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WEC: 24 Stunden von Le Mans

Ein Rennen wie kein anderes

Audi gewinnt in Le Mans, Toyota auf Rang zwei. Wurz wird doch noch vierter, Richard Lietz gewinnt siegt in der GTE-Pro.

Die 24 Stunden von Le Mans 2013 haben einen Sieger, aber über dem Erfolg des Audis mit der Startnummer 2 (Tom Kristensen/Allan McNish/Loic Duval) liegt ein dunkler Schatten. Die Le-Mans-Szene trauert um Allan Simonsen, der bei einem schweren Unfall in der Anfangsphase des Jubiläumsrennens sein Leben verlor. Der 34-jährige Däne krachte nur neun Minuten nach dem Start mit seinem Aston Martin in der Zufahrt auf Tertre Rouge in die Leitplanken. Simonsen war nach der Bergung zunächst bei Bewusstsein, verstarb jedoch wenig später im Medical-Center an der Strecke.

Am Samstag um 18:00 Uhr wurde die traurige Nachricht per Communique des ACO und über die Streckenlautsprecher verkündet. Betroffenheit und Trauer allerorten, die Fans legten eine Schweigeminute ein, ungläubiges und trauriges Kopfschütteln bei Fahrern und Teammitgliedern. Allan Simonsen war das erste Todesopfer in Le Mans seit 1997 (Sebastien Enjolras im Pre-Qualifying). Der letzte Todesfall während des Rennens ereignete sich vor 27 Jahren, als Jo Gartner ums Leben kam. Auf ausdrücklichen Wunsch der Angehörigen setzte das Aston-Martin-Team das Rennen fort. Doch Le Mans sollte an diesem Wochenende nie wirklich zur Ruhe kommen.

Immer wieder gab es Regenschauer, immer wieder Unfälle, immer wieder Safety-Car-Phasen, weil Leitplanken erneuert werden mussten. Nahezu von jedem Auto gab es innerhalb der 24 Stunden einige Zwischenfälle zu berichten. Nur die wenigstens kamen schadlos durch das Langstreckenrennen - und genau diese Teams standen am Ende in allen Klassen auf dem Siegerpodest. Den Gesamtsiegern Tom Kristensen (9. Le-Mans-Triumph!), Allan McNish und Loic Duval war nicht nach großer Party zumute. Zu dunkel der Schatten über dem größten Rennen der Welt.


"Fantastisch, Tom hat es nach Hause gebracht", freut sich Loic Duval, der erstmals einen Triumph an der Sarthe feiern darf. Tränen flossen bei Duval, Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich, Allan McNish und Tom Kristensen. Der Däne dachte in jenem Moment seines neunten Le-Mans-Sieges auch an seinen verstorbenen Landsmann. "Dieser Sieg ist für meinen Vater, aber ich widme ihn auch Allan Simonson. Er war ein toller Kerl", sagte Kristensen sichtlich ergriffen auf dem Siegerpodest.

Nachdem man im Vorjahr kein Glück hatte, konnte Toyota 2013 mit Anthony Davidson, Stephane Sarrazin und Sebastien Buemi auf Platz zwei einen Podestrang feiern. "Die Jungs bei Audi haben einen tollen Job gemacht. Wir konnten deren Speed nicht mitgehen. Vielleicht schaffen wir das in Zukunft mal. Kompliment an Audi, aber auch herzliche Glückwünsche an alle bei Toyota", fasst Davidson nach dem Ende des Rennens zusammen. Toyota sparte sich im Vergleich zum Siegerauto vier Boxenstopps, aber dennoch reichte es nicht. Immerhin konnte man Jarvis/di Grassi/Gene rund zwei Minuten distanzieren.

Der Audi mit der Startnummer 3 lag einige Zeit nicht in Reichweite der Podestplätze. Ein Reifenschaden, den sich Oliver Jarvis wohl bei einem Kontakt mit einem Lotus-LMP2 eingehandelt hatte, kostete insgesamt drei Runden. Jarvis und seine Teamkollegen Lucas di Grassi und Marc Gene gaben allerdings nicht auf. Man wurde belohnt, kam durch das Pech von Toyota wieder auf Rang drei. Nicolas Lapierre geriet gut eine Stunde vor dem Rennende unter die Reifenstapel.

Wurz wird vierter

"Ich kam in die Porsche-Kurven, die Bedingungen waren schwierig und ich bin in den Reifenstapeln gelandet. Das war extrem schade. Wir treffen uns nächstes Jahr wieder", so die Kampfansage von Lapierre. Der Franzose machte den TS030 zwar noch einmal flott, aber das Rennen um das Podium war gelaufen. 30 Minuten lang musste man an der Box reparieren. Der TS030 von Lapierre/Wurz/Nakajima wurde am Ende auf Rang vier gewertet.

Das Rennen um den dritten Sieg in Folge hatten die Titelverteidiger Andre Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Treluyer schon frühzeitig verloren. Um 21:43 Uhr am Samstagabend steuerte der Audi mit der Startnummer 1 die Box an. Man wechselte die Lichtmaschine, verlor dadurch alle Siegchancen. Im weiteren Verlauf löste sich am R18 der Champions von 2011 und 2012 auch noch die Fußplatte am Bremspedal. Ein weiterer längerer Stopp warf das Trio endgültig zurück. Andre Lotterer drehte mit Wut im Bauch in der Nacht die schnellste Runde in 3:22.746 Minuten.

Auf den sechsten Gesamtrang kam überraschend der HPD von Strakka. Jonny Kane, Danny Watts und Nick Leventis hatten zwar das langsamste LMP1-Auto, aber erheblich mehr Glück als die Privat-Konkurrenz von Rebellion. Die Schweizer erwischten ein rabenschwarzes Wochenende. Andrea Belicchi verletzte sich bei einem schweren Unfall im Lola-Toyota mit der Startnummer 13. Nick Heidfeld, Neel Jani und Nicolas Prost stellten ihr Auto wegen technischer Probleme vorzeitig ab. "Wir hatten Bouncing. Das Auto hüpfte ganz furchtbar. Mir tut alles weh", sagt Jani nach harten Arbeitstagen. Beide Rebellions wurden in die letzte Runde geschickt, um die WEC-Punkte mitzunehmen.

LMP2: Doppelsieg für Oak

In der LMP2-Klasse schaffte Oak den großen Coup: Doppelsieg für das Team von Jacquet Nicolet. Bertrand Baguette machte es jedoch noch einmal spannend. Der Belgier lag locker in Führung vor seinem Oak-Kollegen Olivier Pla, doch ein Dreher im heftigen Regen eine halbe Stunde vor dem Ende sorgte für einen Schock im Team. Baguette konnte jedoch ohne Schäden weiterfahren, der Vorsprung auf das Schwesterauto war groß genug. Er feierte somit gemeinsam mit Martin Plowman und Ricardo Gonzalez den Klassensieg.

Pla und seine Partner David Heinemeier Hansson und Alex Brundle blieb nur Rang zwei. "Wir hatten die nötige Zuverlässigkeit und konnten immer Vollgas geben. Eine Kleinigkeit hat schließlich zugunsten des Schwesterautos die Entscheidung gebracht", schildert Brundle. Heinemeier Hansson hatte sich mit dem Morgan-Nissan zwischenzeitlich in den Kies gebuddelt und den Sieg verloren. Auf Rang drei kam die G-Drive-Mannschaft mit Roman Rusinov, John Martin und Mike Conway. Zwei Deutsche hatten großes Pech.

Zu Beginn lag Pierre Kaffer im Oreca-Nissan von Pecom auf Podestkurs, doch das Team fiel nach einer starken Startphase zurück. Unter anderem gab es Durchfahrtsstrafen wegen überhöhter Geschwindigkeit in der Boxengasse - und nicht nur eine. Der Limiter funktionierte nicht richtig, am Ende blieb Rang fünf. Auch Lucas Luhr hatte mit dem Zytek-Nissan von Greaves gute Aussichten, aber der erfahrene Langstreckenpilot landete im Kies und beschädigte sich die Aufhängung.

Aus für Kraihamer

Für den neuen Lotus-LMP2 gab es nicht viel zu holen. "Wir haben aber wenigstens mal das Potenzial gezeigt", bilanziert Thomas Holzer, dessen Auto mit einem technischen Defekt nach 219 abgestellt wurde. Bis dorthin hatten Holzer und seine Teamkollegen Dominik Kraihamer und Jan Charouz ein starkes Tempo auf Topniveau zeigen können. Das Schwesterauto (Rossiter/Bouchut/Weeda) schied wegen leerer Batterie und eines Drehers von Kevin Weeda nach nur 17 Runden aus.

In der GTE-Pro-Klasse meldete sich Porsche mit seinem Werksteam eindrucksvoll an der Sarthe zurück. Die beiden 911 RSR konnten das Tempo der favorisierten Aston Martin überraschend gut mitgehen. Die Zuffenhausener blieben fehlerlos, während die Konkurrenten aus Großbritannien einen schlimmen Tag erlebten. Fred Makowiecki knallte in Führung liegend in die Leitplanken, Bill Auberlen rollte mit Motorschaden aus und bei Stefan Mücke wählte man die falsche Taktik.

Lietz gewinnt die GTE-Pro

In der letzten Stunde spitzte sich der Kampf um den Klassensieg dramatisch zu. Mücke jagte Richard Lietz, der sich bei wechselnden Bedingungen mit allen Mitteln zu wehren versuchte. Die Entscheidung erst 30 Minuten vor dem Ende. Im Rahmen einer Safety-Car-Phase holte Aston Martin Mücke zu einem Stopp, die beiden Porsches von Lietz/Lieb/Dumas und den Markenkollegen Pilet/Bergmeister/Bernhard blieben draußen. Für das Aston-Trio Mücke/Dumbreck/Turner blieb nur Rang drei. "Wir werden zurückkehren", sagt Dumbreck mit Tränen der Enttäuschung in den Augen.

Die effizienten Ferraris von AF Corse konnten das Tempo der beiden Spitzenteams nicht mitgehen, die Amerikaner von Corvette und SRT-Viper kamen nicht einmal in die Nähe von Porsche und Aston Martin. "Da geht gar nichts. Wir haben auf den langen Geraden null Chance, uns fehlt es dramatisch an Top-Speed", erklärt Corvette-Werksfahrer Jan Magnussen. Für den Dänen und seine Teamkollegen Jordan Taylor und Antonio Garcia blieb Klassenrang vier. In der GTE-Am sicherte sich IMSA-Porsche (Narac/Bourret/Vernay) den Sieg vor zwei AF-Corse-Ferraris. Patrick Dempsey und Kollegen rutschten auf den letzten Drücker auf Rang vier ab.

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