
Rallye-WM: Akropolis | 31.05.2008
Turbulente "Knochenbrecher-Rallye" - Aigner führt in der PWRC!
Wieder gab es zahlreiche Zwischenfälle - am Ende des 2. Tages führt Loeb vor Petter und Henning Solberg. PWRC: Andi Aigner liegt in Führung, mit 2 min-Polster!
Michael Noir Trawniczek
Sämtliche Aktive und Experten sprachen im Vorfeld der Akropolis-Rallye vom härtesten Event des WM-Kalenders, von einem "Knochenbrecher" - und bislang hat sich diese Einschätzung bewahrheitet. Auch am zweiten Tag der Hitzeschlacht ging es quasi drunter und drüber. Im Grunde geht es nur noch darum, wer die wenigsten Schäden aufweist.
Nachdem Dani Sordo seinem Citroen-Teamkollegen Sébastien Loeb am Vormittag die Führung abknöpfen konnte, weil der Weltmeister bei einem Reifenschaden und aufgrund seiner "Staubsaugertätigkeit" relativ viel Zeit verloren hatte, erwischte es am Nachmittag Sordo selbst.
Auf der zweiten Durchfahrt der über dreißig Kilometer langen SP "Aghii Theodori" konnte Sordo seinen Vorsprung noch auf 27,5 Sekunden ausbauen, doch auf der darauf folgenden SP 12 trat an Sordos Citroen C4 ein Reifenschaden auf, sodass die beiden Citroen-Piloten wieder die Plätze tauschten, Sordo nun 12,6 Sekunden hinter Loeb den zweiten Platz einnahm.
Doch auf der abschließenden SP 13 wurde die Situation für Sordo noch schlimmer - der Spanier beendete die Prüfung auf nur drei Rädern, verlor allein auf SP 13 mehr als vier Minuten. Teamkollege Loeb zeigte Mitleid: "Es tut mir leid für Dani, denn er hat keine Reifen mehr - während ich zum Service fahre, ohne jegliche Probleme zu haben." Loeb fügte hinzu: "Wir haben auf der letzten Prüfung nicht mehr gepuscht - diese Prüfung war sehr hart für die Reifen. Morgen wird es wieder ein schwieriger Tag, da ich erneut die Strecken fegen muss." Während Loeb nun die Rallye anführt, belegt Sordo mit einem Rückstand von rund fünf Minuten immerhin noch Platz sieben im Gesamtklassement.
Solberg sensationell auf Rang zwei
Nach den Problemen von Sordo rückte Petter Solberg vor auf Platz zwei - zudem konnte der Norweger den Rückstand aus eigener Kraft auf 28,7 Sekunden reduzieren. Sollte es am Sonntagvormittag ein Problem am Wagen von Loeb geben, könnte Subaru die Weltpremiere des neuen Impreza WRC2008 mit einer Sensation abschließen - doch auch Platz zwei ist mehr als ein gelungenes Debüt.
Petter Solberg war im Zielraum der letzten Prüfung so gut aufgelegt wie schon lange nicht mehr - der Weltmeister des Jahres 2003 jubelte: "Wir nehmen diese Rallye sehr vorsichtig - für Subaru ist das unglaublich, die Mechaniker haben so hart gearbeitet. Es gibt immer noch einiges zu tun, um das Potential auszuschöpfen - aber das Potential ist da, der Wagen verfügt über ein großes Potential!" Ob er am Sonntagvormittag noch Loeb abfangen könne, darüber wollte Solberg nicht öffentlich nachdenken - er möchte den guten Erfolg bei der Weltpremiere wohl eher nicht aufs Spiel setzen.
Henning auf Podestkurs
Was Solberg noch erfreut: Sein Bruder Henning liegt 36,6 Sekunden hinter ihm auf Rang drei. Die besonnene Fahrweise des Stobart Ford-Piloten scheint sich bezahlt zu machen. Henning Solberg konnte sein Glück gar nicht wirklich fassen: "Wir sind sehr langsam und vorsichtig gefahren - ich kann es nicht glauben, dass wir nun so weit vorne sind."
Von hinten droht Loeb und den beiden Solberg-Brüdern eigentlich keine Gefahr mehr - denn Mikko Hirvonen, der bereits wieder Rang vier einnehmen konnte, liegt etwas weniger als zwei Minuten hinter Henning Solberg zurück.
Hirvonen erlebte einen schwierigen Samstag - auf SP 12 begann der hintere Stoßdämpfer des Ford Focus zu brennen - doch der 27-jährige Finne war angesichts der Tatsache, dass er mit seinen drei Minuten Rückstand den vierten Rang belegen konnte nicht wirklich unglücklich. Hirvonen erklärte: "Ein wirklich harter Tag - doch nach all dem, was bislang passiert ist, bin ich froh, dass wir uns noch in den Punkterängen befinden."
Urmo Aava, der seinen fünften Platz vom Freitag bereits wieder verloren hatte, konnte sich auf eben diese Position zurückkämpfen. Auf SP 12 konnte der private Citroen C4-Pilot sogar die Bestzeit in den Schotter brennen. Aava liegt etwas mehr als eine Minute hinter Hirvonen - der Sechste, Stobart Ford-Pilot Matthew Wilson liegt jedoch nur 11,2 Sekunden hinter ihm.
Satte drei Minuten hinter dem unglücklichen Dani Sordo (Platz sieben) belegt Jari Matti Latvala den achten Platz - mit fast neun Minuten Rückstand! Latvala berichtet: "Als wir gestartet sind, habe ich ein seltsames Geräusch gehört - es war der Turbolader, der beschädigt war, so mussten wir ohne Turbolader weiterfahren."
6,7 Sekunden hinter Latvala belegt der Südafrikaner Conrad Rautenbach in einem weiteren privaten C4 den undankbaren neunten Platz. Dahinter belegen Suzuki-Werkspilot Toni Gardemeister, Khalid Al-Quassimi im dritten Werks-Ford sowie Andreas Aigner die Plätze zehn bis zwölf.
PWRC: Aigner auf Siegeskurs!
Andi Aigner, der sich am Vormittag bereits wieder auf Platz zwei der PWRC vorkämpfen konnte, hatte sozusagen das "Glück des Tüchtigen" auf seiner Seite - denn der führende Juho Hänninen fiel nach Problemen weit zurück, sodass Aigner trotz seines Unfalls am Freitag die Führung in der PWRC übernehmen konnte. Und: Mirko Baldacci, der Zweite, liegt bereits 2:10 Minuten zurück. Sollte Aigner nichts mehr zustoßen, könnte er also am Sonntag einen weiteren PWRC-Sieg feiern und damit die Führung in dieser Meisterschaft übernehmen.
Ein überglücklicher Andi Aigner erklärte: "Das war heute wirklich ein absolut perfekter Tag für uns. Klar haben wir auch von Hanninens Pech profitiert – aber Zweiter wären wir immer gewesen. Und das ist sensationell nach dem gestrigen Missgeschick. Ich habe gewusst, was heute alles passieren kann. Deshalb freut es mich wahnsinnig, dass alles so aufgegangen ist. Jetzt werden wir alles unternehmen, um das Ergebnis morgen drüber zu bringen. Das wäre für die WM-Gesamtwertung so wichtig. Aber wir werden sehr viel Glück brauchen. Danke auch an das Team – unser Auto läuft perfekt, ohne das geringste Problem!"
Das Red Bull Rallye Team hat aber noch einen weiteren Grund zur Freude: Bernardo Sousa, der junge Portugiese im zweiten Red Bull-Mitsubishi belegt 22,7 Sekunden hinter Baldacci den dritten Rang. Allerdings muss Sousa noch um seinen Podestplatz kämpfen - denn nur 6,5 Sekunden hinter ihm liegt Martin Rauam, weitere 8,4 Sekunden dahinter belegt Fumio Nutahara Platz fünf.
Andreas Wimmer, der Schützling von Stohl Racing, lag nach SP 12 auf dem 37. Gesamtrang.
Zeitig am Sonntagmorgen, um 6.48 Uhr Ortszeit (5.48 Uhr MESZ) wird der letzte Tag der Akropolis-Rallye mit der zwanzig Kilometer langen SP 14 "Avionas" in Angriff genommen.
Stand nach Tag 2
1. Loeb Citroen 2:48:11.1 2. Solberg P. Subaru + 28.7 3. Solberg H. Ford + 1:05.3 4. Hirvonen Ford + 3:01.2 5. Aava Citroen + 4:11.6 6. Wilson Ford + 4:22.8 7. Sordo Citroen + 5:33.6 8. Latvala Ford + 8:51.3 9. Rautenbach Citroen + 8:58.0 10. Gardemeister Suzuki + 9:13.0 11. Al-Quassimi Ford + 11:19.6 12.(1)Aigner Mitsubishi + 12:55.3 13. Andersson Suzuki + 13:21.0 14.(2)Baldacci Mitsubishi + 15:05.6 15.(3)Sousa Mitsubishi + 15:28.3 16.(4)Rauam Mitsubishi + 15:34.8 17.(5)Nutahara Mitsubishi + 15:43.2 18.(6)Araujo Mitsubishi + 16:09.5 ... 37. Wimmer Subaru + 57:11.1 (X) = Platzierung PWRC