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WRC: Portugal-Rallye

Volkswagen kann historischen Meilenstein setzen

Weltmeister Sebastien Ogier peilt bei der Portugal-Rallye seinen vierten Sieg an, Latvala und Mikkelsen nehmen sich ebenfalls Topresultate vor.

Die schroffsten Wertungsprüfungen des Jahres versus Rallye-Weltelite - die Rallye Portugal bildet eine der größten technischen und fahrerischen Herausforderungen im WM-Kalender. Die drei Volkswagen-Werksduos erwarten beim vierten Saisonlauf der FIA Rallye-Weltmeisterschaft neben rauem, grobem Schotter auf hartem Untergrund auch technisch anspruchsvolle und angesichts unzähliger Kuppen und Kurven schwer einsehbare Passagen.

Die Titelverteidiger Sebastien Ogier/Julien Ingrassia eröffnen nach neuem Reglement als WM-Spitzenreiter die Strecke. Ihre Teamkollegen Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila folgen mit ihrem World-Rally-Car unmittelbar als Zweite. Als Vierte am Start: Andreas Mikkelsen/Mikko Markkula im dritten Polo R WRC.

"Die Portugal-Rallye ist der erste echte Gradmesser der Saison", so Volkswagen Motorsport-Direktor Jost Capito. "Sie ist die erste Schotter-Rallye des Jahres, die bei Frühlingstemperaturen und nur wenig oberhalb des Meeresspiegels ausgetragen wird. Damit ist sie vergleichbar mit den kommenden Läufen in Argentinien, Italien und Polen."

"Hier sieht man, wie man im Vergleich zur Konkurrenz wirklich steht. Ich denke, dass wir diesen Vergleich nicht zu scheuen brauchen. Im vergangenen Jahr haben wir hier gewonnen und auch die ersten drei Rallyes dieser Saison zu unseren Gunsten entschieden. Wir wissen aber auch: Um auch diesmal das Maximum trotz der ungünstigsten Startpositionen herauszuholen, braucht es von unserer Seite erneut einen Null-Fehler-Job."

Nach der "Unberechenbaren", der Rallye Monte Carlo, der einzigen Schnee-Rallye des Jahres in Schweden sowie den schwindelerregenden Höhen Mexikos erwartet die Rallye-WM-Teilnehmer der Rallye-Alltag. Doch der ist alles andere als alltäglich: Die Portugal-Rallye fordert Mensch und Material wie kaum eine zweite Veranstaltung im WM-Kalender. Fahrfehler werden angesichts schmaler Pisten gnadenlos bestraft, rauer Schotter schüttelt die World-Rally-Cars konsequent von den ersten bis zu den letzten der insgesamt 339,46 Prüfungskilometer durch.

Die Portugal-Rallye spielte in der Weiterentwicklung des Polo R WRC in der vergangenen Saison eine wichtige Rolle. Die Erkenntnisse, die die Volkswagen Ingenieure vor allem hier sammelten, flossen in die Dimensionierung und Konstruktion der überarbeiteten Aufhängungsteile für das Jahr 2014 ein. Der Polo R WRC ist gerade wegen der extremen Anforderungen der Portugal-Rallye noch stärker als vor einem Jahr.

Volkswagen bereitete sich auf die speziellen Bedingungen der Portugal-Rallye mit fünftägigen Tests vor. Latvala/Anttila sowie Ogier/Ingrassia bekamen jeweils zwei Tage lang Gelegenheit zur intensiven Erprobung des Polo R WRC rund um Almodovar in Süd-Portugal, Mikkelsen/Markkula einen. Das Volkswagen-Team schoss sich mit den Testfahrten nach der Rallye Mexiko auf die "normalen" Bedingungen etwa auf Höhe des Meeresspiegels und bei Temperaturen um die 20-Grad-Marke ein. Den Schritt zur Re-Akklimatisierung haben die drei eingesetzten Chassis des Polo R WRC in Portugal noch vor sich. Sie waren zuletzt bei der Rallye Schweden am Start - bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und bei Schnee und Matsch.

Mit der Portugal-Rallye verbinden die Rallye-Weltmeister Ogier und Ingrassia besondere Erinnerungen. Im Jahr 2010 gelang ihnen im Citroen C4 WRC ihr aller erster Rallye-WM-Sieg. Ein Jahr später legten sie im Citroen DS3 WRC nach. Ihren dritten Sieg bei der Portugal-Rallye feierte das französische Duo vergangenes Jahr im Polo R WRC.

Drei Siege in drei verschiedenen World-Rally-Cars waren bei der Portugal-Rallye bis dahin nur Markku Alen gelungen. Alen ist darüber hinaus der einzige Rallye-WM-Fahrer, für den mit insgesamt fünf Triumphen mehr Portugal-Siege zu Buche schlagen als für Ogier und seinen Beifahrer Ingrassia. Die Portugal-Rallye markiert für Ogier/Ingrassia die einzige WM-Rallye, die sie bislang dreimal gewannen.

"Portugal ist definitiv eine meiner Lieblingsrallyes im Kalender", schwärmt Ogier. "2010 habe ich hier meinen ersten Sieg in der WRC erzielt, insgesamt haben Julien und ich in den vergangenen vier Jahren hier drei Mal gewonnen. Von daher gehen wir mit gutem Selbstvertrauen in den vierten WM-Lauf. In jedem Fall hat die Portugal-Rallye zwei Gesichter: Wenn es dort trocken ist, ist der Untergrund sehr hart und bietet viel Grip. Aber wenn es regnet, wird der Boden weich und matschig und bietet nur sehr wenig Haftung. Normalerweise ist es mir wesentlich lieber, wenn es trocken ist. Aber diesmal müssen wir als Erste auf die Strecke, da wäre etwas Regen am ersten Tag gar nicht schlecht."

Im vergangenen Jahr feierten Latvala und Anttila in Portugal eine Premiere. An der Algarve fuhren sie mit dem Polo R WRC erstmals auf einen Podiumsrang. Insgesamt schlagen in 16 Rallyes neun Podiumsresultate für das finnische Duo in Volkswagen Diensten zu Buche. Bei den zurückliegenden sieben Rallyes standen sie sechsmal auf dem Podium, darunter der Sieg in Schweden. Die Finnen liegen vor der Portugal-Rallye mit nur drei Zählern Rückstand auf Rang zwei der Gesamtwertung, knapp hinter ihren Markengefährten Ogier/Ingrassia.

"Ich bin noch nie so gut in eine Saison gestartet - 60 Punkte nach drei Rallyes und nur drei Punkte hinter dem WM-Führenden, meinem Teamkollegen Ogier", blickt Latvala auf den erfreulichen WM-Stand. "Im vergangenen Jahr habe ich mit dem dritten Platz bei der Portugal-Rallye meine erste Podiumsplatzierung mit Volkswagen erreicht. In der Vergangenheit war es eine schwierige Rallye für mich. Durch das gute Resultat 2013 habe ich aber viel Zuversicht getankt."

"Ich freue mich auf die Rallye und habe ein gutes Gefühl. Wir haben zwei Tage in der Nähe der Wertungsprüfungen in Portugal getestet. Die Bedingungen waren typisch für Portugal: Schotterpisten mit schwer einsehbaren Kurven, trocken und rund 20 Grad Celsius. Ich hoffe, dass es so auch während der Rallye sein wird. Normalerweise ist es trocken in Portugal, aber es gab in der Vergangenheit auch schon verregnete Events."

Das WM-Ergebnis verdeutlicht, wie gut Latvala mittlerweile mit dem Auto zurechtkommt: "In diesem Jahr habe ich einen ganz anderen Zugang zum Polo R WRC. Wir haben ein funktionierendes Basis-Setup und es geht lediglich darum, Kleinigkeiten zu verbessern. Wie so oft in den vergangenen zehn Jahren fällt mein Geburtstag auf ein Rallye-Wochenende. Ich bin es also schon gewohnt, nicht ausgelassen feiern zu können. Stattdessen ist harte Arbeit angesagt. Ich freue mich aber sehr darauf und möchte mich mit einem Top-3-Ergebnis selbst beschenken." Latvala feiert am Donnerstag seinen 29. Geburtstag.

Für Ogiers und Latvalas Teamkollegen Mikkelsen beginnt mit der Rallye Portugal eine neue Zeitrechnung bei Volkswagen. Erstmals bestreitet er einen Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft zum zweiten Mal mit dem Polo R WRC. Waren die zwölf Teilnahmen mit Volkswagen für Mikkelsen und seinen Co-Piloten Markkula bisher Neuland mit dem 315 PS starken World-Rally-Car aus Wolfsburg, greifen sie in Portugal erstmals auf ganz direkte Erfahrungswerte zurück.

Mikkelsen, den seine Freunde "Mikkel" rufen, kommt zugute, dass etwa 71 Prozent der Sonderprüfungen 2014 ähnlich zu denen aus dem vergangenen Jahr - etwa 19 Prozent in umgekehrter Fahrtrichtung und nur zehn Prozent auf gänzlich neuen SPs - ausgetragen werden. "Im vergangenen Jahr war Portugal meine erste Rallye mit dem Polo R WRC. Darüber hinaus ist sie für Mikko und mich mit Platz sechs gut gelaufen. Es ist schön, mit Volkswagen an diesen Ort zurückzukehren."

"Die Portugal-Rallye ist bekannt für ihre schwer einsehbaren Kurven, die fast blind gefahren werden", weiß Mikkelsen aus Erfahrung. "Dazu geht es viel auf und ab. Es ist eine sehr schöne Rallye, sie ist aber gleichzeitig ziemlich schwierig für die Fahrer. Die 'Recce' wird deshalb sehr wichtig sein, damit ich mich an das Layout gewöhnen kann. Es gibt eine komplett neue Wertungsprüfung im Vergleich zum vergangenen Jahr."

"Andere Passagen wurden hingegen nur ein bisschen verändert oder werden in entgegengesetzter Richtung zu 2013 gefahren. Im Vergleich zur vergangenen Saison haben wir einen Schritt nach vorn gemacht. Wir haben den Speed, um vorn mitzufahren. Für mich ist es jedoch wichtig, an meiner Beständigkeit zu arbeiten. Das Ziel für die kommenden Events sind weitere Podiumsplatzierungen."

Einen Extrakick Motivation zieht Volkswagen aus den Bestenlisten der Rallye-Weltmeisterschaft. Mit einem Sieg in Portugal könnte die Mannschaft aus Wolfsburg mit einer historischen Marke von WM-Gegner Citroen gleichziehen. Die längste Siegesserie in der Rallye-WM datiert aus dem Jahr 2011, als Rekord-Weltmeister Sebastien Loeb und sein damaliger Teamkollege Ogier von Mexiko bis Deutschland die längste Siegesserie eines Herstellers feierten: acht Triumphe in Folge.

Volkswagen ist stolz darauf, mit sieben Siegen in Serie Platz zwei dieser Bestenliste einzunehmen. 2013 gingen die Siegerpokale von Australien, Frankreich, Spanien und Großbritannien, 2014 bislang jene aus Monte Carlo, Schweden und Mexiko nach Wolfsburg. Bei nur 16 WM-Rallyes mit dem Polo R WRC schlagen für Volkswagen bereits 23 Podiumsresultate zu Buche.

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