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Dakar-Rallye 2005

Blindflug & doppelte Rolle

Despres führt die KTM-Meute vor Coma an, Nissan-Pilot Colin McRae verletzt sich bei einem Überschlag, Gordon legt seinen VW ebenfalls auf's Dach.

Fotos: KTM

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Motorräder

Es waren zwei Worte, die heute überall im Biwak von Zouerat zu hören waren: fucking wind. Der heftige Wind machte den Fahrern schon auf der Strecke mächtig zu schaffen. Zog ein Fahrer eine Spur in den Sand, war sie binnen Sekunden verschwunden.

„Zeitweise konnte man nichts sehen“, meinte Chris Blais. Und der junge Amerikaner, der noch nie in Afrika fuhr, zog daraus die für ihn richtigen Schlüsse. „Die Strecke war sehr schnell und mein Motorrad lief super. Aber ich war mir mitunter nicht sicher, welchen Track ich wählen sollte. Also habe ich die Nr. 11 passieren lassen (Marek Dabrowksi, KTM – d.R.) und bin ihr gefolgt. So lerne ich am besten. Und mit meiner Fahrt heute bin ich zufrieden.“ Chris Blais wurde 10. und verlor rund 17 Minuten auf den Tagessieger. Ein respektables Ergebnis.

Diese erste Etappe in Mauretanien hat das Klassement ordentlich durcheinander gewirbelt. Es war die erste lange Etappe durch endlose Dünenfelder. Der Wind machte die Aufgabe nicht leichter. Die Herausforderung meisterten die am Besten, die die mauretanische Wüste wie ihre Westentasche kennen.

Keiner war heute schneller als Fabrizio Meoni. Wer dachte, der 47jährige genieße seine letzte Dakar, um nur mitzufahren, sah sich getäuscht. Fabrizio zeigte seine ganze Klasse. „Für mich war das heute ein Test, ob mein Gehirn noch funktioniert. Ob ich schnell fahren und gleichzeitig navigieren kann. Ich bin sehr zufrieden. Ich hätte auch noch schneller sein können. Aber 80 km vor dem Ziel ging mein Mousse im Hinterreifen kaputt, es schlingerte nur noch in der Felge. Da musste ich ein bisschen Tempo rausnehmen. Aber sonst lief es gut.“

Auch Alfie Cox (heute Platz 3) und Cyril Despres (4.) waren zufrieden mit ihrem Rennen und ihren Navigationskünsten. Pech hatten dagegen Jean Brucy (12.) und Carlo de Gavardo (15.). Carlo verlor fast eine halbe Stunde auf Meoni. Er war während der Etappe gestürzt und hatte sich mit seinem Bike überschlagen. Seine Fahrt ging dann etwas gebremst weiter. Momentan humpelt Carlo durch´s Biwak, will aber morgen wieder antreten.

Jeans Pech traf ihn schon auf der Liaison zum Start. „Ja, für mich war die Etappe heute länger als für die anderen. 15 km nach dem Start ging meine vordere Bremse kaputt. Ich habe gewendet, bin zurück ins Biwak, habe meinen Mechaniker geweckt. Marc hat repariert und dann bin ich wieder zurück an den Start. Leider kam ich drei Minuten zu spät zum Start.“ Jean wartet nun darauf, welche Strafe ihm die Organisation aufbrummt.

In der Gesamtwertung hat Cyril Despres heute die Führung übernommen, gefolgt von Marc Coma (+0´35) und Fabrizio Meoni (+1´16).

Am Donnerstag wartet auf alle Fahrer der erste Teil einer schweren Marathonetappe. 660 km werden gewertet – die längste Speziale der Rally! Auch für die Routiniers sind große Teile der Strecke neu. Gestartet wird zudem in einer Linie von jeweils 20 Fahrern.

Diese Etappe hat alles zu bieten: den schwierigen Pass El Ghallaoiya Pass inmitten einer Felsenlandschaft, weite Dünenfelder, viele kleine Ergs, tückisches Kamelgras und am Ende nur einen möglichen Pfad in die Oase Tichit. Im Biwak schließlich ist kein Service zugelassen. Die Fahrer müssen sich allein um ihre Motorräder kümmern.

Zwischenstand

1. DESPRES, KTM, 8h 56' 49"
2. COMA, KTM, + 00' 35"
3. MEONI, KTM, + 01' 16"
4. CALDECOTT, KTM, + 03' 11"
5. COX, KTM, + 03' 21"
6. ESTEVE PUJOL, KTM, + 09' 31"
7. ULLEVALSETER, KTM, + 12' 37"
8. FRETIGNE, YAMAHA, + 13' 15"
9. DABROWSKI, KTM, + 22' 11"
10. BLAIS, KTM, + 25' 27"

TV-Tipp: ATV+ präsentiert täglich um 18:50 Uhr eine ausführliche Zusammenfassung der Dakar-Rallye

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marathonrally.com

Wie gewonnen, so zerronnen. Noch am Vortag war Colin McRae der strahlende Sieger des Tages – am Mittwoch verlor er auf der ersten „echten“ Wüsten-Etappe über 622 Kilometer von Smara nach Zouérat in Mauretanien dann alles.

Bei Kilometer 410 der 492 Kilometer langen Sonderprüfung und kurz vor der dritten Zeitkontrolle wurde dem im Gesamtklassement führenden Nissan eine scheinbar harmlose Sprungkuppe zum Verhängnis.

Der Wagen hob ab und überschlug sich danach mehrmals. Zum Glück wurden die Insassen des völlig zerstörten Pickup nur leicht verletzt. Colin klagte aufgrund des Schocks kurzzeitig über Sehstörungen, Tina über Schmerzen in der Lendengegend.

Beide wurden mit einem Fernseh-Helikopter direkt in das Biwak nach Zouérat gebracht. Nach einem kurzen Check zog es Colin ins Hotel. Den Vorfall kommentierte er kurz und knapp: „Es war nicht zu erkennen, dass die Bodenwelle so tückisch sein würde. Das war einfach Pech!“

Ebenfalls überschlagen haben sich Volkswagen-Pilot Robby Gordon und sein Co Pilot Dirk von Zizewitz, beide blieben aber unverletzt. Sie versuchen das schwer beschädigte Fahrzeug mit Hilfe des Service-Trucks zu reparieren und die Etappe fort zu setzen.

Besser als gestern lief es indess für das Mitsubishi Team. Hatten die Piloten Stephane Peterhansel und Hiroshi Masuoka gestern noch mit einigen Problemen zu kämpfen konnten sie heuten einen Etappen-Doppelsieg einfahren.

Peterhansel setzte sich mit einem Vorsprung von über vier Minuten vor seinem Teamkollegen an die Spitze der Etappenwertung. Dritter wurde Bruno Saby im VW Race Touareg mit sieben Minuten Rückstand auf Peterhansel, gefolgt vom nächsten Mitsubishi Pajero Evolution gesteuert von Luc Alphand.

Wüstenfuchs und Dakar-Legende Jean-Louis Schlesser im V8 Buggy konnte die Etappe als guter fünfter beenden und verleiht seinen diesjährigen Kampfansagen an die Werksteams damit ersten Nachdruck.

Zwischenstand

1. SABY / PERIN VOLKSWAGEN 9h 22' 31"
2. ALPHAND / PICARD MITSUBISHI + 00' 40"
3. KLEINSCHMIDT / PONS VOLKSWAGEN + 03' 56"
4. AL ATTIYAH / GUEHENNEC BMW + 04' 32"
5. PETERHANSEL / COTTRET MITSUBISHI + 07' 19"
6. KANKKUNEN / REPO VOLKSWAGEN + 13' 02"
7. DE VILLIERS / LURQUIN NISSAN + 14' 05"
8. DE MEVIUS / DUBOIS NISSAN + 16' 23"
9. SOUSA / DELLI - ZOTTI NISSAN + 18' 32"
10. SCHLESSER / BORSOTTO SCHLES-FORD-RAID + 24' 00"

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