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WRC: Deutschland-Rallye

„Ich hoffe, dass wir 2014 dabei sind“

M-Sport-Boss Malcolm Wilson im Gespräch mit motorline.cc: Über Österreich, Evgeny Novikov, Ilka Minor und die noch unsichere Zukunft seines Teams…

Michael Noir Trawniczek

Was bedeutet Österreich für Sie? Welche Bedeutung haben österreichische Fahrer für sie?

Österreich ist ein fantastischer Ort, um skifahren zu gehen. Das ist mein Lieblingsland, wenn es um das Skifahren geht. Ich habe da einen speziellen Platz, wo ich immer skifahren gehe. Wenn ich skifahren gehe, dann mache ich das dort.

Was den Rallyesport anbelangt, gibt es den Raimund Baumschlager – mit ihm haben wir vor einigen Jahren zusammengearbeitet. Aber ich bin zu keiner der Rallyes gegangen, wo er gefahren ist. Um ganz offen zu sprechen: Ich verfolge die österreichische Rallye-Staatsmeisterschaft nicht wirklich.

Ein weiterer Österreicher, Manfred Stohl fuhr lange Zeit in der WRC – im Vorjahr gab es ein kleines Comeback…

Es ist immer schwierig – und Manfred hat jetzt andere Dinge zu erledigen, er hat sein Team, sein Geschäft. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es schwierig ist, eine Karriere als Fahrer und das Betreiben eines Teams zu kombinieren. Es ist schwer, das gleichzeitig zu machen.

Manfred hatte damals einen guten Lauf in der WRC – aber wie gesagt: Wenn du einmal draußen bist, ist es schwer, wieder zurückzukehren. Vor allem auf dem Level, auf dem sich die heutigen Piloten bewegen…

Früher haben die Fans Stohl die Daumen gedrückt – derzeit haben wir Ilka Minor als einzige Österreicherin in der WRC. Wie schätzen Sie die Performance von Evgeny Novikov ein?

Da gibt es keine Zweifel, dass Evgeny eine fantastische Pace fahren kann – aber jetzt muss er die Erfahrung, die er bereits gesammelt hat, auch einsetzen, um gute Ergebnisse einzufahren. Er muss versuchen, gute Ergebnisse einzufahren – heuer hatte er fünf Unfälle in acht Rallyes. Das ist ganz sicher nicht die beste Ausbeute.

Aber es steht außer Frage, dass der Speed vorhanden ist. Er hat den nötigen Speed, um Rallyes zu gewinnen. Derzeit ist er immer noch am Lernen, um die nötige Erfahrung anzusammeln, um zu lernen, mit den verschiedensten Situationen umzugehen. Hoffentlich kann er in der zweiten Saisonhälfte den Spieß umdrehen und ein paar gute Resultate einfahren.

Derzeit sind Thierry Neuville und Mads Östberg die Punktebringer – muss Eveny um sein Cockpit für 2014 bangen?

Wir sind in einer anderen Situation als es bislang der Fall war – wir haben Ford nicht mehr an Bord, daher sind alle unsere Abmachungen kommerzieller Natur. Es gibt keinen Zweifel daran, dass wir Evgeny auch im kommenden Jahr willkommen heißen würden, auf einer kommerziellen Basis.

Doch im Moment ist es noch zu früh, da wir noch nicht ganz genau wissen, was wir im kommenden Jahr tun werden. Ich hoffe, dass wir als M-Sport noch in der WRC vertreten sein werden.

Wir wissen, dass wir mit dem Fiesta ein fantastisches Auto haben. Wir wissen, dass dieses Auto auch im kommenden Jahr noch konkurrenzfähig sein wird, weil die Regeln eingefroren wurden. Daher bin ich zuversichtlich, dass wir ein gutes Team und ein gutes Auto für 2014 haben werden

Glauben Sie, dass Sie mit diesem Auto gegen das VW Polo R WRC eine echte Siegchance haben?

Absolut, mit Sicherheit! Wenn Sie sich die Performance von Thierry Neuville und Mads Östberg ansehen, welche sie in Finnland erbracht haben, dann ist es sicher so, dass wir mit diesem Auto immer noch gewinnen können.

Der einzige Unterschied liegt in der Person Sebastien Ogier. Das ist nicht anders als es mit Sebastien Loeb bei Citroen der Fall war. Schauen Sie sich an, was bei Citroen danach, ohne Loeb geschehen ist.

Und Sebastien Ogier ist genau gleich wie Sebastien Loeb – Ogier hat heuer bereits etwas erreicht, dass nicht einmal Loeb gelungen ist, nämlich in Schweden und Finnland zu gewinnen.

Und wenn man sich das Vorjahr genauer ansieht, dann war der schnellste Pilot Jari-Matti Latvala – in unserem Auto. Schauen Sie, was Latvala heuer erreicht – er hat nur wenige SP-Bestzeiten herausfahren können.

Vor ein paar Jahren haben Sie gesagt: ‚Ein zweiter Platz hinter Loeb ist für uns wie ein Sieg!‘ Trifft das auch heuer, hinter Ogier zu? Wird das auch die kommenden Jahre Ihr Leitsatz sein?

Ich hoffe nicht. Wenn Sie bedenken, was wir in Finnland gesehen haben, das war eine unglaubliche Rallye, es gab vier verschiedene Führende. Und ich glaube zuallererst daran, dass der Sport genau das benötigt.

Einerseits bringen Superstars wie Loeb oder Ogier Zuschauer, doch zugleich schadet es dem Rallyesport. Niemand möchte immer den gleichen Sieger sehen. Daher denke und hoffe ich, dass Piloten wie Thierry Neuville, Mads Östberg und Evgeny Novikov Ogier herausfordern können – denn das würde auch dem gesamten Sport helfen.

Wie ist Ihre Meinung über Ilka Minor?

Sie ist schon sehr lange im Geschäft, sie hat sehr viel Erfahrung vorzuweisen. Es steht außer Frage, dass sie eine sehr, sehr gute Co-Pilotin sein muss – ich selbst bin noch nie mit ihr gefahren. Aber sie muss sehr gut sein, denn sonst würde es nicht so viele Piloten geben, die bereits mit gefahren sind. Und ich habe bisher keinen einzigen negativen Kommentar über Ilka gehört. Sie ist sehr professionell und beherrscht ihren Job perfekt. Sie ist nie im Stress und hat immer alles unter Kontrolle.

Sie hatten in ihrer Karriere als Pilot in der WRC insgesamt satte 29 SP-Bestzeiten, aber nur zwei Podiumsplätze – hatten Sie damals das gleiche Problem wie Evgeny? Dass Sie immer volle Attacke fahren mussten?

Das stimmt. Sicher wollte ich immer all anderen schlagen, deshalb hatte ich so viele Unfälle. Du willst immer gewinnen, und das hat einfach dazugehört. Wie ich schon eingangs erwähnt habe: Mein größtes Problem war diese Doppelbeanspruchung – ich hatte damals bereits mein eigenes Geschäft und zugleich bin ich gefahren.

Und in diesem Alter, in dem ich damals war, denkst du noch, dass du beide Jobs erledigen kannst. Erst jetzt, aus meiner heutigen Position heraus betrachtet, als Teamchef und Teammanager, erkenne ich, dass es unmöglich ist, beides zu tun. Wenn man sich anschaut, welchen Einsatz Leute wie Thierry Neuville leisten, welche Verpflichtungen sie haben, dann erkennt man sofort, dass es heutzutage unmöglich ist, beide Jobs zu erledigen.

Ist im kommenden Jahr ein Weltmeister Thierry Neuville möglich?

Wenn man bedenkt, wie sehr er sich in diesem Jahr verbessern konnte - und wenn er in der Lage ist, auf diesem Level weiterhin Fortschritte zu erzielen, dann denke ich schon, dass es möglich sein wird, dass er Ogier herausfordern kann. Aber es ist wie gesagt sehr, sehr schwierig, einen Sebastien Ogier zu schlagen.

Es gibt Gerüchte, dass Qatar das Team verlassen könnte – besteht diese Gefahr?

Wer weiß? Derzeit führen wir Gespräche. Meine Priorität liegt im Moment darin, das Team im Geschäft zu behalten.

Aber Sie sind sicher, dass es das M-Sport-Team im nächsten Jahr in der WRC geben wird?

Ich bin diesbezüglich ziemlich zuversichtlich gestimmt.

Es wäre auch für die Weltmeisterschaft schlecht, wenn das Team nicht mehr dabei wäre.

Danke. Wir hoffen, dass wir auch im kommenden Jahr dabei sein werden.

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