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ERC/ORM: Jännerrallye 2015

Der „gespaltene“ ORM-Lauf

Zwei Felder mit unterschiedlichen Bedingungen. Bei Schnee könnten die „Nationalen“ profitieren, dafür jedoch scheinen sie nicht im Ergebnis auf…

Michael Noir Trawniczek

Weil die im ERC-Feld (37 Teams) vorgeschriebenen 15 Zoll-Reifen wenig Gripp bieten, die Reifen zudem limitiert sind, könnten die Fahrer des sogenannten „nationalen Feldes“ (34 Teams, davon sieben in der Klasse RC17 sowie Gruppe H-Fahrzeuge (Pokale P2 und P3) und Historische) in Freistadt bei kalten, winterlichen Bedingungen mit schnellen Zeiten glänzen – manche Experten glauben sogar, dass die "Nationalen" die Zeitenliste dominieren könnten…

Ferdinand Staber, der Organisationsleiter der Jännerrallye, wehrt sich vehement gegen die Frage, ob dann also „die Österreicher aus dem nationalen Feld vorne liegen“ könnten: „Der Gesamtsieger der Jännerrallye kommt ausschließlich aus dem ERC-Feld. Es wird im Live Timing auch keinen ‚Absolut‘-Button geben - die Jännerrallye ist ein ERC-Lauf und nur die in der ERC genannten Teams kommen im Ergebnis vor. Es wird natürlich auch einen Sieger des ORM-Laufs geben – und dort sind freilich auch die Teams aus dem nationalen Feld vertreten.“

“Völlig andere Bedingungen“

Staber erklärt, dass ein Messen der RC17-Fahrer mit jenen des ERC-Feldes „nicht gerechtfertigt“ sei: „Ein Vergleich zwischen diesen beiden Feldern ist unfair – ein Hermann Neubauer fährt unter völlig anderen Bedingungen wie ein Raimund Baumschlager. Das sind zwei grundlegend verschiedene Richtungen.“

Demnach fahren also jene Teams, die auf der „Nennliste ERC“ zu finden sind und jene der „Nennliste national“ quasi zwei verschiedene Rallyes mit, wie es Staber formuliert, „komplett unterschiedlichen Bedingungen“. Vor allem dann, wenn es, wie prognostiziert, winterliche Bedingungen geben sollte…

Allerdings werden in der ORM sehr wohl alle punktberechtigten Fahrer beider Felder für das Ergebnis herangezogen – Neubauer kämpft mit Baumschlager um ORM-Punkte, beide fahren aber „unter völlig unterschiedlichen Bedingungen“. In wie weit ist ein solchermaßen „gespaltener“ ORM-Lauf dann noch fair? Wie sieht die Lage aus rechtlicher Perspektive aus?

“Fahrer hatten die Wahl“

Dietmar Hinteregger, der Vorsitzende der Rallye-Kommission der OSK, erklärt dazu auf Anfrage von motorline.cc: „Rechtlich betrachtet geht das in Ordnung – denn die Teilnehmer hatten die freie Wahl, in welchem der beiden Felder sie starten wollen.“

Wer also mit winterlichen Bedingungen gerechnet hat und über das geltende Reifenreglement Bescheid wusste, musste sich entscheiden zwischen dem internationalen und auch nationalen Rampenlicht der ERC und der Möglichkeit, aufgrund der freien Reifenwahl in der ORM eventuell mehr Chancen auf Punkte vorzufinden.

Diese Punktechance jedoch hat einen hohen Preis: Die Fahrer des "nationalen Feldes" scheinen im Ergebnis nicht auf, das ist eine Bedingung der ERC. Die Organisatoren der Europameisterschaft legen großen Wert auf eine Trennung der beiden Felder – gab es ursprünglich die beiden Nennlisten auf einem einzigen pdf-Dokument, so gibt es nunmehr zwei getrennte Dokumente, Sie finden diese über das Menü rechts oben.

ORM-Stände im Live Timing

In den offiziellen Aussendungen der ERC werden die nationalen Teams mit keinem Wort erwähnt. Schon vor Jahren gab es heiße Diskussionen, als der junge Simon Wagner aufgrund verbesserter Bedingungen eine Bestzeit markieren konnte, die jedoch weder im Live Timing angezeigt noch in den Aussendungen der Rallye erwähnt wurde.

Die national gültige Klasse RC17 wurde eigens dafür geschaffen, jenen Teams einen Start zu ermöglichen, die in der ERC ansonsten gar nicht startberechtigt wären. Dietmar Hinteregger, der als Erfinder dieser Klasse gilt, erklärt: „Es ging bei der Klasse RC17 darum, dass auch jene Teams startberechtigt sind, welche bestimmte Fahrzeuge der Klassen RC2 bis RC5 einsetzen, die in der ERC nicht startberechtigt wären.“ Mittlerweile wird diese Klasse auch von jenen Teams genützt, die wie beispielsweise Raimund Baumschlager nicht im ERC-Feld starten wollen, der Rosenauer lehnt es ab, mit den in der ERC vorgeschriebenen 15 Zoll-Reifen zu fahren, da er diese als „gefährlich“ einstuft – siehe dazu der Artikel „Vaclav Pech: Reifenchaos“ über das Menü rechts oben.

Im offiziellen Live Timing der Jännerrallye werden die nationalen Teams erneut nicht aufgelistet sein - die OSK bemüht sich jedoch darum, dass die heimischen Fans der ORM auf dem Laufenden gehalten werden. Hinteregger verrät: „Ich hätte gerne die ORM-Bewerbe auf dem Livebildschirm. Ich habe daher in Auftrag gegeben, dass man über das Live Timing die jeweils aktuellen Stände der ÖRM-Bewerbe abrufen kann. Ich hoffe sehr, dass wir das noch umsetzen können.“

Zwischen den Stühlen

Das Problem mit den beiden Feldern ist kein neues – die Veranstalter der Jännerrallye sitzen quasi zwischen den Stühlen: Die ERC pocht auf eine optimale Vermarktung ihrer Teams und Piloten, in Freistadt sind auch sechs Teams aus Österreich in diesem Feld vertreten. Die zum größten Teil heimischen Teams des „nationalen Feldes“ wiederum fühlen sich in den Hintergrund gedrängt.

motorline.cc bekennt sich zum Europameisterschaftslauf, der für den heimischen Rallyesport und die lokale Wirtschaft von großer Bedeutung ist. motorline.cc berichtet vom ERC- und aber auch vom ORM-Lauf in Freistadt. Glanzleistungen eines „Lokalhelden“ sollen und werden hier ganz sicher nicht verschwiegen werden, auch wenn die Bedingungen unterschiedlich sind.

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