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Drittes Qualifying als Antiklimax

Ständige Gelbphasen in Form von »Slow Zones« trugen dafür Sorge, dass der Showdown im Q3 ausblieb; Pole für Toyota #7 mit Alex Wurz.

Die prestigeträchtige Pole Position für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans 2014 geht an Toyota. Kazuki Nakajima setzte im TS040 mit der Startnummer 7 im dritten und entscheidenden Qualifying schon früh eine Rundenzeit von 3:21,789. An dieser Marke biss man sich dann sowohl bei Porsche als auch bei Audi die Zähne aus, auch das in der WM führende Schwesterauto scheiterte daran.

Dies lag nicht zuletzt daran, dass die entscheidende Schlussphase von Neutralisationen gekennzeichnet war. Die letzte wurde wenige Minuten vor Ablauf der für Q3 angesetzten zweieinhalb Stunden ausgelöst, als Karun Chandhok mit dem Oreca-Nissan LMP2 des Murphy-Teams in die Streckenbegrenzung der Indianapolis-Kurve rodelte. Der mit Spannung erwartete Shootout um die Le-Mans-Pole blieb somit aus, der Freude im Toyota-Lager tut dies selbstverständlich keinen Abbruch.

Porsche bei Rückkehr in Reihe eins

Neben dem in Köln beheimateten Polesitter Toyota gingen, wenig überraschend, auch die übrigen Plätze in den Top 7 an die deutschen Team. Dabei schaffte es Porsche beim Le-Mans-Comeback mit einem seiner Autos in die erste Startreihe. Dumas, Jani und Lieb brachten es dank des Franzosen auf eine persönliche Bestzeit von 3:22,146. "Wir müssen über die erste Runde glücklich sein, Romain hat eine gute Runde gezeigt", berichtet Jani.

"Drei Zehntelsekunden auf so einer langen Runde sind 'Peanuts', daher schwingt auch ein bisschen Traurigkeit mit. Ich glaube, da wäre noch ein bisschen was gegangen, das zeigen auch die Sektorzeiten", merkt Jani an und fügt hinzu: "Qualifying ist Prestige, das hat für das Rennen nichts zu bedeuten – und das wissen wir. Aber es war ein gutes Comeback. Wir müssen jetzt versuchen, keine Probleme zu bekommen, dann sind wir gut dabei."

In Reihe zwei stehen beim Start am Samstag der zweite Toyota von Davidson, Lapierre und Buemi sowie der zweite Porsche mit Bernhard, Webber und Hartley. "Es war wichtig für uns, auf Pole zu fahren", freut sich Nicolas Lapierre stellvertretend für das gesamte Team. "Porsche hat alles daran gesetzt, aber es war uns wichtig, in der ersten Reihe zu stehen. Wir wollten am Ende noch einmal mit neuen Reifen raus, aber dann hatten wir leider diese 'Slow Zone'", deutet der Franzose an, dass man mit einem möglichen Konter gerechnet hat.

Audi zurück, aber unbesorgt

Titelverteidiger Audi geht mit seinen drei R18 von den Positionen fünf, sechs und sieben in die 24-Stunden-Hatz. Albuquerque, Bonanomi und Jarvis behielten die Oberhand gegenüber Fässler, Lotterer und Treluyer sowie Kristensen, di Grassi und Gené. Lotterer deutete mit einer späten Bestzeit in Sektor eins an, dass für die Startnummer 2 ohne die letzte Gelbphase wohl mehr als nur Startplatz sechs drin gewesen wäre.

Komplett zufrieden ist man im Audi-Lager nicht, man macht sich aber auch keine allzu großen Sorgen. "Es ist natürlich total frustrierend, dass niemand am Ende eine richtig schnelle Runde fahren konnte. Leider konnten wir so das Potenzial der neuen Autos gar nicht richtig sehen", bedauert Jarvis, fügt aber an: "Generell wären wir sowieso nicht auf das Niveau von Toyota gekommen. Für uns wäre maximal eine Rundenzeit von 3:22,5 möglich gewesen. Eventuell hätten wir auf Platz drei kommen können, mehr nicht. Das war uns ohnehin klar. Daher haben wir die ganze Zeit auf das Rennen hingearbeitet und uns nicht auf schnelle einzelne Runden konzentriert."

Die von der Pole Position startende Toyota-Besatzung hatte auch in anderer Hinsicht das Glück auf ihrer Seite. Alex Wurz war einige Minuten nach Nakajimas Bestzeit kurz durchs Kiesbett gehoppelt – allerdings nicht auf einer fliegenden Runde, sondern in der Anfahrt zur Box, nachdem er bereits in die Boxengasse abgebogen war ... ob das Auto dadurch für eine mögliche Schlussattacke gehandicapt war, blieb an diesem Abend offen.

Das schnellere der beiden Rebellion-Autos (Prost, Heidfeld und Beche) startet am Samstag von Platz acht. Am zweiten R-One des Schweizer Teams traten wieder einmal technische Probleme auf. Somit konnten Kraihamer, Belicchi und Leimer im letzten und entscheidenden Qualifying keinen Angriff auf eine Verbesserung ihrer bis dato bestehenden Rundenzeit starten: Startplatz neun und damit die rote Laterne in der LMP1-Klasse für den Boliden mit der Startnummer 13.

Ligier überraschend auf LMP2-Pole

In der LMP2-Klasse sicherten sich Thiriet, Badey und Gommenday im brandneuen Ligier-Nissan von TDS Racing die Pole. Ausschlaggebend dafür war eine im dritten Qualifying gefahrene Zeit von 3:37,609. Die Top 5 der Startaufstellung in dieser Klasse werden vom Jota-Zytek (Dolan, Tincknell und Turvey), dem Ligier von Oak (Brundle, Mardenborough und Schulzhitskiy), dem Morgan von G-Drive (Rusinow, Pla und Canal) sowie dem Alpine von Signatech (Chatin, Panciatici und Webb) komplettiert.

In der zweiten Prototypenklasse ist also für jede Menge Abwechslung gesorgt. Morand (Klien, Hirsch und Brandela) startet von Platz sechs, das Team von Sébastien Loeb (Rast, Charouz und Capillaire) von elf. Murphy (10.) trat nur einmal in Erscheinung, als Chandhok mit seinem Ausrutscher kurz vor Ablauf der Zeit die letzte Neutralisation auslöste.

Ferrari in den GTE-Klassen vorne

Die Ehre der Pole Position im GTE-Pro-Feld geht nicht ganz überraschend an Ferrari. Das AF-Corse-Trio Bruni, Vilander und Fisichella war dank einer von Bruni in 3:53,700 gefahrenen Runde nicht zu schlagen. "Eine merkwürdige Session, zu viele Unterbrechungen und Unfälle. Das ist nicht gut", bemerkt Fisichella und bezieht sich dabei auf alle drei Qualifyingsitzungen.

"Unser Schwesterauto hat es auch in den Porsche-Kurven erwischt", so Fisichella in Anspielung auf den Abflug von James Calado. "Gimmi hat einen super Job gemacht und das Auto auf Pole gestellt, aber das Rennen dauert 24 Stunden. Das ist eine lange Zeit", weiß der ehemalige Formel-1-Pilot. Erster Verfolger des 458 Italia mit der Startnummer 51 war die Corvette von Magnussen, Garcia und Taylor, gefolgt vom Aston Martin von Turner, Mücke und Senna sowie der zweiten Corvette mit Gavin, Milner und Westbrook.

Das von Olaf Manthey betreute Porsche-Team startet mit seinen beiden 911ern von den Startplätzen sechs uns sieben. Das zweite Auto (Pilet, Bergmeister und Tandy) schaffte dabei im letzten Qualifying keine fliegende Runde. Pilet war gleich zu Beginn der Session ohne Vortrieb durch die Boxengasse gerollt, wollte auf Anweisung des Teams in die Box zurücksetzen, doch diesem Plan schoben die Regelhüter des ACO zurecht einen Riegel vor.

Stattdessen musste der Franzose direkt in den Parc Fermé abbiegen. "Session gelaufen", so Pilet sichtlich enttäuscht, während die Kollegen auf Zeitenjagd gingen. Genau wie in der GTE-Pro-Klasse war AF Corse auch in der GTE-Am nicht zu schlagen. Wyatt, Rugoio und Bird haben als die Qualifyingschnellsten beim Rennstart die beste Ausgangsposition in dieser Klasse inne.

Damit ist für die 82. Auflage des Langstreckenklassikers an der Sarthe alles angerichtet. Bevor sich das Feld am Samstag Nachmittag in das Rennen zweimal rund um die Uhr stürzt, steht am Morgen zuvor noch ein 45minütiges Warm-up auf dem Programm. Bereits zu Ende sind die 24h von Le Mans hingegen für James Calado. Der Brite erhielt nach seinem Qualifyingcrash in den Porsche-Kurven keine ärztliche Freigabe. Sein Ersatzmann im GTE-Pro-Ferrari #71, den AF Corse bis zum Rennen allerdings erst neu aufbauen muss, ist der deutsche Routinier Pierre Kaffer, der aufgrund der Lotus-LMP-Premiere bereits vor Ort war.

Qualifying, Top 10:

 1. Nakajima/Sarrazin/Wurz       Toyota     3:21,789
2. Dumas/Jani/Lieb Porsche 3:22,146
3. Buemi/Davidson/Lapierre Toyota 3:22,523
4. Bernhard/Hartley/Webber Porsche 3:22,908
5. Albuquerque/Bonanomi/Jarvis Audi 3:23,271
6. Fässler/Lotterer/Tréluyer Audi 3:24,276
7. di Grassi/Gené/Kristensen Audi 3:25,814
8. Beche/Heidfeld/Prost Rebellion 3:29,763
9. Belicchi/Kraihamer/Leimer Rebellion 3:31,608
10. Thirlet/Badey/Gommendy Ligier 3:37,609

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