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Auch am Nachmittag die volle Härte

Die Norweger Petter Solberg (Citroen Xsara) und Mads Östberg (Adapta Subaru) wurden vom Technikpech heimgesucht. Mikko Hirvonen (Ford) führt vor Sébastien Ogier (Citroen Junior Team) und Jari Matti Latvala (Ford). PWRC: Nasser Al-Attiyah (Subaru) nun vor Lambros Athanassoulas (Skoda Fabia S2000).

Michael Noir Trawniczek

Wir erwartet waren die drei am Vormittag absolvierten Prüfungen bei der zweiten Durchfahrt an diesem Samstagnachmittag extrem zerfurcht – weshalb die Piloten mit großer Vorsicht ans Werk gingen. Nach den vielen Ausfällen vom Vormittag, darunter auch die beiden Citroen-Werkspiloten Sébastien Loeb und Dani Sordo sowie Henning Solberg, wollte keiner der noch verbliebenen Piloten ein zu großes Risiko eingehen…

SP 10: Vorsicht geboten

Der führende Mikko Hirvonen gab sich auf der 17,25 km langen SP 10 „Klenia Mycenae“ dann auch mit der sechstschnellsten Zeit zufrieden und erklärte: „Ich habe auf meine Reifen aufgepasst. Die Streckenbedingungen setzen den Reifen extrem zu – zum Glück sind sie okay für die beiden kommenden Prüfungen.“

Die schnellste Zeit markierte Jari Matti Latvala vor Evgeny Novikov und Petter Solberg, der völlig richtig lag, als er erklärte: „Ich bin vorsichtig gefahren und ich bin sicher, dass Mikko das Gleiche getan hat.“

Solberg lag in der Gesamtwertung nun 21,8 Sekunden hinter Hirvonen und rund eine Minute vor dem Dritten Sébastien Ogier. Der Citroen Junior hatte 1:23 Minuten Vorsprung auf Adapta Subaru-Pilot Mads Östberg, dem der sukzessive vorrückende Jari Matti Latvala bis auf 6,7 Sekunden näher rückte.

SP 11: Norweger im Pech

Auf der 26,28 km langen SP 11 „Ghymno“ verlangte die brutale Akropolis-Rallye ihre nächsten Opfer – und diese kamen beide aus Norwegen!

Schon vor dem Start der Prüfung gab Mads Östberg entnervt auf – denn schon auf der Prüfung davor war am Adapta Subaru Impreza WRC2008 der linke hintere Stoßdämpfer gebrochen. Der mögliche vierte Platz war dahin – jener Trost, wonach er am Sonntag unter „SupeRally“ die Fahrt fortsetzen kann, wird wohl kein großer gewesen sein…

Zwanzig Kilometer nach dem Start der Prüfung wurde Ex-Weltmeister Petter Solberg jäh aus seinen Podesträumen gerissen: „Wir fuhren auf einer langen Geraden, als es einen Knall gab und etwas durch die Motorhaube schoss. Wir waren auf voller Attacke, als es passiert ist! Das ist wirklich eine Schande, echt!“

Was ist passiert? Mit einem heftigen Schlag löste sich eine Strebe der linken Vorderradaufhängung seines Citroen Xsara WRC, diese bohrte sich durch die Motorhaube – der tapfere Privatier konnte die Fahrt mit dem havarierten Fahrzeug fortsetzen, verlor jedoch zwei Minuten, so rutschte er auf Rang drei ab.

Solberg wusste: „Wir werden nur schwer weiterfahren können.“ Zunächst sprach sein Petter Solberg World Rally Team auch von einer Aufgabe – doch ein Petter Solberg gibt niemals auf: Gemeinsam mit Co-Pilot Phil Mills flickte er den Wagen provisorisch zusammen und fuhr zur nächsten, für den Samstag letzten Prüfung…

Die Bestzeit markierte auf SP 11 erneut Evgeny Novikov im Junioren-C4, dahinter Latvala, Hirvonen und Ogier.

Latvala rückte nach dem Östberg-Ausfall vor auf Rang vier hinter dem Führungstrio Hirvonen-Ogier-Petter Solberg. Dahinter belegten Villagra, Rautenbach, Novikov und Al-Quassimi die Ränge fünf bis acht.

SP 12: Novikov mit der bereits 4. SP-Bestzeit

Am Ende des zweiten Tags stand noch einmal die 24,15 km lange SP 12 „Kefelari“ auf dem Programm. Der mittlerweile überlegen führende Mikko Hirvonen ließ sich zu keinen unnötigen Risiken hinreißen und markierte die drittschnellste Zeit hinter dem erneut Schnellsten Evgeny Novikov und seinem Ford-Teamkollegen Latvala.

Hirvonen führt am Ende des zweiten Tages 1:40 Minuten vor Citroen Junior Sébastien Ogier. Der Ford-Werkspilot erklärte erfreut und zufrieden: „Es ist viel passiert heute. Ich habe versucht, clever zu fahren und die Steine zu vermeiden – und hier sind wir, es hat funktioniert!“

Ogier zeigte sich nach der letzten Prüfung etwas verärgert, da er einen Stein getroffen habe – der Franzose verlor auf der SP rund 24 Sekunden, konnte aber seinen zweiten Platz halten.

Eine Minute hinter Ogier liegt der gestern abgeflogene Jari Matti Latvala bereits wieder auf Rang drei. Der Ford-Werkspilot schüttelte den Kopf: „Ein erstaunlicher Tag – dass wir heute Abend auf Platz drei liegen könnten, hätte ich mir ganz ehrlich nicht vorstellen können.“

Eine weitere Minute zurück belegt Evgeny Novikov den vierten Gesamtrang – sein Bestzeitenfeuerwerk brachte den Citroen Junior an diesem Samstagnachmittag sukzessive nach vorne. Der erst 18-jährige Russe zog eine positive Tagesbilanz: „Das ist ein sehr gutes Resultat für uns. Ich habe versucht, maximal zu puschen. Es gab heute ständig ein großes Risiko, sich einen Reifenschaden zu holen. Aber es hat mir heute eine große Freude bereitet, hier zu fahren.“

Nur 12,1 Sekunden hinter Novikov liegt dessen Teamkollege Conrad Rautenbach, der vor dem SP-Start noch vor dem Russen lag und wusste: „Wir kämpfen nicht nur gegen Villagra, denn Novikov kommt immer näher.“

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Rekordzwischenergebnis für die Citroen Junioren

Wie auch immer – die drei Piloten des Citroen Junior Teams konnten noch nie auf ein derart gutes Zwischenergebnis blicken: Sébastien Ogier, Evgeny Novikov und Conrad Rautenbach belegen die Plätze zwei, vier und fünf. Und das bei einer Rallye, bei der beide Citroen-Werkspiloten ausgefallen sind…

Lediglich 1,2 Sekunden hinter Rautenbach lauert jedoch Federico Villagra, der dennoch von einem „tollen Kampf mit Conrad“ schwärmte. Ein möglicher vierter Platz liegt auch nur 14,2 Sekunden entfernt, Villagra gab zu Protkoll: „Sehr interessant, ich bin sehr happy. Wir können gute Punkte machen – jetzt schauen wir, dass wir sie auch tatsächlich erhalten.“

Von hinten droht dem Munchi’s Ford-Piloten keine Gefahr – denn Ford-Werkspilot Khalid Al-Quassimi liegt mehr als zwei Minuten hinter ihm auf Rang sieben. Der von Abu Dhabi gesandte dritte Werksfahrer berichtete von schwierigen Verhältnissen auf der letzten SP des zweiten Tages: „Am Anfang hatten wir einen guten Lauf, doch danach gerieten wir in den Staub von Petter Solberg, wir konnten nichts mehr sehen und mussten fünf Mal stoppen.“

Petter Solberg schleppte sich mit dem komplett zerstörten Xsara über die Prüfung, auf der er rund acht Minuten einbüßte: „Wir haben das Auto vor dem Start mehr oder weniger geflickt, doch das hielt nicht lange. Wir versuchen jetzt, auf der Verbindungsstrecke ins Service zu kommen – das alles ist sehr traurig, wirklich sehr traurig.“ Solberg rangiert mit rund zehn Minuten Rückstand immerhin noch auf Rang acht…

PWRC: Athanassoulas verliert die Führung

Direkt hinter Solberg liegt bereits Nasser Al-Attiyah auf dem neunten Gesamtrang - der neue Führende der PWRC-Wertung. Was ist passiert?

Der den ganzen Tag über führende griechische Sensationspilot Lambros Athanassoulas kämpfte auf der letzten Prüfung mit Motorproblemen in seinem privat eingesetzten Skoda Fabia Super 2000-Boliden und verbrauchte dabei nicht nur seinen 40 Sekunden-Vorsprung, sondern fiel auch hinter Al-Attiyah auf Rang zwei zurück.

Enttäuscht berichtete Athanassoulas: „Ich weiß nicht, es ist schade. Ich kann nichts tun, der Motor arbeitet wahrscheinlich nur auf drei Zylindern.“ Immerhin liegt der Grieche mit 8,8 Sekunden immer noch in Schlagdistanz, und so erklärt der gefeierte Lokalmatador dann auch: „Wenn der Wagen morgen okay ist, können wir den Sieg immer noch zurückerobern.“

Der neue Leader Al-Attiyah hatte ebenfalls eine problematische SP 12 hinter sich und wurde an seine Wüsteneinsätze erinnert: „Seit dem Start kam ständig Sand in unser Auto, wir konnten beinahe nicht mehr atmen – das ist wie bei der Dakar-Rallye. Aber wir haben unser Bestes gegeben und wir werden morgen um den Sieg kämpfen.“

Trio kämpft um PWRC-Sieg

Doch nicht nur Al-Attiyah und Athanassoulas kämpfen am Sonntag um den Sieg. Armindo Araujo liegt ebenfalls nur 9,9 Sekunden zurück auf Platz drei und zählt damit ebenfalls zu den Siegkandidaten. Dabei hätte er unter den Umständen locker die Führung erobern können, doch auch er wurde von einem Problem aufgehalten. Enttäuscht erzählte der Mitsubishi-Pilot: „Auf der Mitte der Prüfung brach eines der Hinterräder.“

Die drei Führenden der PWRC also allesamt mit Problemen auf der letzten Prüfung des zweiten Tages – doch Al-Attiyah, Athanassoulas und Araujo liegen innerhalb von rund zehn Sekunden und versprechen damit für den Sonntagvormittag einen spannenden Kampf um den Sieg in der PWRC.

SP-Bestzeit als schwacher Trost für Sandell

Toshihiro Arai liegt als Vierter bereits rund zwei Minuten zurück und wird unter normalen Umständen nicht mehr um den Sieg kämpfen können – auch wenn angesichts des dramatischen Samstags in Griechenland nichts mehr für unmöglich gehalten werden darf.

Aus diesem Grund entschloss sich das RBRT-Team von Patrik Sandell auch, den Schweden trotz seines großen Rückstands nach Technikproblemen am Vormittag weiter ins Rennen zu schicken. Sandell konnte prompt auf SP 10 die Bestzeit der PWRC markieren und fuhr danach die fünftschnellste und die drittschnellste PWRC-Zeit. Dennoch liegt er als 14. mit mehr als 30 Minuten Rückstand hoffnungslos zurück.

Noch 96 SP-Kilometer

Am Sonntagvormittag kann bei der Akropolis-Rallye noch viel passieren: Um 9.33 Uhr Ortszeit (8.33 Uhr MESZ) wird die 8,98 km kurze SP „Loutraki“ in Angriff genommen. Danach steht die mit 33 km längste SP der gesamten Veranstaltung auf dem Programm, die berühmt-berüchtigte SP „Aghii Theodori“. Nach der 11,3 km kurzen SP „New Pissia“ steht ein letztes Service an, ehe die Prüfungen „Loutraki“ und „Agii Theodori“ ein zweites Mal befahren werden. Bis zur Zielrampe sind also noch rund 96 Wertungskilometer abzuspulen – auf der 33 km-Prüfung kann noch allerhand passieren, speziell auch auf der zweiten Durchfahrt, kurz vor dem Ziel…



Stand nach Tag 2

 1.  Mikko Hirvonen          Ford        3:07:33.0
 2.  Sébastien Ogier         Citroen     +  1:40.1
 3.  Jari Matti Latvala      Ford        +  2:44.2
 4.  Evgeny Novikov          Citroen     +  3:49.8
 5.  Conrad Rautenbach       Citroen     +  4:01.9
 6.  Federico Villagra       Ford        +  4:03.1
 7.  Khalid Al Qassimi       Ford        +  6:09.4
 8.  Petter Solberg          Citroen     + 10:12.1
 9(1)Nasser Al-Attiyah       Subaru      + 11:04.6
10(2)Lambros Athanassoulas   Skoda       + 11:13.4
11(3)Armindo Araujo          Mitsubishi  + 11:14.5
12.  Mads Östberg            Subaru      + 13:03.7
13(4)Toshihiro Arai          Subaru      + 13:06.3
14(5)Martin Prokop           Mitsubishi  + 13:12.4
(X)= Platzierung PWRC

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