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IRC: Barum-Rallye

Zu Gast im Rallyeschlaraffenland

28 S2000-Boliden! Zudem kämpfen die beiden Skoda-Werksfahrer um den Titel. Tschechiens Fans rotieren. Und: Wittmann & Neubauer am Start.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Daniel Fessl

Seit 1971 wird auf den Straßen rund um das tschechische Zlin kräftig Gas gegeben – die Stadt hieß bis zum Jahr 1990 noch Gottwaldov, da sie 1949 nach dem damaligen Präsidenten Klement Gottwald umbenannt wurde. Was als Amateurbewerb begonnen hat, wurde mit der Zeit immer größer - im Jahr 2002 durfte sich Rallye-Chef Miloslav Regner über den maximalen FIA-Koeffizienten freuen, den eine Rallye erlangen kann, nämlich 20. Heuer stehen satte 130 Teams auf der Nennliste, mit 28 Super 2000-Boliden schreibt man zudem einen neuen IRC-Rekord.

Die bekannteste Rallye Osteuropas gilt als äußerst anspruchsvoll – denn die Asphaltstraßen variieren. Es gibt langsame, verwinkelte und technische Abschnitte ebenso wie Vollgaspassagen durch den Wald.

Tschechien zeigt uns mit der nur 200 Kilometer von der Staatsgrenze entfernt abgehaltenen Rallye, dass man diesen Sport durchaus zu einem „Volkssport“ machen kann – jedes Jahr strömen Tausende von Rallyefans zu der Kultveranstaltung.

Skoda-Piloten im Titelkampf

Heuer werden es wohl noch mehr sein, denn das tschechische Automobilwerk Skoda hat nicht nur die besten Siegchancen, sondern ist mit Juho Hänninen auch auf dem Wege zum IRC-Titel. Prekär ist allerdings, dass der tschechische Teamkollege Jan Kopecky nur noch sieben Punkte hinter dem Finnen zurückliegt. Kopecky gilt als ausgesprochener Asphaltspezialist, zudem liegt ihm die Barum-Rallye, er konnte sie im Vorjahr gewinnen.

Im Grunde wird der Titel nur noch zwischen den beiden Skoda-Piloten ausgefochten, denn Bruno Magalhaes liegt als Dritter zum einen bereits 24 Punkte zurück, zum anderen steht der 30-jährige Portugiese in Zlin gar nicht am Start. Der Tabellenvierte, Guy Wilks, kehrt nach seinem schweren Unfall (Rippenbrüche) zurück ins Fabia-Cockpit von Skoda Großbritannien – doch Wilks fehlen bereits 29 Punkte auf die Spitze. Beim regierenden Champion Kris Meeke sind es 31 Punkte Rückstand. Und es sind nur noch vier Rallyes zu absolvieren…

Der Titelkampf wird also zwischen den beiden Skoda-Werkspiloten ausgemacht – für den Sieg bei der Barum-Rallye kommen aber noch einige weitere Fahrer in Frage. Dazu gehören Meeke und Wilks ebenso wie der schnelle Belgier Freddy Loix. Dazu kommen weitere Kaliber wie der dreifache Barum-Sieger und frühere WM-Pilot Roman Kresta auf einem Skoda Fabia S2000, Pavel Valousek auf dem gleichen Modell, Andreas Mikkelsen im Ford Fiesta S2000, Thierry Neuville im Peugeot 207 S2000 oder der schnelle Vaclav Pech, der jedoch wie auch der Japaner Fumio Nutahara einen herkömmlichen Mitsubishi Lancer Evo IX pilotiert. Ein Comeback gibt Proton – zwei Satria Neo S2000 werden eingesetzt, am Steuer sitzen jeweils der Brite Nial McShea und der Ire Keith Cronin.

Die Österreicher in Zlin

Auf der ewigen Siegerliste sind gleich drei Österreicher zu finden. Den Anfang machte der leider bereits verstorbene Gerhard Kalnay im Jahr 1982. In den Jahren 1988 und 1989 triumphierte Franz Wittmann senior, damals zählte die Rallye zur österreichischen Meisterschaft. 1993 hieß der Sieger der Barum-Rallye Raimund Baumschlager. Zwar gibt es heuer keine Chance, diese Österreicherliste zu verlängern, doch es sind zwei starke Piloten aus der Alpenrepublik am Start.

Franz Wittmann gibt sein IRC-Comeback, nach der gelungenen Vorbereitung im Rahmen der Deutschland-Rallye strebt der Interwetten Racing-Pilot eine Top 15-Platzierung an. Wittmann erklärt: „Die Konkurrenz ist gewaltig, ich werde vom ersten Augenblick an kämpfen. Die Skoda- und Ford-Werksfahrer waren schon in Deutschland extrem schnell, wir werden uns deshalb am Beginn an den dort startenden sehr starken Privatfahrern orientieren. Unser Ziel ist es einen Top-15-Platz zu erreichen.“

Wichtig ist: Wittmann konnte die Rallye im Vorjahr, damals noch auf einem herkömmlichen Mitsubishi zu Ende fahren, die Sonderprüfungen sind ihm also zumindest bekannt. Damals wurde er gleich auf der Zuschauerprüfung in Zlin von einem Elektrikdefekt heimgesucht, auch als ihn am zweiten Tag ein Reifenschaden vier Minuten kostete, gab Wittmann nicht auf, sondern kämpfte sich mühsam wieder vor bis auf Rang 15, obwohl sein Evo am letzten Tag auch noch an Differenzialproblemen litt.

Wittmann wird erneut im Peugeot 207 S2000 mit seinem deutschen Beifahrer Klaus Wicha an den Start gehen – auch der zweite Österreicher vertraut auf die Ansage eines deutschen Co-Piloten. Suzuki Junior Hermann Neubauer wird mit Co-Pilot André Kachel im aus der ÖM gewohnten Suzuki Swift S1600 an den Start gehen. Der Hintergrund: Der zurzeit in der 2WD-Klasse führende Jungpilot wurde von der OSK als Teilnehmer am Pirelli Star Driver Shootout nominiert. Die Barum-Rallye zählt neben der schwedischen Snapphane-Rallye als Kriterium für den Nachwuchswettbewerb.

Neubauer erklärt: „Das sind 138 schwierige SP-Kilometer, sehr schnelle Prüfungen, extrem anspruchsvoll. Meine Konkurrenten sind allesamt gut sortiert und nicht umsonst bei dem Wettbewerb dabei, die Aufgabe wird also nicht leicht. Aber ich werde mein Bestes geben, um Österreich würdig zu vertreten.“

Noch ein dritter Österreicher wird am kommenden Wochenende zu bewundern sein - Quertreiber Niki Glisic befindet sich mit seinem bärenstarken BMW M3 im 38 Teilnehmer großen Starterfeld der Historischen. Neben Glisic wird nach längerer Pause wieder Alfred Glaser sitzen.

Am Freitagabend um 21.15 Uhr wird die Barum-Rallye mit der Zuschauerprüfung in Zlin eröffnet, bei der drei Runden auf einem 3,1 Kilometer langen Kurs zu fahren sind. Richtig los geht’s am Samstagmorgen um 9.48 Uhr mit der rund neun Kilometer kurzen SP „Biskupice“. Am Sonntag um 14.44 Uhr wird die 17. und letzte Sonderprüfung, die rund 20 Kilometer lange SP „Pindula“ gestartet. Kurz nach 15 Uhr wird der Sieger der Barum-Rallye 2010 feststehen.

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