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Jacques Villeneuve

Die Formel-1-Karriere von Jacques Villeneuve nahm ein vorerst unrühmliches Ende, wie die Zukunft des Weltmeisters von 1997 aussieht, ist ungewiss.

Die Saison 2003 hätte nach den Enttäuschungen der vergangenen vier Jahre seit dem Wechsel von Williams zu BAR die Trendwende für Jacques Villeneuve darstellen sollen.

Anlass zum Optimismus gab es bereits Mitte der Saison 2002 durch die Neubesetzung einiger wichtiger Positionen im Team, vorrangig Geoff Willis, der für das diesjährige Chassis 005 verantwortlich zeichnete. Die Wintertestfahrten vor dem Saisonauftakt wurden von Villeneuve hierbei folgendermaßen beschrieben: „Das Auto ist schnell, aber wenn ich es nicht bis zum Boxenstopp schaffe, ist es nicht gut, oder?“

Schon in der Testphase vor der Saison stand dabei immer im Raum, dass der Vertrag des Kanadiers Ende diesen Jahres auslaufen und eine schlechte Saison 2003 für Jacques bedeuten würde, „dass ich im Jahr darauf zu Hause bleiben kann.“

Nachdem in den ersten beiden Rennen ein neunter Platz und ein Ausfall zu verzeichnen waren, gab es beim Brasilien GP das erste zählbare Ergebnis mit Platz 6. Ihm folgte nach zwei Ausfällen bei den GP von San Marino und Spanien ein zwölfter Platz in Österreich mit technischen Problemen. „Ich hatte nun in vier von sechs Rennen Probleme und es ist wirklich frustrierend... Wir haben ein gutes Setup fürs Rennen, aber ich kann es nicht nutzen. Ich muss weiter hart arbeiten und hoffen, dass es für mich besser wird.“

Doch Besserung war weit und breit nicht in Sicht. Mal war es der Motor, mal die Bremsen, mal das Getriebe oder die Hydraulik, die versagten. So kam es bis zum Italien GP zu vier weiteren technisch bedingten Ausfällen. Daneben standen neunte Plätze als beste Resultate zu Buche.

Erst in Italien, beim Monza GP konnte der Kanadier abermals einen sechsten Platz für sich beanspruchen, was auch die letzte Punkteplatzierung in einem die realisierten Ergebnisse betreffend völlig glanzlosen Jahr bleiben sollte. „Ich bin wirklich glücklich Sechster geworden zu sein und damit drei weitere Punkte für das Team erobert zu haben... Das Traurige daran ist nur, dass die Punkte für mich keinen Einfluss auf das nächste Jahr haben jedoch sehr nützlich für Honda sind. Leider sind sie auch diejenigen die gegen mich sind.“

Vor allem die Vorstellung seines jüngeren Teamkollegen Jenson Button, der immerhin 17 Punkte für das Team einfuhr und somit den Grundstein für Platz 5 in der Endabrechnung der Konstrukteursmeisterschaft für BAR Honda legte, ließ in Bezug auf den Gesamteindruck der Saison öfters die Frage auftauchen, ob das hohe Gehalt, das jede Saison an Villeneuve überwiesen wurde, nicht besser in die technische Entwicklung gesteckt werden sollte. Dabei könnte neben einem gereiften Jenson Button auf einen jüngeren und billigeren Fahrer zurückgegriffen werden.

Zudem gab es schon das ganze Jahr über Gerüchte, wonach der bisherige japanische Testfahrer Takuma Sato den Platz von Villeneuve im Team für das Jahr 2004 sicher hätte, denn Motorenlieferant Honda würde darauf bestehen, im kommenden Jahr einen einheimischen Fahrer in einem seiner Autos zu haben. Diese Gerüchte wurden, je mehr das Jahr voranschritt, immer konkreter. Auch Villeneuve selbst schürte diese, indem er Andeutungen machte, man könne ihn möglicherweise schon beim letzten Rennen der Saison 2003 durch Takuma Sato ersetzen.

Anfang Oktober wurde dann die wenig überraschende Entscheidung, den Japaner für das Cockpit von Jacques Villeneuve im Jahr 2004 zu nominieren, vom Team bekannt gegeben. Damit stand fest, dass der Kanadier 2004 wahrscheinlich kein Renncockpit in der Formel 1 erhalten würde, denn unseriöse Gerüchte um einen Wechsel zu BMW-Williams bestätigten sich nicht und ein Wechsel zu den unterfinanzierten Teams von Jordan und Minardi scheint weiterhin unrealistisch. Einzig das Jaguar Team wäre vielleicht eine denkbare, weil sportlich interessante Option.

Obwohl der Kanadier schon relativ früh seine Vorahnungen hatte, war er scheinbar so von der Entscheidung seines ehemaligen Teams enttäuscht, dass er sich entschloss, aus Motivationsgründen auf seinen Einsatz beim Japan GP, dem letzten Rennen der Saison 2003, zu verzichten.

Wie sich später herausstellte, gab es im Vorfeld ein Angebot des BAR Honda-Teams an Villeneuve, die Verlängerung seines Vertrages für das Jahr 2004 betreffend. Jedoch lehnte der Weltmeister von 1997 dieses aufgrund des Gehaltsangebots von angeblich nur einem Dollar plus Punkteprämien ab.

Der Schock über dieses Angebot mag als tatsächlicher Auslöser für die plötzliche Absage von Jacques Villeneuve beim letzten Saisonrennen als plausibel erscheinen. Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass Villeneuve in der Vergangenheit mehrere sportlich wertvollere Angebote als das von B·A·R Honda erhielt, diese aber ablehnte. Premiere-Kommentator Marc Surer äußerte f1welt.com gegenüber seine eigene Ansicht des Falles Jacques Villeneuve: „Ein Rennfahrer muss auch selbst für seine sportliche Zukunft entscheiden, er muss immer versuchen, das beste Auto zu bekommen. Aber Villeneuve entschied sich für Geld, möge er damit glücklich werden!“

Allerdings lässt dies völlig außer Acht, dass der Sohn von Gilles Villeneuve einst eine Vision hatte. Die Vision, ein Team, an dem er selbst Anteile besitzt, zusammen mit seinem Manager von Grund auf aufzubauen und zum Erfolg zu führen.

Dafür ließ er beispielsweise ein Angebot von Renault vor einigen Jahren außer Acht, was ihm nun teilweise zurecht vorgeworfen wird. Neben dem finanziellen Aspekt wollte er schlicht die Früchte seiner harten Arbeit mit einem Team ernten, zu dem er auch in Tagen mangelnder Konkurrenzfähigkeit immer gehalten hatte. „Alles was ich sagen kann ist, dass ich noch niemals so hart gearbeitet habe wie in den letzten beiden Jahren und ich habe auch noch nie so wenig Spaß gehabt. Mit meiner Arbeitseinstellung ist nichts falsch...“

Manager Craig Pollock erklärte unterdessen dieser Tage, dass Jacques Villeneuve auch im kommenden Jahr ein Cockpit in der Königsklasse des Motorsports innehaben würde. Er machte allerdings keine Angaben in welchem Team das sein wird. Gerüchten zufolge soll er nächstes Jahr Testfahrer bei McLaren werden, was aber höchst unrealistisch erscheint, das das Team bereits zwei Testfahrer unter Vertrag hat.

Darauf deutet auch die Aussage eines namentlich nicht genannten Sprechers des McLaren-Teams in den englischen Medien hin: „Wir wurden von einem Vertreter von Jacques Villeneuve kontaktiert,“ es habe allerdings „keine bedeutenden Gespräche gegeben,“ hieß es.

Was auch immer mit dem Weltmeister von 1997 geschieht: Karriereende, Wechsel in eine andere Rennserie oder doch ein Comeback – wir werden den Weg eines der letzten Charakterköpfe der Formel 1 auch weiterhin verfolgen...

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