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"Doktor" Rossi attestiert:
Die wahren Lenkradakrobaten sitzen im WRC

Motorrad-Champion Valentino Rossi zog einen Vergleich zwischen F1- und Rallye-Boliden. Das World Rally Car sei eindeutig schwieriger zu fahren, befand der Allrounder.

Michael Noir Trawniczek

Wahrscheinlich ist er der einzige Mensch, der sowohl mit einem aktuellen Formel 1-, einem aktuellen DTM- als auch einem aktuellen Rallye-Boliden fahren durfte, fahren darf - und Motorrad-Mehrfachweltmeister Valentino Rossi fährt bei seinen Erkundungsausflügen mehr als nur Showrunden, beschäftigt sich ausgiebig mit dem jeweiligen Fahrzeug. Wer also wäre besser geeignet, einen Vergleich zwischen den Vierradserien zu ziehen, als Valentino Rossi?

Da es sich bei den genannten Rennserien um, mehr oder weniger, "Königsklassen" handelt, ist es logisch, dass die Automobilhersteller den Rahmen des vom Reglement her technisch Möglichen bis hin zur Grenze zur Illegalität ausnützen - weshalb die Boliden mehr oder weniger mit Elektronik und Hightech gespickt sind. In der Formel 1, die für sich ganz besonders gerne den Begriff "Königsklasse" in Anspruch nimmt, wurden in letzter Zeit mehrfach kritische Stimmen laut, die aktuellen Fahrzeuge seien fahrerisch zu wenig anspruchsvoll.

Valentino Rossi konnte sich bei ausgiebigen Ferrari-Testfahrten in sehr genaues Bild von der aktuellen Königsklasse machen. "Bei einem großartigen Test im letzten November lag ich nur rund eine Sekunde über dem Rundenrekord der Fiorano-Hausstrecke - dadurch fiel mir die Entscheidung, ob ich weiter Moto GP fahren oder in die Formel 1 wechseln solle, ganz besonders schwer", erklärte Rossi im Juni. Freilich konnte Rossi zuvor schon viele Testrunden mit dem roten Boliden drehen.

Zum Vergleich: Im Rahmen seines WRC-Gastspiels bei der zurzeit laufenden Neuseeland-Rallye konnte sich Rossi kontinuierlich steigern. Am Samstag, auf der rund drei Kilometer langen Superspecial-Prüfung konnte Rossi erstmals aufzeigen und die siebente Zeit markieren - auf Bestzeithalter Marcus Grönholm fehlten ihm 3,6 Sekunden. Insgesamt belegt Rossi zurzeit Rang 13, derzeit liegen auch noch Fahrzeuge der weniger starken Gruppe N-Klasse vor ihm, der "Doktor" liegt bereits über 16 Minuten zurück, bis auf einen Dreher gab es keine Zwischenfälle zu verzeichnen.

Gegenüber AFP wagte Rossi nun einen Vergleich zwischen den Vierradserien: "Was die Bremspunkte und die Ideallinien durch die Kurven anbelangt, gibt es keine allzu großen Unterschiede zwischen der Formel 1 und dem Rallyesport. Aber ein Rallyeauto verhält sich komplett anders auf Schotter. Du brauchst eine Menge an Erfahrung, um schneller zu fahren. Meiner Meinung nach ist Rallye der härteste Weg, vom Motorrad auf eine Automobilrennserie zu wechseln. Es ist sehr schwierig, von der Rundstrecke in den Rallyesport zu wechseln."

Mehr kämpfen in der Formel 3

Wobei mit Fahrkönnen nicht die körperliche Beanspruchung gemeint ist, welche auf die hohen Flieh- und Bremskräfte der Formel 1 zurückzuführen ist. BMW Sauber-Testpilot Sebastian Vettel, derzeit beim F3-Klassiker in Macau im Renneinsatz, erklärte dort in einem Gespräch mit Pitpass: "Am schwierigsten ist es, sich auf die hohe Bremskraft einzustellen - du näherst dich einer Kurve mit über 300 km/h und bremst unglaublich spät." Die hohen Brems- und Fliehkräfte beanspruchen die Nackenmuskulatur, der gesamte Körper muss topfit sein, um diese starken Kräfte auszuhalten. Fit muss aber auch der Rallyepilot sein, der wiederum harte Schläge, Sprünge und ebenfalls Fliehkräfte auszuhalten hat.

Vettel wurde um einen Vergleich zwischen Formel 1 und Formel 3 gebeten. Der Deutsche antwortete: "Es ist ein großer Unterschied, es sind ja auch zwei komplett unterschiedliche Fahrzeuge. In der Formel 3 musst du ein bisschen mehr kämpfen. Das bedeutet nicht, dass die Formel 1 leichter zu fahren ist - aber du musst einfach sauberer fahren, wenn du auch nur ganz wenig ins Driften gerätst, verlierst du viel Zeit. In der F3 kann man mehr mit dem Gefühl arbeiten und man muss mehr am Lenkrad drehen."

Formel 1 zu leicht?

All diese Aussagen bestätigen jene Stimmen, die für die Formel 1 eine starke Abrüstung von Aerodynamik und Elektronik fordern. Der Fahrer muss wieder mehr in den Vordergrund rücken - und wenn die F1 die "Königsklasse" sein möchte, dann müssten die F1-Boliden weitaus schwieriger zu fahren sein, als dies derzeit der Fall ist.

Ein Neueinsteiger müsste sich ähnlich schwer tun, wie dies bei Valentino Rossi in Neuseeland der Fall ist (dabei bestreitet Rossi nicht einmal seine erste Rallye, fuhr bereits 2002 in Wales und bei lokalen Rallyes in Italien). Auch wenn in der F1 der Freitagspilot mit leeren Tanks und frischen Pneus auf die Strecke geschickt wird - ein F3-Pilot, wie zum Beispiel Sebastian Vettel, mit gerade einmal rund 400 F1-Kilometern Erfahrung auf dem Buckel, sollte nicht in der Lage sein, bei seinem ersten Einsatz als Freitagsfahrer überlegene Bestzeit zu fahren.

Gerhard Berger sagte einmal: "Die F1-Boliden müssen wieder PS-Monster werden, mit mehr als 1000 PS, wenig Aerodynamik und dicken, fetten Slicks..."

PS: Unter "leicht" sollte man jedoch keinesfalls verstehen, dass "jeder" mit einem F1-Boliden fahren könne - selbstverständlich geht es hier um, letztlich aber nicht unwichtige, Nuancen im Bereich des Spitzensports. Ein Freizeithallenkartsuperstar würde sich auch mit der heutigen Formel 1 mehr als nur schwer tun...

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