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Nach Solberg-Ausfall: Leichtes Spiel für Grönholm

Nach dem Ausfall von Petter Solberg führt Marcus Grönholm unangefochten vor seinem Ford-Stallkollegen Mikko Hirvonen und Henning Solberg. Manfred Stohl Neunter, Andreas Aigner Elfter.

Michael Noir Trawniczek

Fliegende Flachbildmonitore. Riesige Servicezelte, die abheben und gen Himmel verschwinden. Abgesagte, verkürzte Wertungsprüfungen. Schlammpackungen für die Rallyepiloten. Petter Solberg auf Rang zwei. Auch heute wieder wechselhafte bis schauderhafte Bedingungen, starker Regen, Schlamm. Und dann auch noch Schnee! Die Türkei-Rallye sorgt bislang unentwegt für Überraschungen - aber der Reihe nach...

Der ewige Pechvogel...

Vor der ersten Wertungsprüfung SP 11 lag Petter Solberg 26,1 Sekunden hinter Marcus Grönholm. Nachdem er dem Finnen als Schnellster rund zwei Sekunden abknöpfen konnte, erklärte ein strahlender Petter Solberg: "Wenn ich diese Zeiten halten kann, bin ich wirklich sehr, sehr glücklich." Der Subaru-Pilot wollte eigentlich nur seinen zweiten Platz halten: "Ich werde natürlich weiterhin Druck machen, aber ich bin mit meiner Position zufrieden. Wir müssen nur einfach den Wagen weiter verbessern, dann kommt der Speed von ganz allein." Auf den folgenden drei Prüfungen übernahmen wieder Grönholm und sein Stallkollege Mikko Hirvonen das Zepter - Solberg klagte über mangelhaften Grip. Vor dem Mittagsservice fehlten ihm rund 43 Sekunden auf den führenden Grönholm, Hirvonen lag rund 25 Sekunden hinter dem Norweger.

Doch auf der ersten Prüfung nach der Mittagspause, der 17 Kilometer langen "Chimera", konnte Solberg abermals aufdrehen: Er konnte nicht nur die Bestzeit markieren, sondern auch seinen Rückstand um neun Sekunden reduzieren - zudem konnte Solberg Hirvonen abschütteln, der nun rund 58 Sekunden hinter dem Ex-Weltmeister lag.

Doch dann kam die verflixte SP 15, genannt "Phaselis". Auf dem vierten der insgesamt 29 Prüfungskilometer traf Solberg einen Felsbrocken, der den Subaru in einen Graben schleuderte, wo er dann stecken blieb. Die Rallye war für den ewigen Pechvogel mit einem Schlag zu Ende. Einmal mehr hat es einfach nicht sein wollen...

Aigner Vierter auf SP 14

Für ungläubiges Kopfschütteln sorgte zuvor bereits der türkische Lokalmatador Ercan Kazaz, der mit seinem Subaru die 14. Prüfung als erster in Angriff nahm und im Zielraum Schnee meldete. Erst als auch der nächste Pilot, Matthew Wilson dies bestätigte, schenkte man dem auf Rang 15 liegenden Türken Glauben. Wilson erklärte zudem, seine Scheibenwischer hätten sich schwer getan mit den dicken Flocken. Harri Rovanperä berichtete in der Folge, dass der Schnee auch liegen bleiben würde...

Die 14. Prüfung brachte aber noch eine weitere Überraschung: Andreas Aigner konnte mit seinem Skoda Fabia hinter Solberg, Grönholm und Atkinson die viertschnellste Zeit markieren. "Es ist unglaublich, da war so viel Grip...", staunte der Red Bull Skoda-Pilot. Tatsächlich wunderten sich einige Piloten über die Haftung auf dem durchwegs nassen, schlammigen Boden. In der Gesamtwertung liegt Aigner auf dem elften Rang, direkt hinter dem Österreicher, allerdings mit einem Rückstand von rund 50 Sekunden, reiht sich Stallkollege Harri Rovanperä auf Rang 12 ein.

Kann "Stohlito" noch Punkte holen?

Manfred Stohl konnte in den beiden Nachmittagsprüfungen die Ränge 9 und 6 belegen, auf der letzten Prüfung vor der abendlichen Superspecial musste Stohl mit erschwerten Bedingungen kämpfen, da jene Wasserflasche leck wurde, welche die Scheibenwischeranlage versorgt - bei den erwähnten Bedingungen war das mit Sicherheit recht unangenehm.

Am Ende des zweiten Tages finden sich "Stohlito" und seine Co-Pilotin Ilka Minor auf dem neunten Gesamtrang wieder - doch der Wiener hat immer noch gute Chancen auf WM-Punkte: Auf den Achten, Francois Duval im schnellsten der Skoda Fabia WRC, fehlen nur noch 9,5 Sekunden. Auf den Siebenten, Loeb-Ersatzmann Colin McRae, fehlen rund 35 Sekunden...

"Was für ein Alptraum!"

Marcus Grönholm ist nach dem Ausfall von Petter Solberg der uneinholbare Dominator - der Finne führt über zwei Minuten vor seinem Ford-Stallkollegen Mikko Hirvonen. Grönholm schnaubte nach SP 15: "Was für ein Alptraum. Mit diesen Bedingungen ist diese Rallye wirklich ein richtiger Alptraum." Hirvonen gab seinem Nr. 1-Piloten Recht: "Ein schwieriger Tag." Grönholm scheint jedenfalls, so alles gut geht, seinen "Plan" umzusetzen: Einfach die Rallye gewinnen, wenn geht auch jene in Australien. Selbst wenn auch das gelingen sollte, würde der verletzte Sébastien Loeb immer noch 15 Punkte Vorsprung aufweisen...

Henning Solberg zittert

Durch den Ausfall seines Bruders rückte Henning Solberg auf den tollen dritten Rang vor. Der Norweger liegt rund 40 Sekunden hinter Mikko Hirvonen - zugleich drängt von hinten Chris Atkinson, der nun die Subaru-Fahnen hochhält. Dem Australier fehlen rund 18 Sekunden auf Solberg - der auch aus einem anderen Grund besorgt ist: "Wenn es morgen so regnet, wie es das heute getan hat, und ich also jene Reifen verwenden muss, die ich noch übrig habe, dann habe ich nicht den Funken einer Chance. Ich kann niemandem die Schuld geben - ich war es, der diese Reifen ausgesucht hat."

Während Solberg wegen Atkinson zittert, zittert Atkinson wegen dem hinter ihm anrückenden Kosti Katajamaki. Der Stobart-Pilot scheint unter extrem schwierigen Bedingungen wahrlich aufzublühen, liegt als Fünfter nur noch 1,7 Sekunden hinter Atkinson. Doch auch Katajamaki stöhnte: "Das waren schwierige Prüfungen - ich bin noch nie zuvor bei solchen Bedingungen gefahren."

Marken-WM: Ford bläst zum Angriff

Colin McRae beschrieb die Bedingungen als "heimtückisch", nach SP 14 schüttelte der Schotte nur noch den Kopf: "Ich konnte es nicht glauben, als ich die weißen Schichten Schnee erblickte - vor allem weil diese Prüfung ohnehin schon knifflig genug war." Der Loeb-Vertreter liegt 14,7 Sekunden hinter seinem Kronos-Stallkollegen Xavier Pons auf Rang 7. Pons wiederum fehlen 23,8 Sekunden auf Katajamaki.

Im Kampf um die Marken-WM muss Kronos-Citroen nun mit dem Verlust der WM-Führung rechnen. Auch der sonst so starke, sich in letzter Zeit jedoch in einer Formkrise befindliche Dani Sordo kann derzeit nur mit Rang 10 aufwarten - mit nur 6,3 Sekunden Rückstand stellt der Juniorenweltmeister jedoch eine Gefahr für Manfred Stohl dar.

Nur noch 50 Prüfungskilometer

Morgen Sonntag sind noch rund 50 Wertungskilometer zu fahren. Um 9.49 Uhr Ortszeit (8.48 Uhr MEZ) wird die nur fünf Kilometer lange SP 17 "Tekirova" in Angriff genommen, danach wird noch einmal die bereits heute absolvierte, 17 Kilometer lange SP "Chimera" befahren, bevor dann um 11.19 Uhr Ortszeit (10.19 Uhr MEZ) die 19. und letzte, rund 29 Kilometer lange Prüfung namens "Olympos" gestartet wird.

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