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WRC: Spanien-Rallye

Latvala muss am Sonntag den „Straßenfeger“ spielen

Latvala führt und muss am Spannung verheißenden Sonntag „straßenfegen“. Dahinter liegen Sordo und Powerstage-Sieger Neuville. Novikov/Minor auf P6.

Michael Noir Trawniczek

„Beim Leben meiner Mutter“ schwor Dani Sordo nach der 42 Kilometer langen SP 7 „El Priorat“, dass er keinen Zugriff auf die Split-Zeiten von Jari-Matti Latvala hatte. Lediglich die Zeiten von Ogier seien ihm zur Verfügung gestanden, erklärte der Lokalmatador – als ob er sich nun plötzlich dafür geniert hätte, dass an diesem Samstagnachmittag vor allem für ihn die Taktik im Vordergrund stand…

Wie auch immer: Auf besagter SP 7, die Ogier mit Bestzeit abschloss, übernahm Latvala somit die Führung – für die darauf folgende SP 8, den zweiten Durchgang der 26,5 Kilometer langen „Colldejou“-Prüfung wurde die Lage zusätzlich verschärft, weil diese Prüfung als „Powerstage“ abgehalten wurde…

Die Interessen waren mannigfaltig: Auf der einen Seite hätte Latvala seine „Straßenfeger“-Rolle gerne wieder abgegeben, doch zugleich wusste er: „Ich brauche die zusätzlichen WM-Punkte!“ Denn der Finne könnte den aktuellen WM-Zweiten Thierry Neuville noch in der Tabelle abfangen und Vizeweltmeister werden…

„Schwarzer Peter“ und zwei Punkte Einbuße

Herausgekommen ist die für Latvala wohl schlechteste Variante: Die Bestzeit und damit drei zusätzliche WM-Punkte schnappte sich ausgerechnet Neuville, während Latvala nur die drittschnellste Zeit hinter seinem Teamkollegen Ogier markieren konnte. Womit er de facto zwei Punkte auf Neuville eingebüßt hat.

Und: Weil Sordo nur eines möchte, nämlich den Sieg bei seiner Heimrallye, begnügte sich der Citroen-Pilot mit der viertschnellsten Zeit, sodass Latvala nach SP 8 einen Vorsprung von 1,2 Sekunden hatte – womit er, weil die Startreihenfolge für die Sonntagsschotterprüfungen nach dem Stand nach SP 8 erfolgt, am Sonntag als erster Pilot den losen Schotter von den Straßen fegen muss…

Auf der abschließenden Zuschauerprüfung in Salou durfte dann wieder ohne Rücksicht auf die Taktik Gas gegeben werden. Latvala markierte die Bestzeit und erhöhte seinen Vorsprung auf 1,6 Sekunden.

Als „Straßenfeger“ wird ihm dieser Vorsprung wohl kaum reichen – am Sonntagvormittag werden drei Schotterprüfungen zu insgesamt knapp 70 Kilometer absolviert. Hoffen kann Latvala auf den zweiten Durchgang am Nachmittag, denn dann relativiert sich der Nachteil des „Straßenfegens“ wieder.

Latvala zeigte sich skeptisch, ob er trotz des „schwarzen Peters“ den Sieg einfahren kann: „Wir werden sehen - aber ich glaube, dass ich wohl die Hilfe des ‚Wettergotts‘ brauchen werde.“ Der Hintergrund: Sollte es am Sonntagvormittag regnen, wäre die erste Startposition kein Nachteil mehr…

Sordo will den Heimsieg

Dani Sordo, der seine laut eigenen Angaben triste Lage am Transfermarkt mit dem Heimsieg in Spanien zumindest bessern möchte, hofft natürlich auf trockene Konditionen – nach SP 8, als er in Bedacht auf die Startposition am Sonntag auf „Powerstage“-Punkte verzichtete, meinte er verstohlen: „Ich habe ein bisschen Zeit verloren – aber so bin ich am Sonntag in einer besseren Position.“

Was den finalen Sonntag und seine Siegchancen anbelangt, erklärte Sordo: „Alles, was ich tun kann, ist, dass ich morgen mein Bestes geben werde. Die Taktikspielchen haben schon gestern angefangen und sie sind gut ausgegangen, ich bin also happy. Ob ich gewinnen kann? Ich hoffe es! Ich werde mein Bestes geben!“

Neuville und Ogier lauern auf den Plätzen drei und vier

Thierry Neuville, auf der Superspecialprüfung Zweitschnellster, liegt nun mit 29,3 Sekunden Rückstand auf Platz drei. Der M-Sport-Pilot erklärte, dass er im Gegensatz zum Vormittag besser zurechtkam: „Im Vergleich zum Vormittag war das Gefühl im Auto ganz anders. Das Setup stimmt jetzt und ich habe das Vertrauen, dass der Wagen so einlenkt, wie ich das möchte. Jetzt kann ich wieder so fahren wie immer.“ Durchaus möglich, dass Neuville am Sonntag seine bessere Startposition ausnützen kann…

Doch noch ein Pilot könnte am Sonntag vorpreschen. Nur noch 17,2 Sekunden hinter dem Belgier rangiert nämlich der neue Weltmeister Sebastien Ogier auf Platz vier. Der Volkswagen-Pilot, der am Vormittag wegen eines Reifenschadens rund 50 Sekunden einbüßte, könnte am Sonntag auf den insgesamt noch 140 SP-Kilometern zumindest einen Podiumsplatz erobern, mit ein wenig Glück könnte er dank des bärenstarken VW Polo R WRC die Rallye sogar noch gewinnen…

Novikov/Minor und Hirvonen kämpfen um Platz fünf

Um den fünften Platz tobte am Nachmittag ein Sekundenkampf zwischen dem russisch-österreichischen Duo Evgeny Novikov/Ilka Minor und dem langsameren der beiden Citroen-Piloten, Mikko Hirvonen. Der Finne konnte sich am Ende um die Winzigkeit von einer Zehntelsekunde durchsetzen, insgesamt weist er einen Rückstand von 57,8 Sekunden auf.

Mit bereits 2,5 Minuten Rückstand folgt Mads Östberg im dritten M-Sport Ford auf Platz sieben, dahinter liegen Martin Prokop, Hayden Paddon und Robert Kubica auf den Plätzen acht bis zehn.

WRC-2: Kubica vernichtet seine Gegner

Kubica vernichtet seine Gegner in der WRC-2 auf dramatische Art und Weise. Dem neuen „Wunderkind“ aus dem Hause M-Sport, Elfyn Evans im Ford Fiesta R5, knöpfte er bis SP 8 satte zwei Minuten ab, nach dem Ausfall von Evans führt Kubica nun sagenhafte vier Minuten vor dem Deutschen Sepp Wiegand im Skoda Fabia S2000.

Der Spannung verheißende Sonntag wird um 7.33 Uhr mit dem Start der sieben Kilometer langen SP 10 „Gandesa“ eröffnet. Es folgen die 26,6 Kilometer lange SP 11 „Pesells“ sowie die 35,7 Kilometer lange SP 12 „Terra Alta“, ehe es ins Mittagsservice geht.

Stand nach Tag 2 (SP 9)
 1.  Jari-Matti Latvala  Volkswagen    2:06:08.9
 2.  Dani Sordo          Citroen            +1.6
 3.  Thierry Neuville    M-Sport Ford      +29.3
 4.  Sebastien Ogier     Volkswagen        +46.5
 5.  Mikko Hirvonen      Citroen           +57.8
 6.  Novikov/Minor       M-Sport Ford      +57.9
 7.  Mads Ostberg        M-Sport Ford    +2:28.4
 8.  Martin Prokop       Czech Ford      +3:06.7
 9.  Hayden Paddon       M-Sport Ford    +3:08.6
10.  Robert Kubica       PH Citroen RRC  +4:07.6*
*=1.WRC-2

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