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Rallye-WM: Deutschland

Der härteste Tag brachte weitere Ausfälle

Loeb auf dem Weg zum achten Sieg. Ogier auf Podestkurs. Hirvonen, Duval und auch Solberg/Minor out. Dreikampf um SWRC-Sieg. Wittmann zufrieden.

Michael Noir Trawniczek

Sébastien Loeb musste an diesem Samstagnachmittag nichts mehr riskieren. Der Serienweltmeister ist auf dem Weg zu einem weiteren Sieg in Deutschland - seinem achten Sieg in der achten deutschen WM-Rallye. Er verbessert damit seinen ohnehin schon einzigartigen Rekord von sieben Event-Siegen in Folge. Wenn Loeb nichts riskieren muss, unterlaufen ihm auch keine Fehler – die Bestzeiten überließ der Franzose am Samstagnachmittag daher auch anderen, dennoch konnte er seinen Vorsprung sogar leicht vergrößern.

Loeb zog eine wenig aufregend klingende, aber durch die Bank zufriedene Tagesbilanz: „Ich habe den Reifen geschont, daher konnte ich auf der abschließenden Panzerplatte sogar schneller fahren als am Vormittag. Es ist heute wirklich gut gelaufen.“

Zwei Bestzeiten eroberte Loeb’s Teamkollege Dani Sordo – der Spanier liegt am Ende des zweiten Tages 35,7 Sekunden hinter Loeb auf einem sicheren zweiten Platz. Aufholen könnte er diesen Rückstand aus eigener Kraft heraus ohnehin nicht, denn am Sonntag sind nur noch 44 Wertungskilometer zu absolvieren. Sordo erklärte schon am Nachmittag: „Ich fahre auf Platz zwei – aber weiter diesen Speed zu fahren hilft mir dabei, konzentriert zu bleiben.“ Dass dies auf den schwierigen Baumholder-Prüfungen wesentlich ist, zeigte sich auch wieder an diesem Samstagnachmittag.

Ogier auf Platz drei

Sébastien Ogier liegt als Dritter bereits mehr zwei Minuten zurück, der Citroen Junior konnte sich am Nachmittag im Kampf um den dritten Platz gegenüber den Ford-Piloten klar durchsetzen. Ogier kommentierte im Zielraum der SP 14 „Panzerplatte“ einen leicht ramponierten C4 mit einem spitzbübischen Grinsen: „Ich bin in einer Kurve ein bisschen von der Straße abgekommen – aber es ist zum Glück nichts Schlimmes passiert.“

„Ich habe versucht, so sauber wie möglich zu fahren“, zuckte Jari Matti Latvala mit den Achseln. Der Finne erklärte bereits am Vormittag, dass seiner Meinung nach der C4 vor allem in jenen Kurven schneller sei, in welchen besonders viel beim „Cutten“ heraus geschaufelter Schotter liegt. Latvala fehlen 16,6 Sekunden auf Ogier – womit Citroen aller Wahrscheinlichkeit nach das komplette Siegerpodest okkupieren wird.

Ausfälle von Hirvonen & Duval

Für Ford besonders schlimm: Auf der 13. Prüfung musste Mikko Hirvonen zur Seite rollen: Plötzlich gab es keinen Antrieb mehr im Ford Focus World Rally Car. Der Finne musste daher aufgeben – da er noch als Achter gewertet wird, wird er die Fahrt am Sonntag wohl unter „Superally“ fortsetzen.

Am Ende dieses langen zweiten Tages gab es noch weitere Ausfälle zu beklagen. Matthew Wilson berichtete im Zielraum von einem auf dem Dach liegenden Ford Focus – es war jener von Francois Duval, der in einer Rechtskurve von der Strecke abkam. Fahrer und Beifahrer konnten laut Wilson bereits aus dem Wagen steigen - doch Co-Pilot Denis Giraudet erleidet bei dem Crash Rippenbrüche. Francois Duval beendet damit einen von Beginn an wenig erbaulichen Gastauftritt als Asphaltspezialist – von seinem Ziel, dem Podium, war Duval als Sechster auch vor seinem Ausfall meilenweit entfernt.

Schon bei der ersten Durchfahrt der SP "Panzerplatte" kam es zu dramatischen Szenen, als der Mitsubishi von Jasper van der Heuvel nach der Zieldurchfahrt gegen eine Wand schleudert eund Feuer fing. Pilot und Co-Pilotin Martine Koplman mussten mit dem Hubschrauber in eine Brandklinik transportiert werden, die Co-Pilotin soll schwere Verbrennungen an Gesicht und Händen erlitten haben.

Petter Solberg entfesselt

Die Ausfälle von Hirvonen und Duval spülten Petter Solberg auf Rang fünf vor. Der norwegische Citroen-Privatier gab zudem wie schon am Vormittag wieder kräftig Gas: Zunächst Bestzeit auf SP 11, zum Schluss konnte er auf der „Königsprüfung“, der 58 Kilometer langen SP „Panzerplatte“ dem Rest des Feldes satte acht Sekunden abknöpfen.

Ein überglücklicher Petter Solberg gab zu Protokoll: „Ja, ich hatte einen guten Lauf – nein, ich habe keine Abkürzung genommen, aber ich bin Vollgas gefahren!“ Mehr als Platz fünf ist für den Weltmeister des Jahres 2003 jedoch nicht aus eigener Kraft heraus möglich, denn auf Latvala fehlen ihm beinahe drei Minuten. Doch wer hätte gedacht, dass Solberg nach seinen beiden Reifenschäden am ersten Tag noch Platz fünf belegen könnte?

Mehr als zwei Minuten hinter dem Norweger belegt Kimi Räikkönen den sechsten Platz. Der Formel 1-Weltmeister der Saison 2007 konnte sich somit gegenüber Matthew Wilson durchsetzen, der britische Teamchefsohn belegt 19,5 Sekunden hinter Räikkönen Platz sieben. Mit seinen zwölf Minuten Rückstand belegt Mikko Hirvonen den achten Platz. 11,5 Sekunden dahinter liegt der amerikanische Rallye- und Video-Star Ken Block auf Rang neun. Der Holländer Mark van Eldik belegt im Subaru Impreza WRC den letzten zu vergebenden Punkterang in der großen Spielklasse.

Die Österreicher in Trier

Unter keinem guten Stern stand die Deutschland-Rallye für Henning Solberg und Ilka Minor. Nach dem Ausfall am Freitag konnten die beiden heute die Fahrt fortsetzen und dabei auch mit guten Zeiten glänzen – doch auch am zweiten Tag sahen die beiden keine Zielflagge. Solberg musste auf der „Panzerplatte“ den Ford Fiesta S2000 abstellen. Ob man am Sonntag noch einmal in den Wagen steigen wird, ist bislang unklar.

Erfreute Gesichter dafür im Team von Raimund Baumschlager. Im Sekundenkampf der SWRC liegt Patrik Sandell auf dem zweiten Platz hinter Per Gunnar Andersson. Sandell fehlen jedoch nur 4,6 Sekunden auf seinen Skoda-Markenkollegen. Zugleich liegt Martin Prokop im Ford Fiesta S2000 nur 5,8 Sekunden zurück. Der Kampf um den SWRC-Sieg bleibt also spannend – jedes der drei Teams kann die Rallye noch für sich entscheiden.

Hermann Gaßner junior, der mit BRR in der PWRC antritt, belegt dort hinter Armindo Araujo, Hayden Paddon und Patrick Flodin den vierten Platz. In der Junioren-Weltmeisterschaft JWRC führt Hans Weijs junior überlegen vor dem deutschen Lokalmatador Aaron Burkart.

Wittmann erschöpft & zufrieden

Franz Wittmann und Klaus Wicha kamen an diesem Samstag ihrem Ziel, einer Zielankunft um einen bedeutenden Schritt näher – das Interwetten-Duo meisterte den langen Tag ohne Probleme, Wittmann konnte wertvolle Erfahrungen sammeln und dabei sein Selbstvertrauen gehörig aufpolieren. Gegenüber dem WRC-Radio erklärte der Niederösterreicher: „Ich bin sehr froh, dass ich hier im Ziel der zweiten Etappe bin – das waren die härtesten Prüfungen meiner Karriere.“

Auch mit seinen Zeiten kann Wittmann zufrieden sein. Auf SP 11 fehlten ihm auf den schnellsten S2000-Piloten Patrik Sandell nur zwölf Sekunden, auf SP 12 war er nur um zwei Sekunden langsamer als Routinier Henning Solberg im Fiesta S2000 des Stobart Teams. Wittmann erklärte dazu: „Wir wissen, wo wir stehen. Wir wissen auch, wo wir Zeit verlieren – ich denke, es ist okay.“

Rückblickend zieht Wittmann eine positive Tagesbilanz: "Wir sind die ersten vier Prüfungen des heutigen Tages etwas vorsichtiger angegangen, um vor allem mögliche Reifenschäden auf der langen Prüfung zu verhindern. Am Nachmittag habe ich dann das Tempo erhöht und konnte bei allen vier Prüfungen um insgesamt mehr als 60 Sekunden schneller als am Vormittag sein. Wir fühlen uns im Auto sehr wohl und absolvieren unser Testprogramm für die nächste Woche stattfindende IRC-Barum Rallye recht erfolgreich. Jetzt heißt es morgen noch ins Ziel zu kommen.“ In der Gesamtwertung belegt Wittmann den 19. Platz - in der SWRC-Wertung würde Wittmann immer noch auf Platz sechs rangieren, wenn er für die S2000-WM punkteberechtigt wäre.

Wie erwähnt haben die noch im Bewerb verbliebenen 65 Teams den Großteil der Strapazen hinter sich gebracht – am Sonntagvormittag sind nur noch vier „echte“ Wertungsprüfungen zu 40 Kilometern sowie die abschließende rund vier Kilometer kurze Zuschauerprüfung in Trier zu absolvieren.



Nach Tag 2 (SP 14)

 1.  Sébastien Loeb      Citroen  3:05:21.6
 2.  Dani Sordo          Citroen     + 35.7
 3.  Sébastien Ogier     Citroen   + 2:07.1
 4.  Jari Matti Latvala  Ford      + 2:23.7
 5.  Petter Solberg      Citroen   + 5:16.0
 6.  Kimi Räikkönen      Citroen   + 7:24.4
 7.  Matthew Wilson      Ford      + 7:43.9
 8.  Mikko Hirvonen      Ford     + 12:27.4
 9.  Ken Block           Ford     + 12:38.9
10.  Mark van Eldik      Subaru   + 14:10.9
19.  Franz Wittmann      Peugeot  + 20:38.3

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