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Rallye-WM: Jordanien

Genaueres weiß keiner…

Warum Red Bull Skoda-Boss Baumschlager in einem fast leeren Servicepark steht. Wie Politik und Technikgebrechen für Chaos im Zeitablauf sorgen…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Red Bull

„Du musst dir vorstellen: Ich stehe hier im Servicepark, wo normalerweise die Transporter und Motorhomes der Teams aufgereiht sind - hier steht gerade einmal ein Truck und ein einziges kleines, verloren wirkendes Zelt. Sonst ist alles leer. Es ist wirklich absurd.“

Serienstaatsmeister Raimund Baumschlager im Gespräch mit motorline.cc - gemäß der wortgewandten Schilderung des in seiner Eigenschaft als Chef des Red Bull Skoda-Teams in Jordanien befindlichen Rosenauers hat es am Montagnachmittag im Servicepark der für Donnerstag bis Samstag angesetzten Jordanien-Rallye ausgesehen.

Eine Rallye, die aus vielerlei Gründen zu einer chaotischen Farce zu werden droht. Eine Rallye, die angesichts der angespannten politischen Lage in der Region auf der Kippe stand. Eine Rallye, welche die Frage aufwirft, ob eine Absage nicht besser gewesen wäre…

Aufstand des Volkes

Denn auch in dem haschemitischen Königreich stand respektive steht die Führung des Landes in der Kritik.

Zwar hat der jordanische König Abdullah II. reagiert und gemäß den Forderungen der Regierungskritiker den amtierenden Premier Samir Rifai und dessen Kabinett entlassen, um gemeinsam mit dessen Vorgänger „wahrhaftige politische Reformen“ zu verwirklichen – dennoch gibt es weiterhin regierungskritische Demonstrationen im Land.

Eine Absage der Rallye wurde im Vorfeld in Erwägung gezogen – letztlich jedoch entschlossen sich die Veranstalter, die Rallye durchzuziehen. Raimund Baumschlager antwortet auf die Frage, ob die Veranstalter diese Rallye unbedingt, quasi mit aller Gewalt durchbringen wollten: „Ja, es sieht danach aus. Ich frage mich schon, ob das unbedingt hat sein müssen.“

Freilich: Wenn die Rallye stattfindet, müssen die in WRC und SWRC eingeschriebenen Teams auch antreten, andernfalls drohen saftige Geldstrafen…

Aufgrund der Unruhen im Nachbarland Syrien wurde die Ausrüstung der Teams nicht wie geplant von Venedig nach Syrien verschifft, wo das Equipment mehrere hundert Kilometer auf dem Landweg durch Syrien transportiert worden wäre, vielmehr sollte das Material (exklusive der Wettbewerbsfahrzeuge, welche per Flugzeug transportiert werden) von Triest ins israelische Haifa gebracht werden, von dort geht es direkt nach Jordanien.

Baumschlager schüttelt den Kopf: „Diese Änderungen der Logistik haben noch einmal einen Haufen an Geld gekostet.“

Ein Motorschaden für alle

Die Mehrkosten haben sich bislang nicht rentiert, ganz im Gegenteil -denn das entsprechende Schiff erlitt auf der Überfahrt von Triest nach Haifa einen Motorschaden, weshalb es nur mit halber Kraft unterwegs war.

Aus diesem Grund war der Servicepark am Montagabend und auch am, Dienstagvormittag noch leer, abgesehen von den Zelten der lokalen Teams. Die Ankunft des Materials war für Dienstagnachmittag vorgesehen…

Das Problem dabei: Schon für Montag war die Besichtigung der Sonderprüfungen geplant – diese nehmen die WRC-Piloten stets mit eigenen Gruppe N-Autos vor, die von den Teams in deren Trucks mitgebracht werden, welche sich ebenfalls auf besagtem Schiff befanden…

Zumindest das Problem mit den Recce-Cars wurde kurzfristig gelöst: Die WRC-Piloten müssen bei der Besichtigung ausnahmsweise mit herkömmlichen Serien- respektive Mietautos Vorlieb nehmen.

Immer noch ist offen, wann die Teamtrucks eintreffen – und wie viel Zeit den Crews dann noch bleibt, um die Autos auf den Rallyestart vorzubereiten. Dieser ist für Donnerstagvormittag um 11.33 Uhr Ortszeit geplant.

Noch lassen sich die Veranstalter sämtliche Optionen offen: Von der Verkürzung der Donnerstagsprüfungen bis hin zu deren Streichen werden alle Varianten abgewogen…

Premiere 2008

Es ist noch nicht allzu lange her, als die Rallye-Weltmeisterschaft zum ersten Mal in Jordanien aufgetreten ist – im Jahr 2008 fand die Premiere statt. Der Servicepark befindet sich direkt am Toten Meer.

Wenn die Boliden durch historische Wüstenlandschaften rasen, werden Erinnerungen an die Rallye Dakar geweckt. Es werden auch Höhenunterschiede bewältigt: Der höchste Punkt liegt jedoch nur 1000 Meter über dem Meeresspiegel, dafür liegt der tiefste rund 400 Meter unter dem Nullpegel.

Die große Herausforderung besteht neben den Schotter- und zum Teil Dünen-Strecken in den hohen Temperaturen – bis zu 40 Grad Celsius Lufttemperatur sorgen dafür, dass die Lenkradakrobaten in ihren Cockpits gehörig ins Schwitzen geraten.

13 WRCs

13 World Rally Cars werden am Start sein – neben den beiden Werksteams von Ford und Citroen oder dem Stobart Ford Team sind auch wieder Privatiers wie Kimi Räikkönen, Petter Solberg oder Peter van Merksetijn mit von der Partie.

Österreich ist wieder mit Ilka Minor vertreten – die in Wien lebende Kärntnerin wird wieder auf dem heißen Sitz des Norwegers Henning Solberg Platz nehmen. Nach den beiden problematischen Auftakt-Rallyes bleibt zu hoffen, dass man die Technik des Ford Fiesta RS WRC in Griff bekommen hat.

Als Sieganwärter zäühlen die beiden Citroen-Werkspiloten Sébastien Loeb und Sébastien Ogier, der zuletzt in Portugal seinen dritten WRC-Sieg feiern konnte, Privatier Petter Solberg, die beiden Werkspiloten von Ford, Mikko Hirvonen und Jari Matti Latvala sowie Mads Östberg im Stobart Ford.

Erratum Mini S2000

Stichwort WRC: Ein Ausnahmefall ist Daniel Oliveira. Er pilotiert den Mini Countryman S2000 – dieser Wagen feierte bereits in Portugal seine Premiere, dort steuerte neben Oliveira auch der zweifache PWRC-Weltmeister Armindo Araujo einen Mini Countryman S2000.

Er konnte damit inmitten der WRC-Piloten bis auf Rang sieben vorstoßen, ehe er einen Ausfall zu verzeichnen hatte. Auch ohne Zielankunft eine in punkto Performance und Speed beeindruckende Premiere…

Allerdings sind einige Medien, darunter auch motorline.cc, einem Irrtum aufgesessen: Denn es handelt sich zwar um ein S2000-Fahrzeug, allerdings nach dem 2011er-Reglement. Sprich: Der Mini von Araujo und auch jener von Oliveira ist bereits mit jenem 1,6 Liter-Turbomotor ausgerüstet, der auch in den World Rally Cars zum Einsatz kommt.

Dieser „John Cooper Works S2000 1,6T“, wie er nun in der Nennliste der Jordanien-Rallye bezeichnet wird, ist also im Grunde ein World Rally Car - mit dem unterschied, dass er mit einem kleineren Aerodynamik-Setup ausgerüstet ist. Was die Leistung von Araujo und Mini respektive Prodrive nicht schmälern soll…

Wie auch immer: In Jordanien ist lediglich Oliveira am Start, er wird als einziger Pilot in der Klasse 1 gewertet, zählt also weder zu den World Rally Cars noch zu den S2000-Fahrzeugen.

SWRC: Premiere für Gassner junior

Die Jordanien-Rallye zählt auch zur WM für S2000-Autos, der SWRC. Dort wird Hermann Gassner junior zum ersten Mal ein S2000-Auto in einer Rallye einsetzen. An seiner Seite wird wie immer Kathi Wüstenhagen für die richtige Ansage sorgen.

Red Bull Skoda-Teamchef-Chef Raimund Baumschlager nickt: „Stimmt, der Hermann hat bislang nur zwei Mal den Skoda Fabia S2000 Evo2 getestet, es wird seine erste Rallye in einem S2000-Fahrzeug sein.“

Die stärksten Konkurrenten des österreichischen Teams dürften wohl die Markenkollegen Karl Kruuda und Eyvind Brynildsen sowie die Ford Fiesta S2000-Piloten Nasser Al-Attiyah und Bernardo Sousa sein.

Die Jordanien-Rallye zählt auch zur FIA Meisterschaft des Mittleren Ostens – womit einige Fahrer aus der Region am Start sind, die in Europa zum Teil noch weniger bekannt sind.

Ob der bislang geplante Zeitablauf eingehalten werden kann, steht zurzeit noch nicht fest. Eine komplette Absage der Rallye soll den Veranstaltern zufolge jedoch nicht drohen – wohl aber kann der Zeitplan kurzfristig verändert werden.

motorline.cc wird Sie in punkto Zeitplan auf dem Laufenden halten.

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