RALLYE

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Auf ins Kurvenparadies

Man nennt sie nicht umsonst die "Rallye der 10.000 Kurven" - auf der Insel Korsika wird am Wochenende wieder auf Asphalt gefahren. Dennoch ist alles anders.

Michael Noir Trawniczek

Nur eine Woche nach der Spanien-Rallye wird auf der Insel Korsika Frankreichs WM-Lauf absolviert - die WRC-Piloten bleiben dem Asphalt treu, allerdings unterscheiden sich die Wertungsprüfungen der Korsika-Rallye grundlegend von jenen in Spanien. Es handelt sich nicht um diese langgezogenen, schnellen Kurven, welche die Piloten immer wieder mit jenen einer Rundstrecke vergleichen - auf Korsika gilt es enge Bergstraßen zu bezwingen, man kann durchaus von Kurvenorgien sprechen. Aus diesem Grund wird die Rallye auch gerne als die "Rallye der 10.000 Kurven" bezeichnet.

Oberhalb der korsischen Hauptstadt Ajaccio warten steile Bergauf- und ebensolche Bergab-Passagen, enge Haarnadelkurven und zum Teil sogar aufgebrochene Asphaltdecken. Mensch und Material werden auf das Gröbste belastet - die frühere "Tour de Course" gilt als die ultimative Asphalt-Rallye - bergauf wird Motorleistung verlangt, bergab sollten die Bremsen perfekt arbeiten. Das Wetter wird auch auf der Mittelmeerinsel eine wesentliche Rolle spielen - und damit natürlich auch die Reifenwahl.

Regen oder nicht Regen?

WM-Leader Marcus Grönholm hat sich da erst am vergangenen Wochenende kräftig die Finger verbrannt, als er am Freitag vor der letzten Prüfung just auf Trockenreifen setzte, als es wenig später regelrecht zu schütten begann. Er sei dann "zu vorsichtig" gefahren, zumal er "nasse und rutschige Verhältnisse auf Asphalt" nicht mögen würde, gab der 39-jährige Ford-Werkspilot offen zu. Kein Wunder also, dass Grönholm, der am Jahresende als Weltmeister in den Ruhestand treten möchte, sich Trockenheit wünscht.

Derzeit prophezeien die Meteorologen für das Wochenende Temperaturen um die 20 Grad Celsius - am Freitag soll der Himmel wolkenlos sein, am Samstag und am Sonntag wird Bewölkung vorausgesagt, aber kein Regen. Marcus Grönholm sollte sich aber nicht zu früh freuen - denn auch bei den "Wetterfröschen" gibt es große Unterschiede - ein Institut sagt beispielsweise genau für den Freitag Regenschauer voraus. Die einfachste Methode wird wohl der Blick gen Himmel sein...

Loeb wieder Topfavorit

So oder so - als großer Favorit gilt wie schon am letzten Wochenende Sébastien Loeb. Im Vorjahr konnte der Citroen-Werkspilot auf der französischen Urlaubsinsel seinem Widersacher Marcus Grönholm rund eine halbe Minute abknöpfen - Dani Sordo, der in Spanien Platz zwei belegen konnte, musste sich damals mit dem dritten Platz zufrieden geben. Es hat auch seinen Grund, warum Grönholm betont, er möchte "mindestens Zweiter" werden - noch einmal möchte der Finne keine vier WM-Punkte an Loeb verlieren, denn sein Vorsprung beträgt seit dem letzten Wochenende nur noch sechs Zähler.

Grönholm ist sich aber darüber im Klaren, dass Loeb bei diesem Asphalt-Doppelpack ganz besonders stark einzuschätzen ist - es geht also um eine maximale Schadensbegrenzung - und die hat in Spanien nicht wirklich funktioniert. Andererseits wissen sowohl Grönholm als auch Loeb, dass ein Ausfall in dieser Phase der WM eine Vorentscheidung mit sich bringen könnte - einerseits fährt man am Limit, andererseits möchte man auch nicht zu viel riskieren.

"Slalomspezialist" Manfred Stohl

Wie schnell es passieren kann, dass man plötzlich weit neben der Strecke steht, können jene sechs Piloten bezeugen, die am letzten Wochenende während der dritten Prüfung an genau der gleichen Stelle auf Rollsplit ins Out rutschten - Manfred Stohl und Ilka Minor taten dies zudem mit einem Überschlag, sodass ihr Citroen Xsara als Totalschaden abgeschrieben werden musste. Glücklicherweise konnte jener Xsara, der für Japan vorgesehen war, entsprechend umgebaut und nach Korsika gebracht werden, sodass einer Teilnahme des österreichischen Rallyeduos nichts mehr im Wege steht.

In seinem lebhaft gestalteten, von ihm selbst verfassten Standard-Blog hat sich "Stohlito" im Vorfeld der Spanien-Rallye als "Slalom-Typ" bezeichnet, Spanien sei aber eher ein Fall für die "Abfahrer", versuchte er der "Skination Österreich" zu erklären. Auf der Insel Korsika kommt der "Slalom-Typ" Manfred Stohl (im Vorjahr auf Platz sieben) aber voll auf seine Rechnung - diese winkeligen Straßen bereiten dem Wiener Spaß - und daher darf man auch auf WM-Punkte hoffen.

Aigner gestärkt

Diese wird es auch auf Korsika nicht für Andreas Aigner geben, da auch dieser Lauf nicht zur PWRC gerechnet wird. Nichtsdestotrotz werden der Steirer und sein deutscher Kopilot Klaus Wicha versuchen, ihren tollen Gruppe N-Sieg aus Spanien in weitere Erfolgserlebnisse umzuwandeln.

Für Aigner ist es derzeit einfach wichtig, in erster Linie sich selbst und natürlich auch der Welt zu beweisen, dass er immer noch zu den hoffnungsvollsten Jungtalenten dieses Landes gehört - in Spanien ist ihm das optimal gelungen. Er kommt also gestärkt auf die Mittelmeerinsel.

Suzuki feiert Weltpremiere

Neben dem Comeback von Toni Gardemeister, der neben Manfred Stohl und Francois Duval ein weiteres Citroen Xsara WRC, vom Astra Racing Team eingesetzt, pilotieren wird, sorgt vor allem die WRC-Premiere des neuen Suzuki SX4 WRC für erhöhtes Interesse.

Die Japaner setzen bei ihrer Weltpremiere in der höchsten Spielklasse auf den nicht ganz so bekannten Asphaltspezialisten Nicolas Bernardi - Geheimtipps wie Duval oder Gardemeister kamen vorerst nicht zum Zug, zumal dieser Einsatz auch als eine Art Testlauf zu betrachten ist.

Die Korsika-Rallye beginnt bereits am Donnerstagabend mit dem zeremoniellen Start in der Hauptstadt Ajaccio - am Freitagmorgen geht es dann um 8.38 Uhr so richtig los, mit der 18.1 Kilometer langen Wertungsprüfung "Monti Rossu - Pila Canale". Insgesamt werden auf 16 Prüfungen 359,32 Wertungskilometer zurückgelegt, die Gesamtdistanz der Rallye beträgt 1117,2 Kilometer.

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