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WEC: 24 Stunden von Le Mans

"I am dreaming. Dreaming, dreaming, dreaming."

Bei Toyota träumt man vom ersten Gesamtsieg in Le Mans, Alex Wurz hofft auf gutes Wetter und eine perfekte Tankstopp-Strategie.

Foto: Gelmini

Yoshiaki Kinoshita, Präsident des Toyota-WEC-Teams, ist gerade vor den 24 Stunden von Le Mans immer für einen pathetischen Spruch gut. "We push, you watch", kündigte er 2012 an - und tatsächlich machte Toyota der viel höher eingeschätzten Konkurrenz von Audi zumindest sechs Stunden lang das Leben schwer.

Anno 2013 klingt Kinoshita-san nicht mehr ganz so bestimmt, aber er hat wiederum ein Lächeln im Gesicht, wenn er sagt: "I am dreaming. Dreaming, dreaming, dreaming." Sprich: "Ich träume." Und zwar vom Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans, dem ersten des japanischen Automobilherstellers beim Langstrecken-Klassiker an der Sarthe. Die Fakten sprechen allerdings dagegen.

Im Bereich von vier Sekunden lag in den Trainings der Rückstand auf Audi - eine Diskrepanz, die sich über um je eine Runde längere Stints nicht aufholen lässt. "Audi scheint die Performance klar in der Hand zu haben", gibt Technikdirektor Pascal Vasselon unumwunden zu, "aber der Benzinverbrauch spricht für uns. Wir werden erst am Samstag nach ein paar Stunden wissen, wo wir stehen."

Während die meisten Experten erwarten, dass Audi nach je zehn Runden zum Nachtanken an die Box kommen muss, geht man bei Toyota davon aus, dass es für elf Runden reichen sollte. Insgeheim hofft man sogar, dass der Unterschied zwei Runden betragen wird - was als unwahrscheinlich gilt. Aber selbst dann würde die Rechnung nur aufgehen, wenn der Speed-Rückstand auf Audi im Rennen beträchtlich verkürzt werden kann.

Rob Leupen, Director Business Operations bei TMG in Köln, gibt spritsparende Rundenzeiten im Bereich von 3:30 Minuten als strategisches Ziel aus - und rechnet damit, dass Audi im Renntrimm wegen spezieller Qualifying-Mappings nicht mehr ganz so überlegen sein wird. Auch Vasselon wirkt kämpferisch, wenn er sagt: "Wir sind viel besser vorbereitet als vergangenes Jahr. Damals konnten wir mit Audi kämpfen."

Alexander Wurz, im Qualifying gemeinsam mit seinen Teamkollegen Nicolas Lapierre und Kazuki Nakajima Fünfter, hat zwar schon mal glücklicher ausgesehen als in der aktuellen Le-Mans-Woche, von Resignation will aber auch er noch lange nichts hören: "Letztes Jahr hätte auch keiner gedacht, dass wir im Rennen auf einmal dabei sind", verweist er auf 2012, als die Ausgangsposition vor dem Start ähnlich stark für Audi sprach.

Aber: "Wir haben ganz ehrlich schon gesehen, dass die dieses Jahr bei den ersten beiden Rennen den Speed des Zeittrainings auch im Rennen fortsetzen - so, wie Peugeot das früher gemacht hat, macht das jetzt auch Audi. Das ist für mich zurückzuführen auf eine Änderung der Philosophie des Motormanagements", spricht Wurz das Umdenken bei Audi an, mehr auf Power statt auf Verbrauch zu setzen.

"Ganz klar, die haben irrsinnig aufgeholt", sagt er, "aber wir sind selbst schuld, denn wir haben denen letztes Jahr mit unserer sehr starken Performance so einen Schrecken eingejagt, dass die ihre Ressourcen genommen und in allen Bereichen - Auto, Motor, etc. - richtig entwickelt haben. Dementsprechend sind sie sehr schnell. Dazu gratuliere ich ihnen, aber wir geben da nicht auf. Das Rennen ist eine andere Geschichte."


"Seit den ersten Rennen sehen wir, dass wir in der passiven Rolle sind", gesteht sich Wurz nach den bisherigen Trainingstagen ein. "Wir sind nicht die, die den Ton angeben, wir sind nicht die, die mit längeren Strategien den Sieg erringen können, sondern wir müssen hoffen, dass das Rennen ein bisschen zu uns kommt - damit die Performance-Probleme bekommen, zu viel Sprit und Reifen verbrauchen."

Was er mit "Rennen zu uns kommen" genau meint, kann Wurz in puncto Wetterbedingungen nicht konkretisieren: "Im Prinzip haben wir keine Bedingungen, die wir favorisieren. Wie es kommt, so kommt's." Leupen wird da schon ein bisschen konkreter: "Am liebsten wäre uns, es hätte immer 28 Grad, auch in der Nacht", grinst er. Soll heißen: Je wärmer, desto besser funktionieren die Michelin-Reifen am Toyota.

Die Startplätze vier und fünf sind jedenfalls noch kein Grund, Le Mans 2013 verloren zu geben: "Wir stehen, wo wir stehen sollten, nachdem wir uns wieder darauf konzentriert haben, unser Renntempo zu entwickeln", erklärt Kinoshita. "Das Ziel hier in Le Mans ist nicht das Qualifying, sondern es ist das Ende des Rennens am Sonntag. Es war ein guter Tag und ich bin sehr glücklich mit der Arbeit des Teams."

Genau wie Wurz-Teamkollege Lapierre: "Das Auto hat gestern mehr Potenzial gezeigt und ich habe das Gefühl, dass wir jetzt ein konkurrenzfähigeres Paket haben, also sind wir zufrieden", so der Franzose nach dem Qualifying. "Das Rennen ist wichtiger als das Qualifying, aber mehr als Vierter und Fünfter war nicht drin. Jetzt werden wir sehen, wo wir hinsichtlich Reifenmanagement und Benzinverbrauch stehen."

Der TS030 Hybrid mit der Startnummer 8 schaffte im letzten Qualifying am Donnerstag dank Stephane Sarrazin noch eine Zeitenverbesserung, als die Strecke in den letzten Minuten abtrocknete. "Alle von uns fühlen sich im Auto und mit dem Setup, das wir für das Rennen festgelegt haben, wohl", sagt Sarrazin. "Es ist ein langes Rennen und wir werden alles geben, was wir haben."

Das Wichtigste bei den 24 Stunden von Le Mans ist ohnehin das Ankommen - und da ist Toyota mit zwei Autos gegen drei Audis rein statistisch gesehen im Nachteil. "In so einem Rennen kann über 24 Stunden viel passieren", sagt Sebastien Buemi, "also müssen wir unseren Job machen und bis zum Ende dranbleiben. Dank Stephane haben wir unseren Startplatz noch verbessert, aber es kommt nur aufs Rennen an."

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