
Rallye-WM: Sardinien | 16.05.2008
Citroen-Doppelführung auf Sardinien
Citroen erfreut sich einer Doppelführung durch Loeb und Sordo. Rund 50 Sekunden dahinter Petter Solberg - doch um Platz 3 wird noch hart gekämpft.
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Citroen Sport
Manche Experten sind der Meinung, dass es derzeit nur eine Piloten gibt, der Serienweltmeister Sébastien Loeb ernsthaft gefährden könnte: Jari Matti Latvala. Der 22-jährige Ford-Werkspilot konnte diesen Eindruck auf der ersten Wertungsprüfung der Sardinien-Rallye bestätigen und die Führung übernehmen. Doch schon auf der nächsten, besonders rutschigen Prüfung zollte Latvala seinem "jugendlichen Leichtsinn" Tribut - der Finne kam von der Fahrbahn ab und beschädigte einen seiner Reifen. "Es war mein Fehler", gab Latvala offen zu - damit war der Weg frei für "Super-Séb"...
Sébastien Loeb konnte an diesem ersten Tag der Sardinien-Rallye drei der sechs Wertungsprüfungen mit der Bestzeit abschließen - der Citroen-Pilot führt nach der ersten Etappe 35,7 Sekunden vor seinem Teamkollegen Dani Sordo sowie 53,8 Sekunden vor Petter Solberg. Loeb erklärte im Zielraum der sechsten Prüfung: "Das war ein guter Tag - die Plätze eins und zwei sind wirklich gut für das Team. Es gab überhaupt keine Probleme." Dani Sordo, der auf SP 5 Probleme mit der Intercom hatte, erklärte am Ende der letzten Prüfung: "Platz zwei ist nicht schlecht - wir werden sehen, was morgen noch passiert."
Heißer Kampf um Platz drei
Dass er am Ende des Tages den dritten Gesamtrang belegen würde, hat Petter Solberg am Morgen wohl nicht gedacht. Denn nach den ersten Prüfungen klagte der Norweger darüber, dass er wie in Jordanien mit Dämpferproblemen zu kämpfen habe. Am Nachmittag besserte sich das Fahrverhalten seines Subaru Impreza WRC 2007 offensichtlich, denn Solberg konnte sich auf SP 5 auf den dritten Rang vorarbeiten und diesen bis zum Schluss halten. Völlig problemlos scheint aber der Nachmittag nicht für den Weltmeister des Jahres 2003 verlaufen zu sein - Solberg berichtete nach SP 6: "Wir hatten ein Bremsproblem - ich musste vorsichtig bremsen. Ich weiß nicht, warum wir diesmal schneller als sonst unterwegs sind - ich tue nichts anderes als ich sonst auch tue. Aber der dritte Platz ist natürlich großartig."
Um den dritten Platz wird jedoch im Verlaufe der Rallye noch hart gekämpft werden - denn die Piloten auf den Rängen drei bis sechs liegen innerhalb von 14 Sekunden. Mikko Hirvonen litt an seiner WM-Führung, die ihn dazu verdonnert hat, am ersten Tag der Rallye als "Staubsauger" zu fungieren. Hirvonen liegt bereits 58,9 Sekunden zurück - auf Solberg fehlen ihm jedoch nur rund fünf Sekunden. Am Samstag wird er jedoch nicht mehr als Erster losfahren müssen - denn dann wird der Führende der Rallye diese Aufgabe übernehmen. Hirvonen hat am Ende wieder zu seinem Kampfgeist zurückgefunden: "Das war ein harter Tag - aber morgen möchte ich mindestens um den zweiten Platz kämpfen." Auf Dani Sordo fehlen dem 27-jährigen rund 20 Sekunden - ein Rückstand, der aufzuholen ist. Zumal Hirvonen am Samstag sein wahres Potential zeigen kann.
Rund zehn Sekunden hinter Hirvonen lauert Chris Atkinson im zweiten Werks-Subaru - der Australier gab sich unbesorgt und erklärte: "Die anderen Piloten sind sehr schnell unterwegs gewesen - aber wir werden morgen einen großen, harten Kampf um die ersten sechs Plätze erleben."
Stobart Ford-Pilot Gigi Galli, der am Vormittag einen Reifenschaden erlitten hatte und auf SP 4 die Bestzeit markieren konnte, liegt als Sechster nur rund drei Sekunden hinter Atkinson - im Zielraum der sechsten Prüfung erzählte ein lachender Gigi Galli: "Glaubt mir - ich habe an der gleichen Stelle wie am Vormittag die Abzweigung verpasst.."
Latvala's Aufholjagd
Nur 18 Sekunden hinter Galli liegt bereits wieder Latvala auf Rang sieben - der junge Finne tröstete sich mit zwei SP-Bestzeiten über seinen morgendlichen Lapsus hinweg und war am Ende wieder frohen Mutes: "Jetzt lief es gut und ich bin wieder happy - es ist schade, dass wir am Morgen dieses Problem hatten, aber wir werden morgen weiter hart puschen." Auf einen Podestrang fehlen dem Ford-Jungstar rund 50 Sekunden - sollte Latvala auch am Samstag sowie am Sonntag mit Bestzeiten glänzen können, könnte man ihn am Ende vom Podest lachen sehen.
Mit einem Rückstand von 1:52 Minuten belegt Henning Solberg im Munchi's Ford den achten Rang, dahinter liegen Citroen-Privatier Urmo Aava, die beiden Suzuki-Piloten Toni Gardemeister und Per Gunnar Andersson sowie Conrad Rautenbach im zweiten Privat-C4 auf den Rängen neun bis zwölf.
JWRC: Hartes Duell zwischen Prokop und Kosciuszko
Bei den Junioren, der JWRC, tobt ein knapper Kampf um die Führung: Citroen C2 Super 1600-Pilot Martin Prokop liegt am Ende des ersten Tages nur noch 3,7 Sekunden vor Michal Kosciuszko im Suzuki Swift Super 1600-Boliden. Die beiden werden am Samstag ihren erbitterten Kampf fortsetzen und somit für Spannung in der JWRC sorgen.
Auf Platz drei rangiert Patrik Sandell im Renault Clio Super 1600, der jedoch bereits einen Rückstand von 42,1 Sekunden aufweist. Allessandro Bettega (Renault) und Jan Mölder (Suzuki) kämpfen um den vierten Platz. Citroen-Jungstar und JWRC-Leader Sébastien Ogier musste aufgeben - ob er unter "Superally" die Fahrt am Samstag fortsetzen kann, ist derzeit nicht bekannt.
Am Samstagmorgen wird um 9.39 Uhr die Sardinien-Rallye mit der 18,53 Kilometer langen SP 7 "Punta Pianedda" fortgesetzt.
Stand nach Tag 1
1. Loeb Citroen 1:31:27.6 2. Sordo Citroen + 35.7 3. Solberg Subaru + 53.8 4. Hirvonen Ford + 58.9 5. Atkinson Subaru + 1:09.0 6. Galli Ford + 1:12.3 7. Latvala Ford + 1:31.1 8. Solberg Ford + 1:52.5 9. Aava Citroen + 2:19.8 10. Gardemeister Suzuki + 2:22.9