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WEC: 24 Stunden von Le Mans

Vorgeschmack auf 2014?

Porsche konnte in beiden GTE-Klassen den Sieg einfahren, Richard Lietz konnte mit dem 911 RSR sie GTE-Pro-Wertung gewinnen.

Bei den 24 Stunden von Le Mans hat Porsche mit seinen Klassensiegen Nummer 99 und 100 seinen Rekord weiter ausgebaut und damit ein neues Kapitel in der Geschichte des berühmtesten Langstreckenrennens der Welt aufgeschlagen. Auf dem Circuit des 24 Heures gewann der vom Manthey-Team eingesetzte neue Porsche 911 RSR mit den Porsche-Werksfahrern Romain Dumas Marc Lieb und Richard Lietz gegen die starke Konkurrenz von Aston Martin, Chevrolet, Ferrari und Viper die besonders hart umkämpfte Klasse GTE-Pro.

Im zweiten 911 RSR machten ihre Werksfahrerkollegen Jörg Bergmeister, Timo Bernhard und Patrick Pilet den Doppelsieg für den Rennwagen aus Weissach perfekt. In der Klasse GTE-Am holte der Porsche 911 GT3 RSR des Kundenteams IMSA-Matmut mit den Franzosen Raymond Narac, Jean- Karl-Vernay und Christophe Bourret den Sieg.

Die 81. Auflage des Langstreckenklassikers ging bei wechselhaftem Wetter mit zahlreichen Regenschauern und unter schwierigsten Bedingungen über die Bühne. Umso größer war die Erleichterung nach dem ersten Sieg des neuen Porsche 911 RSR. Das Manthey-Team stand bei der Zieldurchfahrt geschlossen auf der Boxenmauer, um seinen Helden einen gebührenden Empfang zu bereiten.

Mittendrin Wolfgang Porsche, Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche AG, Vorstandsvorsitzender Matthias Müller sowie die Vorstände Wolfgang Hatz (Forschung und Entwicklung) und Bernhard Maier (Vertrieb und Marketing), die den größten Teil des Rennens rund um die Uhr in der Porsche-Box aus nächster Nähe miterlebten.

Bereits in der Stunde nach dem Start machten die 911 RSR in ihrem erst dritten Rennen der Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC, für die Le Mans als dritter Lauf mit doppelter Punktzahl gewertet wird, Plätze gut. Mit schnellen Rundenzeiten und großer Zuverlässigkeit kämpfte vor allem der Elfer mit der Startnummer 92 von Anfang an um den Sieg. Die Boxenstopps waren meistens reine Routine: Tanken, Reifen, Fahrerwechsel - dann ging's zurück auf die Strecke.

Beide Werks-Porsche hatten über die gesamte Distanz nicht das kleinste technische Problem, sieht man einmal von einer Rückleuchte ab, die am 911 RSR mit der Startnummer 91 nach einer unverschuldeten Berührung mit einem Konkurrenten ausgetauscht werden musste. Der zweite vom Manthey-Team eingesetzte Renner wurde kurz nach dem Start etwas zurückgeworfen, als sich das Safety-Car genau vor Bergmeister setzte und der Porsche-Werksfahrer dadurch fast zwei Minuten verlor.

Während einige Konkurrenten auf der schwierigen, teils nassen und teils trockenen Strecke ins Straucheln gerieten, kamen die 911 RSR problemlos durch die Nacht und unterstrichen mit konstant schnellen Rundenzeiten ihre Ambitionen auf den ersten Sieg. Selbst als eine gute Stunde vor dem Ziel noch einmal wolkenbruchartiger Regen niederging und seine Verfolger die letzten Angriffsversuche starteten, ließ sich Lietz am Steuer der Nummer 92 nicht aus der Ruhe bringen. In den letzten Rennstunden hatte auch die Nummer 91 weiter Boden gut gemacht und sich noch vor die Aston Martin und Ferrari an die zweite Stelle gesetzt. Diesen grandiosen Doppelsieg ließen sich die Porsche-Werksfahrer dann nicht mehr nehmen.

In der Klasse GTE-Am lagen zeitweise gleich drei Porsche 911 GT3 RSR an der Spitze. Am Ende holten Raymond Narac, Christophe Bourret und Jean-Karl Vernay, der von Porsche in dieser Saison im Porsche-Supercup gefördert wird, den Sieg. Auch der Porsche-Rennfahrer Patrick Dempsey, der mit Porsche-Werksfahrer Patrick Long und Joe Foster die rein amerikanische Besatzung des 911 GT3 RSR des Teams Dempsey-Del-Piero-Proton bildete, lag streckenweise in Führung. Nachdem er allerdings von einem Sportprototypen unverschuldet von der Strecke gerammt worden war, musste er den Traum vom Sieg bei seinem ersten Le-Mans-Start mit Porsche aufgeben.

Überschattet wurde das Rennen in Le Mans vom Tod des Dänen Allan Simonsen. Der Aston-Martin-Pilot prallte in der vierten Rennrunde in der schnellen Kurve Tertre Rouge in die Leitplanken und erlag wenig später im Medical Centre des Circuit des 24 Heures seinen schweren Verletzungen. Wolfgang Porsche, Aufsichtsratsvorsitzender von Porsche: "Mit den Klassensiegen 99 und 100 und dem Doppelsieg des neuen 911 RSR waren diese 24 Stunden von Le Mans ein grandioser Erfolg für Porsche. Ich gratuliere allen, die dazu beigetragen haben, ganz herzlich. In unsere Freude mischt sich aber auch Trauer und Bestürzung über den Tod von Allan Simonsen. Wir haben nicht nur einen passionierten Rennfahrer verloren, sondern auch einen guten Freund der Porsche-Motorsportfamilie."

"Sein erstes 24-Stunden-Rennen in Le Mans ist er 2007 mit einem Porsche gefahren. Mit unserem Werksfahrer Marc Lieb hat er bereits 2005, ebenfalls in einem Porsche, zwei Rennen der Le Mans Endurance Series bestritten", erinnert sich Porsche. "Unser Mitgefühl in dieser schweren Stunde gilt seiner Familie sowie dem Team von Aston Martin und seinen Teamkollegen."

"Das waren sehr aufregende 24 Stunden und ein Rennen mit einer Abwechslung, wie wir es sicherlich alle selten erlebt haben", bemerkt Vorstandsvorsitzender Müller. "Es war spannend von der ersten bis zur letzten Minute. Am Schluss war das Glück auf unserer Seite. Aston Martin war ein großartiger Gegner. In dieser Stunde sollten wir auch an den tödlich verunglückten Allan Simonsen denken. Für den Motorsport und für Aston Martin ist das eine große Tragödie. Nichts desto trotz hat Porsche einmal mehr bewiesen, dass es im GT-Sport der Hersteller ist, den man erst einmal schlagen muss. Das stimmt uns zuversichtlich für 2014."

"Ich bin unheimlich stolz darauf, was die ganze Mannschaft hier geleistet hat", lobt Wolfgang Hatz, Vorstand für Forschung und Entwicklung. "Einen Doppelsieg in der Pro-Klasse und dann auch noch einen Sieg durch unsere Kundenteams, mehr kann man sich nicht wünschen." Porsche-Motorsportchef Hartmut Kristen ist ebenfalls begeistert: "Im Jahr des 50. Jubiläums des 911 und 15 Jahre nachdem letztmals ein Porsche-Werksteam in Le Mans am Start war, ist dies das tollste Ergebnis, das man sich vorstellen kann. Ich meine damit aber nicht nur die Leistung unseres Pro-Teams. Auch unsere Kundenteams haben eine großartige Leistung gezeigt. Mehr konnten wir hier nicht erreichen. Das Rennen war spannend für die Zuschauer und hat viel Nerven gekostet, doch das Ergebnis war all das auf jeden Fall wert."

"Mir bleibt bei diesem Erfolg immer noch die Spucke weg", betont Olaf Manthey, Teamchef des Manthey-Teams. "Nach der vorletzten Safety-Car-Phase hatte ich das Rennen schon abgehakt. Ich kann den Erfolg immer noch nicht begreifen. 1999 war ich zum ersten Mal mit Porsche in Le Mans und auch damals haben wir gewonnen. Jetzt komme ich nach 15 Jahren zurück und schon klappt es wieder. Der liebe Gott hat allerdings ein Drehbuch geschrieben, das meine Nerven fast zerrissen hätte."

"Das ist ein Märchen", schwärmt Marc Lieb. "Mit dem neuen RSR im ersten Anlauf Le Mans zu gewinnen, das haben wir in unseren kühnsten Träumen nicht erwartet. Ich bin richtig stolz auf meine Teamkollegen und das ganze Team, das den 911 RSR in so kurzer Zeit zu einem Siegerauto in Le Mans gemacht hat." Kollege Richard Lietz über das Rennen: "Ich habe auch bei meinem letzten Stint, als es für uns um alles ging, keinen großen Druck verspürt. Aber von Anfang an hatte ich den Tod des Kollegen im Kopf, da wird der Kampf um Zehntel und Positionen nebensächlich."

"Ich glaube, kaum ein Fahrer konnte sich so richtig konzentrieren, so viele Safety-Car-Phasen habe ich in Le Mans noch nie erlebt", berichtet Lietz, der den Erfolg nicht ganz genießen konnte: "Wir haben heute Glück gehabt mit dem Regen, es aber auch gebraucht bei diesen schwierigen Bedingungen. Wir sind glücklich und stolz auf unsere Leistung und das Auto, mit den Gedanken aber ganz woanders."

"Dieses Rennen war von Anfang an voller Spannung und Emotionen", erklärt Romain Dumas. "Es begann mit dem traurigen Unfall von Allan Simonsen, am Ende hatten wir Glück mit dem Regen, der uns sehr geholfen hat. Allerdings hatten wir am Anfang viel Ärger mit dem Safety-Car. Dieser Erfolg ist natürlich toll für Porsche und das 50-jährige Jubiläum des 911."

Jörg Bergmeister war mit Platz zwei nicht komplett zufrieden: "Ich hatte nach dem tödlichen Unfall von Allan sehr gemischte Gefühle. Platz eins und zwei ist natürlich ein Traumergebnis, mit dem wir im Vorfeld bei der angenommen Überlegenheit von Aston Martin nicht rechnen konnten. Wir hatten ein Super-Auto, aber leider auch ein bisschen Pech. Wir waren aber immer bei der Musik, Platz zwei ist sehr versöhnlich."

"Es ist ein stolzer und glücklicher, aber auch ein trauriger Tag", fasst Patrick Pilet zusammen. "Wegen der Umstände werden wir das alles erst in ein paar Wochen realisieren. Im Moment denken wir alle an Allan und deshalb ist dieser Erfolg für mich nicht der schöne Moment, der er eigentlich sein sollte. Wir sind mit einem neuen Auto hierher gekommen, haben alle zusammen unheimlich viel gearbeitet und zusammen mit Porsche für dieses Ergebnis gekämpft."

Timo Bernhard freut sich für das Team: "Es war ein sehr bewegendes, schwieriges Rennen, mit ständig wechselnder Witterung. Einen Podiumsplatz haben wir uns gewünscht, der Doppelsieg ist ein Hammer für Porsche und speziell für mich, weil es mein letztes Rennen mit dem 911 RSR war. Wir waren von Anfang an richtig schnell, haben aber zu Beginn durch das Safety-Car zwei Minuten verloren, denen wir das ganze Rennen lang hinterher gefahren sind. Am Ende hatten wir alle das nötige Glück und ich gratuliere meinen Teamkollegen zum Sieg. Das war ein ganz toller Tag für das ganze Team."

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