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IRC: Monte Carlo

Perfektes Fiesta-Debüt beim TV-Spektakel

Mikko Hirvonen gewinnt überlegen vor den beiden Skoda-Piloten Hänninen und Vouilloz. Franz Wittmann erntet Respekt, die TV-Arbeit der IRC war beispielhaft.

Michael Noir Trawniczek

Nicht nur aus österreichischer Sicht heraus betrachtet bildete die legendäre, berüchtigte „Nacht der langen Messer“ einen dramatischen Abschluss der 78. Rallye Monte Carlo. So mussten Franz Wittmann und Klaus Wicha ihren Peugeot 207 S2000 auf der zweiten von vier Wertungsprüfungen auf den Col de Turini abstellen, nachdem der Ramsauer Zeit aufholen wollte, dabei einen Bremspunkt übersah und in eine Mauer rutschte. [siehe auch 'Bericht Wittmann' sowie den Bericht nach SP 13 in der Navigation rechts oben, d. Red.]

Als kurz vor Mitternacht die beiden Bergprüfungen ein zweites und letztes Mal auf dem Programm standen, zahlte ausgerechnet jener Mann Tribut, der am Ende mit einer rasanten Aufholjagd für das nötige Feuer sorgen konnte. Vorjahressieger Sébastien Ogier, der im ersten Teil der Nacht dem finnischen Skoda-Werkspiloten Juho Hänninen den zweiten Platz abringen konnte, musste schon vor dem Start der 14. und vorletzten SP, auf der Verbindungsetappe aufgeben: Ein Lichtmaschinendefekt an seinem Peugeot 207 S2000! Ein bitteres, unverdientes Ende.

Die Spitze ließ sich nach dem dramatischen Ausfall des Franzosen auf den beiden letzten Prüfungen auf keine Risiken mehr ein. Die Zeitabstände waren zu groß, um den Col de Turini noch einmal herauszufordern - die „langen Messer“ waren quasi längst verpackt im Schutzetui der geplanten Zielankunft.

Perfektes Debüt für den Fiesta S2000

Vizeweltmeister Mikko Hirvonen fuhr im brandneuen Ford Fiesta S2000 ohnehin längst einem überlegenen Sieg entgegen. Die Bestzeiten holten mit Hänninen und Lokalmatador Stephane Sarrazin erneut andere – doch Hirvonen gewann am Ende mit einem satten Vorsprung von 1:51 Minuten auf den nunmehr wieder auf Platz zwei vorgerückten Hänninen, dessen neuer Teamkollege im Skoda-Werksteam, Nicolas Vouilloz mit mehr als drei Minuten Rückstand als Dritter das Podest erklimmen durfte.

„Ich muss sagen, dass mein Team heute einen großartigen Job geleistet hat, alles lief perfekt, das Team hat eine großartige Reifenwahl getroffen, es war ein tolles Wochenende! Sehr gut! Sehr gut!“, jubelte Hirvonen, als er die letzte Col de Turini-Prüfung hinter sich gebracht hatte.

Hänninen tröstete sich mit den acht errungenen Punkten für die Tabelle hinweg, was ihn de facto zum Tabellenleader macht, zumal Hirvonen’s IRC-Gastspiel einmalig war. „Es war nicht immer leicht, aber letztlich bin ich zufrieden“, sagte der Finne, der für viele als Topfavorit feststand und der am Ende lediglich vom prominenten Gaststarter in den Schatten gestellt wurde…

Sicher geht ein Teil des Erfolgs auch an die im WM-Duell gegen Sébastien Loeb gestärkten Sinne des Ford-Titelkandidaten Mikko Hirvonen – zugleich jedoch darf sich Ford über ein perfektes Debüt des neuen Fiesta S2000 freuen. Ohne Ford könnte die Werksmannschaft von Skoda nun einen Doppelsieg feiern – so aber bleibt der schale Nachgeschmack, vom in der WM einzig gegen Citroen kämpfenden Rallye-Giganten quasi im Vorbeigehen geschlagen worden zu sein. Wenngleich bekannt ist, welch Aufwand hinter einem Projekt wie dem Fiesta S2000 steckt. Wie auch immer – eine bessere Werbung hätte man sich für den neuen Wagen am S2000-Markt nicht wünschen können…

Skoda darf sich nicht nur über die Plätze zwei und drei., sondern auch über den fünften Platz des weiteren Werkspiloten Jan Kopecky und den sechsten Platz von Guy Wilks freuen, dessen Skoda Fabia S2000 vom britischen Importeur eingesetzt wurde.

Nach dem Ausfall von Ogier musste Peugeot auf Podestfreuden verzichten – Stephane Sarrazin konnte mit seinem starken Auftritt am Col de Turini immerhin den vierten Platz erringen. Hinzu kommen die Plätze sieben und acht für dessen Markenkollegen Bruno Magalhaes und Jean-Sébastien Vigion.

Wittmann erntet Respekt

Eines ist also sicher: Franz Wittmann und Klaus Wicha wären ohne das Malheur auf der verflixten SP 13 in den Punkterängen gelandet. Die Rechnung, bei der ersten Saisonrallye bei der Reifenwahl auf Nummer Sicher zu setzen, wäre aufgegangen. Im internationalen Medienwald erntete das Interwetten-Duo mit dem ersten IRC-Auftritt im Super 2000-Boliden Respekt, schließlich lagen die beiden eine Zeit lang auf dem guten sechsten Gesamtrang.

Wie hoch man beispielsweise den Vorjahresauftritt von Wittmann in der Serie einschätzt, zeigt auch ein Blick auf die offizielle IRC-Website: Auf dem Header der Site sind sieben Autos zu sehen, Wittmann ist dabei, als einziger Nicht-S2000-Pilot. Bei den "IRC Leading Drivers" lacht er als einer von vier Piloten vom Teaser...

Wittmann hat bei dieser 78. Rallye Monte Carlo trotz aller bei der Reifenwahl getroffenen Vorsicht zeigen können, dass in dem neuen Paket noch einiges steckt: Eine viertschnellste SP-Bestzeit zum Beispiel, als Wittmann schneller war als der spätere Sieger Hirvonen.

Zudem lieferte das deutsche Remo-Team rund um Ronnie Leschhorn ein perfekt vorbereitetes und haltbares Fahrzeug, bis auf die Probleme mit der Gegensprechanlage lief der Peugeot 207 S2000 wie am Schnürchen.

Im Schatten der Scheinwerfer erzielten weitere Österreicher nicht nur einen Achtungserfolg: Mit Platz 20 schrieb sich Daniel Oliveira im Peugeot 207 S2000 von Stohl Racing ins Geschichtebuch - als erster Brasilianer bei der Rallye Monte Carlo, der diese zudem noch beenden konnte.

Richtungweisende TV-Berichterstattung

Applaus, ja sogar Standing Ovations verdient der TV-Sender Eurosport, der die Rallye Monte Carlo de facto durchgehend live übertrug und dabei völlig neue Maßstäbe setzte. Überhaupt ist das Medienservice der aufstrebenden IRC-Serie richtungweisend. Ein mildes Lächeln kommt dann auf, wenn einem die Worte der WM-Macher ISC einfallen, wonach eine Rallye nur schwer zu einem TV-Liveevent gemacht werden könne, wonach eventuell der Shakedown zu einem Medienereignis gemacht werden könnte. Während die ISC ob der schwierigen Frage zu grübeln hatte, ob die geschrumpfte WRC künftig mehr als vier Hersteller vertragen könnte, haben IRC und Eurosport ein neues Zeitalter in der Rallye-TV-Berichterstattung eingeläutet…

Franz Wittmann hätte so gerne schon heuer die offene Rechnung mit der Monte beglichen, es hat wieder nicht sein wollen. Doch der Ramsauer kann sich trösten: Er ist in der IRC auf dem richtigen Dampfer unterwegs, mit einer gut funktionierenden Medien-Coverage – und er wird heuer noch vieles zu leisten imstande sein.

Ergebnis und IRC-Tabelle finden Sie in der Navigation rechts oben.

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