
24h Le Mans 2010 | 13.06.2010
Alles ganz anders: Vorteil Audi
Drei Stunden vor Schluss waren Wurz & Co. Peugeots letzte verbliebene Hoffnung – UPDATE: Peugeot Nr. 1 ausgefallen, Dreifache Führung für Audi.
Johannes Gauglica
Vorteil Peugeot? - Um 7 Uhr 15 sah alles anders aus: Franck Montagny musste den Peugeot Nr. 2 am Beginn der Hunaudiéres abstellen und den Fahrersitz äußerst schnell verlassen, denn das bis dahin als letzter Peugeot von Problemen verschonte Auto stand in Flammen.
Stück für Stück ist die Viererformation von Peugeot weggebrochen, der an sich nicht ideale R15 TDI hat bislang dem 908er eines voraus - nämlich die Zuverlässigkeit.
Auch die Corvette Nr. 63 brach ungefähr zur selben Zeit in einer Rauchwolke zusammen, das bedeutete Platz 2 für Richard Lietz & Co. im 77er-Porsche.
Blick in die Rennfahrer-Psyche: Anthony Davidson
Totalausfall für Corvette Racing: Mittlerweile ist kein Werksauto von General Motors mehr im Rennen. Denn der Peugeot Nr. 1 mit Anthony Davidson an Bord entledigte sich dieses Hindernisses in den Porsche-Kurven mit Vehemenz. Der Peugeot, nunmehr als einzige Hoffnung des französischen Werkes auf einer kompromisslosen Aufholjagd, drückte sich ohne Geduld an der Corvette vorbei und kickte das langsamere Auto dabei - möglicherweise - von der Strecke.
Nach heckwärtigem Kontakt mit den Leitschienen musste die Corvette zu einer großen Reparatur in die Garage. Das sieggewohnte Team Corvette sah seine Chancen auf den ersten Erfolg in der Klasse GT2 die Sarthe hinuntergehen. Der Felbermayr-Proton-Porsche war damit in Führung der Klasse.
Anthony Davidson fühlte sich nicht verantwortlich für den Unfall, und er hielt laut und deutlich fest: „Wir werden versuchen zu gewinnen. Wir werden soviel Risiko eingehen wie nötig. Wir sind nicht hier, um Dritte zu werden!“ – Vielleicht keine sympathische Aussage, aber ein Blick in die Seele eines Rennfahrers. Merke: Nette Menschen sind keine Sieger.
„Wir spielen jetzt auf Sicherheit“, gab mittlerweile Marc Lieb die Parole für das 77er-Team aus. Die Werksfahrer Lieb, Lietz und Henzler gingen die Sache mit Vernunft an, und heuer hat auch das Glück in ihre Richtung gearbeitet.
Kurz nach halb Zwölf touchierte der Audi Nr. 8 mit Andre Lotterer am Steuer die Leitschienen bei Mulsanne, blitzschnelle Boxenarbeit der Audi-Mechaniker rettete dem Auto den 2. Gesamtplatz – vorerst. Alex Wurz im Peugeot Nr. 1 nahm den Audi und damit Platz 2 ins Visier.
Nach Fast 21 Stunden holten die beiden Kontrahenten Wurz und Lotterer alles aus ihren Autos heraus. Wurz entschied die Art von Zweikampf, die man in der Formel 1 nicht mehr sieht, für sich – Peugeots Devise ist klar: Alles oder nichts!
Ein fast leerer Tank, und damit ein Gewichtsvorteil, mag dem Österreicher dienlich gewesen sein. Deshalb musste die Nr. 2 auch gleich zum Nachtanken an die Box. Auf diese Weise wird es wohl bis zum Schluss weitergehen.
Mittlerweile hat Audi Nr. 9 mit den „Leiharbeitern“ aus dem Haus Porsche, Romain Dumas und Timo Bernhard, und Audis DTM-Fahrer Mike Rockenfeller einen Vorsprung von einer Runde. Vorteil Audi!
Update: Alex Wurz bringt um 12:52 den Peugeot Nr. 1 mit letzter Kraft an die Box, der Motor qualmt, die Mechaniker gehen ans Werk - ist das der Ausfall?
13:10 - der Peugeot Nr. 1 ist offiziell ausgeschieden, das Rennen ist für Alex Wurz zu Ende.
Das Team Felbermayr-Proton berichtet auf www.race.ag mit einem Live-Blog vom 24h-Rennen in Le Mans - auch in den letzten drei Stunden gibt es noch eine Menge zu erzählen! Das Service ist kostenlos und erfordert keine Registrierung.