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WRC: Rallye Monte-Carlo 2013

Auch als Teilzeitkraft ein „Außerirdischer“

Sebastien Loeb bleibt das Maß aller Dinge im Rallyesport – doch VW-Pilot und Namensvetter Ogier guter Zweiter! Novikov/Minor auf Platz sechs.

Michael Noir Trawniczek

Keine gute Einstiegsperformance des neuen Zeitnehmers „Sistemas Integrales de Telecomunicacion“ (STI), der für die Saison 2013 als Nachfolger von „Stage One Technology“ für das Live Timing der Rallye-Weltmeisterschaft verantwortlich zeichnet.

Weil es auf SP 3 hinsichtlich der Zeiten zu „Kommunikationsproblemen“ kam, konnte am ersten Tag der Rallye Monte Carlo, nach den ersten vier Sonderprüfungen für mehrere Stunden keine gültige Gesamtwertung erstellt werden…

SP 3: Zeiten-Chaos

Gleich nach dem Mittagsservice wurde am ersten Tag der Rallye Monte Carlo noch einmal die 37,1 Kilometer lange SP „Le Moulinon – Antraigues“ absolviert. Auf der rund 45 Kilometer vom Servicepark in Valence gelegenen Sonderprüfung war schon am Vormittag ein Großteil der Strecke schneefrei – wegen der Limitierung der Winterreifen auf 30 Stück pro Fahrer wählten einige Piloten eine Kombination aus Asphalt- und Winterreifen.

Sebastien Loeb beispielsweise fuhr mit einer diagonal verteilten Mischungsvariante. Der Citroen-Pilot erklärte im Ziel der SP 3: „Wir müssen mit unseren Winterreifen haushalten, wir erwarten für Donnerstag und Freitag noch mehr Schnee. Es ist nicht sehr schön, wenn man nicht mit vier Spikereifen fahren kann, aber ich denke, die Kombination aus Spike- und Asphaltreifen ist trotzdem die schnellste Variante.“

Belegen konnte Loeb diese Theorie mit der klaren Bestzeit, womit er seinen Vorsprung ausbauen konnte. Seinem Namensvetter Sebastien Ogier, der im brandneuen VW Polo R WRC am Vormittag gleich auf der ersten Prüfung mit einer sensationellen Bestzeit aufhorchen ließ, fehlten nach der fünftschnellsten Zeit auf SP 3 bereits 26,6 Sekunden auf Loeb. Doch Ogier wollte davon nichts wissen: „Mir ist Loeb egal, ich will keinen Vergleich mit Loeb, ich möchte, dass man diesen Vergleich aus den Gedanken streicht - meine Zeit ist okay.“

Der zweite VW-Pilot, Jari-Matti Latvala konnte auf SP 3 mit der zweitschnellsten Zeit glänzen, doch weil er auf einer überfüllten Verbindungsstrecke versuchte, die Vorderradaufhängung weicher einzustellen, kam er bei der nächsten Zeitkontrolle zu spät und erhielt eine Strafe von 30 Sekunden aufgebrummt. Die Setup-Änderung jedoch hat sich bezahlt gemacht: „Das Setup ist jetzt viel besser, ich hatte mehr Selbstvertrauen und habe auch an einigen Stellen bereits attackiert – doch ich möchte nicht zu viele Risiken auf mich nehmen.“

Von seinem neuen Arbeitsgerät, dem Citroen DS3 WRC, zeigte sich Dani Sordo begeistert, der damit auf SP 3 die drittschnellste Zeit markieren konnte: „Auf den trockenen Passagen ist der Wagen unglaublich gut zu fahren – wie dieses Auto funktioniert, ist beinahe unglaublich.“

Mikko Hirvonen, der dritte Citroen-Pilot, fuhr die viertschnellste Zeit, links vorne war die Felge gebrochen, der Finne monierte, dass er sich auf der kombinierten Reifenmischung gar nicht wohlfühlen würde: „Okay, ich bin im Ziel – aber unter diesen Umständen ist es sehr schwierig, ein Gefühl aufzubauen.“

Evgeny Novikov und Ilka Minor konnten auf SP 3 hinter Thierry Neuville Platz sieben belegen – der russische M-Sport-Pilot erklärte: „Alles läuft gut, es ist eine lange Rallye – die Reifenentscheidung war nicht einfach, aber das Fahren hat großen Spaß bereitet.“

Enttäuscht zeigte sich Juho Hänninen, der bei der Monte ebenfalls für M-Sport antritt – nachdem er nur die neuntschnellste Zeit markieren konnte, erklärte er: „Das war gar nicht gut, ich bin zu vorsichtig gefahren. Aber es ist schwierig, hier zu attackieren.“

Das findet auch M-Sport-Werksfahrer Mads Östberg, der nach Platz zehn zu Protokoll gab: „Ich konnte kein Gefühl aufbauen, es war ein totaler Horror.

Der einzige Mini-Pilot, Michal Kosciuszko, klagte auch am Nachmittag über Probleme mit der Benzineinspritzung, auf SP 3 zog er sich auch noch einen Reifenschaden zu und musste zur Mitte der Prüfung an die Seite fahren, um den Pneu zu wechseln. Am Ende verlor er mehr als sieben Minuten auf Bestzeithalter Loeb.

SP 4: Loeb in einer anderen Liga

Die zweite Durchfahrt der 30,6 Kilometer langen SP „Burzet – St. Martial“ gestaltete sich schwierig, das gab auch Loeb offen zu: „Der letzte Teil der Strecke ist wieder gefroren – da habe ich etwas Zeit verloren. Es war wirklich nicht leicht - ich bin froh, dass wir es ins Ziel geschafft haben.“

Für das phlegmatische Jahrhunderttalent Sebastien Loeb, in diesem Jahr nur noch insgesamt, inklusive „Monte“ viermal im WRC-Einsatz, war es offenbar völlig normal, dass er an einem dermaßen schwierigen Tag satte 1:20 Minuten Vorsprung herausfahren konnte…

Beeindruckend auch die Performance von Volkswagen und speziell von Sebastien Ogier am Premierentag der Wolfsburger – ein zufriedener Ogier erklärte am Ende der vierten Sonderprüfung: „Es war okay, ich hatte kein Problem. Aber es ist nicht leicht, es gab viel Schlamm.“

26,4 Sekunden hinter Ogier belegt Mikko Hirvonen den dritten Platz – der finnische Citroen-Pilot zeigte einmal mehr, wo die Unterschiede zwischen einem Serienweltmeister und einem Serienvizeweltmeister liegen, der Finne nahm sich dennoch kein Blatt vor den Mund: „Ich war stellenweise zu vorsichtig – ich hasse solche Bedingungen!“

Einen guten Einstand bei Citroen gab auch Dani Sordo, auch wenn er derzeit zumindest lediglich der drittschnellste Citroen-Werkspilot ist. Sordo belegt mit runden zwei Minuten Rückstand Platz vier.

Jari-Matti Latvala, der zweite VW-Werkspilot, kam mit einem Reifenschaden rechts vorne ins Ziel der letzten Prüfung. Latvala liegt mit 2,5 Minuten Rückstand auf Platz fünf und erklärte: „Ich denke, wir haben durch den Reifenschaden eine halbe Minute verloren – es war nicht unbedingt mein Tag, aber das Feeling war okay.“

Evgeny Novikov und Ilka Minor beendeten den Tag auf Rang sechs – Rückstand 2:50 Minuten. Doch M-Sport-Werkskollege Mads Östberg liegt nur 4,5 Sekunden dahinter auf Platz sieben, Bryan Bouffier fehlen wiederum lediglich zwei Sekunden auf Östberg, der sich den ersten Tag als Werkspilot von M-Sport sicher anders vorgestellt hatte, der Norweger erklärte: „Sehr schwierig – es gab Stellen mit und Stellen ohne Eis. Ich bin sehr enttäuscht – ich habe mein Bestes gegeben, aber es ist so hart.“

Es kam noch härter: Auf der Verbindungsstrecke von SP 4 ins Service kam das Ford Fiesta RS WRC von Östberg wegen eines Problems mit einem elektronischen Sensor zum Erliegen – telefonisch wurde Östberg von seinem M-Sport-Team instruiert, wie er den Wagen wieder flott bekommen würde – weil er in der Folge zu spät zu einer Zeitkontrolle kam, droht Östberg noch eine Strafe von 1:50 Minuten, was ihn jedoch nur von Platz sieben auf Platz neun zurückwerfen würde…

Als Neuntem fehlen Juho Hänninen auch nur wenige Sekunden auf Östberg, der Finne, der sich zuvor schon unzufrieden äußerte, fabrizierte auf SP 4 einen Dreher. Martin Prokop belegt als Zehnter den letzten Punkterang der WRC.

In der WRC-2 führt Skoda Fabia S2000-Pilot Sepp Wiegand vor seinem deutschen Landsmann Armin Kremer, dessen Gruppe N-Subaru von Stohl Racing eingesetzt wird. Auf Platz drei liegt Protasov. In der WRC-3 führt Poutot vor Chardonnet. Am Donnerstag sind zweimal drei Sonderprüfungen zu absolvieren.


Nach Tag 1 (SP 4)
 1.  Sebastien Loeb        Citroen             1:39:49.0
 2.  Sebastien Ogier       VW                   + 1:20.3
 3.  Mikko Hirvonen        Citroen              + 1:46.7
 4.  Dani Sordo            Citroen              + 2:01.2
 5.  Jari-Matti Latvala    VW                   + 2:32.2
 6.  Novikov/Minor         M-Sport Ford         + 2:50.6
 7.  Bryan Bouffier        PH Citroen           + 2:57.1
 8.  Juho Hänninen         M-Sport Ford         + 3:03.5
 9.  Mads Östberg          M-Sport Ford         + 4:45.1
10.  Martin Prokop         Czech Ford           + 7:11.0

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