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ERC/ORM: Jännerrallye 2015

Kajetanowicz triumphiert in Freistadt

Kajetan Kajetanowicz gewinnt überlegen, Baumschlager wird Gesamt-Zweiter, Wagner als zweitbester Österreicher Sechster, Fischerlehner Achter (ERC-5.).

Michael Noir Trawniczek
Foto: Daniel Fessl/www.motorline.cc

Der zweite Tag der 32. Internationalen Jännerrallye begann mit Kaiserwetter. Für die zahlreich erschienenen Rallyefans ein Augenschmaus: Verschneite, eisige Pisten, eine Traumkulisse – alle waren sich einig: Endlich eine Jännerrallye, wie sie auch sein soll. Zugleich jedoch gab es wegen der beiden Felder „ERC“ und „National“ auf der politischen Ebene einen Schwelbrand, der längst zum Flächenbrand ausartete.

Die Teilnahme von Raimund Baumschlager im „nationalen Feld“ lenkte den Fokus der Medien auf die verschiedenen, für viele undurchschaubaren Wertungen, die noch dazu mitten im Bewerb geändert wurden - – den heimischen Medien und Fans wurde somit deutlich vor Augen geführt, wie sehr die Piloten des „nationalen Feldes“ verschwiegen werden…

Zu diesem Zeitpunkt lag der Pole Kajetan Kajetanowicz längst überlegen in Führung, mit seinem Ford Fiesta R5 brannte er eine Bestzeit nach der anderen in den Schnee. Man kann eines sagen: Auch wenn es 50 verschiedene Wertungen gegeben hätte, Kajetanowicz wäre in allen der überlegene Sieger gewesen.

Schon am ersten Tag konnte er mit den in ganz Europa eingekauften Restbeständen von 15 Zoll-Pirelli-Reifen davonziehen – am Ende konnte er einen sensationellen Vorsprung von rund 6,5 Minuten herausfahren. Völlig überwältigt erklärte Kajetanowicz im Ziel der letzten von insgesamt 18 Sonderprüfungen: „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es war eine fantastische Rallye, wirklich großartig. Ich möchte mich bei allen bedanken, die an uns geglaubt haben, es ist einfach wunderbar!“

Baumschlager Zweiter der Gesamtwertung

Auch wenn er auf der internationalen Zeitenliste nicht aufgelistet und in den Presseaussendungen der ERC mit keinem Wort erwähnt wurde, wuchs Raimund Baumschlager am Nachmittag des zweiten Tages noch einmal über sich hinaus, sodass er im imaginären Gesamtergebnis noch an Robert Consani vorbeiziehen und Platz zwei belegen konnte. Davon unabhängig (Consani ist in der ORM nicht punktberechtigt) konnte Baumschlager auch in der ORM Platz zwei hinter Kajetanowicz belegen, auf der Powerstage fuhr der Skoda-Pilot als Dritter einen weiteren Zähler ein, sodass er insgesamt wertvolle 19 Staatsmeisterschaftspunkte an Land ziehen konnte– schon tagsüber erklärte der Rosenauer, dass er mit dem Start im „nationalen Feld“ rund 25.000 Euro eingespart habe und er diesen Entschluss also ganz sicher nicht bereuen würde: „Mehr wäre auch im ERC-Feld nicht möglich gewesen.“

Der seltsame, weil über „zwei völlig unterschiedliche Rallyes“ (wie es die Veranstalter formulierten) abgehaltene erste ORM-Lauf brachte also dem regierenden Staatsmeister einen Punktevorsprung, während seine Gegner Hermann Neubauer und Gerwald Grössing aus technischen Gründen aufgeben mussten, was Grössing dazu bewegte, Baumschlager wegen der Weglassung von Streichresultaten gleich einmal zum Titel zu gratulieren…

In der ERC-Wertung belegte der Dritte der fiktiven Gesamtwertung, Robert Consani (Peugeot 207 S2000) den zweiten Platz vor dem fantastisch fahrenden Russen Alexey Lukyanuk, der nach den Überhitzungsproblemen am ersten Tag eine fulminante Aufholjagd startete und schließlich mit der Bestzeit auf der letzten Prüfung den Tschechen Jaromir Tarabus auf Platz vier der ERC verweisen konnte.

Wagner als zweitbester Österreicher Gesamt-Fünfter

In der Gesamtwertung landete der 22-jährige Lokalmatador Simon Wagner auf einem alten Race Rent Austria-Mazda 323 GTR auf dem sensationellen fünften Platz – souverän konnte er den bereits kränkelnden Wagen („Der vierte Gang krachte“) ins Ziel tragen. Dort jubelte er: „Ich fühle mich einfach großartig. Es ist für mich sensationell, so einen Platz zu belegen. Ich war im Großen und Ganzen fehlerlos unterwegs, was bei diesen Bedingungen an ein Wunder grenzt. Da ich mit dem Kartsport aufgehört habe, konzentriere ich mich voll auf den Rallyesport. Was genau ich machen werde, werden die Sponsoren entscheiden.“

Auf Gesamtrang sieben landete mit Ernst Haneder im Mitsubishi Lancer Evo IX eine Mühlviertler Ikone, schon 13mal absolvierte er die Jännerrallye. Zufrieden erklärte er: „Das war eine tolle Rallye, ein tolles Team, eine tolle Beifahrerin und ein tolles Match mit Simon Wagner, der ein richtig netter Kerl ist. Das Wetter ist mir sehr entgegengekommen, und wir haben sehr viel Spaß gehabt.“

Fischerlehner Fünfter in der ERC

Rund drei Minuten hinter Haneder landete dessen Markenkollege Martin Fischerlehner, am Vortag nach den Ausfällen von Hermann Neubauer und Johannes Keferböck der einzig verbliebene Österreicher im ERC-Feld. Als solcher konnte „Fischi“ in seinem Mitsubishi Lancer Evo IX Gesamtrang sieben und Platz fünf der ERC belegen und so manchen R5- oder S2000-Piloten in den Schatten stellen. „Wir sind sehr stolz auf diesen fünften Platz – das ist unsere Heimrallye und damit etwas ganz Besonderes“ freute sich der frühere Radrennfahrer.

Hinter Fischerlehner landeten weitere Lokalhelden in den Top 10 der Gesamtzeiten: Mario Traxl auf Evo III, Horst Stürmer im Audi Coupe Quattro und Martin Desl im Evo VII. Erst auf Gesamtrang elf findet man den Schweizer Jonathan Hirschi im neuen Peugeot 208 T16 R5, der in der ERC Platz sechs belegen konnte. Dahinter landeten im ERC-Resultat die Tschechen Antonin Tlustak im Skoda Fabia S2000 sowie Staif Vojtech auf Subaru Impreza (zugleich Sieg in der neuen ERC2, früher Production Cup), der Ungar David Botka auf einem Mitsubishi Lancer Evo IX sowie der Franzose Jean-Michel Raoux auf einem Ford Fiesta R5.

Ogryzek gewinnt ERC3 und ORM 2wd

Die neue ERC3 (früher 2wd Cup) gewann der Pole Slawomir Ogryzek auf einem Peugeot 208 R2, der damit auch den Sieg in der ORM 2wd feiern konnte, Daniel Wollinger belegte dort im Corsa-Cupauto Platz zwei vor Renault Clio R3-Pilot Kristof Klausz, der schon im Vorjahr Ambitionen auf den österreichischen 2wd-Titel zeigte.

Im Österreichischen Rallyepokal P3 feierte natürlich Simon Wagner einen überlegenen Sieg, den Rallyepokal P2 gewann Manfred Hinterreiter. Im Pokal P1 war niemand am Start.

Die Historischen Rallyepokale ergingen an Günther Königseder im Lancia Delta HF Integrale und an Karl Raab im BMW 2002 ti.

Positive Bilanz & problematische „Zweiklassengesellschaft“

Der OK-Chef der Jännerrallye, Ferdinand Staber, zog eine positive Schlussbilanz: „Bedingt durch das tolle Winterwetter gab es in Eurosport großartige Bilder zu sehen, die das Herz jedes Rallyefans höher schlagen ließen. Damit wurde der enorme Werbewert weiter gefestigt, aber auch der Tourismus konnte dadurch zufrieden bilanzieren.“

Das nationale Medienecho und die Stimmung unter den Fans jedoch zeigten auch, dass die Erschaffung einer „Zweiklassengesellschaft“ viele Probleme und auch Verwirrung mit sich bringt. Bezeichnend war nach dem ersten Tag, dass in den Tagesmedien verschiedenste Varianten von Ergebnissen umhergeisterten…

Der Koordinator der ERC, Jean-Baptiste Ley, erklärte im exklusiven Interview mit motorline.cc (siehe Menü rechts oben), dass man die „Nationalen“ deshalb nicht mit dem ERC-Feld vergleichen würde, weil diese beiden Felder „völlig unterschiedliche Regeln“ anwenden würden. Zugleich jedoch wird die ORM sehr wohl über diese beiden Felder abgehalten. Das jedoch sei eine Ausnahme, sagte Ley. Normalerweise würde man zwei völlig getrennte Rallyes vorfinden: Der internationale ERC-Lauf und die nationale Rallye.

Die Gesamtzeiten finden Sie hier.

Ergebnis ERC

1. Kajetan Kajetanowicz/Jaroslaw Baran POL/POL Ford Fiesta R5 2:50:52,6 Std
2. Robert Consani//Maxime Vilmot FRA/FRA Peugeot 207 S2000 +7:07,4 Min
3. Alexey Lukyanuk/Yevhen Chervonenko BLR/BLR Ford Fiesta R5 +8:28,1 Min
4. Jaromir Tarabus/Daniel Trunkát TCH/TCH Skoda Fabia S2000 +8:48,8 Min
5. Martin Fischerlehner/Tobias Unterweger AUT/AUT Mitsubishi Evo IX R4 +22:38,6 Min
6. Jonathan Hirschi/Vincent Landais SUI/SUI Peugeot 208 T16 +27:26,9 Min
7. Antonin Tlustak/Ladislav Kucera TCH/TCH Wkoda Fabia S2000 +27:29,7 Min
8. Vojtéch Stajf/Frantisek Rajnoha TCH/TCH Subaru Impreza STi +28:18,6 Min
9. David Botka/Peter Mihalik UNG/UNG Mitsubishi Evo IX R4 +30:38,5 Min
10. Jean-Michel Raoux/Thomas Escartefigue FRA/FRA Ford Fiesta R5 +35:00,5 Min

Ergebnis "National"

1. Raimund Baumschlager/Klaus Wicha AUT/DEU Skoda Fabia S2000 2:57:28,8 Std
2. Simon Wagner/Pirmin Wiklhofer AUT/AUT Mazda 323 +9:31,1 Min
3. Ernst Haneder/Elke Aigner AUT/AUT Mitsubishi Evo IX R4 +12:37,0 Min
4. Mario Traxl/ Helmut Etzlsdorfer AUT/AUT Mitsubishi Evo III +18:26,9 Min
5. Horst Stürmer/Rene Zauner AUT/AUT Audi Coupe Quattro +20:22,1 Min
6. Martin Desl/Sabrina Gimpl AUT/AUT Mitsubishi Evo VII +20:31,2 Min
7. Gerald Bachler/Hubert Zach AUT/AUT Subaru Impreza WRX +22:31,3 Min
8. Günther Königseder/Christoph Königseder AUT/AUT Lancia Delta Integrale +25:57,8 Min
9. Kurt Manzenreiter/Gabriel Perneder AUT/AUT Audi Coupe S2 +30:25,8 Min
10. Ulrich Stütz/Lukas Holzer AUT/AUT Mitsubishi Evo III +32:14,2 Min

Ergebnis ORM

1. Kajetan Kajetanowicz/Jaroslaw Baran POL/POL Ford Fiesta R5 2:50:52,6 Std
2. Raimund Baumschlager/Klaus Wicha AUT/DEU Skoda Fabia S2000 + 6:36.2 Min.
3. Jaromir Tarabus/Daniel Trunkát TCH/TCH Skoda Fabia S2000 +8:48,8 Min
4. Ernst Haneder/Elke Aigner AUT/AUT Mitsubishi Evo IX R4 +12:37,0 Min
5. Martin Fischerlehner/Tobias Unterweger AUT/AUT Mitsubishi Evo IX R4 +22:38,6 Min
6. Antonin Tlustak/Ladislav Kucera TCH/TCH Wkoda Fabia S2000 +27:29,7 Min
7. Vojtéch Stajf/Frantisek Rajnoha TCH/TCH Subaru Impreza STi +28:18,6 Min
8. David Botka/Peter Mihalik UNG/UNG Mitsubishi Evo IX R4 +30:38,5 Min
9. Slawomir Ogryzek/Jakub Wrobel POL/POL Peugeot 208 R2 +35:02.0 Min
10. Marco Colombi/Mauro Turati ITA/ITA Peugeot 207 S2000 +36:10.4 Min

Sonderprüfungsbestzeiten ERC: Kajetan Kajetanowicz 17, Alexey Lukyanuk 1.

Sonderprüfungsbestzeiten Nationales Feld: Raimund Baumschlager 18.

Die wichtigsten Ausfälle ERC: Craig Breen (Irland/Peugeot 208 T16/Ausritt/SP 1), Lukasz Kabacinski (Polen/Subaru Impreza/Ausritt/SP 1), Rok Tuirk /Slowenien/Peugeot 208/techn. Defekt/SP 1), Krisztian Hidek (Ungarn/Mitsubishi Evo IX/Ausritt/SP 4), Hermann Neubauer (Österreich/Ford Fiesta S2000/techn. Defekt/SP 5), Johannes Keferböck (Österreich/Peugeot 207 S2000/techn. Defekt/SP 6), Stephane Lefebvre (Frankreich/Citroen DS3 R5/Zeitüberschreitung/SP 15).

Die wichtigsten Ausfälle Nationales Feld: Gerald Rigler (Mitsubishi Evo IX/techn. Defekt/SP 4), Gerwald Grössing (Mitsubishi Evo IX/techn. Defekt/SP 7), Robert Zitta (Subaru Impreza/Ausritt SP 8), Niki Gliisic (BMW M3/techn. Defekt/SP 10).

Punktestände in der österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft 2015 nach dem ersten Lauf
Weil die Jännerrallye internationalen Status hat, sind unter anderem auch die Starter aus Polen, Tschechien und Ungarn für die ORM bzw. ORM-2 punkteberechtigt.

ORM: 1. Kajetan Kajetanowicz (Pl) 28 Punkte, 2. Raimund Baumschlager (Ö) 19, 3. Jaromir Tarabus (Tch) 17, 4. Ernst Haneder (Ö) 12, 5. Martin Fischerlehner (Ö) 10.

ORM-2: 1. Slawomir Ogryzek (Pl) 27 Punkte, 2. Daniel Wollinger (Ö)18, 3. Kristof Klausz (Ung) 16.

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