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Rallye-WM: Japan

Die Nr.2-Piloten sprangen in die Presche

Keine Stars, dafür glückliche Nr.2-Piloten auf dem Podium: Hirvonen siegt vor Sordo, dahinter die Stobart-Fahrer Solberg und Wilson. Stohl blieb Sechster.

Michael Noir Trawniczek

"Das war ein derart schwieriges Wochenende", gibt ein rundum glücklicher Mikko Hirvonen gerne zu. Mit dem Sieg bei der selektiven Japan-Rallye, die heuer zu einer wahren Ausfallsorgie mutierte, empfahl sich der 27-jährige Ford-Werkspilot noch einmal für die Grönholm-Nachfolge in seinem Team. Am Ende lag Hirvonen 37,4 Sekunden vor seinem Kongenial bei Citroen, dem Spanier Daniel Sordo sowie über vier Minuten vor Henning Solberg in seinem orange lackierten Vorjahres-Ford des Stobart Kundenteams.

"Als wir hier in Japan angekommen sind, ging es einzig und alleine darum, Marcus im Kampf um den WM-Titel zu unterstützen - und genau das haben wir getan", kann Mikko Hirvonen zufrieden Bilanz ziehen. Mit seiner Führung hat er Sébastien Loeb angestachelt, der unbedingt den Sieg erringen wollte und letztlich an einem Lesefehler seines Kopiloten Daniel Elena scheiterte. Hirvonen merkt an: "Auch nach Sébastien's Ausfall waren es immer noch sehr harte eineinhalb Tage." Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: "Ich warte nun darauf, dass mich Marcus auf ein großes Bier einlädt."

Das wird Marcus gerne tun - denn am Ende durfte auch er wieder lächeln. Zunächst schien es, als hätte er mit seinem Abflug am Freitag auch seine WM-Führung verloren. Aus einem Vorsprung von vier Punkten wurde ein mindestens ebenso großer Rückstand, manche sprachen schon von der WM-Vorentscheidung. Als ihm am Tag darauf auch Loeb ins Out folgte, kam große Erleichterung beim 39-jährigen künftigen Rallye-"Pensionisten" auf. In der WM-Tabelle bleibt es nach dieser beidseitigen Nullrunde beim Stand von 104:100 für Grönholm, die zwei noch zu fahrenden Rallyes in Irland und Wales versprechen Höchstspannung.

Während Grönholm wegen des beschädigten Überrollkäfigs den Rennoverall für den Rest des Wochenendes wegpacken konnte, begab sich Sébastien Loeb am Sonntagvormittag noch einmal auf die Prüfungen - zu Testzwecken. Nebenher fielen dabei vier Bestzeiten ab, bevor Loeb auf der vorletzten Prüfung wegen vermeintlicher Öldruckprobleme stoppte. In Wahrheit wurde Citroen vom Reglement zu diesem Schritt gezwungen, zumal Loeb mit dem in Japan zum Einsatz kommenden Motor auch in Irland hätte antreten müssen und er bei einem Motorwechsel eine Zeitstrafe ausgefasst hätte - nicht jedoch, wenn er in Japan vorzeitig ausscheidet. Nach dem Crash vom Samstag wollten die Franzosen auf Nummer sicher gehen und straflos einen neuen Motor in den C4 schrauben.

Dani Sordo & Henning Solberg auf dem Podium

Zwei der sonntäglichen Bestzeiten schnappte sich Dani Sordo. Der ehemalige Juniorenweltmeister war erst zum zweiten Mal auf den Straßen rund um Obihiro unterwegs. Im Vorjahr, bei seiner Premiere im "Land der aufgehenden Sonne", konnte er zudem nicht das Ziel erreichen, weshalb er einige Prüfungen zum ersten Mal in Angriff nehmen musste. Auf Heldentaten wollte der Spanier am letzten Tag eigentlich ganz bewusst verzichten: "Mein Ziel war einfach nur, weitere Erfahrungen bei diesen Konditionen zu sammeln und nebenbei den zweiten Platz nach Hause zu fahren."

Von hinten drohte Sordo keine Gefahr - Henning Solberg lag am Sonntagmorgen als grandioser Dritter bereits mehr als zwei Minuten zurück. Der Norweger zauberte mit seinem zweiten Podestplatz in diesem Jahr ein Lächeln auf die Lippen seines Stobart-Teams, das am Samstag noch den Abflug des bis dahin ausgezeichneten Jari Matti Latvala hinnehmen musste. Dass man am Ende dennoch über zwei Spitzenplätze wird jubeln können, hat Malcolm Wilson sicher nicht gedacht.

Wilson & Perez-Companc bejubeln bestes Ergebnis

Doch ausgerechnet sein Sohn Matthew Wilson war am Sonntagvormittag der große Held. Am frühen Morgen lag Wilson noch rund zwanzig Sekunden hinter Munchi's Ford-Pilot Luis Perez-Companc - doch der Brite attackierte den gesamten Vormittag über, sodass er auf der vorletzten Wertungsprüfung den vierten Platz übernehmen konnte. Vor der abschließenden Specialprüfung in Obihiro lag Wilson nur 2,1 Sekunden vor dem Argentinier - der Brite musste also bis zum letzten Meter um diesen vierten Platz kämpfen. Ein erschöpfter, aber glücklicher Matthew Wilson kommentierte das beste Ergebnis seiner WRC-Karriere mit den Worten: "Ich denke, all die Fehler und Abflüge bezeugen, wie schwierig diese Rallye war - ich bin so glücklich, ein vierter Platz, es ist unglaublich!"

Perez-Companc nahm es gelassen - auch Platz fünf stellt für den Munchi's Ford-Piloten etwas Außergewöhnliches dar, der Argentinier gab sich am Ende als Sportsmann: "Es ist okay, wenn die Rallyes so sind wie das heute der Fall war. Matthew fuhr heute auch wirklich außergewöhnlich gut - und das nächste Mal werde ich es sein. Jedenfalls war es eine fantastische Rallye für das Munchi's Team."

Stohl blieb Sechster - ein später, großer Motivationsschub

Nachdem Manfred Stohl am Samstag wegen Kupplungsproblemen hinter die beiden Ford-Kundenautos gerutscht war, wollten der Wiener und seine Kärntner Kopilotin Ilka Minor am Sonntagvormittag jene 54,1 Sekunden aufholen, welche auf Platz vier gefehlt haben. Doch das ging sich leider nicht aus - am Ende fehlten dem Kronos Citroen-Piloten als Sechstem exakt 23,9 Sekunden auf Perez-Companc.

Wichtiger war Stohl, dass er sich die gesamte Rallye über wieder wohl im Auto fühlte: "Es war mit Sicherheit ein Schritt in die richtige Richtung. Leider passiert es so spät, doch wir wollen das jetzt ausnützen und auch noch in Irland und Wales Punkte holen. Ich habe immer gewusst: wenn das Auto passt, dann können wir auch um die Plätze vier bis sechs mitkämpfen!"

Der zweite Munchi's Ford-Pilot Federico Villagra belegte den siebten Platz, markierte beim letzten Schaufahren auf der Obihiro-Specialstage zudem erneut die Bestzeit - bereits am Samstagabend war Villagra auf der 1,73 Kilometer kurzen Spezialprüfung beide Male am schnellsten unterwegs.

Auf einem formidablen achten Endrang beendete der Japaner Katsuhiko Taguchi auf seinem Gruppe N-Mitsubishi Lancer Evo IX seine Heimrallye. Für den japanischen Automobilkonzern Subaru war diese Heimrallye eine einzige Katastrophe - keiner der drei Werkspiloten Petter Solberg, Chris Atkinson und Xavier Pons landeten in den Punkterängen. Einziger Lichtblick waren die Bestzeiten von Petter Solberg am Samstag, als dieser unter "Superally" seine Teilnahme zu Testzwecken fortsetzte.

Pozzo siegt in der PWRC

In der PWRC gewann Mitsubishi-Pilot Gabriel Pozzo auf einem neunten Gesamtrang die Rallye, Armindo Araujo, ebenfalls auf einem Mitsubishi Lancer Evo IX, sowie Subaru-Pilot Leszek Kuzaj standen neben Pozzo auf dem PWRC-Siegerpodest. Stohl Racing-Schützling Patrik Flodin belegte am Ende Platz sieben, Claudiu David vom OMV Bixxol Rally Team wurde Zwölfter.

Vom 16. bis zum 18. November steigt in Irland die nächste der beiden noch ausstehenden WM-Rallyes. Viele sind überzeugt: Der WM-Titel wird erst beim Finale in Wales vergeben, welches vom 30. November bis zum 2. Dezember auf dem Programm steht.

Ergebnis & WM-Stand finden Sie in der Navigation rechts.

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