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ERC/ORM: Jännerrallye 2014

Schwieriger Ritt auf den „Gummi-Paragraphen“

Große Verunsicherung wegen der Asphaltreifen – nicht nur deshalb überlegen offenbar auch namhafte ORM-Piloten einen Start im „nationalen Feld“…

Michael Noir Trawniczek

„Da muss etwas gemacht werden! Keiner kennt sich aus, niemand weiß Bescheid!“ – ein besorgter Anruf eines heimischen Rallye-Protagonisten. In Hinblick auf die Jännerrallye würde Ratlosigkeit in der Rallyeszene herrschen, was das Reifen-Reglement anbelangt – das wiederum habe einen Einfluss auf die Nennung: Soll man im ERC-Feld starten oder doch die Klasse 15 bevorzugen, das sogenannte „nationale Feld“, in dem alle nicht dem ERC-Reglement entsprechenden Teams gesammelt werden und welches nach dem ERC-Feld starten wird…

Es geht um die 18 Zoll-Asphaltreifen, die in der ERC genau reglementiert sind. Es geht um eine E-Kennung, die normale Straßenreifen aufweisen müssen und die besagt, dass der Reifen den Richtlinien der Straßenverkehrsordnung der EU entspricht. Grob zusammengefasst herrscht in der Rallyeszene Unsicherheit, ob die Reifen bei der Jännerrallye eine solche E-Kennung vorweisen müssen. Zwar gibt es die Ausschreibung der Rallye, die sich auf Artikel 60 der Regional Rally Championship Sporting Regulations und auf Appendix V für 18 Zoll-Asphaltreifen bezieht. Doch die Interpretationen dazu sind mannigfaltig und reichen von „Selbstverständlich wird die E-Kennung überprüft“ über „Das wird nicht überprüft“ bis hin zu „Das ist ohnehin nicht vorgeschrieben“.

Zudem gibt es von den verschiedenen Reifenherstellern offenbar Reifen mit und ohne E-Kennung. Wobei jene mit E-Kennung weniger Performance aufweisen als jene ohne Kennung. Und auch bei manchen Herstellern scheint Verunsicherung vorzuherrschen, welche Reifen nun bei der Jännerrallye vorgeschrieben sind.

Roland Dorfner, bei Reifen Dorfner der Ansprechpartner für Rennsportreifen, ist verzweifelt: „Mir kann niemand sagen, welche Reifen meine Kunden bei der Jännerrallye fahren sollen.“ Seiner Interpretation zufolge könnte es sein, dass ab 1. Jänner 2014 nicht nur die 18 Zoll-Asphaltreifen, sondern auch alle anderen Größen die E-Kennung vorweisen müssen. Nur: Ob dann auch alle Reifenhersteller entsprechende Produkte parat haben, ist offenbar ebenfalls unklar…

All das betrifft lediglich die Asphaltreifen - diese unterliegen in der ERC genauen Vorschriften und dürfen auch nicht nachgeschnitten werden. Es sei denn, die Rallyeleitung erlaubt es, beispielsweise weil es stark regnet. Dazu kommt, dass in der ERC die Reifen limitiert sind: Jeder Pilot darf nur 20 Reifen in der Rallye sowie vier im Shakedown verwenden. Die 2wd-Piloten dürfen nur 16+4 Reifen verwenden.

Po-Po-Po-Pokerface: ERC oder Klasse 15?

In der Klasse 15 jedoch gelten lediglich die nationalen Reifenregeln, hier ist auch das Nachschneiden erlaubt und es gibt keine Limitierung. Die eingangs erwähnte Verunsicherung in punkto E-Kennung in Verbindung mit den Nachteilen der Limitierung hat, so scheint es, auch namhafte Piloten dazu gebracht, einen Start in der Klasse 15 zu erwägen. Dem Vernehmen nach könnten die Spitzenpiloten der ORM im sogenannten „nationalen Feld“ antreten.

Zumal sich im Falle von Schnee und Eis auch Vorteile aus der vermeintlich nachteiligen Startposition ergeben: Alljährlich glänzen bei der Jännerrallye bis dahin weniger bekannte Piloten aus dem „nationalen Feld“ mit Spitzenzeiten – auch deshalb, weil beispielsweise das Glatteis aufgebrochen ist.

Doch auch hier gibt es Verunsicherungen: Denn einige Protagonisten befürchten, dass sie, sollten sie sich für das „nationale Feld“ entscheiden, bei einer Neutralisation einer Sonderprüfung eine nachteilige Zeit zugeschrieben bekommen. Die Regeln sprechen nur von einer „angemessenen Zeit“. Im Vorjahr wurden diesbezüglich erst am Abend des ersten Rallyetages Zeiten zugeteilt, weil sich die Kommissare anhand der gefahrenen weiteren Prüfungen ein Bild über die Performance-Verhältnisse machen wollten, um eine möglichst gerechte Zeit gutzuschreiben…

Einer der heimischen Protagonisten beklagt, dass die ERC erst nach Nennschluss festlegt, wer Prioritätsfahrer sein wird. Der heimische Pilot habe sich erkundigt und zur Auskunft erhalten, die Prioritätsfahrer würde Jean-Pierre Nicolas, früher Werkspilot bei Alpine und Peugeot und seit drei Dekaden Generalmanager der ERC, persönlich anhand der Nennliste festlegen. Unwichtig ist es nicht, wer als Prioritätsfahrer eingestuft wird: Denn nur sie sind berechtigt, an der neuen Qualifying Stage teilzunehmen, in der der schnellste Pilot als Erster seine Startposition wählen darf – jene Piloten, die nicht als Prioritätsfahrer anerkannt werden, müssen hinter diesen Prioritätsfahrern starten.

Dann wiederum stellt sich die Frage, ob es nicht eher Vorteile bringt, gleich im „nationalen Feld“ zu starten. Wie schon im Vorjahr besteht der größte Nachteil des „nationalen Feldes“ darin, dass die Zeiten dieser Piloten im offiziellen Live Timing nicht auf den ersten Blick aufscheinen und nur über einen zusätzlichen Button abrufbar sind. Dem Vernehmen nach sollen heuer dennoch mehr Piloten im „nationalen Feld“ starten, als es im Vorjahr der Fall war. Wie auch immer: Bis zum offiziellen Nennschluss müssen sich Teams und Piloten entscheiden…

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