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ERC/ORM: Jännerrallye 2015

Zwei paradoxe Paralleluniversen

ERC versus „Nationale“, im Servicepark wurden Zeiten verglichen: Baumschlager nur knapp hinter Kajetanowicz, dafür deutlich schneller als Neubauer…

Michael Noir Trawniczek
Foto: Daniel Fessl/www.motorline.cc

Auf der 1,99 Kilometer langen Teststrecke auf dem Trölsberg wurde am Sonntag nicht nur der Qualifying-Shakedown für die 14 Prioritätspiloten der ERC sowie der Shakedown für das Feld der Rallye-Europameisterschaft (ERC) absolviert (motorline.cc hat berichtet) – auch die Teilnehmer des sogenannten „Nationalen Feldes“ konnten sich auf dieser Strecke für die bevorstehende 32. Internationale Jännerrallye warmfahren, allerdings längere Zeit nach den Prioritätsfahrern – doch auch am Montag und am Dienstag werden die Streckenbedingungen unterschiedlich sein……

Die absolut schnellste Zeit fuhr der Pole Kajetan Kajetanowics mit 1:22,887 Minuten, der Fiesta R5-Pilot wählte für die erste Etappe die 14. Startposition. Die Zeiten der „Nationalen“ wurden zwar nicht bekanntgegeben, die Fahrer jedoch erhielten ihre Zeiten mitgeteilt. Prompt wurden im Servicepark Zeiten weitergereicht und Vergleiche gezogen – so konnte der regierende Staatsmeister Raimund Baumschlager eine Zeit von 1:24,3 Minuten markieren. Während jedoch Kajetanowics wegen der wichtigen Wahl der Startposition Vollgas gab, erklärte Baumschlager, er sei nur „locker über die SP gefahren“. Die 1,5 Sekunden, die ihm auf die Bestzeit fehlten, hätte er locker gutmachen können, sagte der Rosenauer.

Bleiben die Bedingungen auch am Montag winterlich, könnte also eintreten, was schon zuvor einige Experten vermutet haben: Die „Nationalen“ - die große Mehrheit der heimischen Piloten, nachdem Mario Klepatsch und Ernst Haneder aus Homologationsgründen ins Nationale Feld wechseln mussten, starten nur noch drei heimische Teams im ERC-Feld – könnten mit guten Zeiten aufhorchen lassen oder sogar die ERC-Stars in den Schatten stellen. Wohlgemerkt nur was ihre Zeiten anbelangt – denn um den Gesamtsieg können bekanntlich nur die ERC-Piloten fighten….

Im Servicepark spürt man eine seltsame „Gespaltenheit“. Hier die internationalen Stars mit Hermann Neubauer, Johannes Keferböck und Martin Fischerlehner – da die „Nationalen“ mit Raimund Baumschlager, Gerwald Grössing und Co, die hinter dem ERC-Feld starten müssen/dürfen – je nach Sichtweise. Zwar sind die Bedingungen laut OK-Chef Ferdinand Staber „total unterschiedlich“, weshalb ein Vergleich der beiden Felder „unfair“ sei – doch auch die ORM hält in Freistadt ihren Saisonauftakt ab. Und hier kämpfen Neubauer und Baumschlager in diesen „zwei eigenständigen Rallyes“ um Punkte. Neubauer konnte als Fünftschnellster der ERC eine Zeit markieren, die jedoch um fünf Sekunden langsamer war als Baumschlager, womit die paradoxe Situation im „gespaltenen Servicepark“ offensichtlich wird. Womit aber auch verdeutlicht wird, dass ein Vergleich der beiden Felder aus ORM-Sicht durchaus Sinn macht…

Einer der Gründe, warum die „Nationalen“ zeitenmäßig aufzeigen könnten, liegt neben dem naturgemäßen Aufbrechen der Schneefahrbahn an den in der ERC vorgeschriebenen 15 Zoll-Reifen. Hier sorgte Kajetanowicz für Verwirrung: Denn Pirelli hatte im Vorfeld erklärt, der Zeitraum seit Oktober sei zu kurz gewesen, um entsprechende Reifen zu homologieren, sodass es von den Italienern keine solche Reifen gäbe. Aus diesem Grund entschied sich auch Baumschlager für das „nationale Feld“. Heute jedoch fuhr Kajetanowicz sehr wohl mit 15 Zöller der Marke Pirelli. Der Hintergrund: Kajetanowicz hat überall Restbestände alter 15 Zöller angekauft. Baumschlager betont in einer Presseaussendung: „Die 15 Zoll Pirelli Reifen von Kajetanowicz und Consani stammen aus deren Privatbeständen und sind eigentlich nur für frontgetriebene Fahrzeuge gebaut (andere Reifendimensionen). Seitens Pirelli gibt es keine für den S2000 zugelassenen 15 Zoll Reifen.“ Pirelli hat das erneut bestätigt. Gegenüber motorline.cc jedoch erklärte Baumschlager, dass diese Reifen eigentlich zu schmal für die dazugehörigen Felgen sind und sie daher von der Felge rutschen könnten…

Zustimmung erhält er von Pirmin Winklhofer, der Copilot von Lokalheld Simon Wagner zeigte, wie steil die Flanken dieser Reifen sind. Wagner konnte übrigens im Race Rent Mazda eine ebenfalls vielversprechende Zeit von 1:26,6 Minuten markieren, womit er beispielsweise vor Neubauer gelandet wäre. Auch der regierende Challenge-Meister Gerald Rigler war im Mitsubishi Lancer Evo mit 1:28,1 Minuten schneller als unser bester Mann im ERC-Feld, Hermann Neubauer im Ford Fiesta S2000. Rigler schüttelt den Kopf: „Ich finde, das ist eine Idiotenpolitik. Wir haben das Gefühl: Wir sind hier nur zum Auffüllen des Starterfeldes.“ Dieses Gefühl zieht sich durch den gesamten Servicepark – was schade ist. Nichtsdestotrotz oder vielleicht auch gerade wegen dieser paradoxen zwei Felder warten zwei in höchstem Maße spannende Tage auf die Rallyefans…

b>Ergebnis Qualifying (Top 10)
01. Kajetan Kajetanowicz (Ford Fiesta R5) - 1:22.887 Minuten
02. Robert Consani (Peugeot 207 S2000) +0,625 Sekunden
03. Alexei Lukyanuk (Ford Fiesta R5) +3,446
04. Jaromir Tarabus (Skoda Fabia S2000) +5,363
05. Hermann Neubauer (Skoda Fabia S2000) +6,316
06. Krisztian Hideg (Mitsubishi Lancer Evo IX) +7,653
07. Craig Breen (Peugeot 208 T16) +7,705
08. Jean-Michel Raoux (Ford Fiesta R5) +8,296
09. Antonin Tlustak (Skoda Fabia S2000) +8,573
10. Vojtech Stajf (Subaru Impreza WRC STI) +10,053

Das komplette Qualifying-Ergebnis sowie die Startlisten für die erste Etappe finden Sie im Menü rechts oben.

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