
24h Le Mans 2010 | 10.06.2010
Nachtflug, Teil 1
Das Wetter hat gehalten, zumindest für das erste Qualifying: Peugeot hält provisorisch die ersten vier Plätze, Alex Wurz & Co. auf P2.
Johannes Gauglica; Fotos: Peugeot, Audi, Young Driver AMR, Lola
Jetzt wissen wir es mit Sicherheit: 56 Autos gehen heuer ins Rennen, die zusätzliche Garage in der Boxengasse wird mit dem LMP2-Team Race Performance PR mit einem Radical-Judd eingeweiht. Eine Rolle um die Stockerlplätze in seiner Klasse wird dieses Team nicht spielen.
Der angesagte Regen blieb in der ersten, freien Trainingssession aus. Für Blitz und Donner auf der Strecke sorgten die Peugeot mit ungeheuer schnellen Runden!
Zur Orientierung: Die schnellste Qualifying-Runde des Jahres 2009 war eine 3:22.888 für einen Peugeot 908 HDi. Schon im freien Training machten die Peugeot deutlich, dass sie sich seit dem Vorjahr etwas verbessert haben: Das Auto Nr. 2 drehte eine 3:20.034, auch die Nr. 3 und der Oreca-908er blieben unter 3:22, Alex Wurz' Auto mit Startnummer 1 reihte sich mit einer 3:23er-Zeit auf Platz 4 ein.
Die Idee des ACO, die Autos mit kleineren Restriktoren und kleinerer Aero deutlich einzubremsen, ist einigermaßen schiefgegangen. Der neue Asphalt zwischen den Porsche-Kurven und der Ford-Schikane hat womöglich etwas mit der Verbesserung in den Rundenzeiten zu tun.
Audi hingegen hielt sich vorerst zurück, oder haben die R15 wirklich einen so deutlichen Speed-Nachteil? 3:23.935 für den Audi Nr. 7 waren das höchste der Gefühle.
Die Rolle des besten Benziners im freien Training spielte der V12-Donnervogel von Aston Martin mit der Startnummer 009 – mit 3:27.268. Falls irgendjemand geglaubt hat, ein Benzinauto habe den Hauch einer Chance auf dem Gesamtsieg, dann war das das Ende all solcher Theorien.
Die neuen Ford GT erlebten ihre Feuertaufe, alle drei Fahrzeuge legten zumindest "Ringerln" hin – die Matech-Autos wurden hart in die Barrieren gesetzt.
Nachtflüge
Einige Experten aus der anglophonen Welt nahmen entlang der Hunaudiéres Geschwindigkeitsmessungen vor, und der Dreier-Peugeot erzielte die höchste Geschwindigkeit mit 214 Meilen pro Stunde, das sind 345 km/h. Nicht schlecht für einen Diesel, wie ein alter Werbespruch (allerdings nicht für Peugeot) so schön sagt.
Alle FahrerInnen müssen auch in der Dunkelheit einige Quali-Runden absolvieren; Nigel Mansell gab widerwillig und mit etwas bemühtem Lächeln zu, dass seine Augen nicht mehr die besten sind. Auch Paul Drayson hatte seine Schwierigkeiten, der britische Ex-Minister ist auf einem Auge blind, und ein Dreher in der Nachtsession hatte womöglich auch damit zu tun.
Schaden entstand keiner, was man vom Ausrutscher des Porsche Nr. 88 leider nicht sagen kann. Vermutlich wegen eines Reifenschadens setzte Horst Felbermayr sen. seinen 997er vor Indianapolis in die Leitschiene.
Ein härterer Einschlag des Ferrari Nr. 96 brachte die roten Flaggen heraus, das kostete allen anderen einige Quali-Runden, denn das Training wurde planmäßig um Mitternacht beendet. Und das betreffende Auto (Salo/Russo/Perez-Companc) ist hochwahrscheinlich ein Totalschaden und aus dem Rennen.
In der letzten Viertelstunde waren Sebastien Bourdais und Alex Wurz die "Hitmen" bei Peugeot. Eine 3:19.711 bedeutet die vorläufige Pole Position. Und die Freude im Peugeot-Lager deutet zumindest eines an: Peugeot ist überzeugt, dass diese Zeiten halten werden – offenbar mit einem Blick auf die Wettervorhersage.
Auf Platz 2 etablierte Alex Wurz mit 3:20.317 das Auto der Titelverteidiger. Auch die Plätze 3 und 4 (das Oreca-Auto) gehen an Peugeot. Zumindest im Qualifying konnten die Audi R15 den Speed der Peugeot nicht mitgehen. Mike Rockenfeller im Nordamerika-Audi legte mit 3:23.578 die beste Zeit der Marke vor.
Die Benziner-Subklasse ist vorläufig in der Hand von Aston Martin: 3:26.660 waren das Höchste der Gefühle für den schnellsten Wagen innerhalb des Teams.
Die Astons platzieren sich auf den Positionen 8 bis 10. Für das nächste Reglement verlangt Aston Martins Renn-Chef George Howard-Chappell mehr Balance zwischen den Antriebsarten, ansonsten wollen die Briten zuhause bleiben.
Knappe Sache nur in der GT2
Die Klasse LMP ist Honda-Zone: Strakka (3:36.168) und Highcroft (3:37.202) waren um Meilen vor der Konkurrenz. Die wurde vom Zytek des portugiesischen ASM-Teams mit 3:41.968 angeführt. Allerdings gilt immer noch die Einschränkung, dass die Fahrer-Mannschaft von Strakka nicht so ausgewogen ist wie die von Highcroft.
Corvette feiert ein Jubiläum: Vor 50 Jahren startete der erste Bolide dieses Namens in Frankreich. Beim ersten Auftritt in der Klasse GT2 lieferte Corvette Racing eine schöne Vorstellung, aber alle anderen auch: Der Risi-Ferrari Nr. 82 legte die einzige Runde der Klasse unter 4 Minuten hin.
Hinter den beiden Corvette und dem IMSA-Porsche reiht sich der Felbermayr-Porsche Nr. 77 ein, Wolf Henzler notiert 4:02.001. Die BMW erscheinen diese Pace nicht ganz mitgehen zu können oder wollen, und eine sehr traurige Vorstellung legte der RSR-Jaguar hin: Nach wenigen Runden und etlichen Schwierigkeiten waren am Ende des Tages noch imemr nicht alle Fahrer qualifiziert.
Die Befürchtung, dass die GT2-Autos heuer womöglich schneller sein werden als die GT1, bewahrheitete sich nicht. Dafür war hauptsächlich der Aston Martin des Teamy Young Driver verantwortlich. Mit einem Chassis aus dem Jahr 2007 hatte er seine Klasse im Griff.
Eine 2:55er-Zeit ist um drei Sekunden flotter als die des zweitplatzierten Matech-Ford mit Grosjean & Co. (eine sehr erfreuliche Performance des Ford GT), obwohl Enge überzeugt ist, dass die Opposition nicht alles gezeigt hat. Sofern dies wirklich der Fall war, könnte dazu im zweitne Qualifying vielleicht keine Gelegenheit mehr sein – falls es wirklich regnet.
Das Team Felbermayr-Proton wird heuer auf www.race.ag mit einem Live-Blog vom 24h-Rennen in Le Mans berichten! Das Service ist kostenlos und erfordert keine Registrierung.