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Rallye-WM: Norwegen

Hirvonen probierte alles – und verlor

Hirvonen kämpfte bis zum Schluss, doch am Ende hieß der Sieger wieder einmal Loeb. Tolle Leistung der Solberg-Brüder. PWRC: Sandell schreibt Geschichte.

Michael Noir Trawniczek

15 Sekunden hätte Ford-Werkspilot Mikko Hirvonen am Sonntagvormittag auf seinen Erzkonkurrenten Sébastien Loeb gutmachen müssen – auf sechs Sonderprüfungen zu insgesamt 122 Wertungskilometern. Für den Titelkandidaten des Ford-Konzerns war diese Norwegen-Rallye ein Schlüssel-Event, ähnlich wie die Finnland-Rallye im Vorjahr – Mikko Hirvonen wusste genau: Die Rallye in Norwegen, auf Schnee und Eis, muss er gewinnen, will er im Kampf um den WM-Titel ernsthaft ein Wörtchen mitreden.

Harter Kampf

Entsprechend motiviert ging der 28-jährige ans Werk: Bestzeit auf der ersten Prüfung am Morgen, der mit 30 km längsten SP der gesamten Veranstaltung. 5,3 Sekunden konnte er Loeb auf der SP 18 „Valer“ abknöpfen. So hätte es also durchaus weitergehen können. Doch schon auf der nächsten SP wurde klar, dass Serienweltmeister Sébastien Loeb alles daran setzte, auch diese Rallye, die er 2007 ohne Punkte verlassen musste, zu gewinnen. Loeb konterte mit der Bestzeit, erhöhte den Vorsprung auf Hirvonen wieder auf 6,6 Sekunden. Nach den ersten drei Prüfungen fehlten Hirvonen wieder 14,6 Sekunden – noch waren etwas mehr als 60 SP-Kilometer zu absolvieren. Und Hirvonen hatte noch nicht aufgegeben…

“Alles oder nichts!“

Nach dem Service gelang Hirvonen erneut auf der 30 km langen SP „Valer“ die Bestzeit – mehr noch: Er konnte seinen Rückstand auf 8,8 Sekunden reduzieren. „Das Spiel ist noch nicht zu Ende“, jubelte Hirvonen. „Es wird ein knapper Kampf – aber es ist sehr viel Schotter auf der Strecke und für die Reifen wird das wirklich hart auf den beiden letzten Prüfungen. Ab jetzt heißt das Motto: Alles oder nichts!“ Sébastien Loeb erklärte nach SP 21: „Ich habe zwei kleine Fehler gemacht, die mich jeweils eine Sekunde gekostet haben. Ich habe zu hart gepuscht. Zudem erschwert meine Startposition das Ganze – ich kann nichts weiter tun, als es weiter zu probieren.“

Hirvonen ließ nicht locker – auf der 13,3 km langen SP 22 „Elverum“ stanzte der Ford-Pilot erneut die Bestzeit in den Schnee – weil Loeb jedoch nur um fünf Zehntelsekunden langsamer war, lag Hirvonen nun 7,7 Sekunden zurück.

Exakt 19,74 Wertungskilometer blieben dem Finnen, um auf der letzten SP „Budor“ das Blatt zu wenden. Doch auf dieser letzten Prüfung konnte „Super-Séb“ noch einmal seine Kräfte mobilisieren und mit der Bestzeit den Sieg bei der Norwegen-Rallye fixieren.

“Es ist wunderbar, diese Rallye zu gewinnen“

9,8 Sekunden fehlten Mikko Hirvonen am Ende – wie im Vorjahr bei der Finnland-Rallye konnte er seiner Favoritenrolle nicht gerecht werden. Bei nur zwölf Rallyes in dieser Saison scheint es, als könnte Loeb seine Weltmeisterserie auch heuer fortsetzen.

Zwei Siege in Folge – besser hätte es für den Franzosen nicht laufen können. Loeb erklärte im Zielraum der letzten SP gegenüber dem WRC-Radio: „Es war eine sehr schwierige, aber sehr tolle Rallye. Ich musste von Beginn an bis zur letzten Kurve ans Limit gehen. Es ist wunderbar, diese Rallye zu gewinnen. Es ist immer viel schöner, wenn du bei einem derart knappen Kampf gewinnst.“

Hirvonen will Vollgas geben

Mikko Hirvonen war dann doch etwas geknickt: „Es war ein großartiger Kampf, aber ich habe es nicht geschafft. Es ist schade, aber Sébastien war gestern einfach schneller als ich.“ In Hinblick auf die folgenden Rallyes gab sich Hirvonen kämpferisch: „Aber ich werde ihn herausfordern, ich denke schon an die nächste Rallye, dort werde ich Vollgas geben!“ Sein Co-Pilot Jarmo Lehtinen gab offen zu: „Es ist schon eine Enttäuschung.“ Hirvonen liegt nun bereits sechs WM-Punkte zurück…

Jari Matti Latvala, der zweite Ford-Werkspilot, konnte seinen einsamen dritten Platz ohne Druck nach Hause fahren und erklärte: „Für mich war dieses Wochenende ein bisschen frustrierend – aber wie auch immer, ein dritter Platz ist gut, nicht nur für die Marken- sondern auch für die Fahrer-Weltmeisterschaft.“

Henning Solberg wieder Vierter

Eine faszinierende Show erhielten die norwegischen Rallyefans von ihren Lokalmatadoren, den Gebrüdern Solberg geboten. Henning Solberg behauptete im Stobart Ford seinen vierten Platz, er konnte Citroen-Werkspilot Dani Sordo 18,5 Sekunden hinter sich halten. Solberg jubelte: „Es ist eine perfekt organisierte Rallye – ich bin mit meinem vierten Platz sehr glücklich. Das sind jetzt zwei vierte Plätze hintereinander – das nächste Mal würde ich gerne auf dem Podium stehen.“

Dani Sordo konnte als Fünfter immerhin einige WM-Punkte einheimsen und gab zu Protokoll: „Es ist hier bei der Norwegen-Rallye ein sehr schwieriger Belag für mich – aber ich bin mit dem fünften Platz zufrieden.“

Petter musste bangen

Bis zum letzten Kilometer musste Comeback-Star Petter Solberg in seinem alten Citroen Xsara WRC nicht nur um seinen formidablen sechsten Platz, sondern auch um seine Zielankunft bangen.

Nach SP 21, auf der er als Fünftschnellster seinem Verfolger Matthew Wilson (Stobart Ford) 6,5 Sekunden abknöpfen konnte, erklärte er: „Die Kupplung ist sehr viel gerutscht – ich weiß gar nicht, wie ich zu dieser Zeit gekommen bin. Derzeit weiß ich nicht einmal, ob wir diese Rallye beenden können.“

Doch auch auf der nächsten SP hielt Solberg den Briten hinter sich, lediglich auf der letzten Prüfung war Wilson schneller – am Ende reichte es für den beeindruckenden sechsten Platz. Petter Solberg jubelte: „Das ist ein Traum – ich habe nicht gedacht, dass ein solches Ergebnis möglich sein könnte. Aber mit einem guten Team, mit guten Mechanikern, guten Freunden und meiner Familie ist alles möglich.“ Auch in Zypern wird der Norweger ins Lenkrad seines silbergrauen Xsara greifen…

Probleme bei Aava und Östberg

Matthew Wilson fehlten am Ende 10,2 Sekunden auf den Weltmeister des Jahres 2003 und kommentierte seinen siebten Platz mit den Worten: „Es war die Hölle von einem Kampf.“ Die Hölle erlebte Urmo Aava in seinem Junioren-Citroen C4 – der Este wurde von zahlreichen Problemen heimgesucht, litt an Anpassungsproblemen, konnte aber immerhin noch den achten Platz belegen und erklärte: „Ich kam in keinen guten Rhythmus, am Freitag habe ich rund eine Minute verloren. Am Samstag lief es dann etwas besser – und so bin ich mit dem achten Platz zufrieden.“ Auf seinen nächsten Einsatz angesprochen antwortete Aava geknickt: „Ich weiß es nicht.“

Den verflixten, weil punktelosen neunten Platz belegte Mads Östberg im Adapta-Subaru WRC2008 – der Norweger berichtete von einer verkorksten Heimrallye beim ersten Einsatz mit den früheren Werksboliden der Japaner: „Wir hatten auch auf der letzten Prüfung Probleme – aber ich ärgere mich nicht mehr darüber. Wir brauchen sicher einige Blätter Papier, um alle Probleme aufzuschreiben – doch dann werden wir versuchen, alle Probleme zu lösen.“

Sébastien Ogier, der Sieger des IRC-Auftakts in Monte Carlo, kam über den zehnten Platz nicht hinaus, in seinem Junioren-C4 crashte er auf SP 21 in eine Schneebank, konnte aber die Fahrt fortsetzen. Nach der letzten SP erklärte der Franzose versöhnlich: „Ohne technische Probleme wären wir in der Lage, Punkte zu holen – das stimmt mich zuversichtlich.“

PWRC: Sandell schreibt Geschichte

Einen geschichtsträchtigen Tag erlebte das Red Bull Rallye Team rund um Mastermind Raimund Baumschlager. Auch wenn Eyvind Brynildsen immer näher kam, konnte Patrick Sandell auf seinem Skoda Fabia Super 2000-Boliden den Sieg erringen.

Es ist der erste Sieg eines Super 2000-Autos in der PWRC. Patrick Sandell war ob dieses Moments zu Tränen gerührt und erklärte: „Das erste Mal in einem neuen Auto mit einem neuen Team – das ist ein derart unglaubliches Gefühl. Wir hatten ein perfektes Wochenende – es gab überhaupt keine Probleme und ich möchte mich beim Red Bull Rallye Team bedanken.“

Eyvind Brynildsen, der auf seinem herkömmlichen Mitsubishi Lancer Evo IX den zweiten Platz belegen konnte, erklärte: "Für mich ist dieser zweite Platz bei meiner Heimrallye wie ein Sieg - denn gegen die Super 2000 hast du einfach keine Chance. Aber dieser zweite Platz ist sehr, sehr gut."

Die nächste Runde der Rallye-Weltmeisterschaft wird auf Schotter ausgetragen – von 13. bis 15. März steht die Zypern-Rallye auf dem Programm.

Ergebnis & WM-Stand finden Sie in der Navigation rechts.

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