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Rallye-WM: Japan

Zittern im Dunkel der Nacht

Im Gespräch mit motorline.cc blickt Andi Aigner auf die bevorstehende Japan-Rallye, wo er tatenlos um seine PWRC-Führung bangen muss…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Red Bull Rallye Team, rallyjapan.jp, Photo4

Vor kurzem hat Andreas Aigner in einem Exklusivinterview mit motorline.cc auf die bevorstehende Japan-Rallye geblickt. Während im Land des Lächelns neben den WRC-Stars Sébastien Loeb und Mikko Hirvonen auch in der seriennahen Weltmeisterschaft für Produktionswägen (PWRC) um WM-Punkte gekämpft wird, muss sich Aigner mit der ungewohnten Rolle des Zuschauers abfinden.

Der Steirer und sein Red Bull Rallye Team haben Japan als eines von zwei verpflichtenden Streichresultaten nominiert – sein stärkster Konkurrent im Kampf um die etwas „kleinere“ WM-Krone, der Finne Juho Hänninen, hat seine beiden „Streicher“ bereits hinter sich und kann Aigner in Japan die WM-Führung abknöpfen.

Aigner führt mit 30 Punkten, Hänninen liegt jedoch nur noch vier Punkte zurück. Der 24-jährige Steirer wird die Rallye nicht vor Ort verfolgen – ob und wie viele WM-Punkte sein Gegner abräumen wird, entscheidet sich für Aigner im europäischen Dunkel der Nacht. „Ob ich mir die Ergebnisse live ansehe oder ob ich ganz normal schlafen gehe und mir am Morgen die Ergebnisse ansehen werde, entscheide ich kurzfristig. Du kannst es ja ohnehin nicht beeinflussen“, grübelt Aigner. Nur wenige Sekunden später lacht er: „Ich nehme einmal an, dass ich die ganze Nacht vor dem Laptop sitzen werde.“

Neben Andi Aigner und Juho Hänninen haben auch Jari Ketomaa und Patrick Sandell noch theoretische Titelchancen – beide sind wie Aigner in Japan nicht für WM-Punkte nominiert. Ketomaa fehlen auf Aigner sieben Punkte, der Rückstand von Sandell beträgt sechs Zähler. Die größte Gefahr geht freilich von Hänninen aus.

“Hänninen kann überall gewinnen“

Aigner ist überzeugt: „Der Juho kann überall gewinnen – das ist ein Fakt. Er ist ein extrem schneller Bursche und im Gruppe N-Auto ist er sicher derjenige, den es zu schlagen gilt, egal an welchem Platz. Es gibt in Japan kein allzu großes Starterfeld in der PWRC, es sind knapp an die 15 Teilnehmer – das ist somit das kleinste Starterfeld im ganzen Jahr.“

Doch das kleine Starterfeld beinhaltet Größen wie den regierenden PWRC-Weltmeister Toshihiro Arai oder den rasanten Fumio Nutahara. „Die beiden werden bei ihrer Heimrallye sicher nicht zu verachten sein“, sagt Aigner, dessen Hoffnung natürlich darin besteht, dass solchermaßen starke Piloten seinem Gegenspieler Hänninen möglichst viele WM-Punkte abknöpfen oder sie ihn gar in einen Fehler hetzen.

“Passieren kann immer etwas“

„Passieren kann immer etwas. Und egal mit welchem Fahrer ich spreche - alle sagen, dass Japan eine sehr schwierige Rallye ist. Eine von den wirklich schwierigen Rallyes – selbst wenn es nur ums Durchfahren geht“, erklärt Aigner. Die Japan-Rallye wird heuer erstmals rund um die frühere Olympiastadt Sapporo abgehalten – die Wertungsprüfungen sind daher neu zu erlernen, sie sollen jenen Neuseelands sehr ähnlich sein. Und dort sind viele Piloten einem Fehler erlegen. „Wie schnell etwas passieren kann, sehen wir immer wieder – bei neuen Prüfungen kann das noch leichter passieren“, sagt Aigner.

Denn auch einem Juho Hänninen unterlaufen Fehler – beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Titelaspiranten, in Neuseeland, haben beide gepatzt. Doch während Aigner eine schmerzhafte Nullrunde hinnehmen musste, konnte Hänninen immerhin noch vier WM-Punkte mit nach Hause nehmen.

Aigner erinnert sich: „Der Juho hat sich in Neuseeland auf der ersten Sonderprüfung, nachdem er uns Reifen wechseln sah und gewusst hat, dass wir zwei bis drei Minuten verlieren werden, einen Kilometer vor dem Ziel der SP zur Seite gerollt und wäre selber beinahe draußen gewesen. Von dem her sieht man: Es gibt kein Taktieren, es gibt nur reinsetzen, Gas geben und schauen, dass man das Auto ins Ziel bringt.“

“Die WM-Chance bleibt bestehen“

Auch wenn Andi Aigner an diesem Wochenende tatenlos um seine WM-Führung zittern muss, bleibt eines ganz sicher bestehen: Die Chance, in Wales in die Fußstapfen von Manfred Stohl zu steigen und wie der Wiener im Jahr 2000 die PWRC-Weltmeisterschaft (damals noch Gruppe N-WM bzw. „FIA Cup for Drivers of Production Cars“) zu gewinnen: „Meine WM-Chance bleibt auf jeden Fall bestehen – im schlimmsten Falle sind wir in Wales sechs Punkte hinten, wenn der Juho in Japan gewinnen sollte. Somit bleibt auch dann noch eine rechnerische Chance und wir haben auf jeden Fall einen heißen Titelkampf in Wales.“

Spätestens am Sonntagmorgen wird Andi Aigner wissen, ob er in Wales der Gejagte oder der Jäger sein wird – in beiden Fällen gilt: In seinem erst vierten Jahr als Rallyepilot kommt Aigner mit drei Saisonsiegen als Titelkandidat zum WM-Finale – eine Glanzleistung!

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