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Wilson: "Andreas Aigner ist sehr gut, schade um Manfred Stohl"

Die Ford-Führungsriege über die Zukunft der WRC, das Thema Stallorder, den Fiesta S2000, die Rasur der Piloten und die Österreicher Stohl & Aigner.

Mark Deans, Ford Motorsport Direktor

Im Rahmen der Akropolis-Rallye hatte Motorline.cc die exklusive Gelegenheit, ausführlich mit den Schlüsselfiguren des WRC-Projektes zu plaudern. Mit dabei Mark Deans (Ford Motorsport Direktor), Christian Loriaux (Technischer Direktor) und natürlich Malcolm Wilson (Teamchef M-Sport).

Wie ist die Saison für Ford bis dato verlaufen, kann man zufrieden sein?

Ford Motorsport Direktor Mark Deans (MD): Im Großen und Ganzen sind wir durchaus zufrieden. Natürlich gibt es Ups und Downs, mal eine Rallye bei der man sich mehr erwartet hätte, dann aber auch wieder Rallyes bei denen das Ergebnis schlussendlich besser ist als anzunehmen war.

Mit Mikko und Jari-Matti hat man zwei sehr starke Piloten, gibt es da so etwas wie eine Stallorder?

MD: Nein, das gibt es nicht, wer auch immer vorne ist, wir werden niemanden zurück pfeifen.

Aber taktische Spielchen gibt es natürlich schon, oder? Ich denke da z.B. an die Jordanien-Rallye wo sich die Ford-Piloten absichtlich am Samstag zurück fallen ließen, um nicht am Sonntag als Erste auf die Piste zu müssen.

MD: Ja natürlich, Taktik ist Teil des Sports, keine Frage. Unsere Rechnung war damals so: Haben wir mehr als 30 Sekunden Vorsprung auf die Konkurrenz, dann ist es besser vorne zu bleiben, auch wenn man als Erster starten muss. Ist der Vorsprung kleiner, dann lässt man sicher besser zurück fallen und so war es schließlich. Aber Citroen hätte das an unserer Stelle nicht anders gemacht.

Jari-Matti ist heuer sehr stark unterwegs, er setzt auch Mikko unter Druck, oder?

MD: Ich würde eher sagen er setzt Sebastien Loeb unter Druck und das ist auch gut so. Jari-Matti war eine sehr gute Wahl von Malcolm Wilson. Für sein erstes Jahr als Werkspilot ist er verdammt schnell und sehr konstant, ein perfekter Mann für das Ford-Team.

Christian Loriaux, Chefingenieur

Werfen wir einen Blick in die Zukunft der WRC, die World Rallye Cars sollen in absehbarer Zeit der Vergangenheit angehören, ersetzt durch – vereinfacht gesagt – S2000 Auto mit Turbolader. Hat man dann schlussendlich nicht wieder ein WRC?

Chefingenieur Christian Loriaux (CL): „Ganz so ist es nicht, die FIA versucht mit dem neuen Reglement Kosten zu sparen und ein S2000 mit Turbo ist ganz sicher billiger als ein jetziges WRC. Die Frage ist immer, wie viel man erlaubt, welche Differenziale, welche Materialien etc.

Aber hätte man da nicht einfach auch ein „Downgrade“ der jetzigen WRCs machen können?

CL: Das hätte man schon machen können, aber die FIA will ja neue Hersteller in die WRC holen – was hoffentlich auch gelingt – und denen kann ich nicht sagen, ihr müsst zunächst ein WRC bauen und es dann wieder rückrüsten. Es gibt mittlerweile einige Hersteller, die ein S2000 Auto im Programm haben und das ist die Basis für die neue Top-Klasse.

Und natürlich ist so eine gravierende Änderung für die bestehenden Teams mit Kosten verbunden, aber es ist momentan auch irrsinnig teuer ein WRC noch weiter zu entwickeln. Und die Kostensenkung ist ja dennoch auch jetzt schon passiert. Schaut man sich an, was der Einsatz eines WRCs vor zehn Jahren gekostet hat, so ist das ein großer Unterschied. Für private Teams wäre es damals so gut wie unmöglich gewesen ein solches Auto zu fahren.

Stichwort S2000, Ford bzw. M-Sport wird also an so einem Auto nicht vorbeikommen, verglichen mit anderen Firmen ist man aber relativ spät dran, oder?

Teamchef Malcolm Wilson (MW): Wir sind vielleicht nicht die Ersten, aber ich kann versprechen, dass unser Auto das Beste sein wird. Es wird auf dem Fiesta basieren und ist für uns natürlich als Basis für die neue Top-Klasse sehr wichtig.

Werden die S2000 Autos über kurz oder lang die Gruppe N ablösen?

CL: Ich denke, dass es besser ist, nur eine Klasse zu haben, es ist schwer allein mit dem Reglement die beiden Klassen fair zu balancieren. Und es gibt ja bereits einige S2000 Hersteller, zudem wäre es für Mitsubishi oder Subaru ja kein echtes Problem, auch ein S2000 Auto zu bringen.

Malcolm Wilson, Teamchef

Als Österreicher muss ich natürlich auch auf Manfred Stohl zu sprechen kommen…

MW: Es ist mehr als schade, dass Manfred Stohl kein Cockpit hat, er war eine absolute Bereicherung für die WRC. Ich gehe davon aus, dass die nicht allzu gute Saison 2007 für den Sponsor den Ausschlag gegeben hat, auszusteigen. Aber ist nicht auch Andreas Aigner Österreicher?

Ja, das ist richtig.

MW: Ich habe Andreas Aigner sehr genau beobachtet und mir ist bereits aufgefallen, dass er ein sehr schneller Bursche ist. Aigner ist wirklich gut.

Dein Sohn Matthew ist ja in etwa in Aigners Alter, was kann man zu ihm sagen?

MW: Matthew ist ganz gut unterwegs, er entwickelt sich und macht Fortschritte. Aber er ist genauso in einem Fünfjahres-Plan wie es z.B. auch Jari-Matti war, auch er muss sich behaupten.

Zwischendurch eine nicht ganz ernst gemeinte Frage: Es gab ja kürzlich diesen E-Mail-Verkehr bei der FIA, dass man Loeb nicht so oft zeigen solle weil er nicht rasiert sei. Gibt’s eine Rasur-Pflicht bei Ford?

MD (lacht): Natürlich, schau Dir Mikko und Jari-Matti doch an, jeden Morgen eine Rasur!

Citroen-Teamchef Olivier Quesnel hat vor kurzem angedeutet, dass er einen Ausstieg aus der WRC nicht ganz ausschließt und sich auch Tourenwagensport vorstellen kann. Was würde das für Ford bedeuten?

MD: Das wäre mehr als schade für uns, schließlich ist Citroen ein guter Gegner für uns, von unseren Fights profitieren letztlich beide Seiten. Siege sind natürlich umso mehr wert, je mehr starke Gegner im Spiel sind.

Abschließend noch ein Ausblick auf die weitere Saison, wie ist der Plan?

MD: Wir müssen bei den Schotter-Events möglichst viele Punkte zu sammeln um auf Asphalt gegen Citroen gerüstet zu sein, wie man weiß ist ja vor allem Sebastien Loeb dort sehr stark. Aber man darf Jari-Matti Latvala nicht unterschätzen, er könnte durchaus für Überraschungen sorgen…

Wir danken für das interessante Gespräch und drücken die Daumen für den Rest der Saison!

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Exklusiv: Malcolm Wilson, Mark Deans & Christian Loriaux im Interview

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