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Rallye-WM: Frankreich

46. Loeb-Sieg - und zu viele Geschenke für Hirvonen

Loeb feiert seinen 46. Sieg. Ford hievt den unglücklichen Hirvonen auf Rang 2 vor – gegen seinen Willen. Duval und Latvala auf den Plätzen 3 und 4.

Michael Noir Trawniczek

Auf der morgendlichen, mit 31,88 Kilometern superlangen SP 13 wurde Mikko Hirvonen das Opfer seiner eigenen Nachlässigkeit – er geriet in ein Schlagloch, ruinierte sich einen Reifen und verlor beim Reifenwechsel rund 2,5 Minuten. „Ich habe das Loch bei der Besichtigung übersehen, deshalb hatten wir es nicht in unserem Aufschrieb notiert“, gab der Titelkandidat des Ford-Werksteams zerknirscht zu.

Hirvonen fiel somit auf Rang fünf zurück. Doch weil sich auf der nächsten Prüfung, der rund 25 Kilometer langen SP 14 auch der Subaru-Werksfahrer Petter Solberg einen „Patschen“ einfuhr, rückte Hirvonen wieder auf Rang vier vor. Nach einem Service wurden die beiden recht langen Wertungsprüfungen vom Sonntagmorgen erneut befahren, ehe die „Tour de Corse“ zu Ende gehen sollte.

Mikko Hirvonen war noch immer sauer – auf sich selbst. Der Finne wetterte: „Ich habe das Schlagloch aus der Ferne gesehen und ich habe entschieden, dass ich einfach darüber fahre – es war mein Fehler.“

Hirvonen wollte kein weiteres Geschenk

Der Titelkandidat des Ford-Werksteams lag auf Rang vier – sein Teamkollege für die beiden Asphalt-Rallyes, Francois Duval und sein „normaler“ Teamkollege Jari Matti Latvala, der für die beiden Rallyes in Spanien und Frankreich zu Stobart Ford zurück wechselte, lagen vor ihm auf den Plätzen zwei und drei. Hirvonen sprach sich in der Folge gegen Teambefehle aus: „Ich möchte Vierter bleiben – ich verdiene es nicht anders. Jari Matti hatte eine wirklich gute Rallye und ich hoffe, dass er den Podestplatz behalten darf.“

Doch dem war nicht so. Das Ford-Team hatte bereits seine Beschlüsse gefasst. Teamchef Malcolm Wilson erklärte die Vorgehensweise: „Auf der nächsten Prüfung, der 31,88 Kilometer langen SP 15, werden wir nichts unternehmen – denn hier kann ohnehin alles Mögliche passieren. Aber auf der abschließenden SP 16 werden wir die Positionen so verändern, dass Mikko den zweiten Platz erhält und er so die bestmöglichen Chancen hat, den Titel in der Fahrer-Weltmeisterschaft zu gewinnen.“

Wilson: „Ford will beide Weltmeisterschaften gewinnen“

Wilson zeigte zwar Verständnis für die Aussagen von Hirvonen, fügte jedoch hinzu: „Was wir hier tun werden, ist der ganz normale Weg. Mikko hatte bereits am letzten Wochenende das Gefühl, dass er den zweiten Platz geschenkt erhielt und er fühlt sich wahrscheinlich ziemlich schlecht. Aber wie auch er wissen sollte, versuchen wir, beide Weltmeisterschaften zu gewinnen. Wir würden uns selbst ins eigene Knie schießen, wenn wir Mikko nicht auf Platz zwei vorhieven würden – und letztlich würde er sich selbst ins eigene Knie schießen, falls bei den beiden ausstehenden Rallyes in Japan und Wales noch etwas Unvorhergesehenes passieren sollte.“

Daher wurde folgender Plan umgesetzt: Francois Duval, der bis dahin den tollen zweiten Platz hinter Sébastien Loeb belegen konnte, kam um zwei Minuten zu früh zum Start der letzten Wertungsprüfung - was ihm zwei Strafminuten einbrachte. Jari Matti Latvala, der im Vorjahrswagen von Stobart Ford Platz drei belegen konnte, kam neun Minuten zu spät zum Start der letzten Prüfung - was ihm 90 Strafsekunden einbrachte. Weil die nachfolgenden Piloten, allen voran Subaru-Werksfahrer Petter Solberg, ohnehin einen riesigen Rückstand vorwiesen, waren solche Spielchen möglich…

Am Ende belegte Mikko Hirvonen den zweiten Gesamtrang – im Zielraum der letzten Prüfung war Hirvonen nicht in der Lage, ein vernünftiges Statement abzugeben. Hirvonen war zu diesem Zeitpunkt wohl einer der unglücklichsten Zweitplatzierten in der Geschichte der Rallye-Weltmeisterschaft. Mit sich zufrieden war hingegen Francois Duval, der immerhin als Dritter das Podest besteigen durfte. Der junge Jari Matti Latvala musste seinen dritten Platz herschenken und gab zu Protokoll: „Natürlich wäre ein Podestplatz schön gewesen – aber ich kann es verstehen, denn wir haben noch eine Chance auf den WM-Titel.“ Immerhin darf Latvala bei der nächsten Rallye wieder in den zweiten Werks-Ford klettern…

Loeb feierte seinen 46. Sieg – sein 10. im Jahr 2008

Zufrieden war auch Sieger Sébastien Loeb, der nach seinem insgesamt 46. Sieg wieder einmal mit den Achseln zuckte: „Es läuft immer besser und besser für uns. Es war eine nette Rallye, wir konnten schneller fahren als alle anderen.“ Beinahe hätte sich Loeb schon in Frankreich erneut zum Weltmeister gekrönt. Dank der Stallorder der Ford-Teams konnte Hirvonen seine Titelchancen bewahren – zwei Rallyes sind noch zu absolvieren, Hirvonen liegt 14 Punkte hinter Loeb zurück. Loeb hat heuer bereits zehn Siege auf dem Konto – Hirvonen deren zwei. Selbst wenn Hirvonen die beiden kommenden Rallyes gewinnen sollte und Loeb aus irgendwelchen Gründen keine oder nur wenige Punkte gewinnen sollte, wäre Hirvonen mit vier Siegen ein unwürdiger Weltmeister – das weiß der 27-jährige, deshalb wollte er auch kein weiteres Geschenk annehmen. Doch ein Automobilkonzern denkt eben anders…

Subaru mit 5 Minuten Rückstand

Ein solcher ist auch Subaru – ob man sich dort über den fünften Platz von Petter Solberg wirklich freuen kann, ist ungeklärt. Mehr als fünf Minuten Rückstand weist der Norweger auf – der neue, um teures Geld entwickelte Subaru Impreza WRC2008 konnte das Team nicht auf die Siegerstraß0e zurückbringen, mehr als Punkte sammeln ist auch mit diesem Boliden nicht möglich. Teamkollege Chris Atkinson konnte als Sechster weitere drei Zähler für den japanischen Konzern an Land ziehen.

Auf Platz sieben landete der mehr oder weniger private Citroen-Pilot Urmo Aava, dessen Einsätze vom PH Sport-Team mit kräftiger Hilfe der Werkstruppe abgewickelt werden. Der Este scheint jedenfalls eine große Zukunft in der Rallye-WM zu haben. Den letzten WM-Punkt zog Stobart Ford-Pilot Matthew Wilson an Land – mit einem Rückstand von etwas mehr als neun Minuten.

Ogier ist Junioren-Weltmeister

Bei den Junioren in der JWRC konnte sich Martin Prokop den Sieg sichern – dahinter jedoch wurde Pierre Campana noch von Sébastien Ogier abgefangen, Campana bleib immerhin noch der dritte Platz. Ogier hingegen krönte sich zum neuen Junioren-Weltmeister – der Citroen-Pilot gilt als „neuer Loeb“ und soll dies bereits im kommenden Jahr in der WRC unter Beweis stellen – vielleicht sogar in einem Citroen-Juniorteam, gemeinsam mit Andi Aigner?

Die nächsten Rallyes der WRC finden in Japan und Wales statt - beide Läufe zählen zur PWRC, doch Andi Aigner wird erst in Wales an den Start gehen. In Japan wird sich entscheiden, ob Aigner beim großen Finale hinter Juho Hänninen (ist in Japan punkteberechtigt) der Jäger oder der Gejagte sein wird. Eines ist sicher. Bei der Rallye rund um die Stadt Cardiff kann sich Aigner zum PWRC-Weltmeister krönen. Österreich hätte dann erstmals seit Manfred Stohl im Jahr 2000 wieder einen Rallye-Champion…

Das Ergebnis und dien WM-Stand finden Sie in der Navigation rechts.

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