RALLYE

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Besser rollen als einschlagen – und: Grönholm will kein Bezahlfahrer sein…

Manfred Stohl über den Unfall von Latvala und dessen Zukunft im Ford-Team. Und: Warum ein Ford-Comeback von Grönholm unmöglich ist…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: GEPA, Daniel Fessl, Photo4

„Kriegen die jetzt einen Vierzylinder oder kriegen wir einen Achtzylinder? Oder wird’s doch ein Sechszylinder?“ – ein amüsierter Manfred Stohl kann der jüngsten Idee von FIA-Präsident Max Mosley, einen einheitlichen Motor für Formel- und Rallyesport, nur wenig, oder vielmehr gar nichts abgewinnen. Die Anforderungen seien im Formel- und im Rallyesport einfach auch zu unterschiedlich. „Doch das wäre noch das geringste Problem, darauf kannst du dich einstellen“, sagt Stohl.

Vielmehr sei in punkto Rallye-WM jetzt rasches Handeln, seien baldige Entscheidungen angesagt, findet Stohl: „Wenn sie nicht bald etwas tun, dann schaut es sehr, sehr schlecht aus.“

Ähnlich sei die Lage in seiner eigenen Fahrerkarriere – die Ungewissheit in der WM würde die Situation jedenfalls nur verschlimmern.

Gern fährt er zurzeit mit dem Erdgas-Subaru in der ÖM – dort tritt der CNG-Bolide erstmals in der Division I an, vom Reglement her wurde der Wagen gebremst. „Wir liegen noch zurück – und die Verbesserungs-Schritte werden immer geringer“, sagt Stohl. Die Sensation eines Erdgas-Sieges in der Div. I sei derzeit noch nicht realisierbar. Und bei schwierigen Bedingungen, wie Regen und Schlamm? „Dann noch am ehesten“, sagt Stohl.

Was Manfred Stohl zum schweren Unfall von Jari Matti Latvala sagt, lesen Sie im folgenden motorline.cc-Interview:

Zu dem Unfall von Jari Matti Latvala – da hat man ja im Vorfeld gehört, dass er die ‚Achtungs!’ im Schrieb nicht mitbekommt, die ihm sein Co-Pilot ansagt. Hast du schon einmal so eine Phase erlebt, dass du die Ansage des Co-Piloten nicht wahrgenommen hast?

Das Problem hatte ich noch nie. Ich weiß nicht, was man davon halten soll, dass er das nicht hört oder wahrnimmt – Fehler passieren immer. Die sind mir in meinen schlechteren und auch in meinen besseren Jahren passiert.

Bei Latvala bin ich mir noch nicht sicher – ob nicht Ford zu ihm sagt: ‚Gewinn – oder schmeiß das Ding in den Wald!’ – nach dem Motto: ‚Alles oder nichts!’ Er war ja zwei Prüfungen vorher, auf SP 2 auch schon neben der Straße und in der Regel hätte es dort schon vorbei sein können.

Das können wir von außen nicht beurteilen. Entweder hat er den Auftrag ‚Alles oder nichts!’ oder er hat das Problem, das ich 2007 hatte: Dass du dich selbst immer mehr unter Druck setzt und dadurch immer mehr Fehler machst.

Also ich tippe eher auf zweiteres – denn Ford braucht die Punkte in der Hersteller-WM. Und Ford-Teamchef Malcolm Wilson hat ja auch zunächst damit gedroht, dass er über das Fahrer-Lineup nachdenken wird - erst am Abend ruderte er zurück und bestätigte Latvala für Argentinien.

Das würde ich mit Vorsicht genießen – wenn der Wilson sagt, er denkt über das Fahrer-Lineup nach, dann ist das eine sehr, sehr politische Aussage. Das würde ich als null und nichtig bewerten. Denn letztlich zahlt der Latvala ein – ich kann bei Stohl Racing auch keinen Fahrer rauswerfen, der einzahlt. Man kann versuchen, eine bessere Lösung zu finden – aber wenn er einzahlt, dann zahlt er ein. Da muss man also schon die Kirche im Dorf lassen.

Der Unfall sah besorgniserregend aus – zugleich ist es ein Wunder, dass die beiden unverletzt ausgestiegen sind…

Gut, aber das ist auch nichts Unbekanntes im Rallyesport: Unfälle, bei welchen sich dein Auto bewegt, wenn es also rollt, sind immer viel harmloser als wenn du frontal in einen Baum fährst. Das Runterrollen über die Böschung war sicher unangenehm im Auto – und es dauerte auch sehr lange – aber in der Regel sind das die verhältnismäßig ungefährlicheren Unfälle.

Weil die Energie Stück für Stück absorbiert wird?

Genau, richtig. Schlimmer sind solche Unfälle wie seinerzeit jener von Colin McRae, der mit 160 km/h seitlich in einen Baum gekracht ist.

Oder der Unfall von Francois Duval im Vorjahr, der recht unspektakulär aussah und für den Beifahrer sehr schmerzhaft ausging…

Ja, das Ding ist binnen weniger als einer Sekunde gestanden. Das sind deutlich gefährlichere Unfälle als jener, den Latvala in Portugal hatte. Ein Kunde von uns ist in Monte Carlo deutlich weiter runter geflogen als Latvala, da ging es viel steiler runter, der flog über Klippen – und bei Latvala war es eher erd- und wiesenmäßig. So lang sich ein Auto rollt, ist es weniger gefährlich, als wenn du innerhalb einer Sekunde auf Null verzögerst.

Die Chance, dass Ford nun Marcus Grönholm zurückholen könnte – wie schätzt du die ein?

Da sehe ich keine Chance. Warum glaubst du, fährt der Grönholm nicht mehr?

Er sagt, dass er nicht mehr das ganze Jahr reisen möchte.

Das glaube ich nicht. Sicher hat er keinen Bock mehr, Tag und Nacht herumzureisen – aber zwölf WM-Läufe wären selbst für einen Grönholm eine Leichtigkeit. Der Grönholm sitzt deshalb in keinem Werksauto, weil kein Team ihn genommen hat, ohne dass er nicht eine Mitgift mitbringen hätte müssen. Und der Grönholm sagt ganz klar- das kann ich auch verstehen: ‚Ich bringe ganz sicher kein Geld mit, damit ich fahren darf!’

Das ist der einzige Grund, warum er in keinem Auto sitzt. Bei Citroen haben sie ihren Fahrer und bei Ford gibt es nur mehr Bezahlfahrer. Wenn man dem Grönholm ein gutes Angebot machen würde, dann würde er sofort wieder fahren. Und da gibt es genügend andere Fahrer, bei denen es ähnlich ist.

Wie Manfred Stohl das Comeback von Marcus Grönholm bei der Portugal-Rallye analysiert, können Sie in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift Rally & more (nr. 4, erscheint am 24. April) nachlesen..

News aus anderen Motorline-Channels:

Rallye-WM: Portugal

- special features -

Weitere Artikel:

In seinem erst zweiten Rallyejahr gelang Max Maier bei der slowenischen Rally Vipavska Dolina der ARC-Sieg. Daniel Mayer siegte als Gesamtzweiter in der Austrian Rallye Trophy. Plus: Bericht vom zweiten Lauf des Alpe Adria Rally Cups.

50 Jahre Fuglau

Feier zum 50. Geburtstag

Am 1. und 2. Juni feiert die MJP-Arena Fuglau (vormals Nordring) ihr 50-jähriges Bestehen. Grund genug, um die Rennstrecke mit einem Lauf zur Rallycross-Staatsmeisterschaft und zur Zentraleuropa-Meisterschaft hochleben zu lassen.

Murtal Rallye: Änderungen

Hohe Attraktivität trotz hoher Hürden

Auch behördliche Eigenwilligkeiten hindern Veranstalter Willi Stengg und Peter Hopf nicht an einer superspannenden ET König Murtal Rallye am 14./15. Juni

Auf WMSC-Sitzung in Usbekistan hat man Abkehr vom Hybridantrieb in der Rallye-WM zwei Jahre nach hinten verschoben - Beschluss im Detail und Reaktionen darauf

Murtal-Rallye: Wetter & Rallye Radio

Bestes Wetter & LIVE Stimmen aus Fohnsdorf

Rechtzeitig vor der am Freitag beginnenden ET KÖNIG Murtal Rallye besinnt sich der Juni, dass er eigentlich ein Sommermonat ist / Wärme und Trockenheit sollen die Renntage Freitag und Samstag begleiten / Plus: Die Einstiegszeiten der LIVE Stimmen aus Fohnsdorf