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Loeb hat den Sieg in der Hand

Sebastien Loeb macht einen riesigen Schritt in Richtung des Finnland-Sieges - P-WRC: Hänninen klar voran - J-WRC: "Einfädler" von Kosciuszko

Sebastien Loeb endet den Tag so, wie er ihn begonnen hat: als Führender. Und das mit einem deutlicheren Vorsprung denn je. 18 Sekunden klingen nicht nach viel, bei der Ausgeglichenheit der beiden Konkurrenten an der Spitze sehen sie allerdings aus wie eine komfortable Reserve.

Das Drama war dem Vormittag vorbehalten, die Unfallserie auf SP16 brachte die Vorentscheidung für das P-WRC-Feld. Die Junioren haben jetzt ebenfalls einen de-facto-Sieger, auf SP20 kam hier der Moment der Wahrheit. Und die letzte Prüfung des Tages hinterließ dann die Hirvonen-Fans mit unheilvollen Vorahnungen.

Flat-out

"Wenn ich diese Rallye gewinnen will, dann muss ich absolut „flat-out“ fahren“, meinte Mikko Hirvonen, der mit knapp 15 Sekunden Rückstand auf Sebastian Loeb in die Nachmittags-Etappe des zweiten Rallye-Tages in Finnland ging.

Hirvonen hatte heute Gelegenheit, Loebs Linie zu studieren; er bemerkte, wie Loebs Reifenspuren auf der kompromisslosen Ideallinie über, und durch, jedes Hindernis hinweggingen – Vegetation, Felsen, Schlaglöcher, jede Art von Unebenheiten. Sogar ein furchtloser Finne kommt bei dem Tempo ins Grübeln: „Es ist verrückt, absolut verrückt. Wie lange wir das durchhalten, weiß ich nicht.“ – Hoffentlich bis ins Ziel.

Loeb schien auf jeden Angriff Hirvonens eine Antwort zu haben, konnte sich vorerst aber nicht deutlicher von ihm absetzen:

SP18: Loeb nimmt Hirvonen 1,9 Sekunden ab
SP19: Hirvonen macht 3,3 Sekunden auf Loeb wett
SP20: Loeb holt sich 2,6 Sekunden

Das Resümee des Franzosen vor SP21: „Es war ein harter Tag, ein riesiger Kampf mit Mikko. Einmal er, einmal ich, und vor der letzten SP ist der Abstand praktisch derselbe wie heute früh. Ein Tag für nichts, wir hätten ruhig länger schlafen können!“

Dass er hellwach war, zeigte Loeb auf der 16 Kilometer lange Abschlussprüfung „Vaarinmaja“. Sie war Anfang der 1990er schon Teil dieses WM-Laufes, und hier nahm er Hirvonen 4,1 Sekunden ab. Damit hat Loeb vor den 45 Kilometern der Rallye 18,2 Sekunden Vorsprung.

Loeb hat den Sieg in der Hand, er kann ihn aber noch wegschmeissen. Und wenn Hirvonen „flat-out plus“ fahren kann, dann wird es morgen Zeit dafür.

Gedränge ums Stockerl

Ab Platz 3 wird ebenfalls ordentlich gekämpft. Gigi Galli spielt zwar nach seiner Flugnummer aus SP16 nicht mehr mit, aber Dani Sordo hatte immer noch zwei Autos im sprichwörtlichen Rückspiegel. Denn Chris Atkinson profilierte sich immer mehr unter den Konkurrenten für Platz 3.

Der Subaru-Pilot hat seinen Speed im Lauf des Tages langsam, aber sicher gesteigert. Auf SP19 (nochmals durch die verhexte „Kakaristo“) ging der Australier im Subaru an Henning Solberg vorbei und war nur noch wenige Sekunden hinter Sordo auf Platz 4.

Die letzte Prüfung des Tages sah dann den Platztausch, Sordo findet sich eine Sekunde hinter Atkinson auf Platz 4. Das macht den Aussie zum Aufsteiger des Tages. Und dass er ausgerechnet im hohen Norden der Schnellste im Subaru-Team ist, kommt unerwartet.

Solberg d.A. bekam eine 10-Sekunden-Strafe für einen Frühstart aufgebrummt; er und Sordo waren zeitgleich in der letzten Prüfung, somit nimmt der Spanier eine Sekunde Vorsprung mit. And die Fersen Hennings wiederum hat sich jetzt Petter im zweiten Subaru Impreza geheftet.

Er hält Matti Rantanen solide auf Distanz. Der Finne ist hier zum ersten Mal in einem World Rally Car unterwegs. Er schwebt auf Platz 7 etwas im luftleeren Raum, hinter ihm ist wiederum mehr los.

Die Welt kommt nach Finnland

Den letzten WM-Punkt wollen sowohl Toni Gardemeister im Suzuki SX4 als auch Matthew Wilson im Ford. Gardemeister zeigte sich wieder weniger begeistert vom SX4: „Wir kommen nicht vorwärts. Es fährt sich wie ohne Turbo!“

Auch der Kampf um Platz 10 war unterhaltsam, dürfte aber ebenfalls entschieden sein. Zimbabwe gegen Argentinien mitten in Finnland: Conrad Rautenbach, der regierende Afrika-Meister, war in zähes Ringen mit Luis Perez Companc verstrickt, der ja seine letzte WRC-Rallye bestreitet. (Vielleicht sieht man ihn dann öfter in der FIA-GT im Ferrari.)

Auf den letzten Kilometern des Samstags ließ Perez Companc dann über 40 Sekunden liegen, Rautenbach kann ein bisschen aufatmen. Aber in die Top 10 könnte es auch noch Andreas Mikkelsen schaffen.

Er war heute auf Sieg-Kurs in SP20, dann wurde er von einem gestrandeten Auto aufgehalten - "nur" Platz 4. Auch Jari-Matti Latvala zeigte mit insgesamt 3 SP-Siegen sein Potential. Er gewinnt, wenn schon sonst nichts, so doch zumindest Selbstvertrauen.

P-WRC: Nicht Aigners Wunschresultat

Das Bild bei den seriennahen Autos ist jetzt recht klar, seit dem Ausfall von Juha Salo arbeitet alles für Juho Hänninen. Das bedeutet, falls morgen nichts mehr schiefgeht, wohl volle Punkte für den Finnen, der damit zu Andi Aigners Hauptgegner in der WM wird.

Der zweitplatzierte Patrik Flodin hat jetzt wohl auch das gesamte BRR-Team in seinem Fanclub; aber er hatte heute keine Reserven mehr. Am Ende der letzten SP war der Schwede beinahe komatös erschöpft: „Ich gehe jetzt nach Hause und schlafe…“ – Auch 1:55 Rückstand werden ihm heute nicht lange wach halten.

Auf Platz 3 Jussi Valimäki, er fährt mit einer gebrochenen Rippe - geht er’s jetzt etwas vorsichtiger an: „Nicht unbedingt, ich habe 1200 VIP-Gäste in den Sonderprüfungen gehabt. Da hab ich versucht, die Sprünge ein bisschen quer zu nehmen, es wäre fast schiefgegangen…“ – Finnen sind gute Gastgeber.

Jari Ketomaa, einer der Verlierer der SP16, vergisst am Ende des für ihn katastrophalen Samstages seine Crew nicht: „Riesen Dank an meine Mechaniker, dass sie das Auto wieder in Schwung gebracht haben!“ – Mit kiloweise Tape auf dem sehr gebraucht wirkenden Impreza hat er den Tag überlebt, morgen.

J-WRC: Ende der Spannung

Die 21 Kilometer lange SP 20 “Juupajoki“ brachte eine Art Vorentscheidung im bislang ungemein spannenden Kampf bei den 1600ern. Kosciuszko stoppte auf der Strecke, verlor über eine Minute und rangiert jetzt auf Platz 3 der J-WRC. Schade drum, aber umso besser für Martin Propkop, der auf Renault-Fahrer Patrik Sandell ein Guthaben von fast 50 Sekunden hat.

Die Top 20 nach SP21:

1. Sébastien LOEB 2:33:43.5
2. Mikko HIRVONEN 2:34:01.7 +18.2
3. Chris ATKINSON 2:36:47.1 +3:03.6
4. Dani SORDO 2:36:48.1 +3:04.6
5. Henning SOLBERG 2:37:15.1 +3:31.6
6. Petter SOLBERG 2:37:42.2 +3:58.7
7. Matti RANTANEN 2:39:38.7 +5:55.2
8. Toni GARDEMEISTER 2:41:12.1 +7:28.6
9. Matthew WILSON 2:41:38.0 +7:54.5
10. Conrad RAUTENBACH 2:43:12.6 +9:29.1
11. Luis PEREZ COMPANC 2:43:55.8 +10:12.3
12. Khalid AL QASSIMI 2:45:55.4 +12:11.9
13. Juho HÄNNINEN 2:46:25.7 +12:42.2
14. Andreas MIKKELSEN 2:47:55.2 +14:11.7
15. Patrik FLODIN 2:48:20.8 +14:37.3
16. Jussi VÄLIMÄKI 2:49:29.4 +15:45.9
17. Oscar SVEDLUND 2:52:00.7 +18:17.2
18. Jari KETOMAA 2:52:05.1 +18:21.6
19. Urmo AAVA 2:52:49.2 +19:05.7
20. Federico VILLAGRA 2:53:02.5 +19:19.0

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