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Loeb sieht sich nicht als Favorit

Eine echte Winter-Rallye wartet auf die WRC-Fans – in Norwegen müssen Ford und Hirvonen das Terrain nützen und WM-Leader Loeb schlagen.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Photo4

Von verschneiten Straßen kann man eigentlich nicht sprechen, es sind vielmehr richtige „Bobbahnen“, auf welchen die Rallyepiloten am kommenden Wochenende im Rahmen der Norwegen-Rallye ihrer Kunst frönen werden. Die oft über einen Meter hohen Schneewände dienen den Lenkradakrobaten als „Bande“, gefahren wird mit den „Sottozero“-Winterreifen, sieben Millimeter lange Spikes sorgen für sicheren Halt bei Eis und Schnee.

In den Wäldern rund um Kongsvinger und Lillehammer sollen perfekte Konditionen für eine Winter-Rallye vorherrschen – der Servicepark befindet sich im 125 km nordöstlich von Oslo gelegenen „Viking Ship-Stadion“ von Hamar, die Rallye-Protagonisten erhalten für diese Rallye also ein Dach über dem Kopf. Zuletzt wurde in Norwegen vor zwei Jahren gefahren – rund die Hälfte der auf 23 Sonderprüfungen aufgeteilten 360,9 Wertungskilometer sind neu ausgelegt worden.

Schlüsselrallye für Ford & Hirvonen

Sämtliche Voraussetzungen also für eine spannende WM-Rallye – allerdings ist noch die Frage offen, in wie weit der in Irland so überlegene Serienweltmeister Sébastien Loeb auf dem losen Untergrund zu schlagen ist. Der Citroen-Werkspilot schiebt die Favoritenrolle jedenfalls weit von sich weg: „Ich habe zwar seit 2005 bis auf Monaco 2006 jede Asphalt-Rallye gewonnen, aber auf Schnee und Eis zählen wir nicht zu den Favoriten.“ Im Jahr 2007 sahen weder Loeb noch sein Teamkollege Dani Sordo in Norwegen WM-Punkte. Sordo bezeichnet sein Auftreten 2007 als „bescheiden“, er wolle jedoch nicht mehr an diese Rallye denken, denn seither habe sich viel verändert, sagt er. Und dass Sébastien Loeb auch auf losem Untergrund um den Sieg kämpfen kann, weiß man schon lange – im Vorjahr düpierte er Ford-Werkspilot Mikko Hirvonen ausgerechnet bei dessen Heimrallye in Finnland, auf Schotter.

Der 28-jährige Titelkandidat des Ford-Konzerns konnte beim WM-Auftakt in Irland nur den dritten Platz belegen, für Norwegen jedoch gibt er sich kämpferisch: „Irland war ein schwerer Start ins neue Jahr, aber ich bin überzeugt, mit den Verhältnissen in Norwegen besser zurechtzukommen.“ Hirvonen kann immerhin auf einen Sieg bei der Norwegen-Rallye 2007 zurückblicken.

Über eines sind sich die Experten einig: Sollte Hirvonen auch in Norwegen keine Chance gegen Loeb haben, könnte man Loeb de facto bereits zu seinem sechsten WM-Titel in Folge gratulieren – für Hirvonen und Ford steht am kommenden Wochenende eine Schlüssel-Rallye auf dem Programm. Bei nur zwölf Saisonrallyes darf sich der Finne diese Chance im hohen Norden keinesfalls entgehen lassen.

“Geheimtipp“ Latvala – „Exote“ Petter Solberg

Sein Teamkollege Jari-Matti Latvala darf getrost als ein Geheimtipp bezeichnet werden – schließlich konnte er im Vorjahr auf Schnee und Eis Geschichte schreiben, als er sich in Schweden als jüngster WRC-Sieger in die Rekordlisten eintragen ließ. Nicht unterschätzen sollte man auch die Ford-Kunden wie Urmo Aava oder Henning Solberg.

Apropos Solberg: Der Norweger hat es sich nicht nehmen lassen, bei seiner Heimrallye zu nennen und wird bekanntlich mit einem privat eingesetzten, silber lackierten Citroen Xsara WRC antreten. In wie fern dieses Modell noch konkurrenzfähig ist, wird sich am kommenden Wochenende zeigen – doch aufgrund des aktiven Differenzials könnte der Weltmeister aus 2003 durchaus für die eine oder andere Überraschung sorgen.

Das gilt auch für den jungen Russen Evgeny Novikov, der erstmals für das Citroen Junior Team ins Lenkrad eines C4 greifen wird. Mit dabei ist auch wieder der Sieger des IRC-Auftakts in Monte Carlo, Sébastien Ogier, der ebenfalls einen C4 pilotieren wird. Ein Wiedersehen gibt es mit dem früheren Suzuki-Werkspiloten Per-Gunnar Andersson, der ein privat gemeldetes Skoda Fabia WRC lenken wird. Zudem steigt in Norwegen auch das Adapta-Subaru-Team ein, mit Mads Östberg sitzt ein starker Pilot am Steuer des Kunden-Impreza WRC2008. Außerdem wird auch das holländische Van Merksteijn-Team an den Start gehen, mit Peter sen. und Peter jun in den Cockpits der lila-weiß lackierten Ford Focus WRC. Insgesamt sind 19 World Rally Cars am Start.

PWRC: Saisonauftak ohne Aigner

Den Saisonauftakt feiert die seriennahe Weltmeisterschaft für Produktionswägen PWRC – der regierende Weltmeister Andreas Aigner ist bekanntlich leider nicht dabei. Sehr wohl aber das Red Bull Rallye Team – mit Patrick Sandell am Steuer eines Skoda Fabia Super 2000-Boliden möchte man den Titel verteidigen – und zählt zum Favoritenkreis, auch wenn auf Schnee die Vorteile des S2000 nicht zu hundert Prozent genützt werden können.

Zudem gibt es ein starkes Konkurrentenfeld – mit Größen wie Ex-Weltmeister Toshihiro Arai, Patrick Flodin, Martin Prokop, Ex-WRC-Pilot Andreas Mikkelsen (Subaru Impreza WRX STi) oder Armindo Araujo, um nur einige zu nennen. Mit dabei ist auch einer der Gewinner des Pirelli Stardriver Shootouts, der junge Tscheche Martin Semerad auf einem Mitsubishi Lancer Evo IX.

Nach dem Shakedown am Donnerstagvormittag wird die Norwegen-Rallye am Donnerstagabend um 19 Uhr Ortszeit mit einer Zuschauerprüfung in Oslo eröffnet. Richtig losgelassen werden die Schneeakrobaten am Freitagmorgen, wenn um 9.05 Uhr Ortszeit die erste echte Wertungsprüfung auf dem Programm steht.

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