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IRC: Monte Carlo

Franz Wittmann im motorline.cc-Exklusivinterview

Franz Wittmann jun. im Gespräch mit motorline.cc - der unbelohnte Held der Monte Carlo-Rallye blickt zurück auf das Highlight seiner bisherigen Karriere.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Daniel Fessl, www.franz-wittmann.com

Satte 18 Super 2000-Geschosse waren beim fulminanten Saisonauftakt der aufblühenden IRC-Serie in Monte Carlo am Start – mit dem herkömmlichen und unterlegenen Mitsubishi Lancer Evo IX durfte man bei der Kult-Rallye von Franz Wittmann jun. und seinem Co-Piloten Bernhard Ettel bei deren IRC- und Monte-Debüt keine Wunder erwarten.

Doch es kam anders. Vom ersten Kilometer an war der „Interwetten Racing“-Evo mitten unter den S2000-Boliden zu finden – Wittmann lag bis auf eine Ausnahme stets in den Top 10 der Gesamtwertung. Und sorgte so für erhöhtes Interesse der heimischen Fans – und auch auf internationaler Ebene wurde die fahrerische Spitzenleistung des jungen Vizestaatsmeisters registriert. Für die TV-Übertragung der „Nacht der langen Messer“ wurden Wittmann und Ettel mit Onbaordkameras versorgt – doch kurz vor dem Grande Finale mussten die Österreicher wegen eines Motorschadens aufgeben.

Geblieben ist die große Freude an der gemeinsam mit Stohl Racing erbrachten Leistung – im Gespräch mit motorline.cc spricht Franz Wittmann über seine erste Monte Carlo-Rallye, seine prominenten Eisspione und die Chancen bei seiner nächsten IRC-Rallye in Portugal.

Franz, auch wenn euch die Zielankunft nicht vergönnt war – unabhängig vom Ergebnis: Sehr viel positiver hätte euer IRC-Debüt bei eurer ersten Monte Carlo-Rallye gar nicht verlaufen können…

Es war auf jeden Fall ein toller Auftakt für die IRC-Saison. Da wir 2009 ja als Lernjahr sehen, ist es natürlich super, wenn man beim ersten IRC-Lauf bei 18 Super 2000-Autos eigentlich immer in den Top 10 zu finden ist – ich glaube, wir lagen lediglich nach der zweiten Prüfung kurzfristig nicht in den Top 10. Das war eine tolle Rallye und es macht mich auch stolz.

Warst du selbst überrascht, als du nach der ersten Wertungsprüfung die Zeiten gesehen hast?

Wir haben uns schon sehr gefreut nach der ersten SP. Wir sind auf der ersten Prüfung mit Spikereifen raus gefahren und nach den ersten zwei, drei Kilometern habe ich zu Bernhard [Ettel, der Co-Pilot, d. Red.] gesagt: ‚Da haben wir uns aber fest mit dem Reifen vertan!’ Denn es war staubtrocken. Doch dann haben sich die Straßenverhältnisse plötzlich dramatisch verändert…

Und nachdem wir nach rund zehn Kilometern den ersten Mitsubishi, der vor uns gestartet ist, eingeholt haben und spätestens nachdem wir den nächsten Konkurrenten vor uns hatten und wir an den verunfallten Autos von Luca Rossetti und Didier Auriol vorbeifuhren wussten wir endgültig: ‚Okay, die Reifen waren also doch nicht die schlechteste Wahl!’

Ihr hattet zwei prominente und erfahrene Reifenspione – deinen Vater Franz Wittmann sen. und dessen langjährigen Beifahrer Jörg Pattermann. Wie verlief diese Zusammenarbeit?

Man hat einfach gesehen, dass sie ihre Erfahrung, die sie bei der Monte machten, einfach umsetzen konnten. Sie haben mir ermöglicht, dass ich über die gesamte Rallye hinweg relativ locker und ohne viel Kopfzerbrechen eine Reifenwahl treffen konnte. Wir hatten immer den richtigen Reifen am Auto – außer am zweiten Tag, da haben wir mit Schneefall spekuliert. Aber es hat nicht zu schneien begonnen.

Wir haben aber generell ab dem zweiten Tag sehr viel Zeit verloren, weil wir am zweiten Tag als zweites Auto losfahren mussten und wir am dritten Tag das erste Auto auf der Strecke waren. Die Reifen haben eigentlich immer gepasst – doch die Startposition war sehr unglücklich. Aber das soll das Ganze nicht trüben, das sind Feinheiten.

Hast du die Entscheidungen der beiden Reifenspione stets umgehend angenommen oder hat es auch mal Diskussionen gegeben? Gab es einen Moment, wo du dir gedacht hast: ‚Nein, das kann es nicht sein…’?

Es konnte keine Diskussionen geben – weil ich die Strecken im Gegensatz zu den beiden fünf Tage zuvor bei der Besichtigung zum letzten Mal gesehen habe. Und so konnte ich überhaupt keine Entscheidungen bezüglich der Reifenwahl treffen. Die Verhältnisse haben sich ja stündlich geändert – man muss sich blind darauf verlassen können, welche Empfehlung dir der Eisspion gibt. Anders geht das gar nicht.

Ihr seid mitten im Rudel der überlegenen Super 2000-Boliden gefahren, weit vor den anderen Nicht-S2000-Teams. Das hat man nicht nur in Österreich, sondern auch auf internationaler Ebene registriert. Hat es im Fahrerlager Reaktionen gegeben?

Naja, es sind lustigerweise, weil wir immer die guten Reifeninformationen hatten, schon mal Leute von Peugeot und auch Fiat gekommen - um zu schauen, welche Reifen wir am Auto haben. Das war indirekt ein großes Lob für die Arbeit der beiden Eisspione. Kurz vor unserem Ausfall haben wir auch die Live-Onboardkameras von Eurosport ins Auto bekommen. Bei den letzten vier Prüfungen wären bei den Live-Prüfungen in der Nacht auch Bilder aus unserem Auto gekommen - das ist sich halt leider nicht mehr ausgegangen.

Auch wenn ihr nicht das Ziel gesehen habt – mit der gezeigten Leistung werden jetzt wohl auch bei den nächsten IRC-Einsätzen die Erwartungen der Fans steigen. Doch solche Top 10-Ergebnisse werden wahrscheinlich nicht immer möglich sein, nehme ich an…

Schauen wir einmal. Es gibt sicher Rallyes, bei denen man leichter vorne mitfahren kann – und es gibt sicher auch welche, wo das nur schwer möglich ist. Die Rallye Monte Carlo war halt schon sehr speziell mit diesen Fahrbahnverhältnissen – wobei ich natürlich dazu sagen muss, dass wir schon sehr viel Zeit mit unserer Position als ‚Straßenkehrer’ verloren haben. So gesehen schreckt mich das alles nicht, wir hätten zum Teil noch viel schnellere Zeiten fahren können. Es war viel, viel Pech dabei – aber: Im Endeffekt waren wir immer in den Top 10 – und das ist es, was gezählt hätte.

Vielleicht wären sogar Punkte möglich gewesen, oder?

Unter normalen Umständen wäre der Frederic Romeyer kein Thema gewesen – der war die ganze Rallye über, wenn wir nicht gerade ‚Schneepflug’ gespielt haben, kein Thema für uns. Aber du weißt ja: Du hast erst einmal in der ‚Nacht der langen Messer’ durchkommen müssen. Man kann immer ‚hätt’ ich, wär’ ich’ sagen. Aber von den Zeitabständen her hätten wir normalerweise, ohne technische Probleme, Platz 6 belegen können.

Was war dein erster Gedanke, als du den Motorschaden registriert, ihn gerochen hast?

Am Tag davor hatten wir ja bereits einen Turboschaden auf der letzten Prüfung, der dann ausgetauscht wurde. Am folgenden Tag, nach der zehnten Prüfung hörte ich ungewöhnliche Motorengeräusche und wir haben schon befürchtet, dass es irgendein Problem geben könnte. Doch auf der 300 Kilometer langen Verbindungsetappe zum Service gab es dann nichts mehr zu hören, das Auto hat tadellos funktioniert. Und deshalb waren wir da bereits wieder sicher, dass der Motor die letzten vier Prüfungen aushalten wird. Er hat aber nicht gehalten.

Weiß man, was den Motorschaden letztendlich ausgelöst hat?

Wir wissen noch nicht genau, was es war – auf jeden Fall hat es gereicht, dass wir die Rallye nicht fertig fahren konnten.

Die nächsten IRC-Rallyes in Brasilien und Afrika befinden sich nicht in deinem Programm – du wirst erst wieder im Mai (7.–9.5.) in Portugal antreten. Wie sehen da die Erwartungen aus?

Prinzipiell glaube ich schon, dass man mit einem Mitsubishi bis zu einem gewissen Grad konkurrenzfähig sein kann. Aber man fährt natürlich immer mit einem höheren Risiko, wenn man in die Nähe der Super 2000-Autos kommen will. Die tun sich schon verdammt leichter als wir – das hat man bei der Monte auch deutlich gesehen.

In Portugal wird auf Schotter gefahren – ist es auf Schotter etwas leichter gegen die S2000-Phalanx?

Ja, sicher - aber: Die Super 2000-Autos haben in etwa gleich viele PS oder sogar etwas mehr als wir – und zugleich wiegen sie um 200 Kilogramm weniger. Mehr braucht man dazu eigentlich nicht zu sagen. Ob die jetzt mechanische Differenziale haben oder wie wir elektronische, die man ansteuern kann, ist de facto egal – meiner Meinung nach.

Der Super 2000 ist so leicht, der fährt bestens um die Ecke – diese Autos sind einfach besser. Punkt. Sie beschleunigen und sie verzögern besser – und in den Kurven liegen sie auch besser. Ich sehe also alles andere als viele Vorteile für ein herkömmliches Gruppe N-Fahrzeug. Aber: Wir werden trotzdem alles versuchen. Wir werden schauen, dass wir das Beste daraus machen.

In der nächsten Ausgabe von Österreichs größter Motorsportzeitschrift Rally & more finden Sie ein exklusives Monte-Tagebuch von Franz Wittmann jun. – der Ramsauer lässt noch einmal die zwei intensiven Wochen vor der Rallye Revue passieren und zeigt einige seiner selbst oder von Co-Pilot Ettel fabrizierten Schnappschüsse. Rally & more-Heft Nr. 1/2009 erscheint am Freitag, den 30. Jänner.

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