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David Coulthard

David Coulthard kündigte traditionsgemäß vor dem Saisonstart seine Chancen auf den Titel an, im Laufe des Jahres sah er gegen Raikkonen aber alt aus.

Alle Jahre wieder kündigt David Coulthard an: „Dies wird mein Jahr – Ich kann Weltmeister werden!“

So natürlich wieder einmal geschehen im Dezember des Jahres 2002: „Ich werde in einer ebenso guten Position sein Michael zu schlagen wie alle anderen auch.“ Und weil es so schön war, ließ David gleich Anfang Januar die folgenden Sätze folgen:

„Ich war für Kritik immer offen und es gibt Leute die nicht glauben, dass ich die Fähigkeiten besitze den Weltmeistertitel zu gewinnen, aber der einzige Weg dies zu ändern ist genau dies zu tun. Was wichtig ist, ist dass ich daran glaube es schaffen zu können und dieser Glaube basiert auf Fakten.“

Ebenfalls auf Fakten basiert die Schwäche des Schotten im neu geschaffenen Einzel-Qualifying. Denn trotz aller Titelansprüche und Weltmeisterschaftsbekundungen sind Startplätze zwischen Startrang fünf und zwölf, welche für den McLaren-Piloten in 14 der 16 Rennen 2003 zu Buche standen, alles andere als eine gute Ausgangsposition um den WM-Titel zu gewinnen.

Beim ersten Saisonrennen in Melbourne sollte der elfte Startplatz des Silberpfeilpiloten allerdings kein Nachteil sein, da sich die Favoriten reihenweise selbst eliminierten und David somit dank einer konstanten und fehlerfreien Leistung den ersten Saisonsieg beim Auftaktrennen im Albert Park einfahren konnte.

Entsprechend stieß auch der letzte britische F1-Weltmeister Damon Hill ins gleiche Horn wie David und bestärkte diesen in seinen WM-Träumen: „Er könnte in diesem Jahr absolut Weltmeister werden,“ so der Titelträger des Jahres 1996. „Wenn er sich als 11. qualifizieren, im Rennen in die Boxen gehen und als Letzter wieder rauskommen und am Ende trotzdem das Rennen gewinnen kann, dann ist er gut genug dafür. Es wird eine sehr spannende Saison werden.“

Zumindest mit letzterem sollte der ehemalige Williams-Pilot Recht behalten. Seine Vorhersagen bezüglich David Coulthards Aussichten auf den Titelgewinn, sollten sich allerdings nicht bewahrheiten, wie der siebte WM-Rang des Schotten am Ende des Jahres eindeutig illustriert.

Der Jubel über den Sieg im ersten Rennen war aber natürlich trotzdem groß: „Ein großartiges Ende eines schwierigen Wochenendes und ein super Start in die neue Saison. Ich bin wirklich glücklich mit dem Endergebnis, besonders da es so ein starker Kontrast zum gestrigen Qualifying ist.“

Und in diesem Qualifying sollte Coulthard nur noch in Malaysia, mit einem vierten Startplatz sowie in Brasilien mit einem zweiten Startplatz überzeugen können. Doch obwohl David vor Saisonbeginn noch sagte, dass er sich „nicht daran erinnern“ könne, dass er „jemals nicht 100% geben wollte“, wurden seine Aussagen nach den Freitags- respektive Samstagsqualifyings in diesem Jahr zu Dauerwiederholungen: „Ich konnte nicht das volle Potenzial des Wagens ausschöpfen und bin nicht bis ans Limit gegangen.“

Erkannt hat der Schotte sein Qualifying-Problem jedoch durchaus: „Klar, in gewisser Weise war es einfach nicht gut genug. Aber ich glaube nicht, dass dies auf einen Mangel an Talent zurückzuführen ist. Es geht darum, das Talent zum richtigen Zeitpunkt konzentriert einzusetzen.“

Eindrucksvoll gelungen ist ihm dies nach seinem Sieg in Australien erst wieder beim Regenrennen von Sao Paulo, wo er nach einem Elektrikschaden in Malaysia als Vierter über die Ziellinie fuhr. Zwischen zwei fünften Plätzen in San Marino und Österreich musste Coulthard einen verkürzten Spanien Grand Prix hinnehmen, da er bereits am Start mit Jarno Trulli kollidierte und dann später nach einer weiteren Berührung mit Jenson Button endgültig ausschied.

Nach diesen wenig weltmeisterlichen Ergebnissen, welche sich nach dem Auftaktsieg eingestellt hatten und teils noch nicht einmal im Verantwortungsbereich des Schotten lagen, mehrte sich jedoch die Kritik an David Coulthard: „David Coulthard wird überbewertet. Manchmal ist er schnell, aber in vielen Fällen ist er es nicht,“ hatte der Ex-Champion Jody Scheckter keine netten Worte für den McLaren-Star übrig. „Coulthard wird niemals den Titel gewinnen. Dafür hat er nicht den nötigen Ehrgeiz.“

Nur wenig Werbung in eigener Sache konnte Coulthard danach beim siebten WM-Lauf des Jahres in Monaco machen, denn nach Rang sechs im Qualifying sollte er im Rennen nur auf dem siebten Platz ins Ziel kommen und somit nur zwei Zähler im WM-Kampf einfahren können, was für Marc Surer das Ausscheiden des Schotten aus dem Titelkampf bedeutete: „Jetzt kann man es sagen: Für Coulthard ist der WM-Zug abgefahren, das Team muss jetzt auf Räikkönen setzen.“

Und dieser eiskalte Finne lag zu diesem Zeitpunkt des Jahres bereits ganze 25 WM-Punkte vor dem Schotten. „Relativ gesehen gehe ich rückwärts, ich sammle Punkte, während Kimi Räikkönen Podestplätze sammelt und diese sind es die man braucht,“ beschrieb Coulthard seinen Saisonverlauf. Verantwortlich für diese Entwicklung machte David hierbei das umstrittene Einrunden-Qualifying. „Es hat bei mir einfach noch nicht Klick gemacht. Es ist wichtig es im Qualifying richtig hinzubekommen. Es liegt nicht daran, dass ich im Rennen geschlagen werde. Ich muss nur im Qualifying in Kanada eine richtige Serie starten und diese aufrechterhalten.“

Doch dieses Vorhaben sollte mit einem elften Startplatz in Montreal nicht wirklich gelingen, wobei Coulthard im Rennen auch noch zu allem Überfluss mit einem Getriebeschaden ausfiel. Trotzdem glaubte der Schotte noch an seine Titelchancen: „Ein Sieg bringt einen ganz schnell wieder zurück ins Geschäft, aber ich bekomme durch meine Ergebnisse momentan einfach nicht genug Punkte. Alles geht vorwärts und rückwärts. Ferrari hat nicht das Paket um allen auf und davon zu fahren, wie wir es zunächst annahmen und ich habe sicherlich meine Möglichkeiten noch nicht ausgenutzt.“

Doch schon bald musste auch David nach einem 15. Rang am Nürburgring sowie zwei fünften Rängen in Frankreich und Großbritannien eingestehen: „Meine Chancen sind ein wenig in die Ferne gerückt, aber es kann sich noch viel ändern. Es gibt noch einige Punkte zu vergeben und man kann mit einem einzigen guten Resultat seine Chancen wieder mächtig vergrößern.“

Und dann jene Aussage, auf welche die Regelbeobachter seit der Installierung des Stallregieverbotes gewartet hatten: „Wenn wir an den Punkt angelangen sollten, an dem ich mathematisch keine Chancen mehr auf den Titel haben sollte, ist es das Recht des Teams, auf meine Hilfe zu bauen. Ich würde diesbezüglich nie gegen den Strom schwimmen, weil das gar keinen Sinn hätte. Klar – ich bin ein Individuum, welches versucht, sein Bestes zu geben – aber ich werde zugleich auch von einem Team unterstützt und das habe ich zu respektieren.“

Beim Großen Preis von Deutschland am Hockenheimring musste hingegen der bereits am Start ausgeschiedene finnische Teamkollege einmal die Leistung des Schotten respektieren, welcher sich mit einem zweiten Rang hinter dem unangefochtenen Sieger Juan Pablo Montoya den zweiten Platz auf dem Podium und damit seine beste Saisonplatzierung sichern konnte.

Doch schon in Ungarn ging es wieder auf den fünften Rang nach unten, bevor er in Italien und den USA mit zwei technischen Defekten vorzeitig aufgeben musste. Während dann beim Saisonfinale in Suzuka auch ein dritter Rang hinter Rubens Barrichello und Teamkollege Kimi Räikkönen nichts mehr daran ändern konnte, dass David auch in diesem Jahr mit der Titelvergabe nichts zu tun hatte, rechnet der große Stirling Moss überhaupt nicht mehr mit einem Weltmeister namens David Coulthard.

„Ich befürchte, dass David Coulthard die Weltmeisterschaft niemals gewinnen wird. Ich denke, dass er zwar ein wirklich guter Fahrer ist, aber ich glaube nicht, dass er eine Größe ist,“ so das vernichtende Urteil des Altmeisters.

„Ich möchte nicht in Davids Haut stecken. Es ist sehr schwierig, so einen schnellen Jungen an seiner Seite zu haben. Kimi ist jung und er kommt wirklich gut zurecht. Da gibt es noch viel zu sehen. Ich denke schon, dass David sehr gut ist und er würde einen exzellenten Weltmeister abgeben. Er hat die richtige Sichtweise, was seine Person und alles andere betrifft – aber ich weiß nicht so recht, ob er denselben Speed wie Kimi hat.“

Und auch die graue Eminenz der Königsklasse des Motorsports, Mr. Bernie Ecclestone, erspähte in David Coulthard ein bisschen vom viel zitierten „ewigen Zweiten“: „Ich mag David wirklich sehr und er ist ein talentierter Fahrer. Aber wenn er nicht aufpasst, wird es ihm ergehen wie im Tennissport Tim Henman – ein guter Sportler, aber kein Champion.“

Bernies Ratschlag an David war dabei ganz einfach: „Coulthard ist jetzt lange Zeit für ein Team gefahren, welches Titelgewinne aufweisen kann und jetzt sollte auch David mal einen Titel einfahren. Vielleicht wäre es besser gewesen, den Rennstall zu wechseln, denn bei McLaren scheint sich David zu komfortabel zu fühlen. Ein Teamwechsel würde ihn wachrütteln und extra motivieren.“

Doch David kam diesem Rat des F1-Zampano nicht nach und wird entsprechend auch im kommenden Jahr zum Inventar des McLaren Mercedes Teams zählen, wobei der Druck auf den Schotten dann noch größer sein dürfte, da spätestens seit dem Beginn der Wechselspekulationen in diesem Sommer der Schatten des Kolumbianers Juan Pablo Montoya über ihm und allen seinen Handlungen sowie Ergebnissen schweben wird.

Einschüchtern lässt sich der Highlander davon allerdings keineswegs. Ganz im Gegenteil, getreu dem Motto „Es kann nur Einen geben“ möchte David Coulthard nun im Jahr 2004 endlich jene Kleinigkeit nachholen, welche er schon seit Jahren Saison für Saison ankündigt: „Ich habe immer noch Energie und Enthusiasmus. Und es könnte leicht sein, dass die britischen Journalisten jene Schlagzeile vom britischen Formel 1-Weltmeister herauszukramen müssen, welche sie Jahr für Jahr aufheben mussten…“

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