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Giancarlo Fisichella

Die Saison 2003 aus der Sicht eines Piloten, der vor Jahren noch als einer der Topanwärter auf einen zukünftigen Weltmeistertitel galt.

Nach einem hervorragenden Debüt bei Jordan im Jahr 1997, als er seinen Teamkollegen Ralf Schumacher in die Schranken verwies, setzte er sich in den Jahren 98, 99 und 2000 nach leichten Anfangsschwierigkeiten auch gegen Alexander Wurz bei Benetton durch. Der Brite Jenson Button, der anfänglich sogar als „neuer Senna“ gehandelt wurde, sah 2001 kein Land gegen den schnellen Italiener, ehe letztes Jahr auch Takuma Sato, dessen Karrierebarometer bis zur Formel 1 steil nach oben gezeigt hatte, an Fisichella zerbrach. Heuer bekam Fisichella mit dem Iren Ralph Firman einen neuen, unerfahrenen Teamkollegen, dem von Anfang an kaum Chancen gegen den Römer eingeräumt wurden.

Bei Fisichellas eindrucksvoller Erfolgsbilanz in all seinen Stallduellen stellt sich zurecht die Frage, warum der 30-Jährige in einem Jordan an den Start gehen muss, anstatt bei einem Team wie Ferrari um den Titel zu kämpfen. So auch Fisichella zu Beginn der neuen Saison: „Ich arbeite um für Ferrari zu fahren, weil sie die Besten sind, sie haben eine großartige Vergangenheit und das schnellste Auto. Ich denke, jetzt ist der richtige Augenblick für Ferrari gekommen, einen Fahrer aus dem eigenen Land einzusetzen.“

Fisichella hatte die Hoffnung aber trotz der komplizierten Lage noch nicht aufgegeben: „Ich glaube, es wird wieder ein schwieriges Jahr, aber ich schaue zuversichtlich in die Zukunft. Mein Ziel ist es, einmal für eines der drei Top Teams zu fahren.“

Der Saisonstart im Albert Park von Melbourne verlief für Fisichella enttäuschend. Er musste sein Auto vier Runden vor Rennende wegen eines Getriebeschadens abstellen. Zu diesem Zeitpunkt lag er auf Rang neun. Beim nächsten Rennen in Malaysia kam er nicht einmal annähernd so weit: „Ich hatte ein Problem mit der Startautomatik, welches aber noch untersucht wird. Ich freue mich jetzt einfach auf das nächste Rennen.“

Dieses nächste Rennen sollte dann Fisichella bittersüßer Saisonhöhepunkt werden. Bereits im Qualifying zum Großen Preis von Brasilien platzierte er seinen Boliden mit einer fehlerlosen Runde auf dem hervorragenden achten Rang und schuf sich eine gute Ausgangsposition für das Rennen. Am Rennsonntag kam auch noch der Wettergott ins Spiel und sorgte für die passenden Rahmenbedingungen für Regenspezialist Fisichella. Der Römer arbeite sich mit Hilfe einer aggressiven Strategie nach vorne, ehe er in Runde 54 am bis dahin Führenden Kimi Räikkönen vorbeigehen konnte. Dann überschlugen sich die Ereignisse, die für Fisichella wahrscheinlich wie eine Verschwörung gegen seine Person anmuteten. In Runde 55 kam es zu einem massiven Crash von Mark Webber, und kurz darauf raste Fernando Alonso in die auf der Strecke verstreuten Wrackteile. Daraufhin wurde das Rennen abgebrochen. Fisichella, der zu diesem Zeitpunkt in Führung lag, wähnte sich schon als sicherer Sieger, als die FIA Kimi Räikkönen zum Sieger erklärte. Aufgrund einer gewissen Regel wurde das Rennen zwei Runden vor Abbruch gewertet, und da lag Räikkönen laut der FIA in Führung.

Dementsprechend emotionell war auch Fisichellas Reaktion: „Ich hatte einen fantastischen Tag. Natürlich bin ich enttäuscht, nicht die Chance erhalten zu haben eine weitere Runde zu fahren und somit das Rennen zu gewinnen, doch Zweiter zu sein ist für mich und das Team wirklich gut. Ich denke ich hätte das Rennen gewonnen und denke noch immer ich bin der Sieger, doch Regeln sind Regeln. Ich hätte nie gedacht heute Zweiter zu werden, deshalb bin ich zufrieden.“

Doch der Grand Prix von Brasilien hatte ein Nachspiel. Die FIA stellte fest, dass Fisichella bereits die 56. Runde begonnen hatte, als es zum Abbruch kam, weshalb im Nachhinein das Ergebnis der 54. Runde statt der 53. Runde gewertet wurde. Fisichella hatte also in seinem 110. Rennen doch seinen ersten Sieg eingefahren und deshalb fand im Vorfeld des Grand Prix von San Marino in Imola eine improvisierte Siegerehrung auf der Start-Zielgeraden statt. Danach kehrte bei Fisichella aber schnell wieder der Alltag ein, denn ein Motorschaden im Rennen bereitete einem ernüchternden Wochenende ein verfrühtes Ende.

Auch in Spanien, Österreich, Kanada, Frankreich, Deutschland und Ungarn scheiterte Fisichella an technischen Problemen, wobei vier Mal das unzuverlässige Ford-Aggregat seinen Geist vorzeitig aushauchte. In Monaco und am Nürburgring stehen für ihn dagegen auch nur ein zehnter und ein zwölfter Platz zu Buche. Beim Grand Prix von England in Silverstone hatte Giancarlo Fisichella Glück im Unglück, als seine Radaufhängung bei hohem Tempo brach. Das Resultat war ein Highspeed-Dreher, doch Fisichella brachte das Auto wieder unter seine Kontrolle, ehe er ein weiteres Mal an den Boxen aufgeben musste. Obwohl auch der Grand Prix von Italien mit einer Panne begann, und Fisichella deshalb aus der Box starten musste, war doch ein kleiner Aufwärtstrend erkennbar. Er konnte endlich wieder einmal ein Rennen zu Ende fahren und wurde Zehnter.

In den USA setzte sich dieser Aufwärtstrend fort. Das Rennen erinnerte in vielerlei Hinsicht an den Grand Prix von Brasilien und war mit Sicherheit Fisichellas zweites Saisonhighlight. Wie in Brasilien hatte der Regengott auch in Indianapolis Erbarmen mit dem Römer. Giancarlo Fisichella nach seinem enttäuschenden 17. Rang im Qualifying: „Heute Morgen konnte ich nicht genügend Runden fahren, weswegen das Auto nicht gut abgestimmt war. Es gibt nur wenig Grip, und das Setup, welches wir gewählt haben, ist mehr für nasse Verhältnisse, falls es morgen nass sein sollte. Worauf ich sehr hoffe.“

Ungefähr ab der 20. Rennrunde setzte dann auch heftiger Regen ein, und Fisichella nutzte das Potential seiner Bridgestone-Reifen und kämpfte sich bis auf Rang sechs nach vorne. Da er aber durch ein Problem mit der Tankanlage mit doppelter Spritmenge unterwegs war, konnte er dem immer näher kommenden Montoya nichts entgegensetzen und musste sich mit Rang sieben begnügen. Trotzdem war Fisichella mit dem Ergebnis zufrieden: „Wir haben nicht erwartet Punkte zu holen, weswegen es großartig ist, besonders wenn man unsere Pace und die Startplätze bedenkt. Wir waren abgesehen von einem Problem bei beiden Boxenstopps sehr gut. Ohne diese Probleme hätten wir durchaus Sechster werden können.“

Beim Saisonabschluss in Japan hatte Fisichella schon einen Vertrag beim Schweizer Sauber Team für die Saison 2004 in der Tasche. Durch eine weitere Panne im Rennen fiel ihm der Abschied sicher nicht besonders schwer. In Runde 34 musste Fisichella mit einem leeren Tank aufgeben. Trotzdem wünscht er Jordan alles Gute: „Ich möchte mich beim Team bedanken und ich wünsche jedem all das Beste und ich hoffe wir haben beide nächstes Jahr eine bessere Saison.“

Wie erwartet konnte Teamkollege Ralph Firman gegen Giancarlo Fisichella wenig ausrichten, nur in Spanien und in Japan startete der Ire vor dem Italiener. Ganze zwölf Mal war allerdings Fisichella schneller. Auch Zsolt Baumgartner, der Firman nach dessen schweren Unfall in Ungarn und Monza ersetzte, stand ganz klar im Schatten des Römers. Fisichella konnte sein Ziel, 2004 für ein Top-Team an den Start zu gehen, nicht erreichen, doch trotzdem glaubt er nach wie vor an seine Chance: „Das Schweizer Team muss für mich das letzte Sprungbrett für einen Transfer in ein Top-Team sein!“

Außerdem wünscht er sich einen stärkeren Teamkollegen: „Wenn dir deine Teamkollegen nicht einheizen können, weißt du nie, wo dein Limit wirklich ist. Ich hoffe, dass Massa als Testfahrer bei Ferrari viel von Schumacher und Barrichello abgeschaut hat. Dann sind wir 2004 ein sehr starkes Duo.“

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