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Stadion rules, oder?

Die Argentinien Rallye könnte richtungweisend sein - für ein neues Zeitalter im Rallyesport: Kompakt, überschaubar und ganz viel lustig...

Michael Noir Trawniczek, noir@motorline.cc

Schönen Abend liebe motorline.cc-Leserinnen und Leser! Irgendwie ist das ein blanker Hohn: Den ganzen Tag konnte nicht gefahren werden, weil die Veranstalter am Donnerstagabend unbedingt eine Superspecial im 700 km vom Servicepark entfernten Buenos Aires abhalten wollten und es dann nicht geschafft haben, alle Teilnehmer und Offiziellen wieder rechtzeitig nach Cordoba zu transportieren und dann sieht man am Ende des Tages schon wieder die bunten Rallyeautos vor halbleeren Stadíontribünen auf einem Mickye Mouse-Kurs herumfahren.

Sébastien Loeb scheint es geahnt zu haben - schon lange vor dem Debakel gab er sich skeptisch und meinte: "Ich hoffe nur, dass sich der ganze Aufwand lohnt. Wenn man Superspecials in der Nähe des Austragungsorts abhält, ist das okay - aber sie sollten nicht zum Selbstzweck werden."

Aber: Scheinbar ist das eben der Zeitgeist! Eine Formel 1 mit Traktionskontrolle und Auslaufzonen "so groß wie die Kalahari-Wüste" (Zitat Helmut Zwickl) und ein Rallyesport, der einen ganzen Tag an Sonderprüfungen opfert, um am Abend im Stadion ein bisschen auf Zirkus zu machen.

Sicher - die Leute haben ihre Freude an den Showläufen - ein paar Kringerl und ein paar Krügerl, da vergisst man gern den grauen Alltag. Winke, winke. Ui, fährt der quer. Ui, der macht die Fahrertür auf. Ui, vielleicht steigt er sogar auf das Dach? Ui, ui, ui. Und wenn die dann auch noch so lieb die Fahnen aus dem Auto schwenken. Dann ist es doch egal, ob das sportlich wertvoll ist. Weil ausschauen tut das schon super, wie quer die da herumfahren, das ist schon ein Wahnsinn.

Und schließlich ist es ja auch billiger - die Automobilkonzerne müssen ohnehin sparen. Vielleicht ist die Argentinien-Rallye sogar richtungweisend für ein künftiges Format: Ab Donnerstag jeden Abend Stadion - dafür dürfen die Piloten am Tag schlafen oder besser Autogramme geben. Am Sonntagvormittag, den Puristen zuliebe, zwei Wertungsprüfungen, wobei es eigentlich nur eine ist, die im zweiten Durchgang von der anderen Richtung aus befahren wird - das spart immerhin Benzin und logistischen Aufwand. Herr Mosley, was sagen Sie dazu? So könnte man mit insgesamt weniger als 50 Wertungskilometern auskommen, was sehr umweltschonend wäre. Da bräuchte man dann auch keine komplizierten Bäume mehr pflanzen zwecks CO2-Ausgleich, das ist ohnehin viel zu anstrengend.

Und schließlich sind diese Wertungsprüfungen sowieso immer nur so schwer erreichbar und man muss so weit fahren und dann findet man den "Spectators Point" nicht und nass oder dreckig wird man im Stadion auch meistens nicht.

Und was die Geschichte mit den Abenteuern betrifft - die wahren Abenteuer sind sowieso im Kopf! Beziehungsweise sind sie heute im Internet zuhause. Dort kann man mittlerweile bereits einen eigenen virtuellen Körper abseits von Bauch- oder Gewichtsproblemen modellieren und mit diesem Abenteuer erleben, von denen auch ein Rudi Stohl nur träumen konnte.

Willkommen also im neuen Zeitalter des Rallyesports,

sagt Ihr
Michael Noir Trawniczek

PS: Das ist sicher ein bisschen übertrieben und die Stadionprüfungen haben sicher auch einen Wert und verkaufen den Rallyesport gut. Aber wenn eine Etappe nur noch aus zwei Superspecials besteht, kann das ében zu manch launischem Kommentar führen.

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