RALLYE

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Hinterreiters sorgten für Erstaunen

Sieg bei den Historischen, Platz 8 in der Gesamtwertung. Und das bei einer Rallye, die sowohl bei den Historischen als auch gesamt eine enorme Beteiligung aufwies.

Höchste Weihe In guten wie in schlechten Zeiten – so lautet das Gebot bei jeder Eheschließung. Auch die Hinterreiters bekamen diese höchst verbindliche Empfehlung mit auf den Weg. Bei der phi oil Mühlviertel-Rallye waren eindeutig die guten Zeiten dran, das war aus den SP-Ergebnissen deutlich herauszulesen, und erst recht im Endergebnis. Um es kurz zu sagen: Sieg bei den Historischen, Platz Acht in der Gesamtwertung. Und das bei einer Rallye, die sowohl bei den Historischen als auch in der Gesamtheit der Teilnehmer eine enorme Beteiligung aufzuweisen hatte.

Das hat natürlich gewaltig eingeschlagen und vor allem bei Leuten vom Fach großes Erstaunen ausgelöst. Die Rallyes von Manfred Hinterreiter waren im vergangenen Jahr schon von einer auffälligen Performance begleitet, da konnte man seine Chancen beim Wiedereinstieg schon sehr hoch einschätzen.

Aber dass er nach einer Unterbrechung von rund einem Dreivierteljahr noch so gewaltig eines draufsetzen würde, ist schon eine mächtige Überraschung. Auch er selbst hatte daran nicht so recht geglaubt. Nichtsdestoweniger wurde die phi oil Mühlviertel-Rallye für Manfred und Claudia Hinterreiter zur vollendeten Triumphfahrt. Schon die Startphase war ausgesprochen faszinierend: Zweitschnellste Zeit bei den Historischen auf dem langen Saxenring.

Der Gegner, der einige Sekunden vor ihnen lag, war niemand Geringerer als Johannes Huber, Ex-Staatsmeister bei den Historischen, mit Ex-Röhrl-Beifahrerin (zumindest für eine Rallye) Pia Maria Schirnhofer. Hinter den Hinterreiters folgten auf Platz Drei Konrad Friesenegger/Jürgen Hilmbauer mit dem Opel Kadett GT/E, auch sie kein unbeschriebenes Blatt bei den Historischen. Und dann ging’s richtig los: Aus Schwertberg I fuhren Manfred und Claudia als Achtschnellste heraus, wobei sie Johannes Huber sechs Sekunden aufknallten. Beachtlich dabei ist, daß sie es nicht nur zu einer Fabelzeit bei den Historischen gebracht haben, sondern auch eine nicht geringe Zahl an Vierradfahrzeugen hinter sich gelassen hatten, und das mit einem 25 Jahre alten Auto, das nur an der Hinterachse angetrieben ist und kaum Modifikationen gegenüber der Straßenversion erfahren hat. Das hat bei dieser zu drei Viertel verregneten Rallye schon Einiges zu sagen.

Ein großer Vorteil waren mit Sicherheit die Regenreifen, die sich in der praktischen Anwendung als sehr hilfreich erwiesen haben. So konnte Manfred Hinterreiter seinen Vorsprung auf Johannes Huber, der zunächst lediglich hauchdünn war, nach und nach ausbauen. Ein besonderer Wurf gelang ihm auf der vierten Prüfung, zufälligerweise nahe bei seinem Wohnort Schwertberg, wo er als Fünftschnellster – selbstverständlich Gesamtwertung, auch wenn das eigentlich gar nicht selbstverständlich ist – sogar schon dem VW Super 2000 von Erich Weber mächtig Beine machte, das knapp schneller war.

Fast schien es, als ob die Moral der Gegner bei den Historischen schon einen gewaltigen Schaden erlitten hätte, aber dann holten Johannes Huber und Koni Friesenegger doch noch einmal zu einem satten Gegenschlag aus. Der Zeitgewinn von Johannes Huber auf Saxen kurz I fiel minimal aus, und dann kam die sechste Prüfung: Siebente Zeit für Hinterreiter. Huber/Schirnhofer folgten als zweitschnellste Historische auf Platz 34, mit über einer Minute Abstand. Da half es überhaupt nichts mehr, daß sie auf Saxen kurz II noch einmal kräftig konterten.

Auf der letzten Prüfung vollendeten Manfred und Claudia Hinterreiter ihr Werk mit einer erneuten Bestzeit bei den Historischen. Auch wenn ihre guten Regenreifen inzwischen nicht mehr so gefragt waren, denn die Strecken hatten mittlerweile allenthalben aufgetrocknet. Reifen hin, Streckenkenntnis her: Man kann sich vorstellen, was jemand anstellen muß, damit er mit einem klassisch unterlegenen Auto, wie es der 25 Jahre alte Mercedes 190 ist, auf den achten Platz der Gesamtwertung kommt. Zudem ist Johannes Huber mit dem Porsche 911 mit Sechszylinder-Power auch nicht gerade ein einfacher Gegner. Da bleibt wirklich nur eine Möglichkeit: Das Auto auspressen bis zum Anschlag, und möglichst viel Geschwindigkeit in die Kurven mitzunehmen, ohne dabei wegzurutschen oder unkontrolliert zu schleudern.

Das ist beinahe wie die Quadratur des Kreises, und um die Gefahr eines Abfluges gering zu halten, wurde diesmal weniger gedriftet als sonst. Es war trotzdem herrlich anzusehen, wie Manfred Hinterreiter den Mercedes 190 2,3 16V durch die Kurven gleiten ließ und trotz der brutalen Fahrt keinerlei Schwächen zeigte. Damit hat Manfred Hinterreiter endgültig an die Tradition angeschlossen, die seine Kollegen vom Rallye Club Perg, Niki Glisic und Christof Klausner, begonnen haben: Man liebt es, die Favoriten mit unterlegenen Autos zu ärgern und sich selbst und den Zusehern jede Menge Spaß zu bereiten. Für Manfred und Claudia ist es überdies ein großes persönliches Glücksgefühl, daß sie die erste Rallye nach ihrer Hochzeit mit einem so besonderen Erfolg beenden konnten. Etwas Besseres kann man sich als Rallye-Teilnehmer nicht wünschen. Außer daß noch viele Rallyes kommen, aus denen man so viel Erfolgsgefühl und Lebensfreude schöpfen kann!

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