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ERC/ORM: Jännerrallye 2015

Wie das Amen im Gebet…

Vaclav Pech sagt ab und begründet dies mit den neuen Reifenregeln. Raimund Baumschlager sagt: „Die vorgeschriebenen 15 Zoll-Reifen sind gefährlich!“

Michael Noir Trawniczek
Foto: Daniel Fessl/www.motorline.cc

Es kommt mittlerweile verlässlich wie das Amen im Gebet – das alljährliche Reifenchaos vor der Jännerrallye. Schon seit Wochen diskutiert die Szene über das „schwarze Gold“, wie schon im Vorjahr gibt es mannigfaltige Auslegungen der Regelwerke, selbst im Rallyesport verankerte Personen sitzen mitunter mit „rauchenden Köpfen“ vor den Regulations, den Ausschreibungen, den Bulletins…

Bei Verlautbarung der Nennliste der kommenden Jännerrallye ließ der regierende Staatsmeister Raimund Baumschlager aufhorchen, als er sich wegen der Reifenregeln für einen Start im nationalen Feld, in der Klasse RC17 entschieden und damit auf einen Startplatz im internationalen Rampenlicht der Rallye-Europameisterschaft (ERC) bewusst verzichtet hatte…

Jetzt rückt die Diskussion wegen der überraschenden Absage des tschechischen Serienchampions Vaclav Pech erneut in den Fokus. Er habe den Einsatz mit 16 Zoll-Reifen bestreiten wollen, das neue ERC-Reglement schreibe nun aber 15 Zoll-Reifen vor, das wiederum hätte eine Investition zur Folge gehabt, welche er nicht leisten konnte und wollte, ließ Pech auf seiner Website wissen.

Allerdings wurde bereits im Rahmen der Jännerrallye 2014 in einem Bulletin zur Ausschreibung angekündigt, dass 2015 keine 16 Zoll-Reifen mehr in Freistadt zugelassen werden. Zugleich jedoch gibt es in den Sporting Regulations einen Anhang J, in dem es unter Artikel 254, Punkt 7.4 heißt, dass eine maximale Reifengröße von 16 Zoll zugelassen sei.

Thomas Hummer vom Reifenhersteller Pirelli erklärte gegenüber motorline.cc, dieser Anhang J sei „erst im Oktober geändert“ worden. Und: „Die Zeit reichte nicht aus, um einen neuen Reifen zu homologieren.“ Die Folge: Pirelli kann bei der Jännerrallye keine 15 Zoll-Reifen liefern.

Richard Rank, der die Reifen von Michelin vertreibt, schüttelt den Kopf: „Es wurde schon vor einem Jahr angekündigt – ich habe dann gleich alle 16 Zöller verkauft, weil ich wusste, dass sie bei der Jännerrallye 2015 nicht mehr zugelassen sind.“ Laut Rank würde es in Freistadt ausreichend 15 Zoll-Reifen von Michelin geben – ein Gerücht, wonach auch Michelin nur 100 Stück dieser Reifen zur Verfügung habe, dementierte Rank heftig.

“15 Zoll-Reifen sind gefährlich“

Raimund Baumschlager jedoch erklärte gegenüber motorline.cc, dass es noch einen weiteren Grund gibt, der gegen die 15 Zoll-Reifen spricht: „Diese Reifen sind gefährlich, man rutscht damit nur herum.“ Baumschlager fügt hinzu: „Es ist, wenn man nicht gerade als Aktiver mit dieser Materie vertraut ist, schwer zu verstehen, ich versuche es zu erklären: Es gibt zwei 15 Zoll-Reifen, die in Frage kommen. Zum einen die so genannten ‚Schweden-Reifen‘, die sind für Schotter ausgelegt und werden mit langen Spikes ausgerüstet, nicht jedoch mit den kleinen Spikes, die wir bei der Jännerrallye fahren müssen. Pirelli wollte diese Reifen nicht mit den kleinen Spikes ausrüsten, da dies nicht den Sicherheitsstandards entspricht.“

Zudem würde es noch einen anderen 15 Zoll-Reifen von Michelin geben, der jedoch nur auf bestimmte Felgen aufgezogen werden dürfe, die jedoch zu schmal seien, die Folge: „Der Reifen kann von der Felge rutschen – und da hört sich für mich der Spaß auf.“ Laut Baumschlager sind also beide 15 Zoll-Reifen, die das S2000- und R5-Feld in der ERC verwenden muss, gefährlich, weil sie zu wenig Haft bieten oder gar die Reifen von der Felge rutschen könnten…

Einsparungen auf Kosten der Sicherheit?

Ferdinand Staber, der Organisationsleiter der Jännerrallye, erklärte gegenüber motorline.cc: „Raimund Baumschlager wollte unbedingt sein eigenes Reifenreglement durchboxen. Wir haben schon im November 2013 zum ersten Mal angekündigt, dass 2015 die 16 Zöller ganz sicher nicht mehr verwendet werden dürfen.“

Warum eigentlich? Richard Rank erklärt: „Die 16 Zöller sind eher ‚Spezialistenreifen‘, sie waren bislang eine zusätzliche Option – die FIA wollte mit der Reduzierung der erlaubten Reifengrößen die Kosten senken.“

Helmut Neverla, OSK-Cheftechniker im Bereich Rallye, sagt dazu: „Kosteneinsparungen sind natürlich zu begrüßen – allerdings sollte die Sicherheit dadurch nicht beeinträchtigt werden.“ Bleibt die Frage offen, in wie weit die „rutschigen“ 15 Zöller ein Sicherheitsrisiko darstellen – sie sollen jedenfalls dermaßen wenig Gripp bieten, dass viele Experten damit rechnen, dass bei kalten, winterlichen Bedingungen die Fahrer des „nationalen Feldes“ (Klasse RC17) auch aufgrund der dort vorhandenen freien Reifenwahl die schnellsten Zeiten markieren werden...

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