüfungen der Akropolis-Rallye sind großteils neu und wie immer ein Härtetest für Mensch und Maschine. In der PWRC fällt die Vorentscheidung.

Michael Noir Trawniczek

Die Akropolis-Rallye ist ein echter Klassiker im WM-Kalender – seit 1973 wurde mit Ausnahme des Krisenjahres 1974 kontinuierlich in den griechischen Bergen um WM-Punkte gefíghtet. Seit jeher zählt diese Rallye zu den härtesten Events – die groben Schotterstraßen, die zum Teil in luftige Gebirgshöhen führen, sind eine harte Belastung für das Material, die hohen Temperaturen setzen den Piloten zu.

Im „Land der Götter“ muss sogar „Rallyegott“ Sébastien Loeb auf eine „irdische“ Statistik blicken - denn auch er fiel das eine oder andere Mal den Tücken dieser Belastungsprobe zum Opfer, der französische Ausnahmepilot kann daher in Griechenland „nur“ zwei Siege aus den Jahren 2005 und 2008 vorweisen.

Alles neu bei der Akropolis

Der Servicepark übersiedelte für dieses Jahr ins rund 80 Kilometer von Athen entfernte Loutraki – auch bei den Wertungsprüfungen wurde vieles erneuert. Lediglich zwei Prüfungen (SP2/6 „Thiva“ am Freitag) stammen aus dem Vorjahr und werden unverändert befahren.

Am Freitag werden nördlich des Golfs von Korinth aus den Vorjahren bekannte Prüfungen rund um Livadia und Itea befahren – die Krux dabei: Es gibt zu Mittag lediglich ein fünfzehnminütiges Remote-Service, die Reparaturmöglichkeiten sind also stark limitiert und die Autos werden wohl den einen oder anderen Ersatzteil respektive Ersatzreifen mehr an Bord haben.

Am Samstag werden alte Traditionen gepflegt: In den Achtzigerjahren wurde in der Peleponese-Region gefahren – genau dort warten sechs komplett neue Sonderprüfungen auf die Teilnehmer.

Am Sonntag wird die Rallye nord-östlich von Loutraki fortgesetzt – noch einmal werden Mensch und Material auf die Probe gestellt, mit der längsten Prüfung der Rallye: Zweimal wird die 33 Kilometer lange SP „Aghi Theodori“ in Angriff genommen, die zweite Durchfahrt bildet das „Grande Finale“ der Veranstaltung, dazwischen werden noch drei relativ kurze Prüfungen abgespult, sodass am Sonntagvormittag rund 95 SP-Kilometer absolviert werden und die Rallye also durchaus noch dramatische Wendungen erleben könnte. Insgesamt werden 17 Sonderprüfungen zu 371,02 Kilometern absolviert, die Gesamtdistanz beträgt 1208,18 Kilometer.

Ford mit guter Statistik

Nicht nur weil seine Siegesserie auf Sardinien ein Ende fand gilt Sébastien Loeb für das kommende Wochenende nicht in jenem Maße als Topfavorit, wie das normalerweise der Fall ist. Wie erwähnt musste auch Loeb auf den tückischen Schotterstraßen bereits „Bußgeld“ zahlen – und Ford kann mit sechs Siegen bei den letzten neun Akropolis-Rallyes auf eine ungewohnt dominante Statistik blicken.

So ist es kein Wunder, dass sowohl Citroen als auch Ford möglichst defensiv auf die Rallye zugehen – das Motto lautet: Lieber etwas zu vorsichtig, als einen Reifenschaden zu riskieren. Vor allem am Freitag kann das „Bußgeld“ für eine allzu motivierte Fahrt wegen der limitierten Servicemöglichkeiten in ungeahnte Höhen schnellen, bis hin zum Ausfall. Eine Rolle spielt einmal mehr die Taktik – wobei Jari Matti Latvala mit seinem Sardinien-Sieg gezeigt hat, dass man als „Schotterfeger“ nicht unbedingt von vornherein zum Verlieren verurteilt ist. So hat Loeb im Vorfeld der Akropolis-Rallye die Frage in den Raum gestellt: „Man muss sich fragen, ob es wirklich so wichtig ist, nicht als Erster auf die Piste zu gehen.“

14 World Rally Cars sind am kommenden Wochenende am Start: Die drei Werks-Ford von Hirvonen, Latvala und Abu Dhabi-Zugeständnis Al-Quassimi und deren Kunden Stobart mit Henning Solberg und Matthew Wilson sowie Munchi’s Ford mit Villagra.

Hirvonen’s Titelchancen…

Hier stellt sich die Frage, in wie fern Mikko Hirvonen von seinem eigenen Team noch als wahrer „Titelkandidat“ wahrgenommen wird, da man auf Sardinien keine Anstalten machte, die führenden Latvala und Hirvonen auszutauschen. Was für den Sport ein Gewinn war, wird bei Hirvonen wohl einen gewissen „Nebengeschmack“ hinterlassen haben. Denn eines ist klar: Hätte man in dem 28-jährigen tatsächlich einen ernsthaften WM-Kandidaten gesehen, hätte man mit Sicherheit Positionen gewechselt. Freilich: Hirvonen hätte jetzt anstatt von 17 „nur“ noch 15 Punkte Rückstand und angesichts der Seriensiege von Loeb dürfte man es vorgezogen haben, Latvala den verdienten Sieg feiern zu lassen.

Zur Ford-Armada gesellen sich die beiden Werks-Citroen von Loeb und Sordo sowie das Citroen Junioren Team mit Rautenbach, Novikov und Ogier. Die Juniorpiloten sind allesamt erneut dazu angehalten, ins Ziel zu kommen.

Solberg kämpft gegen die Hitze

Abermals wird „Herstellerschreck“ Petter Solberg als wackerer Privat-„Don Quichote“ für das Salz in der WRC-Suppe sorgen. Wobei er weniger gegen Windmühlen als gegen die Hitze zu kämpfen hat – frische und kühler Wind wäre für den auf Wasserkühlung basierenden und regeltechnisch zur Luftkühlung gezwungenen Xsara-Motor so etwas wie die Erlösung. Freilich wird große Hitze erwartet, sodass Solberg PS-Einbußen hinnehmen wird müssen.

Dass der Weltmeister des Jahres 2003 dennoch in der Lage ist, für die eine oder andere Überraschung zu sorgen, hat er heuer mehrfach bewiesen. Sollte die erbarmungslose Rallye den einen oder anderen Favoriten aus dem Konzept werfen, könnte Solberg für eine kleine oder sogar auch ein große Sensation sorgen. Freilich müssen er und vor allem sein Xsara dazu selbst den Härtetest bestehen.

Dass die oberste Spielklasse der Rallye-WM nicht im DTM-Stil mit nur noch zwei Herstellern antreten muss, hat sie dem Adapta-Team zu verdanken, dass einen Subaru WRC2008 für Mads Östberg einsetzt. Und dem griechischen Lokalmatador Vovos Aris, der ebenfalls einen Vorjahrs-Impreza pilotiert.

High Noon in der PWRC

In Griechenland startet auch die Weltmeisterschaft für Produktionswägen, auch unter dem Kürzel PWRC bekannt. In dieser Kategorie sind 15 Teilnehmer am Start. Nach fünf von acht Rallyes kämpft ein Dreigestirn um den Titel:

Subaru Impreza WRX STi N14-Pilot Nasser Al-Attiyah führt die Tabelle mit 31 Punkten an, Armindo Araujo im Mitsubishi Lancer Evo IX liegt mit 29 Zählern auf Platz zwei, Patrik Sandell im Skoda Fabia Super 2000 belegt mit 28 Punkten den dritten Platz. Alle drei haben bereits eine ihrer jeweils zwei vorgeschriebenen Streich-Rallyes hinter sich, alle drei müssen bei den kommenden drei Events bei einem aussetzen respektive auf Punkte verzichten. Und: Alle drei sind in Griechenland am Start. Es ist also eine Schlüsselrallye – schließlich ist es de facto für alle drei Kandidaten die vorletzte Rallye.

Sandell muss punkten

Das österreichische Red Bull Rallye Team hat seinem Schweden-Duo Patrik Sandell und Beifahrer Emil Axelsson daher ein striktes „Ausfalls-Verbot“ erteilt. In der Presseaussendung heißt es: „Da in Griechenland alle drei Titelanwärter am Start sein werden, ist die strikte Einhaltung dieser Taktik umso wichtiger. Punkte stehen im Vordergrund – Ausfallen verboten!“

Am kommenden Wochenende wird eine Vorentscheidung fallen – das Austro-Team möchte wie im Vorjahr mit Andi Aigner PWRC-Weltmeister werden. Bislang konnte man die technische Überlegenheit des Skoda Fabia S2000 nicht hundertprozentig umsetzen – ein Ausfall und die damit verbundene Nullrunde hat ihren Preis gekostet, keiner der anderen Kandidaten hat bislang einen „Nuller“ fabriziert. Das könnte sich bei dem Härtetest in Griechenland ändern…

Teamchef Raimund Baumschlager sagt: „Ganz klar – die Akropolis ist eine Schlüssel-Rallye. Nicht nur, weil die drei Piloten so eng beisammen liegen. Vielmehr deshalb, weil uns in Griechenland eine Materialschlacht erwartet.“ Patrik Sandell ist voller Zuversicht: „Ganz wichtig ist ein sehr genauer Aufschrieb. Denn man muss an vielen Stellen Speed herausnehmen, um technische Defekte zu vermeiden. Fest steht, dass es unglaublich harte Tage werden. Und wer die am besten übersteht, wird am Sonntag am Podium stehen!“

Am Donnerstagabend findet ein zeremonieller Start am „Corinth Canal“ statt – richtig los geht es am Freitagmorgen um 8.48 Uhr Ortszeit mit der 25 Kilometer langen SP 1 „Harvati“.

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