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Enge, harte Schotter-Prüfungen in Japan

Das Duell Loeb - Grönholm geht in die nächste Runde - in Japan, auf Schotter, wollen beide unbedingt gewinnen. Und auch Manfred Stohl ist kampflustig.

Michael Noir Trawniczek

Für Marcus Grönholm ist es nicht die "aufgehende Sonne" Japans, die ihn so stark motiviert - es ist der Fahrbahnbelag, der ihm Hoffnung verleiht. Die am Wochenende stattfindende Japan-Rallye wird wieder auf "seinem" Belag, auf Schotter abgehalten - weil er zuletzt, bei den Asphalt-Rallyes in Spanien und Frankreich gleich sechs Punkte seines Tabellenvorsprungs eingebüßt hat, möchte der 39-jährige Finne in Japan unbedingt gewinnen.

"Die Fahrer-Weltmeisterschaft ist an einem aufregenden Punkt angelangt - es liegen nur noch vier Punkte zwischen mir und meinem Verfolger Sébastien Loeb und das ist kein komfortabler Vorsprung. Daher wäre ein Sieg in Japan natürlich hilfreich", sagt Grönholm. Loeb wiederum verweist ebenfalls auf die inklusive Japan nur noch drei verbleibenden WM-Läufe und meint daher, dass "uns gar nichts anderes übrig bleibt, als in Japan zu gewinnen". Im Vorjahr ist Loeb dieses Unterfangen auch gelungen - damals setzte sich der Weltmeister mit seinem 27.WRC-Sieg an die Spitze der ewigen Siegerliste.

Bei der spannenden WM-Entscheidung werden aber auch die Stallkollegen der beiden Titelaspiranten eine wichtige Rolle spielen - so ferne es einem der beiden gelingen sollte, sich vor dem Kandidaten des gegnerischen Teams zu platzieren. Mikko Hirvonen werden hier mehr Chancen zugerechnet - der 27-jährige Finne wurde im zweiten Werks-Ford im Vorjahr Dritter hinter Loeb und Grönholm. Dani Sordo absolvierte 2006 seine erste Japan-Rallye und konnte diese nicht beenden. "Ich kenne daher noch immer nicht alle Sektionen", bedauert der zweite Citroen-Werksfahrer. "Wir werden unser Bestes geben", verspricht der Spanier - aber ob er Loeb in Japan wirklich helfen könne, bezweifelt er. Vernünftiger sei es, ein Top 5-Resultat anzustreben, sagt Sordo.

Heimspiel von Subaru

Im Schatten von Ford und Citroen wird das dritte Werksteam der Weltmeisterschaft, Subaru am kommenden Wochenende die für das Team wichtigste Rallye bestreiten. Zumindest ein Podestplatz wäre beim großen Heimspiel des japanischen Automobilkonzerns hilfreich - im Vorjahr erreichten Chris Atkinson, der extra engagierte Lokalmatador Toshihiro Arai und Petter Solberg zwar auf den Rängen vier, sechs und sieben die Punkteränge, das Podium blieb Subaru jedoch verwehrt.

Auch heuer werden wieder drei Piloten von den einheimischen Fans ganz besonders angefeuert werden: Neben Solberg und Atkinson wird wie in den Läufen zuvor wieder Xavier Pons den dritten Werksboliden pilotieren - sein Manko: Es ist die erste Japan-Rallye für den Spanier.

Versteckte Gräben, blinde Kurven

Die Erfahrung spielt bei der anspruchsvollen Rallye rund um die Stadt Obihiro auf der nördlichsten Insel Hokkaido eine ganz besonders große Rolle. 27 relativ kurze Wertungsprüfungen bringen wegen der vielen engen und dennoch schnellen Kurven die WRC-Piloten ins Schwitzen. Besonders knifflig sind die Kurvenausgänge, die zum Teil von herunterhängenden Bäumen verstellt sind - dazu kommen die Gräben an den Straßenseiten, welche aufgrund der dichten Vegetation ebenfalls verdeckt werden.

Es lauern also viele Gefahren, die quasi von der "Mutter Natur" auf gemeine Art und Weise versteckt werden - was beim "Cutten" zu unliebsamen Überraschungen führen kann. Mikko Hirvonen erklärt: "Wenn du auch nur um zehn Zentimeter die Linie verfehlst, kannst du bereits in einem der Gräben landen." Wenngleich Hirvonen einräumt, dass die Straßenränder Ende Oktober bereits weniger verwachsen sind, im Vorjahr wurde in Japan Anfang September gefahren. Die spätere Jahreszeit hat auch kältere Temperaturen zur Folge: Die Meteorologen prophezeien Temperaturen von nur fünf bis maximal 15 Grad. Besonders kalt dürfte es auf jenen Prüfungen werden, welche durch die 100 km nördlich von Obihiro gelegenen Berge nahe Rikebetsu führen.

Stohl braucht Erfolg

Für die Japan-Rallye hat Manfred Stohl auf der Insel Korsika sein Auto geschont. "Japan, ich komme", hat er angekündigt. Der japanische Schotter liegt dem Wiener - gemeinsam mit seiner Kopilotin Ilka Minor möchte der Kronos-Pilot an jenen guten fünften Rang anschließen, den er im Vorjahr in Japan erobern konnte. "Wichtig wird es sein, auf den kurzen Prüfungen schnell den Rhythmus zu finden", sagt Stohl.

Um sich vielleicht doch noch für eines der frei werdenden Werkscockpits zu empfehlen, muss "Stohlito" in Japan vom Beginn an attackieren, dessen ist sich der Wiener bewusst. Er gibt sich daher auch kampfbetont: "Wir sind hier, um zu punkten. In meiner ersten Citroensaison 2005 hatte ich am Jahresende 22 Punkte. Heuer sind es erst neun. Also fehlen mir noch 13. Dafür habe ich nun drei Rallyes Zeit."

27 Wertungsprüfungen

Der zeremonielle Start wird am Donnerstagabend um 19.30 Uhr Ortszeit (12.30 Uhr MESZ) absolviert, die Rallye wird am Freitagmorgen um 7.33 Uhr Ortszeit (0.33 Uhr MESZ) mit der ersten, nur 9,03 Kilometer langen Prüfung "Pawse Kamuy" eröffnet. Insgesamt werden in den drei Etappen 1575,79 Kilometer zurückgelegt, davon 350,17 Wertungskilometer, welche auf 27 Wertungsprüfungen aufgeteilt werden. Die längste der ansonsten kurzen Sonderprüfungen beträgt 34,96 Kilometer.

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