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ERC/ORM: Jännerrallye 2014

„Dann werden wir ein bisschen angreifen!“

Lokalmatador David Glachs im Interview: Was sich der Shootingstar der Jännerrallye im VW Polo S2000 zutraut, wie es zu diesem Einsatz kam.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: davidglachs.com, Daniel Fessl/www.motorline.cc

David Glachs, stets mit Stammcopilot Daniel Foissner unterwegs, ist ein Phänomen der Jännerrallye. Der Freistädter Lokalmatador fuhr seit seinem Debüt im Jahr 2008 nur eine Handvoll Rallyes – zu glänzen vermochte er stets bei seiner Heimrallye auf den vertrauten Straßen rund um Freistadt. 2011 gelang ihm dort der erste große Coup: Mit einem Gruppe H-Mitsubishi Lancer Evo V konnte er auf der zweiten Sonderprüfung mit der Bestzeit auf sich aufmerksam machen.

Ein Jahr später, als die Jännerrallye erstmals zur Rallye-Europameisterschaft (ERC) zählte, etablierte sich Glachs im modernen Mitsubishi Lancer Evo IX von Beginn an in den Top 10.

Im Vorjahr, als in Freistadt die neu erstarkte, mit der IRC fusionierte ERC ihren Auftakt feierte, glänzte der 24-jährige Dachdecker gleich auf der ersten Sonderprüfung als bester Österreicher hinter den internationalen Spitzenpiloten Jan Kopecky, Bryan Bouffier, Vaclav Pech, Pavel Valousek, Francois Delecour, Kajetan Kajetanowicz und Jaromir Tarabus, die bis auf den diesjährigen Waldviertel-Sieger allesamt mit S2000-Boliden unterwegs waren. Mit seiner achtschnellsten Zeit war Glachs auf der Eröffnungsprüfung zudem um 10,6 Sekunden schneller als Serienstaatsmeister Raimund Baumschlager.

Freilich konnte Glachs im weiteren Verlauf der Rallye bzw. Rallyes diese Position nicht halten – bei keiner seiner Heimrallyes sah er bislang ordnungsgemäß die Zielflagge. Auch der Traum von einer vollen Saison in der heimischen Rallye-Staatsmeisterschaft (ORM) hat sich bislang nicht verwirklicht. Immerhin konnte Glachs heuer eine weitere ORM-Rallye bestreiten, belegte in Weiz auch prompt den 15. Gesamtrang - bei seiner ersten Asphalt-Rallye wäre weitaus mehr möglich gewesen, doch Glachs musste am ersten Tag wegen Problemen mit der Benzinzufuhr aufgeben.

Bei seinem vierten Anlauf in Freistadt wird für David Glachs alles anders sein: Eigentlich hätte er die bevorstehende Jännerrallye mit dem mittlerweile eigenen Evo IX bestreiten wollen – doch dann traf er Dr. Helmut Czekal. Der praktische Arzt aus Lasberg, früher selbst erfolgreicher Rallyepilot, setzt mit seinem Team Volkswagen Motorsport Austria seit Ende 2007 einen VW Polo S2000 in der ORM ein, in Freistadt soll der Wagen zum letzten Mal an den Start gehen.

Für diese „Abschiedsgala“ wollte Czekal die Lokalhelden Glachs und Foissner in seinem Cockpit sehen - die beiden nahmen das Angebot umgehend an und treten somit in die Fußstapfen von Andreas Waldherr und Kris Rosenberger, die früheren Piloten des VW Polo S2000. Waldherr konnte damit im Jahr 2011 den Vizestaatsmeistertitel erringen – nach seinem tragischen Tod bei einem Arbeitsunfall wurde nach einer Pause Kris Rosenberger als neuer Fahrer auserkoren, der im Vorjahr die ÖM auf Platz vier beenden konnte.

Auch wenn der VW Polo S2000 längst nicht mehr mit den gängigen S2000-Modellen mithalten kann, ist der bevorstehende Einsatz für David Glachs ein persönlicher Quantensprung. motorline.cc hat mit dem Lokalhelden über seine relativ unverhoffte S2000-Premiere gesprochen.

Der große Lokalmatador im VW Polo S2000 – das kam für manche doch überraschend. Wie und wann hat sich diese Kombination ergeben?

Das Ganze ist eigentlich vor drei oder vier Wochen zustande gekommen – durch den Herrn Dr. Czekal, der sich dafür interessiert hat, was wir bei der Jännerrallye vorhaben. Wir haben ihm gesagt, dass wir ein Auto daheim stehen haben – wir wären mit dem eigenen [Mitsubishi Lancer, d. Red.] Evo IX gefahren.

Dr. Czekal hat dann aber gemeint, er würde den VW Polo S2000 bei der Jännerrallye gerne zum letzten Mal einsetzen und er würde sich irrsinnig freuen, wenn wir damit fahren würden, eben als Lokalmatadore.

Das heißt: Er kam auf euch zu und hat euch dieses Angebot unterbreitet – wie habt ihr reagiert?

Es hat nicht mehr als fünf Minuten Bedenkzeit in Anspruch genommen – dann habe ich gesagt: ‚Unbedingt müssen wir das machen!‘ Natürlich kommen wir für den Einsatz gemeinsam auf - wir haben davor schon einmal darüber gesprochen, dass wir es gerne probieren würden.

Ich freue mich irrsinnig darüber, dass es bei der Jännerrallye so weit sein wird – weil das meine Heimrallye ist, mit dem eigenen Publikum vor der Tür. Und dann ein solches Auto zu fahren, ist natürlich irrsinnig lässig.

Hast du mit dem VW Polo S2000 bereits testen können?

Wir hatten vor drei Wochen einen kurzen Test, bei dem ich eine Stunde im Auto gesessen bin und ein paar Dinge wie das Schalten ausprobiert habe, um einfach das Auto ein bisschen kennenzulernen.

Das ist für dich der allererste Einsatz in einem S2000-Boliden...

Genau, und der Unterschied zum Evo IX ist riesengroß. Das Mitsubishi-Fahren ist dann wie Taxifahren. Der S2000 bremst viel später, er lenkt richtig ein und er hat mehr mit einem Rennauto zu tun wie alles andere, was ich bisher gefahren bin.

Ein S2000-Auto ist wirklich schwierig zu fahren, wenn man es am Limit bewegt. Aber ich werde mich, so glaube ich, relativ schnell daran gewöhnen. Denn ich muss mich nicht auf irgendwelche Straßen konzentrieren…

Weil du die Straßen kennst…

Ich muss mich nicht hundertprozentig auf den Schrieb konzentrieren. Ich kenne doch relativ viel von dieser Gegend, wir sind schon zum vierten Mal dabei. Da kann ich mich schon eher darauf konzentrieren, dass ich richtig schnell mit diesem Auto fahre.

Wird es noch weitere Testfahrten geben?

Es wird am 28. Dezember in Schenkenfelden einen Rallye-Testtag geben, bei dem wir auch am Start sein werden. Da werden wir hoffentlich das perfekte Setup herausfinden. Und dann werden wir ein bisschen angreifen!

Ihr startet wie im Vorjahr im ERC-Feld - habt ihr über einen Start in der Klasse 15, dem sogenannten 'nationalen Feld' nachgedacht?

Es macht für mich keinen Unterschied, ob ich im ERC-Feld oder im ‚nationalen Feld‘ fahre – im Großen und Ganzen geht es einfach darum, dass wir richtig viel Spaß haben dabei. Es geht darum, dass man diese drei Tage in diesem Auto richtig genießt. Dass man überhaupt die Chance hat, mit einem S2000-Auto zu fahren. Und das bei der Heimrallye- das ist schon richtig cool.

Oft geht es auch darum, dass man dabei auch ins Ziel kommt – das ist euch ja bislang verwehrt geblieben…

Das ist uns leider noch nie gelungen. Das ist eigentlich unser Punkt eins – denn das sollte man eigentlich schon einmal erreichen. Aber ich glaube: Wenn wir ins Ziel kommen, dann sind wir richtig gut dabei!

Welche Platzierung traust du dir zu?

Was traue ich mir zu? Das ist schwierig zu sagen – ich bin immer nur zwei oder drei Sonderprüfungen gefahren. Das ist recht wenig, um sich mit den anderen messen zu können.

Aber ich würde sagen, dass ein Top 15-Ergebnis sicher drinnen sein müsste. Alles andere wäre eine richtige Überraschung. Ich freue mich auf jeden Fall schon über eine Zielankunft – wenn die gelingt, dann bin ich überzeugt davon, dass wir gut dabei sein werden.

Der VW Polo S2000 gilt als Auslaufmodell, das zuletzt nicht mehr weiterentwickelt wurde und das man daher nicht mit den anderen S2000-Modellen vergleichen kann. Spielt das für dich als S2000-Rookie eine Rolle?

Ich habe keine Ahnung, wie sich ein Skoda Fabia S2000 fährt – ob der schneller schaltet oder nicht, ob er deutlich anders auf der Straße liegt oder nicht. Für mich ist es generell unglaublich, wie ein S2000 liegt und wie ein solches Auto zu fahren ist.

Und so weit weg von der Spitze kann man auch wieder nicht sein, denn sonst wäre es dem Kris Rosenberger mit dem VW Polo S2000 nicht gelungen, immer wieder einmal einen vierten Platz oder einen Podiumsplatz einzufahren. Man muss halt einfach mit mehr Herz fahren.

Das Herz hast du ja, wie du schon mehrmals bewiesen hast…

Definitiv!

Nur: Was passiert, wenn sich das Herz quasi verliebt in den VW Polo S2000? Besteht die Möglichkeit, dass die Jännerrallye 2014 dann doch nicht der letzte Einsatz für dieses Auto sein wird?

Laut Herrn Dr. Czekal ist es eigentlich der letzte Einsatz des VW Polo S2000. Aber so etwas ist auch immer eine Budgetfrage. Wir haben trotzdem noch einen Evo IX daheim stehen. Sicher: Ich würde am liebsten Tag und Nacht in dem S2000-Auto sitzen – ich würde in dem Auto schlafen und damit in die Arbeit fahren, ich würde alles nur noch damit tun! Nur von den Kosten her ist es schon ein deutlicher Unterschied zum Evo IX.

Ich würde sagen: Die Frage, ob es weitergeht, entscheidet sich ganz sicher erst nach der Jännerrallye und es hat auch damit zu tun, wie wir im VW Polo S2000 abschneiden werden. Ich glaube: Wenn wir den Herrn Dr. Czekal überzeugen können, wenn wir ihm zeigen können, dass wir motiviert sind und dass wir auch schnell sind mit dem VW Polo S2000, dann kann es sicher vorkommen, dass wir noch eine zweite Rallye damit fahren.

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