Rallye-WM: Finnland | 28.07.2008
Riesiges Starterfeld in Finnland
Die zweite Saisonhälfte wird mit einem Klassiker eingeläutet, der Finnland Rallye. WM-Leader Hirvonen träumt vom Heimsieg, doch er ist nicht alleine…
Michael Noir Trawniczek
Auch in diesem Sommer gestaltete sich die Pause in der Rallye-WM länger als zwischen dem letzten Lauf der vorjährigen und dem ersten der aktuellen Saison. Die zweite Saisonhälfte wird mit einem Klassiker wiederaufgenommen - mit der Finnland Rallye in den Wäldern rund um Jyväskylä. Superschnelle Schotterstraßen, aberwitzige Sprünge und zum Teil blinde Kurven verlangen den Teilnehmern höchste Konzentration ab.
WM-Leader Mikko Hirvonen strebt bei seiner Heimrallye den Sieg an - doch im Ford-Werksteam gibt es noch einen Piloten, der ebenfalls einen Heimsieg erringen möchte, den jungen und äußerst begabten Neo-Werkspiloten Jari Matti Latvala, der in seiner ersten Saisonhälfte als Ford-Werkspilot gleich einmal seinen ersten WM-Sieg einstreifte.
Beide Ford-Piloten motiviert - Loeb denkt an die WM
"Als kleiner Junge habe ich hier Legenden wie Markku Alén und Ari Vatanen bewundert. Jetzt stehen meine Familie und meine Freunde an der Strecke und jubeln mir zu. Vor ihnen ganz oben aufs Podium zu fahren, wäre schon fantastisch", sagt Hirvonen. Latvala wiederum ist nach seinem zweiten Platz bei der Türkei-Rallye bis auf die Fingerspitzen motiviert: "Dass ich mit Mikko und Sébastien Loeb um die vorderen Plätze kämpfen konnte, hat mir einen großen Motivationsschub verliehen…"
Die Finnland-Rallye ist eine Finnen-Rallye - die Skandinavier haben hier das Sagen, das weiß auch der vierfache Weltmeister Sébastien Loeb: "Wir haben diese Rallye noch nie gewonnen und das ist eines der Ziele, die ich mir für 2008 gesteckt habe", sagt der Citroen-Werkspilot. Doch er schränkt ein: "So liebend gern ich gewinnen würde und obwohl ich mit einem Sieg in der Fahrer-Weltmeisterschaft wieder aufholen könnte, habe ich nicht vor, mehr als sonst zu riskieren, nur um meinen persönlichen Erfolgen einen weiteren hinzuzufügen.– den ich jetzt in ein gutes Ergebnis umsetzen möchte." Im Vorjahr sei er neun Punkte hinter Marcus Grönholm gelegen - heuer sind es drei Punkte, die ihm auf seinen Gegenspieler Hirvonen fehlen, daher bleibt Loeb ruhig. Zumal in der zweiten Saisonhälfte einige Asphaltrallyes auf dem Programm stehen, die Spezialität des Sébastien Loeb.
Subaru will es wissen
In Finnland wird man aber auch sehen, ob es heuer neben Ford und Citroen noch eine dritte siegfähige Marke geben wird. Subaru hat nach zwei Rallyeeinsätzen mit dem neuen Subaru Impreza WRC2008 den Piloten Petter Solberg und Chris Atkinson freien Lauf, grünes Licht gegeben. Man habe mit dem neuen Boliden zunächst auf Zielankünfte Wert gelegt, nun wolle man gute Ergebnisse erzielen, hieß aus dem Prodrive-Werk. Dafür wurde sogar der Wagen weiter abgespeckt - mit dem WRC2008 möchte Subaru wieder auf die Siegerstraße zurück, jetzt sollen die Piloten Vollgas geben. So gesehen wird Finnland eine Art Schlüsselrallye - wenn der neue Wagen ein Siegerauto ist, dann muss er das jetzt auch unter Beweis stellen.
Suzuki mit neuer Evo-Stufe
Weit von einem Siegerwagen entfernt ist das neue Suzuki-Werksteam - Toni Gardemeister und Per Gunnar Andersson erhalten in Finnland jedoch eine zweite Evolutionsstufe des Suzuki SX4 WRC zur Verfügung gestellt. Toni Gardemeister zählt zudem auf seine gute Streckenkenntnis und erhofft sich "Top 5-Zeiten fahren zu können".
Elfmal Ford
Neben dem dritten Ford-Werkspiloten Khalid Al-Quassimi, den Stobart Ford-Piloten Gigi Galli, Henning Solberg und Matthew Wilson und den Munchi's Ford-Piloten Federico Villagra und Luis Perez Companc werden auch Andreas Mikkelsen (Ford Focus WRC06), Matti Rantanen (WRC06) und Jukka Hiltunen (WRC03) einen Ford Focus zum Einsatz bringen. Von den 20 WRC-Boliden werden demnach elf der Marke Ford angehören. Citroen tritt dagegen vergleichsweise bescheiden auf - neben den beiden Werkspiloten Sébastien Loeb und Daniel Sordo werden wieder Urmo Aava und Conrad Rautenbach ein mehr oder weniger privates Citroen C4 WRC zum Einsatz bringen. Hinzu kommt noch Mads Östberg in einem privaten Subaru Impreza WRC.
JWRC und PWRC
Die finnischen Fans dürfen sich freuen - ihre Rallye ist die einzige, die sowohl zur WRC, zur Junioren-WM JWRC als auch zur Produktionswagen-WM PWRC gezählt wird - dementsprechend groß ist das Starterfeld.
Aigner auf "Lerneinsatz"
Andreas Aigner und Klaus Wicha, die in der PWRC die Tabelle anführen, werden in Finnland "nur" einen Lerneinsatz absolvieren, da sie diese Rallye als Streichresultat nominiert haben. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Vorherrschaft der Finnen bei deren Heimrallye. Der Vorsprung der beiden Red Bull-Piloten ist mit 16 Punkten bereits so groß, dass Aigner und Wicha Finnland auf jeden Fall als WM-Leader verlassen werden. Im schlimmsten Falle wäre der Vorsprung auf immer noch gute sechs Zähler reduziert.
Die Finnland Rallye wird bereits am Donnerstagabend um 19.45 Uhr mit der 2,06 Kilometer langen Superspecial-Prüfung "Killeri" eröffnet. Insgesamt werden 1461,58 Kilometer absolviert, davon 340,42 Sonderprüfungs-Kilometer.