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24h Le Mans 2010

Die ersten Stunden an der Sarthe

Ereignisreicher erster Teil des Rennens: Peugeot führt, aber einer der 908 ist bereits aus dem Spiel – Mansell nach frühem Crash out.

Johannes Gauglica

Le Mans wird erstmals seit gut zwanzig Jahren wieder Teil einer Meisterschaft. Der Intercontinental Cup des ACO wird auf sieben Rennen ausgeweitet. Die Saison beginnt bei den 12 Stunden von Sebring, die 24h Le Mans werden mit doppelten Punkten gewertet.

Die ACO-Pläne für eine zukünftige Sportwagen-Weltmeisterschaft nehmen Gestalt an… - die jeweiligen kontinentalen Meisterschaften (American Le Mans Series, die europäische Le Mans Series und die etwas unterentwickelte Asian Le Mans Series) bleiben bestehen.

Im morgentlichen Warm-up konnte Audi mit einer Bestzeit eine „Duftmarke“ setzen, der als Schotte wetterfeste Allan McNish drehte auf nasser Straße mit 3.51,401 die schnellste Runde. Für den Start des Rennens war die Strecke auftrocknend, die Wolkendecke hielt sich dicht über dem Circuit de la Sarthe.

Zarathustra & Nigel

Apropos Rennen: Einige der schönsten Stücke der glorreichen Gruppe-C-Ära fanden sich am Vormittag zu einem sentimentalen Rendez-vous und ein paar flotten Rennrunden ein. Die Jaguar in diesem Rennen betrieben Image-Rettung für die Marke, denn der neue Jaguar XK GT2 erwies sich als Pleite "de luxe".

Der Start des großen Rennens ist immer eine große Zeremonie, mit einem simulierten klassischen Le-Mans-Start und den Klängen von „Also sprach Zarathustra“ brachte man heuer mehr Bombast denn je ins Spiel. Den zehntausenden Fans entlang der Start-Ziel-Geraden hat’s jedenfalls gefallen! Insgesamt hat sich wieder eine Viertelmillion Fans rund um die Strecke versammelt, traditionsgemäß ungefähr 249.000 davon aus England.

„Die Corvette und Ferrari sind sehr stark, aber wir tun unser Bestes“, meinte Richard Lietz inmitten der Zeremonien vor dem eigentlichen Beginn des 78. Grand Prix d’Endurance. Mit dem Porsche Nr. 77 zählt er zu den Favoriten der GT2-Klasse. - Wer startet wo: Die Quali-Zeiten in Le Mans 2010

Corvette-Renndirektor Doug Fehan schlüsselt das Ganze mathematisch auf: „25% gutes Auto, 35% gutes Team, 50% Glück – und am Schluss nehmen wir, was wir kriegen!“

Die Peugeot des Werksteams konnten sich gleich von Anfang an absetzen, Allan McNish im Audi Nr. 7 konnte sich zumindest in dieser Phase mit großem Einsatz vor den Oreca-Peugeot setzen. Der „Grand Prix“ der ersten Runden wurde jedoch von einem Unfall vorzeitig beendet.

Schon nach sechs Runden war das Rennen für Nigel Mansell vorbei. Der Weltmeister von 1992 startete den Ginetta-Zytek mit der Nummer 5 für sein Team. Nach einem Dreher bei hoher Geschwindigkeit und Einschlag in die Leitschienen segelte das Auto quer über die Strecke und blieb vor der Indianapolis-Kurve liegen.

Mit Ambulanz, Feuerwehr und großem Drama wurde Mansell aus dem Auto geborgen; er war allerdings nicht gröber verletzt. Das Rennen des Familienteams mit Nigel, Greg & Leo war jedoch vorzeitig beendet. Zieht sich Mansell jetzt endgültig aus dem Sport zurück? Es wäre ein etwas trauriger Abschied.

Safety-Clowns

Nicht weniger als drei Safety-Cars übernahmen die Kontrolle über das Feld, oder versuchten das zumindest. Tatsächlich zerrissen sie das Feld und brachten die Zeitnehmung durcheinander. Die Audi verloren kollektiv über eine Minute Zeit auf die führende Peugeot-Phalanx.

Das Team reagierte darauf mit einem Vierfachstint des bewährten Allan McNish; die Oldies in der Nummer 7 übernahmen – wie schon in so vielen anderen Rennen - die interne Führungsrolle im deutschen Werksteam.

„Wir fahren Vollgas“, meinte Peugeot-Star Sebastien Bourdais gegen Ende der zweiten Rennstunde; dem aufmerksamen Beobachter sah die Pace der einträchtig in Führung um den Kurs kreisenden Peugeot allerdings nicht nach hundertprozentigem Einsatz aus.

Ereignisreicher Nachmittag

Allerlei Zores gab es in den Klassen: Der Ford GT von Marc VDS, einer der schnellsten in der GT1, verunfallte gleich nach der Dunlop-Brücke. Auf dreieinhalb Rädern schaffte bas Leinders den Weg zurück zur Box. Auch der BMW M3 Nr. 79 musste nach einem Reifenplatzer auf der Hunaudiéres und langem, langem Weg zurück an die Box zum großen Service in die Garage.

Der Felbermayr-Porsche Nr. 77 wurde von einem irregeleiteten Nicolas Lapierre im Oreca-Peugeot beinahe in der Mulsanne-Kurve von der Strecke gekickt. Nach dem ersten Boxenstop war das Team von Richard Lietz auf dem Klassenrang 8 und machte sich langsam wieder ans Aufholen.

In der GT2-Klasse setzten die beiden Corvette die Segel und hatten anfangs eine Doppelführung. Um 18 Uhr hatte der Polesetter in der Klasse, der Ferrari Nr. 82 allerdings den Sprung auf Platz 2 geschafft, die drei Autos lagen innerhalb 40 Sekunden.

Bei den GT1 zeigten die Ford GT von Matech eine gute Show, das Auto mit Romain Grosjean & Co. konnte sich in Führung behaupten, nicht zuletzt wegen mancher kleinerer Problemchen bei der Konkurrenz. Die Alphand-Corvette und der (allerdings offenbar waidwunde) Young-Driver-Aston waren weiterhin in Schlagdistanz. Bei den LMP2 hatten die Acura von Strakka und Highcroft alles unter Kontrolle.

Technische Schwierigkeiten

Die Technik intervenierte dann auch an der Spitze des Feldes: Pedro Lamy in der Nr. 3 verlor die rechte vordere Aufhängung. Offenbar ist die Aufhängung aus dem Monocoque ausgerissen.

Um 17:26 übernahm somit der Peugeot Nr. 1 mit Marc Gené am Steuer, das aus unserer Sicht wichtigste Auto des Peugeot-Teams, die Führung. Der Platztausch der beiden Peugeot war jedoch bald vollzogen, das Franzosen-Auto Nr. 2 durfte die Spitze des Peugeot-Konvois übernehmen.

Wieviel Kontrolle übt das Team auf die Rundenzeiten der Fahrer in der Nr. 1 aus? „Eine sehr gute Frage…“, meint Alexander Wurz mit geheimnisvollem Lächeln. Hoffentlich darf gegebenenfalls das nicht-französisch besetzte Auto gewinnen.

Das Team Felbermayr-Proton wird heuer auf www.race.ag mit einem Live-Blog vom 24h-Rennen in Le Mans berichten! Das Service ist kostenlos und erfordert keine Registrierung.

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