MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
24h Le Mans 2010

Peugeot auf den ersten vier Startplätzen

Das Wetter sorgte für Spannung, Audi nicht - die Peugeot legen fast unerreichbare Rundenzeiten vor, Wurz startet aus der ersten Reihe.

Johannes.Gauglica@motorline.cc
Fotos: Peugeot, Audi, Lola/Jakob Ebrey, JMW Motorsport, Young Driver AMR, PHOTO4

Der angekündigte Regen kam dann doch, um die Mittagsstunde des zweiten Qualifying-Tages, und in ausgiebigen Mengen. Der Nachmittag war trocken, die Autos des historischen Feldes und des französischen Porsche-Cup sorgten auch für auftrocknenden Asphalt.

Knapp vor dem Start der zweiten Session blickten einige Teams angstvoll gen Himmel – ein regnerisches Zeittraining würde das Ende jeder Chance auf Verbesserung bedeuten, und einige Fahrer waren noch nicht qualifiziert.

Aus dem größten Feld seit 1955 wird es offenbar doch nichts, denn zumindest der Ferrari Nr. 96 wird als irreparabel eingestuft. Eventuell bekommt AF Corse eine Ausnahmegenehmigung für einen Chassistausch.

Repariert wurde auch der Rebellion-Lola Nr. 12, wo an der Aufhängung Risse aufgetreten sind. Marco Andretti, Nicolas Prost und Neel Jani hatten vom Mittwoch keine gezeitete Runde. Dafür nahm sich das Schwesterfahrzeug Nr. 13 mit einem Crash von Jean-Christophe Boullion in den Porsche-Kurven (wegen eines langsameren Fahrzeuges) vorläufig aus dem Rennen.

Seit dem 1000km-Rennen von Spa im Mai war Peugeot wie erwartet keineswegs untätig, und womöglich noch fleißiger als erwartet; die drei Boliden, die man nach Le Mans gebracht hat, sind dem Vernehmen nach komplett andere Fahrzeuge.

Blick auf die Ausgangssituation - die Top-Zeiten vor dem Donnerstags-Zeittraining:

LMP1:

1 3 Peugeot Sport Total, Pedro Lamy/Sebastien Bourdais/Simon Pagenaud, Peugeot 908 HDi – FAP, 3:19.711
2 1 Team Peugeot Total, Alexander Wurz/Marc Gené/Anthony Davidson, Peugeot 908 HDi – FAP, 3:20.317
3 2 Team Peugeot Total, Franck Montagny/Stephane Sarrazin/Nicolas Minassian, Peugeot 908 HDi – FAP, 3:20.325

Schnellster Benziner:

8 007 Aston Martin Racing, Adrian Fernandez/Stefan Mücke/Harold Primat, Lola Aston Martin, 3:26.680

LMP2:

1 42 Strakka Racing, Nick Leventis/Danny Watts/Jonny Kane, HPD ARX.01, 3:36.168
2 26 Highcroft Racing, David Brabham/Marino Franchitti/Marco Werner, HPD ARX.01, 3:37.202
3 40 Quifel - Asm Team, Miguel Amaral/Olivier Pla/Warren Hughes, Ginetta - Zytek 09S, 3:41.968

GT1:

1 52 Young Driver AMR,Tomas Enge/Christoffer Nygaard/Peter Kox, Aston Martin DBR9, 3:55.025
2 60 Matech Competition, Thomas Mutsch/Romain Grosjean/Jonathan Hirschi, Ford GT Matech, 3:57.296
3 73 Luc Alphand Aventures, Julien Jousse/Patrice Goueslard/Xavier Maassen, Corvette C6.R, 3:58.810

GT2:

1 82 Risi Competizione, Pierre Kaffer/Jaime Melo/Gianmaria Bruni, Ferrari F430 GT, 3:59.233
2 63 Corvette Racing, Johnny O'Connell, Jan Magnussen/Antonio Garcia, Corvette C6 ZR1, 4:00.097
3 64 Corvette Racing, Olivier Beretta/Emmanuel Collard/Oliver Gavin, Corvette C6 ZR1, 4:01.012

Mitternachts-Soirée

Details zum Crash von Horst Felbermayr sen. am Mittwoch: Der Grandseigneur des Teams Felbermayr-Proton hatte eine ausgiebige Menge Glück bei einem Reifendefekt auf der Anfahrt zu Indianapolis, bei 160 km/h. Der Schaden am Auto war reparabel, dem Fahrer ist gottseidank auch nichts passiert.

Die erste Stunde des gezeiteten Donnerstags-Trainings war geprägt von auftrocknender Fahrbahn, und deshalb nicht unbedingt kanonenhaften Zeiten. Audi merkte von vornherein an, sich mehr auf die Arbeit fürs Rennen konzentrieren zu wollen. Das war womöglich bereits Schadensbegrenzung.

Gegen Ende des ersten Teiles dieses Qualifyings war Alexander Wurz der "Hitman", er drehte unter drohenden Regenwolken brandheiße Runden. Auch Stephane Sarrazin schaltete sich in den letzten Minuten vor 21 Uhr ein; in den ersten beiden Sektoren waren ihre Zeiten die schnellsten des Jahres.

Langsame Fahrzeuge kamen ihnen in der Endphase jeweils in den Weg auf der Jagd nach Teamkollegen Bourdais' Bestzeit. Oder pfiff Olivier Quesnel seine Fahrer zurück? 3:23.238 für Wurz waren die schnellste Zeit dieser Session, immer noch vier Sekunden hinter der Bestzeit des Mittwochs.

In der LMP2 machte sich der vorjährige Gesamtsieger David Brabham bemerkbar und stellte den Highcroft-HPD (alias Acura) auf die Klassen-Pole. Somit tauschten die Autos von Highcroft und Strakka Platz, der drittschnellste LMP2 aus dem Hause Quifel-ASM bekommt über fünf Sekunden Rückstand mit.

Knapper war nach der ersten Session des Abends das Bild in der GT1, wo der Aston Martin von Young Driver nur mehr mit 32 Hundertsteln Vorsprung die Pole Position halten konnte. Bei den GT2 verbesserte Marc Lieb die Bestmarke des 77er-Porsche, das Felbermayr-Proton-Team war auf Platz 5 hinter zwei Ferrari und zwei Corvette.

Um halb elf war die Strecke immer noch an einigen Stellen feucht. Einzig das Wetter machte die Sache spannend: Kaum war die Strecke halbwegs abgetrocknet, gab es wieder Regen an einigen Stellen des Circuit de La Sarthe. Als erstes Team nahm sich Risi Competizione aus dem Zeitenrennen, sagte kurz nach 23 Uhr "buona notte" und machte das Garagentor zu.

Auch Jean Alesi legte in der Dunlop-Schikane eine Pirouette auf den Asphalt. Bei Kolles gab es nochmals Aufregung, als der Audi Nr. 15 auf drei Rädern in die Boxengasse gekrochen kam. Zu dieser Zeit war der Rebellion-Lola Nr. 13 bereits in seine Einzelteile zerlegt, hektische Arbeit der Mechaniker – Rebellion hat seine Pech-Quote für heuer damit hoffentlich verbraucht.

20 Minuten vor Schluss zog sich das Peugeot-Team Nr. 1 aus dem Geschehen zurück, Alex Wurz sprach die Worte: "Wir arbeiten jetzt am Renn-Setup." Zehn Minuten vor Schluss drehte Sebastien Bourdais die schnellste Runde der Session – was keinen Unterschied machte, denn sein Peugeot Nr. 3 war ohnehin bereits auf der Pole Position.

Bourdais schickte den müden Peugeot-Mechanikern dann noch einen Weckruf – die letzte seiner schnellen Runden knapp vor Schluss des Qualifyings wurde von einem spektakulären Rutscher beendet. Passiert ist nichts, aber Bourdais zog es dann vor, das Auto an der Box zu parken.

Der ehemalige (?) IndyCar-Star ist ein Einheimischer in Le Mans, schon sein Vater war einige Male beim 24h-Rennen mit dabei. Dementsprechend groß war seine Freude über die letzten Endes nicht völlig überraschende Pole Position für Peugeot: "Ich bin sehr stolz, aber jetzt fängt es erst an."

Die Benzin-Phalanx verbessert sich nicht. Der Aston Martin mit der Lizenznummer 007 bleibt auf seiner Mittwochs-Zeit stehen. Die Mansells verpassen ihr Ziel eines Startplatzes vor allen LMP2-Autos mit 3:36.897 doch recht deutlich; das Beechdean-Auto war zu Beginn von Motorproblemen gebeutelt

Die weiteren Klassen

LMP2 bleibt Honda-Zone: Danny Watts drehte die Reihenfolge der beiden Acura noch um, damit geht Strakka Racing vom insgesamt 15. Startplatz als LMP2-Klassenführender ins Rennen. Watts brachte mit 3:33.079 als einziger Fahrer einen LMP2 in die 3:33er-Region. Das Highcroft-Team notiert 3:34.537 und Gesamtplatz 17.

Der dritte Wagen mit HPD-Motor komplettiert das Triple für die Motorenabteilung von Honda Performance Development, allerdings schon deutlich zurück: 3:39-648 genügen für den 20. Platz am Grid. Erfreulich in der Klasse ist das Debüt des konventionell gezeichneten neuen Norma M200, dieses Auto konnte im Qualifying immerhin zwei Klassen-Konkurrenten hinter sich lassen und rangiert im Mittelfeld.

GT1 stellte sich am Zeitenmonitor als überraschend knappe Angelegneheit dar, der Aston Martin DBR9 von Young Driver hält die Pole Position mit 3:55.025 vor den Ford GT von Marc VDS (3:55.365) und Matech (die Nr. 60 von Grosjean & Co. mit 3:55.583). Allerdings konnte man sich des Eindruckes nicht erwehren, dass die Ford-Piloten hart zu Werk gehen mussten, um diese Zeiten zu erreichen – was auf die 24h-Distanz vermutlich nicht gut gehen würde.

Mit drei Sekunden Rückstand und etlichen Technik-Zores positionieren sich die beiden Corvette von Luc Alphand Aventures. Die C6.R leidet am meisten unter der heuer vorgeschriebenen italienischen Einheits-Elektronik. Das Lady-Auto, der Ford GT mit den Schweizerinnen Allemann, Frey und Gachnang, bleibt bei einer Bestzeit von 4:01.628.

Beeindruckend ist die Serie von Tomas Enge: Der Aston-Martin-Pilot holt sich beim siebenten Start in der GT1-Klasse seine sechste Pole.

In der GT2 wurde die Zuversicht von Risi - zumindest vorerst - belohnt: Das Auto Nr. 82 bleibt auf der Pole Position (3:59.233). Die Corvette konnten mit energischem Schlussakkord das Ferrari-Duo sprengen und sich auf die Startplätze 2 und 3 stellen (3:59.435 bzw. 3:59.793).

Update: Der Ferrari fällt bei der technischen Abnahme durch und muss sich fürs Rennen hinten anstellen, damit hat das Team Corvette die Pole Position!

Knapp geht es in jedem Fall zu. Der Porsche Nr. 77 bleibt über 4 Minuten, mit 4:01.640 sind Lietz/Lieb/Henzler aber immer noch die Schnellsten ihres Stammes. Auch die Felbermayrs und Miro Konopka in der Nr. 88 sind sicher qualifiziert.

Der beste BMW findet sich auf Klassenrang 7 mit einer Zeit von 4:01.893. Die beiden M3 spielte nim GT2-Zeitenkrimi keine prominente Rolle, genau wie der Aston Martin (Platz 14) oder der katastrophale Jaguar, den man bereits als Enttäuschung dieses Jahres werten kann.

Am Freitag haben die Autos in Le Mans einen Ruhetag, für die FahrerInnen gibt es in der Stadt eine große Parade. Die 78. Auflage des 24-Stunden-Rennens beginnt am Samstag um 15 Uhr.

Das Team Felbermayr-Proton wird heuer auf www.race.ag mit einem Live-Blog vom 24h-Rennen in Le Mans berichten! Das Service ist kostenlos und erfordert keine Registrierung.

News aus anderen Motorline-Channels:

24h Le Mans 2010

- special features -

Weitere Artikel:

Lewis Hamiltons Zorn auf Ferrari ist in Miami 2025 das Thema des Grand Prix, das den Sieg von Oscar Piastri nach packendem Fight gegen Max Verstappen überlagert

Ferrari-Zirkus in Miami

Positionschaos statt Angriff nach vorn

Ferrari hat in der Formel 1 wieder einmal die Lacher auf seiner Seite - Statt Kimi Antonelli anzugreifen, wird über die teaminterne Reihenfolge debattiert

ÖMVC-Präsident Ing. Robert Krickl veranstaltete Testtag

Oldtimer Rallye Akademie zum Saisonauftakt

Als Warm-up für die kommende Saison wurde wieder zur Oldtimer Rallye Akademie gerufen. Theorie und Praxis standen am 26. April in Brunn am Gebirge gleichermaßen im Fokus.

Rallycross Wachauring: Bericht

Harte Zweikämpfe

Mit hochklassigen Rennen ging das AV-NÖ Rallycross von Melk über die Bühne. Dank der harten internationalen Konkurrenz der FIA Zentraleuropa-Meisterschaft hatten es die Österreicher schwer, Gerald Woldrich holte dennoch einen umjubelten Heimsieg.